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  • Day 84

    Ubud

    November 29, 2019 in Indonesia ⋅ ⛅ 32 °C

    Mit dem Bild einer frischen Julia Roberts aus "Eat, Pray, Love" vor Augen, die unbeschwert durch saftig grüne Reisfelder radelt, machen meine Bali-Begleiting Katrin und ich uns auf den Weg in das mitten im Dschungel gelegene Städtchen Ubud. Dabei läuft es allerdings deutlich weniger filmreif an: Keine Spur von Leichtigkeit und Unbeschwertheit oder gar einem anhaltenden Frischegefühl. Wir schwitzen. Bei unserer Ankunft, tagsüber, abends, nachts, immer. Unsere Kleidung klebt an uns und nach einem zweiminütigen Fußmarsch von der Unterkunft in die Stadt lächzen wir nicht nur nach Wasser wie ein Marathonläufer im Zieleinlauf, sondern können auch bei dessen Erschöpfungsgrad mithalten. Eine tolle Fahrt zur prächtig grünen Inselmitte bringt leider auch den Nachteil der fehlenden Meeresbrise mit sich. Am Pool unserer Unterkunft können wir uns immer nur kurz erfrischen, die drückend schwüle Hitze holt uns bereits auf dem Weg zurück zur Sonnenliege wieder ein. Schlimmer aber ist unser Zimmer unter dem Dach mit einem Ventilator, der allenfalls dekorative Zwecke erfüllt. Nach zwei schlaflosen Nächten geben wir uns geschlagen und investieren in ein teureres Zimmer mit Klimaanlage.
    Die Zeit dazwischen verbringen wir sehr kurzweilig mit einem Besuch in den unglaublich grünen Reisterrassen, auf einer Kaffeeplantage, auf welcher der teuerste Kaffee der Welt angeboten wird (in freier Übersetzung bezeichne ich ihn als "Katzenschisskaffee", offiziell ist er unter Luwak erhältlich), an einem Wasserfall mit toller Poolbar mitten im Dschungel und diversen hinduistischen Tempeln. Diese sind im ansonsten muslimischen Indonesien eine Ausnahme, dafür in ganz Bali an jeder Ecke allgegenwärtig. Dazu gehören auch kleine Opferschälchen mit Räucherstäbchen und anderen Opfergaben, neben frischen Blüten und kleinen Essensbeigaben sind dabei auch Zigaretten oder Cookies keine Seltenheit. An jeder Haus- und Straßenecke, am Eingang zu sämtlichen Cafés oder einheimischen Warungs sind die Stolperfallen, die mitten auf dem Fußweg liegen, zu finden.
    Ein absolutes Highlight ist der nächtliche Aufstieg mit Taschenlampen zum Vulkan Batur, um von dort den Sonnenaufgang über Bali zu bewundern. Nachts um zwei werden wir an unserer Unterkunft mit einem klapprigen Minivan abgeholt, in dem bereits ein paar andere Reisende sitzen. Mitten in der Dunkelheit halten wir plötzlich an einem, naja, Restaurant kann man es nicht wirklich nennen, an und sitzen im Halbdunkeln zwischen Fremden im Halbfreien und bekommen vor Fett triefende Banana Pancakes und eher ungenießbar Kaffee serviert. Danach geht die Fahrt unbeirrt weiter und bald darauf starten wir in einer Kleingruppe unser Abenteuer. Der zweistündige Aufstieg ist anstrengend, aber gut machbar und am Krater angekommen werden wir mit einem Himmel belohnt, der sich über verschiedene Lilanuancen hin zu hellen Rottönen nach und nach in morgendliches Tageslicht verwandelt und spektakuläre Aussichten bietet. Wir verspeisen gegen sechs Uhr bereits unser 2. Frühstück dieses Tages (ein hart gekochtes Ei und weißenToast), wundern uns über die Affen, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen und halten unser Gesicht in den warmen Vulkandampf, der aus den Felsspalten austritt, bevor es wieder ins Tal geht.
    Die restliche Zeit verplempern wir wie so oft in süßen Cafés und Bars, bei kleinen und größeren Spaziergängen durch die Straßen oder Felder Ubuds oder dem nahegelegenen Affenwald und versuchen eigentlich nur, uns möglichst wenig unnötig zu bewegen. Nicht Bestsellertauglich, aber für uns dennoch ein spitzen Motto: Eat. Sweat. Chill.
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