• Lake Tekapo im Winter - Christchurch

    Nov 1–6, 2024 in New Zealand ⋅ ☁️ 19 °C

    Von Mt Cook sind wir weiter nach Lake Tekapo gefahren. Das ist ein kleiner Ort an einem wunderschönen , türkisfarbenen See.

    In Glentanner am Mt Cook hat unser Kühlschrank seinen Dienst für uns ganz eingestellt. Bisher lief er noch auf Gas, nun geht er überhaupt nicht mehr. Ich habe die Verleihfirma angerufen. Diese empfiehlt uns, Eis zu kaufen !! Ich kann nur dringend davon abraten, bei Eurocampers ein Reisemobil zu mieten. Es ist ja nicht nur der Kühlschrank. Silvia sagt, dass unser Wohnmobil tuckert wie der Hanomag ihres Opas. Und das ist über 50 Jahre her. Dieser Motor hier möchte minutenlang vorgeglüht werden - das kenne ich seit 15 Jahren nicht mehr. Wir sind auch überall die Langsamsten. Am kleinsten Berg schaltet die Automatik schnell aus dem sechsten Gang in den dritten Gang und Fahrradfahrer überholen uns. Der uns nachfolgende Verkehr reagiert oft sehr genervt. Halt ein Produkt der Hochtechnologie aus China. Ich kann die Automarke SAIC nicht empfehlen. Ein Auto von denen möchte ich nicht geschenkt haben.

    Lake Tekapo ist ein winziger Ort auf einer fast baumlosen Hochebene mit wenigen Einwohnern und tausenden von Unterkünften für Touristen. Hier oben ist die Vegetation auch nicht mehr grün wie sonst, sondern braun. Wir bleiben zwei Nächte und es ist extrem windig. Am Tag nach der Ankunft machen wir eine Wanderung. Die Mt John - Lake Tekapo Beach Round ist ein schöner Weg, 12 km lang. Allerdings geht es am Anfang innerhalb von einem Kilometer 340 Höhenmeter nach oben. Das ist extrem steil - im Durchschnitt 34 % Steigung. In endlosen Serpentinen geht es durch den Wald hoch zum Mt. John. Dort ist eine astronomische Station der University of Canterbury. Lake Tekapo ist für seine extrem geringe Lichtverschmutzung bekannt. Nirgendwo auf der Welt kann man den nächtlichen Sternenhimmel so ungestört beobachten. Das wird im Ort auch ordentlich ausgeschlachtet. Als wir oberhalb der Baumgrenze aus dem Schutz der Bäume herauskommen, weht ein extremer Wind und wir können kaum gegen den Wind angehen. Vom Summit von Mt John haben wir einen fantastischen Blick in die Umgebung und auf Lake Tekapo. Der See hat eine wunderschöne Türkisfarbe. Der Rückweg ist nicht so steil. Es geht hinab durch teilweise sumpfige, braune Wiesen und dann ganz lange am Seeufer entlang. Insgesamt eine sehr schöne Wanderung. Am Nachmittag fängt es wieder an zu schneien. Nach einer Stunde ist der Campingplatz durchgehend mit Schnee bedeckt. Am nächsten Tag ist strahlend heller Sonnenschein, der Schnee taut tropfend von den Autos weg und wir fahren wieder ans Meer runter nach Timaru. Es geht immer abwärts durch eine wunderschöne, grüne Gegend. Wieder ganz viel Landwirtschaft und mit jedem Kilometer wird es mehr Frühling und die Schafe tauchen auch wieder auf. In Timaru ist es sehr warm. Wir fahren zur Caroline Bay. Dort gibt es noch eine Pinguinkolonie. Die Jungs sind hart im Nehmen. Caroline Bay liegt direkt neben dem Containerhafen von Timaru (NZ's link to Asia). Der Containerhafen mit seinem Lärm und seinem ständigen Licht scheint die Pinguine nicht zu stören. Man darf in Caroline Bay auf einem Parkplatz eigentlich mit einem RV auch frei stehen und abends die Pinguine anschauen. Das Stehen auf einem Parkplatz gefällt uns nicht so richtig. Öffentliches WC, kein Strom für die Heizung, Lärm und Licht des Containerhafens. Wir sind von den wirklich schönen und gut ausgestatteten Campingplätzen in Neuseeland offensichtlich verwöhnt. Also fahren wir zu einem der beliebten Top10 Campingplätze. Der in Timaru ist sehr gut. Wir werden zwar keine Pinguine sehen, aber es läuft eine schöne Campingplatzkatze über den Platz. Nach dem Campingplatz in Oamaru müssen wir offensichtlich nicht mehr jeden Pinguin persönlich treffen. Wir gehen noch in die Stadt, diese ist aber sonntäglich öde und verlassen, wenn auch mit einigen schönen alten edwardianischen Gebäuden aus den 1900er Jahren. Von der Innenstadt (Bay Hill) haben wir einen tollen Panoramablick auf Caroline Bay und den Pazifischen Ozean. Am nächsten Tag geht es dann nach Christchurch, der letzten Station dieser großartigen Reise von mehr als 60 Tagen. Der Stadt sieht man das große Erdbeben von 2011 noch sehr deutlich an. Nirgendwo in einer Großstadt habe ich so viele Baulücken gesehen wie hier. Viele leere, eingezäunte Plätze mitten in der Stadt. Die schöne Kathedrale von Christchurch ist fast völlig zerstört worden und befindet sich im Wiederaufbau, der 2027 abgeschlossen sein soll. Es dürfen wegen des immanenten Erdbebenrisikos keine Hochhäuser mehr neu gebaut werden und so ist Christchurch eine Großstadt ohne Hochhäuser. Wir machen eine Stadtrundfahrt mit einer alten Tram und gewinnen so den Überblick. Es gibt eine ganz tolle Bibliothek. In der Library Turanga gibt es eine Etage für Kinderbücher und dort sind kleine Indoorspielplätze mit riesigen Wannen voller Lego- und Duplosteine. Eine große Sammlung von BRIO Holzeisenbahnmodulen. Kinder spielen hier richtig konzentriert. Daneben auf vier Etagen hunderte von Computern mit Internetzugang zum Recherchieren, 1 Mio Bücher in zig verschiedenen Sprachen. 3D Drucker zu Ausdrucken von STL Files von USB Sticks - natürlich kostenlos. In Deutschland spart die Politik alles kaputt und hier schöpfen sie für diese Dinge aus dem Vollen. Wir sehen eine Computerklasse für Kinder unter sechs Jahren. Jedes Kleinkind hat ein Notebook vor sich und sie lernen die Mediennutzung spielerisch in einer öffentlichen Bibliothek. Wir haben einige Bibliotheken weltweit angeschaut und ich schäme mich für die öffentlichen Bibliotheken in Deutschland.

