Abiquiu - Cuba - Grants
September 14, 2024 in the United States ⋅ ⛅ 27 °C
Der Abiquiu Bike Retreat liegt idyllisch am braunen Chaco River und wird grundsätzlich von den Gästen 'verwaltet'. Alles sehr einfach und ökologisch! Die 3 Cabins sind besetzt und so campe ich auf dem Rasen. Wir sind vier GD'ler und tauschen uns beim Essen am Fluss über den Wahlkampf und die Route der nächsten Tage (viel Hm, keine Wasserquellen!) aus. Matt, der Motivator vom Stunner Pass, will die 120 Meilen und 2000 Hm in einem Tag machen. Mel und Brad, beide über 70!, sorgen sich, obwohl sie's problemlos bis hierher geschafft haben. Sie entscheiden sich vorerst für einen Ruhetag und das O'Keefe Museum.
Ich entscheide mich für eine alternative Strecke westlich der Route: Asphalt und weniger Höhenmetern, in der Hoffnung, trotz mehr Strecke schneller nach Süden zu kommen.
Bevor ich ins Zelt schlüpfe, zeigt ein Bike-Check: vorne verliere ich Luft und hinten platt! Da kümmere ich mich morgen drum.
Ich finde 4 Dornen und 2 Kaktus-Nadeln: mein Flick-Vorrat schwindet langsam!
Endlich kann's losgehen, aber der steife, heisse Gegenwind und eine fiese, kaum erkennbare Steigung drücken aufs Tempo und die Motivation.
Die Sonne brennt und kein Schatten weit und breit.
Ich brauche ungewöhnlich viel Wasser und bereue meine Routenwahl schon... Endlich eine Siedlung, Youngsville, natürlich ohne Services und wie ausgestorben. Da, ein Bewohner! Er füllt mir sogar meine Wasserflaschen , und ich kriege ein Fahrrad-Flickset angeboten!
Ich finde das Post office, zwar unbedient, aber mit gekühltem Kundenbereich. Ich werfe meine Postkarten ein und esse etwas. Da bemerke ich, dass ich meine Papierkarte weg ist! Dann halt Navigation allein per App.
Als ich wieder aufs Velo steige, fühlt es sich komisch an: beide Pneus fast platt. Die Inspektion ergibt 3 Dornen. Wo hab ich die aufgelesen? Oder hatte ich die am morgen übersehen? Ich flicke und bin heilfroh über das zusätzliche Flickset!
Ich 'verliere' über 2h und ich bin noch nirgends. Schöne Abkürzung!
Gegen Abend wird der Gegenwind zum Glück schwächer, aber es geht immer noch mehrheitlich hoch. Die Reifensituation ist weiter labil: ich muss das Hinterrad mehrmals nachpumpen und trau den geflickten Ersatzschläuche noch weniger, obwohl sie im Wasser keine Blasen zeigen. Ich schaffe es in der Dämmerung bis Gallina, wo ich mir mir ein Restaurant-Essen gönnen möchte, aber alles ist zu. Ich such einen Platz für mein Zelt und wähle den Spielplatz im Innenhof des Kirchgemeindehauses. Ich koche mein Nachtessen, schlüpf dann in Zelt und Schlafsack und - zwischen Plastikburg und Rutsche - bis auf das gelegentliche Bellen der Dorfhunde ungestört. Gleichwohl bemühe ich mich dann früh loszufahren. Die Landschaft bietet einige schöne Felsformationen und ist von lockeren Wäldern und Farmland geprägt. Die Siedlungen sind eher trist und es gibt viele aufgegebene Geschäfte (Tankstellen, Restaurants, etc.). Nun geht's weiterhin coupiert, aber mehrheitlich bergab Richtung Cuba.
