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  • Day 28

    Marokkofeeling

    September 19, 2020 in Iceland ⋅ 🌬 8 °C

    Wir sind in Egilsstađir, das Zelt steht und Ozzy erholt sich auf dem Parkplatz. Ich stehe unter der Dusche und das ablaufende Wasser ist braunrot und sandig. Wie es dazu kam?

    Gestern: Wir fahren in den Jökulsárgljúfur Nationalpark, um einige schöne Wanderungen zu machen. Selbstverständlich legen wir auf dem Weg dahin einige Wasserfallstopps ein. Vom schönsten Zeltplatz Islands, der im Hufabdruck von Odins achtbeinigem Pferd liegt, durchstreifen wir die idyllischen Wäldchen, erklimmen steile Felsformationen und durchwaten Sumpfgebiete. Da der Zeltplatz keinen Aufenthaltsraum hat und wir vom draussen Abendessen kochen etwas unterkühlt sind, essen wir in der Waschküche des Servicehäuschens, bevor wir uns noch unter die heisse Dusche stellen. Erschöpft legen wir uns bei bewölktem Himmel und leichtem Wind in unsere Schlafsäcke und schlafen schnell ein. Wir erwachen durch das Getöse des Windes, der an den umliegenden Bäumen rupft. Das Zelt steht recht windgeschützt, weshalb wir, ausgestattet mit Earplugs, schnell wieder beruhigt weiterschlafen können.

    Heute: Am Morgen erwartet uns die Sonne und der Wind kommt wieder als schwache Brise daher. Seit langem können wir wieder einmal draussen frühstücken. Wir nutzen das herrliche Wetter, um erst eine weitere Tour durch das schöne Tal zu unternehmen und anschliessend, nach einer kurzen Fahrt, eine zweite Wanderung zu den Echofelsen vorzunehmen. In den schwarzen Basaltfelsburgen erwarten wir jeden Moment Elfen oder Trolle zu sehen. Oder einen alten Mann mit langem grauem Bart und einem Holzstock, also Dumbledore, Merlin oder Gandalf. Obwohl wir niemanden treffen, sind wir uns nicht ganz sicher, ob nicht eben ein Ork hinter dem Felsen vor uns verschwunden ist.
    Wenig später erreichen wir fahrend den Parkplatz vom Dettifoss, einem weiteren mächtigen Wasserfall. Der Wind hat massiv zugenommen und wir werden den ein Kilometer langen Fussweg zu den Aussichtsplattformen beinahe von ihm geschoben. Das Fotografieren erweist sich plötzlich als Herausforderung. Es ist praktisch unmöglich, an einem Ort zu stehen und die Kamera ruhig zu halten. Der Wind, der immer noch an Stärke zunimmt, fühlt sich schon sehr ungemütlich an. Also machen wir uns auf den Rückweg. Nun bläst uns die mit Sand und kleinen Steinchen durchsetze Luft frontal ins Gesicht. Eingepackt wie bei einem Schneesturm kämpfen wir gegen die unsichtbare Kraft, welche versucht uns zurückzudrängen, an. Zwischen den Zähnen knirscht es, der Sand in den Augen kratzt bei jedem Blinzeln und dort wo die Haut frei liegt, schlagen die Sandkörner schmerzvoll dagegen. Sandgestrahlt erreichen wir den Wagen und fahren in einen ausgewachsenen Sandsturm, wie wir ihn eher in Marokko als hier erwarten würden. Der ganze Himmel ist rotbraun gefärbt. Ozzy hat Mühe auf der Fahrbahn zu bleiben und schwenkt bei Böen immer wieder rechts oder links aus.

    Und jetzt stehen wir also unter der Dusche und versuchen möglichst alle Körperöffnungen von Sand zu befreien. Der Wind war laut Wetterapp auf unserer Strecke bis zu 120km/h schnell. Nachdem wir die Windprognosen für die heutige Nacht gecheckt (nur noch bis 80km/h) und einen windgeschützten Platz gesucht haben, entscheiden wir uns trotzdem im Zelt zu schlafen. Gute Nacht.
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