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  • Day 2

    Flying through the air 🌍

    February 13, 2023 in Ghana ⋅ ⛅ 30 °C

    (Zu diesem Footprint bitte "Flying through the air" von Oliver Onions hören)

    Um 05:15 klingelte der Wecker. Hätte er sich auch sparen können, ich lag sowieso an die Decke starrend im Bett. Wäre im Unialltag auch mal eine nette Abwechslung…

    Das Taxi hatte ich schon am Vorabend bestellt und so kam ich überpünktlich am Hamburger Flughafen an. ‚Vorgang abgebrochen‘ – eigentlich wollte ich das Taxi mit meiner Kreditkarte bezahlen um nicht mit Kleingeld nach Ghana zu fliegen, aber die Karte hatte etwas anderes vor. Ich fing mir an Sorgen zu machen, denn so ganz ohne Kreditkarte nach Afrika zu reisen klang nicht gerade genial.
    Egal, erstmal durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate, lag bestimmt am Taxi. Auf dem Weg hielt ich an einem ATM, um die Karte erneut zu testen und siehe da – Ne, fuck, ging auch nicht. Es war noch zu früh für die ApoBank-Hotline, also blieb mir nix anderes übrig, als in den Flieger nach Brüssel zu steigen und das Problem dort zu lösen.

    Ich hatte Glück und einen Fensterplatz erwischt, aber da die Wolkendecke geschlossen war und ich auf der rechten Seite saß, also von der aufgehenden Sonne wenig mitbekam, holte ich einfach meinen Schlaf nach.

    In Brüssel hatte ich dann fast drei Stunden Wartezeit auf den Flug nach Accra. Die Hotline war mittlerweile erreichbar und das Problem ließ sich schnell klären: Das Kartenlimit war einfach erreicht, genau genommen waren nur noch 2,43€ verfügbar. Das wollte ich natürlich zur Sicherheit überprüfen und verbrachte die nächste halbe Stunde damit, etwas zu finden, was ich mir für diesen Betrag kaufen könnte, an einem Flughafen beinahe eine Unmöglichkeit. Letztlich habe ich dann eine Rolle Minzbonbons gefunden, die nur einen Euro kostete und konnte sie zu meiner Beruhigung tatsächlich mit der Karte bezahlen. Sie schmecken zwar nicht, aber gehören wohl trotzdem zu den besten Bonbons, die ich mir je gekauft habe!

    Den Rest der Zeit lief ich ziellos umher und genoss den Ausblick auf das Flugfeld. Langsam füllte sich der Boardingbereich und dieses Mal war nicht zu leugnen, dass es nach Afrika ging, die wenigen hellhäutigen Personen konnte ich an einer Hand abzählen. Im Flugzeug selbst dann eine schöne Überraschung, wieder ein Fensterplatz! Aber den habe ich getauscht, damit zwei Französinnen nebeneinander sitzen konnten, im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung. So saß ich nämlich zum einen am Gang und konnte meine Beine so gekonnt ausstrecken, dass mindestens ein halbes Dutzend Leute darüber gestolpert sind, zum anderen saß ich neben Eugène.

    Eugène war Togolese (der Flug landete in Accra nur zwischen und flog dann noch das letzte Stück nach Lomé, der Hauptstadt Togos, dem östlichen Nachbarland Ghanas), der nach seinem Medizinstudium in Togo nach Kanada gezogen ist und dort als Epidemiologe arbeitete. Im Gegensatz zu Ostghana wurde Togo nach der Zerschlagung der deutschen Kolonien nicht an England, sondern an Frankreich übergeben. Entsprechend unterschiedlich haben sich die beiden Länder entwickelt und vor allem ist die Amtssprache in Togo Französisch. Für Eugène und mich bedeutete das, dass wir uns in einem Kauderwelsch aus Französisch und Englisch über Deutschland, Kanada, Ghana und Togo unterhielten. Dabei grasten wir alle Themengebiete ab, die uns in den Sinn kamen: Gesundheitssysteme, Migrationspolitik, Geschichte, Kultur, unsere persönlichen Geschichten. Es war super interessant, weil er meinem frischen Wissen aus dem Reiseführer Leben einhauchen konnte, und es stimmte mich hervorragend auf meine Ankunft ein.
    Zwischendurch wurden wir immer wieder durch die freundlichen Flugbegleiter unterbrochen, das Essen schmeckte erstaunlich gut und es gab so viel Tee wie ich wollte. Die Zeit verging wie im Flug und nach acht Stunden setzten wir zur Landung in Accra an.

    Beim Betreten der Gangway schlugen mir unfassbar schwüle 32 Grad entgegen, schon nach ein paar Schritten lief mir das Wasser von der Stirn, aber der Flughafen selbst war zum Glück klimatisiert, eine kurze Galgenfrist. Die Grenzkontrolle war kein Problem, mein Gepäck sofort gefunden und die Zollkontrolle winkte mich einfach durch. Und dann war es so weit, ich verließ den Flughafen und setzte meinen Fuß auf ghanaischen Boden! Ein kleiner Schritt für mich und ein völlig irrelevanter für die Menschheit.
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