    Was ist das Fazit dieser Reise von 64 Tagen (sicher kein erschöpfendes oder tiefgründiges Fazit)?

    - 37 verschiedene Campingplätze in 67 Tagen. Wir haben schon viel von Neuseeland gesehen. 5600 km im Auto.
    - Neuseeländer sind locker, entspannt und informell, so lange sie nicht im Auto unterwegs sind. Sie tragen fast immer Shorts (auch im dichtesten Schneefall) und massive Arbeitsstiefel dazu. Allerdings sieht das bei den Schülern/Schülerinnen ganz anders aus. Diese tragen graue Stoffhose/Stoffrock, weißes Hemd, oft Krawatte und Jackett. In Sachen Schuluniform ist das wiederum sehr britisch.
    - Mehr als die Hälfte aller Autos in Neuseeland sind aus Asien und Pickups. Die Autos sind im Durchschnitt alt. Es gibt wenig Verkehr hier.
    - Neuseeland ist sehr dünn besiedelt und weitgehend landwirtschaftlich geprägt. Mit Millionen von Schafen.
    - Das Land ist weniger eine britische Kolonie und mehr ein südpazifisches Inselland. Das Britische kommt noch durch (Schuluniform, Scones), aber im Straßenbild ist auch viel Maori.
    - Die Natur ist überwältigend und unvorstellbar. Schroffe Berge, windige Steilküsten an der Tasmanischen See im Westen, wunderschöne grüne Täler im Landesinneren. Menschenleere Strände (mit kaltem, strömungsreichem und nährstoffreichem Wasser) , im Hintergrund der Strände schneebedeckte Berge, Regenwälder, extrem vielfältige Vegetation und Tierwelt. Exotische Vögel, Pinguine, Delfine, Seelöwen, Albatrosse.
    -Eine sehr multikulturelle Bevölkerung. Maoris, weiße Menschen europäischer Herkunft, Inder, Asiaten
    - Die Lebenshaltungskosten sind bis auf Ausnahmen geringer als in Deutschland. Zigaretten sind bizarr teuer (20 Zigaretten 23 €- Sonderstory, Neuseeland will mit Gewalt das erste rauchfreie Land der Welt werden). Bier ist auch ca. doppelt so teuer wie in Deutschland. Fleisch und Butter sind teurer als bei uns. Dafür aber nur halb so gut. Ich freue mich auf eine kalte Flasche Reissdorf. Im Restaurant essen ist günstiger als bei uns.
    - Neuseeland exportiert sehr viele Lebensmittel vor allem nach Asien (Lammfleisch, Früchte, Avocados, Süßkartoffeln). Eine Neuseeländerin sagte mir, dass sie in London schon Lammfleisch aus Neuseeland billiger als in Neuseeland selbst gekauft hat.
    - Bis auf Auckland sind Mieten , Hauspreise und Energiekosten geringer als in Deutschland. Ein Neuseeländer sagte mir, dass eine Familie durchaus mit einem Einkommen ausserhalb von Auckland gut über die Runden kommt. Das ist bei uns ja fast unmöglich.
    - Brot und Aufschnitt werden industriell hergestellt und schmecken auch so. Handwerklich tätige Metzger und Bäcker sind kaum zu finden. Wie in den USA und Kanada. Ein Weg, den wir wohl auch in Deutschland gehen werden.
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