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  • Tag 5 gemeistert

    June 28, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 20 °C

    „Lächele und die Welt lächelt zurück“ - an sich ein ziemlich ausgelutschter Spruch, aber trotzdem beschrieb er meinen Tag heute am besten. Heute wollte ich zum ersten Mal 20km am Tag laufen. Dafür, dass ich einen ziemlich langen Weg vor mir hatte, ließ mich mein Zeitmanagement aber im Stich. 10:50 aß ich erstmal Frühstück in einem süßen Café, 12:30 folgte die nächste große Pause, ohne jedoch weit gekommen zu sein. Aber mein Zimmer für diese Nacht hatte ich schon sicher, also warum sich auch stressen lassen? Nachdem ich mich dann langsam eingelaufen hatte, merkte ich, dass ich die Hügel alle schon viel besser meisterte als gestern. Gut gelaunt schritt ich Kilometer um Kilometer und strahlte die entgegenkommen Leute an (okay, vielleicht nicht als es Bergauf ging) . Und siehe da: jeder einzelne lächelte zurück. Ein tolles Gefühl und ein toller Tag. Bis sich die Zeit gegen mich wendete: mir viel ein, dass ich für meinen Pilgerausweis noch einen Stempel des heutigen Tages brauchte. (Man muss quasi jeden Tag einen Stempel „sammeln“ - damit wird bestätigt, dass man wirklich gelaufen ist) Scheiße. Meine Uhr zeigte mir stattliche 17:30 an und bis zu meiner Stadt „Zarautz“ brauchte ich mindestens noch 2 Stunden. (Das Touristenbüro hatte nur bis 20:00 offen - diese erteilen nämlich die Stempel. Zwar auch die Herbergen, aber heute nächtige ich in einem Hotel) Also passierte das unmögliche: ich nahm meine Füße in die Hand und stiefelte im schnellen Tempo los, obwohl genau das eigentlich nicht passieren sollte. Den ersten Teil der Strecke überwindete ich schneller als Usain Bolt (Vorsicht: Hyperbel), bis ich vor einem meiner größten Gegner stand: ein steiler Hügel nach oben. Mit der Vollendung des Tages lässt natürlich auch die Kraft nach, aber ich biss die Zähne zusammen, denn nur der Stempel zählte.
    Schweiß rannte über mein Gesicht, Rotze kam aus der Nase geschossen und Korea erklärte Amerika den Krieg - doch ich machte keine Pause. Oben angekommen zeigte ich dem Hügel den Mittelfinger und meine „Tour de Stempel“ konnte weitergehen. Schnellen Schrittes zog ich weiter in die Stadt „Orio“ in der ich eigentlich zuerst nächtigen wollte. Den gelben Pfeilen folgend (die gelben Pfeile wurden extra für die Pilger konzipiert um Ihnen den Weg zu zeigen) bahnte ich mir den Weg durch die Stadt. Doch siehe da: ein neonblaues „i“ für Touristeninformation. Natürlich ist jedem klar, was nun passierte: die „Tour de Stempel“ wurde spontan abgebrochen. Ich holte mir im Touristenbüro von Orio einfach meinen Tagesstempel. Denn ganz ehrlich: Hetzen& Stress stimmen doch mit dem Namen Laura nicht überein. In Orio nahm ich noch kurz Platz auf einer Bank und feierte meinen Sieg. Der Schweiß verdampfte, die Rotze zog wieder hoch ins Gehirn, Korea schwängte die Friedensflagge und ich war nicht mehr in Eile: die Welt hatte wieder sein Gleichgewicht erreicht.
    Mit ruhigem Gewissen konnte ich nun noch die letzen 8 Kilometer nach Zarautz zurücklegen.
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