Dort stärke ich ich erstmal im Diner und bemühe mich dann um reifentechnische Aufrüstung. Velogeschäfte gibt es nicht, aber zwei Metallwarenhändler. Einer hat tatsächlich 26"-Schläuche (mit Dichtmilch) und Flicke. Müde von den vielen Pumpstössen der letzten Tage investiere ich sogar in eine Standpumpe. Die am schlimmsten gelöcherten Schläuche schmeisse ich und ziehe guter Dinge die neuen, schweren Schläuche ein, nachdem ich das Ventilloch aufgefeilt habe.
Nur - nach dem Supermarkteinkauf ist das Hinterrad schon wieder platt! F*&#! Wieder Dornen, auch im Vorderrad! Wo kommen die her? Ich kauf gleich noch einen Satz Schläuche und würde gerne auch zuverlässigere Reifen kaufen, aber die gibt's hier nicht.
Der Nachmittag ist schon deutlich fortgeschrittenen als ich wieder losfahre. Ich versuche nochmals eine ‘Abkürzung’ westlich des GD, die Chaco-Alternative durch Indianer-Gebiet, asphaltiert und mit etwas weniger Höhenmetern. Es rollt gut, trotz Hitze - und nur ein weiterer Platten in den nächsten 4h. Das Gebiet ist sehr dünn besiedelt. In Torreon hat’s einen grosszügigen Tankstellenladen. Als Abendessen gönne ich mir dort zwei Tacos und zwei Energy-Drings, da ich plane, für einmal in die Nacht hineinzufahren. Die kontinuierliche Steigung knabbert dann an meiner Motivation und trotz wenig Verkehr fühle ich in der Dunkelheit exponiert und unsicher. Als ich mich Tinian Mission nähere, sehe ich, wie eine Frau gerade das dortige Kirchgemeindeareal verlässt. Ich frage sie, ob ich wohl auf dem Areal campieren kann. Sie ist freundlich und verweist mich auf den Spielplatz. Ein Rudel Hunde streicht um die Gebäude, aber die seien friedlich. Ich verzichte auf das Zelt und richte mich unter einem Vordach ein. Da die Hunde ziemlich an meinen Essensvorräten interessiert scheinen, verbarrikadiere ich mich so gut es geht. Die Energy-Drinks hindern mich dann vorerst am Schlaf. In der Nacht raschelts dann überall (vermutlich Mäuse oder Ratten) aber ich und meine Taschen und Vorräte bleiben intakt.
Am Morgen radle ich weiter nach Westen und durchquere indianisches Gebiet. Die Siedlungen sehen alle verlassen aus, von den erhofften Läden für indianisches Handwerk keine Spur. Es ist heiss und die Landschaft bietet über Dutzende von Meilen keinen Schatten. Der Schweiss verschärft meine ‘saddle sores’ umgehend und ich muss oft aus dem Sattel gehen. Wie passend, dass immer wieder Steigungen anstehen ...
Richtung Grants quere ich auch ein riesiges Minengebiet. Leider ist Wochenende und es fahren keine Monstertrucks. Dafür treffe ich dann auf Andreas, einen pensionierten Bank-Anwalt aus Deutschland. Endlich mal ein Baum zum pausieren und austauschen. Er ist etwas gemütlicher unterwegs und wir verabreden uns für das Bike Hostel in Grants, noch rund 20 Meilen entfernt. Grants ist ein bedeutender Verkehrsknoten (Eisenbahn und Interstate) und hat grundsätzlich alle Services, aber fast die Hälfte der Geschäfte ist geschlossen oder gar aufgegeben.
Das Hostel liegt in einem Wohnquartier und wirkt ebenfalls ziemlich verlassen. Via online-check-in erhalte ich die Codes für die Räume. Das Beziehen und Waschen der Bettwäsche ist Sache der Gäste und da die meisten wohl nur eine Nacht hier sind, stapelt sich die schmutzige wie auch gewaschene Wäsche. Nach einiger Zeit trifft auch Andreas ein. Ich hätte Lust auf ein Restaurant-Essen, aber die wenigen verfügbaren Optionen sind schlecht, so das wir schliesslich bei Pizza-Lieferdienst landen.Read more














