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  • Day 423

    Der erste Vulkan #1

    June 8, 2023 in Nicaragua ⋅ 🌧 26 °C

    Nicaragua hat insbesondere eines zu bieten: Vulkane. Als erstes besuchen wir den Volcan Telica, der uns wort- und sprichwörtlich den Atem verschlagen sollte. Theoretisch könnte man bis zum Fuss des Vulkans fahren, bräuchte dafür aber ziemlich viel Bodenfreiheit. Wir stellen unseren Bus daher auf dem Land eines Nicaraguaners mit Namen Ulices ab und entscheiden uns die etwa 9km zum Vulkan hin zu laufen. Vor Abmarsch verpflegen uns Ulices und seine Frau aber noch mit Tortillas, Avocado und selbstgemachtem Käse. Wir dürfen auch etwa fünf uns bisher unbekannte Früchte probieren, die im Garten der Familie heranreifen. Ulices bringt uns dann mit seinem Auto noch zwei Kilometer näher an den Vulkan und will am Ende ums Verrecken kein Geld von uns. Weder fürs Essen, noch den Transport oder den Übernachtungsplatz. Kurz nach Abmarsch werden wir von einer älteren Frau und ihren jüngeren Pferden eingeholt. Die Frau heisst Thomasa und ist auf dem Weg zu ihrer Hütte am Fusse des Vulkans. Dort lebt sie seit jeher selbstversorgend und reitet nur ins Dorf, um dort Naturalien gegen Speiseöl und Seife einzutauschen. Auf dem Vulkan selbst war sie aus Angst noch nie. Etwa eine Stunde laufen wir Seite an Seite bis sich unsere Wege trennen. Wir gehen alleine weiter und erreichen den Vulkan pünktlich etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang. Oben am Krater sind wir ganz allein und werden von der sich uns eröffnenden Szenerie überwältigt. Aus dem Schlund des Vulkans dringt ein unheimliches Grollen und der Wind zieht Rauch aus dem Loch, der rapide über den Kraterrand streift und in unser Gesicht bläst. Das flache Sonnenlicht färbt die Umgebung röter als die Oberfläche des Mars, während der orange leuchtende Dampf unsere Gedankenwelt benebelt. Spätestens als wir leichte Kopfschmerzen und ein Brennen im Hals verspüren, merken wir, dass wir uns wohl schon etwas lange in den Vulkangasen am Kraterrand vergnügen. Der besorgte Leser sei beruhigt, denn wir haben auch diese womöglich extrem gefährlich klingende Situation sowohl tapfer als auch unleichtsinnig überlebt. Langzeitfolgen durch vulkanische Gase treten zudem nur bei wiederkehrendem wochen- oder monatelangem Kontakt auf. Und nach drei Tagen haben wir auch kaum mehr Blut gehustet (Achtung Witz ⚠️).
    Nach dem Sonnenuntergang macht sich im Kraterloch ein wunderschönes rotes Glühen bemerkbar. Nicht viel später machen wir uns mit Stirnlampen auf den Rückweg, auf dem uns zwei Schlangen und zwei Krallengeckos über den Weg laufen. Wir erzählen Ulices und seiner Frau davon, die auf die Tatsache, dass wir die Schlangen nicht getötet haben, ziemlich enttäuscht reagieren.
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