• Del Norte - Tres Piedras - Abiquiu

    September 11, 2024 in the United States ⋅ ☀️ 17 °C

    In Del Norte frühstücke ich ausgiebig im coolen Up Top Cafe, connecte mit Home und decke ich mich im angrenzenden Öko-Supermarkt noch mit Essen ein, bevor es weiter nach Süden zum höchsten Punkt der GD-Route, dem Indiana Pass (11'910 ft / >3500m) geht. Der Aufstieg geht vorerst flüssig, aber wird dann immer steiler und strenger und die Luft dünner. Als dann noch eines der berüchtigten Colorado-Nachmittags-Gewitter dazukommt, verliere ich den Schwung, einerseits wegen dem Unterstehen und weil die Reifen einsinken (Peanut-Butter!). Den Pass schaffe ich noch einigermassen, aber die anschliessenden Kuppen und die aufgeweichten Wege rund um die Summitville-Kupfer-Mine machen mich kaputt.
    Ich überlege hier zu campen, obwohl wegen der Mine vor den Schadstoffen in den umliegenden Gewässern gewarnt wird. Immerhin regnets nicht mehr, und zusätzlich zur Sonne taucht auch ein GD'ler auf und motiviert mich zum Weiterfahren. Wir fahren gemeinsam zum Stunner Campground, wo ich campe, während er noch die 10 Meilen und 300 hm bis Platoro machen will. Im Camping selber treffe ich auf Marc, einen pensionierten Italiener, der dieses Jahr die zweite Hälfte des GD absolviert.
    Am Morgen weidet vor meinem Zelt ein Tier mit komisch langem Kopf, mit seinem Jungen. Es dauert etwas, bis ich merke, dass das ein Elch - einfach ohne Hörner - ist. Da sie mich dann bemerken, bleibe ich den Moose-Foto-Beweis schuldig.
    Marc und ich haben einen unterschiedlichen Rhythmus, aber gleichwohl erreichen wir gemeinsam zuerst den Stunner Pass und dann bei leichtem Regen Horca, wo wir es uns im Red Bear House gutgehen lassen und andere GD'ler treffen. Marc und die anderen bleiben in Horca, ich will heute noch ein paar Höhenmeter machen und fahre am späten Nachmittag auf Asphalt den LaManga-Pass (10'000 ft) hoch und campe in einem Wäldchen hinter der Passhöhe.
    Am nächsten Tag überquere ich zusammen mit drei Amerikanern die Grenze nach New Mexico. Die Strecke ist vom gestrigen und nächtlichen Regen teilweise noch stark aufgeweicht, und es geht nur langsam voran, vor allem wenn der Weg dann auch noch steil ansteigt (oder zu einem Bachbett wird). Die Amis sind leichter unterwegs und ich muss sie ziehen lassen und hoffe, dass der Weg in der Mittagspause zusätzlich abtrocknet.
    Ich kämpfe mich durch bis die Wege wieder werden fester, aber auch steiniger/gröber, was in New Mexico scheinbar üblich ist. Langsam geht mir das Trinkwasser aus. Bäche gibt es keine oder sind trocken, von den früheren Quellen sind hier nur noch die Namen übrig. Wie die Kühe hier auf den Weiden wohl überleben?
    Der nächste Camping mit sicherer Wasserquelle ist noch 20 Meilen entfernt und liegt in der Höhe, drum entscheide ich spontan, einen Abstecher zum nächsten Ort im Tiefland zu machen, obwohl dieser ausserhalb meines heruntergeladenen Karten liegt. Ich hoffe auf eine warme Dusche und Essen ohne kochen. Tres Piedras liegt dann noch hinter einem kleinen Pass und ist ziemlich armselig. Immerhin finde ich ein Restaurant, dessen Küche zwar geschlossen ist, aber ein günstiges Zimmer mit Frühstück anbietet.
    Es hat sogar Wlan und einen TV. Diesen schalte ich entgegen meinen Gewohnheiten sogar ein und was läuft da?: das TV-Duell von Kamala Harris und old Trump! Ohne wirklichen Mehrwert verfolge ich die traurige Show. Ob das gut kommt?
    Am nächsten Morgen geht's mit frisch heruntergeladenen Karten (und abgespritztem Bike) über ein paar Hügelkuppen durch den Carson National Forest zurück zur GD-Route. Dabei passiere ich diverse fast ausgestorbene Dörfer, die von den Spaniern gegründet worden sind und häufig noch mehrere (aktive? katholische) Kirchen haben, mit farbenfrohen Friedhöfen.
    In einem Dörfchen finde ich dann gar ein kleines Cafe und kann mich stärken. Dabei spricht mich ein vermeintlicher Einheimischer wegen meiner Ausrüstung an. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass er Inder ist, lange in der IT-Branche in Europa unterwegs war und jetzt hier in New Mexico töpfert... Spannender Mann und gutes Gespräch über Arbeit, Reisen, Kulturen, Religion, Meditation, etc. mitten im Nirgendwo.
    In El Rito - zurück auf der GD-Route - schaffe ich es knapp vor dem grossen Gewitter in die El llano Bar&Mercantile. Der Laden leiht auch Handwerkersachen aus. Als der Ladeninhaber mit einem blockierten Stichsägenblatt kämpft, biete ich meine Hilfe an und kann das Blatt tatsächlich lösen ;-).
    Nach dem Regen geht's mit leichtem Gefälle locker zum Tagesziel Abiquiu. Dort besuche ich kurz das O'Keefe-Museum, decke mich mit Essen ein und suche dann den Bike Retreat. Leider verfahre ich mich und auf den Abwegen finden ich mich plötzlich umgeben von Kaktussen. Mir schwant schlimmes, aber vorerst bleiben die Reifen hart...
    und die Unterkunft finde ich auch noch.
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