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  • Dag 2

    Endlich angekommen

    13 februari 2023, Ghana ⋅ 🌩️ 25 °C

    Man könnte meinen, mit meiner Ankunft in Accra wäre der größte Teil der Reise geschafft gewesen. Weit gefehlt! Zunächst musste ich vor dem Flughafen versuchen, in dem Gedränge aus Taxifahrern, die mich alle mitnehmen wollten, das You4Ghana-Schild auszumachen. Ich sollte von zwei anderen Freiwilligen, die das Wochenende in der Nähe von Accra mit Surfen verbracht hatten, eingesammelt werden, um dann mit ihnen und Portia, der Ehefrau von Torben, dem Chef der Organisation, nach Obomeng zu fahren.
    Henning und Bent standen winkend am Rand der Menge und ich wurde von ihnen herzlich empfangen. Die beiden erklärten mir, dass es völlig unklar sei, wann wir losfahren und erst recht, wann wir ankommen würden. In Ghana müsse man sich halt treiben lassen.

    Nach einer halben Stunde kam William, unser Taxifahrer, und wir fuhren zu einer Tankstelle in der Nähe, wo wir uns mit Portia treffen sollten. Diese lies sich aber ordentlich Zeit und nach einer weiteren Stunde, unser Fahrer war mittlerweile wer-weiß-wohin verschwunden, konnte ich meinem Hunger nicht mehr standhalten. Ich weiß, es ist einfach traurig, aber es gab keine andere Möglichkeit: Mein erstes Essen in Ghana waren Pommes bei Burger King.

    Dann tauchte Portia irgendwann auf, aber weil der Fahrer ja gerade nicht da war, kauften wir uns erst mal zwei Flaschen ghanaisches Bier und setzten uns auf den Kofferraum des Taxis. Die kalten Flaschen waren in der schwülen Hitze eine Wohltat und da ich auch kein Wasser mehr hatte, war die Flüssigkeit auch wichtig. Dann tauchte Wilson, der Fahrer, endlich auf, aber Portia hatte sich jetzt mit einem Bekannten verabredet, der ihr noch etwas vorbeibringen wollte. Also mussten wir weiterhin warten und konnten letztlich erst 20:00 Uhr in das Verkehrschaos starten.

    Die Fahrt war ein Abenteuer für sich. Theoretisch entspricht die ghanaische Straßenverkehrsordnung ziemlich genau der deutschen, praktisch wird allerding ALLES mit der Hupe geregelt und ansonsten ist alles erlaubt, was irgendwie passt. Ein Glück ist das Verkehrschaos in Accra so gewaltig, dass die Geschwindigkeiten selten über das Schritttempo gestiegen sind. Dies machten sich auch die unzähligen Verkäufer zu Nutzen, die zwischen den Autos alles anboten, was ein Mensch irgendwie auf dem Kopf balancieren kann. Egal ob Wasser, Snacks, Handtücher, Klopapier, Waschmittel, Brot, für jedes Produkt gab es den richtigen Verkäufer.
    Accra als Stadt scheint kein richtiges Zentrum zu haben, es herrscht absoluter Wildwuchs. Ein Zitat aus meinem Reiseführer kam mir auf der Fahrt in den Kopf: „Der Besucher Accras wird sich nie sicher sein, ob er sich jetzt schon in einem Slum befindet, oder ob es sich um ein ganz normales Viertel handelt.“ Lediglich die wenigen Apartment Blöcke, die zwischendurch hochragten, waren eindeutig der neueren ghanaischen Wohlstandsschicht zuzuordnen. Entlang der Hauptstraße, mal einige Meter besser ausgebaut als deutsche Autobahnen, dann wieder lediglich eine Sandpiste, reihten sich die halb fertigen Bauruinen aneinander und vor diesen Bauten herrschte reges Treiben an Garküchen und Verkaufsständen.

    Auf der Straße selbst fuhr alles, was einen Motor und genug Räder hatte, um noch irgendwie als Fahrzeug durchzugehen. Besonders die Trotros, eine Art Sammeltaxi in VW-Bus-Größe, vielen mit ihrem oft desaströsen Zustand auf. Da unser Taxi leider keine Klimaanlage hatte (ansonsten war es im Vergleich in hervorragendem Zustand, sogar mein Anschnallgurt funktionierte), mussten wir die Fenster offenlassen und bekamen die volle Ladung an Abgasen und Staub ab, die die Straße zu bieten hatte.

    Ab und zu fuhr unser Taxifahrer einfach rechts an die Häuser heran und stieg aus, um irgendwen zu grüßen. Mir ist es ein absolutes Rätsel, wie er es zustande gebracht hat, jemanden in diesem Chaos zu entdecken. Einen der Stopps nutzten wir, um etwas zu Essen und zu Trinken zu besorgen, wir waren schon eine gute Stunde unterwegs. Da ich noch keine Cedis (die ghanaische Währung) hatte, gab mir Portia an einem der Stände eine Portion gebratene Nudeln mit Ei und Fisch aus, scheinbar ein typisches Gericht am Wegesrand. Henning kaufte sich zwei Fleischspieße, die noch warm in gemahlenem Pfeffer gewälzt wurden und entsprechend scharf waren. Ehrlich gesagt hätte ich von mir aus NIEMALS dort etwas zu essen gekauft, aber Portia versicherte mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse und so ließ ich es mir schmecken. Es war super lecker!
    Die Fahrt ging weiter und allmählich überkam mich die Müdigkeit. Die Fahrt außerhalb Accras habe ich zu meiner Schande kaum mitbekommen, aber irgendwann hielt das Taxi vor einem Tor und wir waren angekommen. In der Dunkelheit konnte ich von der Umgebung kaum etwas ausmachen, es war mittlerweile kurz vor Zwölf.

    Im Innenhof erwarteten uns die drei Hunde, aber wir hielten uns nicht lange auf und betraten das flache Wohnhaus. Portia zeigte mir nur noch schnell mein Zimmer und die Toiletten, alles weitere verschoben wir auf den nächsten Tag.

    Todmüde spannte ich noch mehr schlecht als recht mein Moskitonetz auf und legte mich ohne Decke auf meine Matratze. Die Luft war schneidend schwül und warm, nichtsdestotrotz schlief ich schnell ein – ich war endlich am Ziel meiner Reise angelangt!
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