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  • Day 12

    Abgetaucht

    September 3, 2020 in Iceland ⋅ 🌧 13 °C

    Es ist bewölkt, das Thermometer zeigt 10° C und der Wind bläst mit 75km/h über die moosbewachsenen Lavasteine. Eine Windstärke, die ausreicht einen kleinen Wohnwagen von der Strasse zu blasen und in seine Einzelteile zu zerlegen (das Ergebnis haben wir mit eigenen Augen gesehen). Wir stehen in unseren Tauchanzügen zwischen der eindrücklichen Natur und sind bereit die nächsten 45 Minuten unseres Lebens in 3° kaltem Wasser zu verbringen. Wieso wir das tun wollen, obwohl das ziemlich kalt ist, es weder Fische, Korallen noch Wasserpflanzen (ausser Algen) gibt und obwohl man die zum erforschen einladenden Höhlen nicht betauchen darf? Ganz einfach. Es gibt nicht viele Tauchplätze auf der Welt, wo man unter Wasser 100m weit sehen kann! Und wo sonst hat man die Möglichkeit, die sich langsam entfernenden Kontinentalplatten Nordamerikas und Eurasiens zu berühren? Aber um dieses einmalige Abenteuer erleben zu können, mussten wir Nasstaucher gestern noch den Trockentauchschein machen. Ohne den geht in der Silfra-Spalte gar nichts. Also haben wir uns, unter der Aufsicht von Clarence, einem richtigen, isländischen Wikinger mit schwarzer Igelfrisur, bartlos, feingliedrig und mit Schlitzaugen, gebürtig in Malaysia, im Trockentauchanzug ins 28° warme Schwimmbecken geworfen, um die benötigten Skills zu erlernen. Natürlich haben wir uns, wie sich das gehört, vorher noch mit langer Thermounterhose und -shirt ausgestattet. Ich glaube mein Anzug war nach der Badeeinheit aussen trockner als innen. Das gleiche mussten wir kurze Zeit später im See Þingfallavatn wiederholen. Nun aber bei Wassertemperaturen zwischen 10° C (ca.50 Min.) und 4°C (ca. 10 Min.). Nach dem anschliessenden Fun-Dive haben sich die Füsse verabschiedet und die Finger versuchen krampfhaft den Reissverschluss des Anzugs zu öffnen. Was sehr schwierig ist, wenn sich die Gelenke nicht mehr bewegen lassen. Trotzdem bestehen wir den Kurs erfolgreich und stehen deshalb nun hier um das Bad, im von Lava gefiltertem Gletscherwasser, anzutreten. Die Vorfreude ist gross. Nicht nur, dass wir hier tauchen dürfen, sondern auch, dass wir den Tauchplatz für uns alleine haben. Etwas, dass es in den letzten Jahren höchstens im Winter gab. Der Tauchgang ist einfach nur traumhaft. Und dass man nach dem Auftauchen aufgespritzte Lippen hat und kaum noch sprechen kann, stört nur am Rande.

    Nun sind die Lippen aber wieder im Normalzustand und die Körpertemperatur hat sich auch wieder bei den üblichen 36,8° C eingependelt.
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