Satellite
Show on map
  • Day 22–25

    Medellín #1

    August 23, 2023 in Colombia ⋅ ☁️ 27 °C

    Was kann man von Medellín erwarten? Unsere Recherche hat bereits früh begonnen und zog sich über vier Staffeln lang. Wir erwarten verwinkelte Backsteinsiedlungen, amerikanische Agenten, Schiessereien und Drogen. Mindestens eine dieser Erwartungen wurde auch erfüllt.
    Wir übernachten mitten in der Stadt neben einem Hundepark. 200m weiter rechts wurde vor drei Jahrzehnten der (nach Shakira) vielleicht berühmteste Kolumbianer der Welt auf einem Hausdach erschossen. Einen Teil seines Vermächtnisses kriegen wir am nächsten Tag, auf einer Stadtführung in eines der einst gefährlichsten Viertel der Welt, erzählt. In vergangenen Tagen bildete die Communa 13 einen Brandherd in dem sich Sicherheitskräfte des Staates, rechte Paramilitärs und die linke FARC-Guerrilla bekriegten was das Zeug hält. Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, es wurden überdachte Rolltreppen zwischen den Backsteinhäuschen gebaut und Touristenströme, die unter anderem für die Streetart anreisen, bringen indirekt zusätzliche Sicherheit. Das Gebiet wird aber nach wie vor von Gangs regiert, die bei den lokalen Geschäften Schutzgeld eintreiben. Unser in der Communa 13 aufgewachsene und nach wie vor hier lebende Guide meint, dass das mit eiserner Faust regierte Gebiet dafür nun extrem sicher sei. Falls z.B. tatsächlich einmal etwas gestohlen würde, würden die Diebe von den Gangs gefasst und verprügelt. Bei einem zweiten Vergehen blühten ihnen noch schwerwiegendere Strafen.

    Die Tage vergehen und wir besuchen mit der Metro und Seilbahn verschiedene Gebiete der Stadt. Wir wagen auch einen spontanen Abstecher in den nahegelegenen, ebenfalls per Seilbahn erreichbaren Parque Arvi. Ohne, dass wir uns auf den Ausflug vorbereitet hätten erfahren wir erst vor Ort, dass das Wandern im Park grundsätzlich nur mit Guide möglich sei. Eine ziemlich unnötige Regel wie wir finden. Wir schleichen uns davon und irren mehr oder weniger planlos durch das Unterholz. Irgendwo finden wir einen eiskalten Bach, in dem wir kurz baden und geniessen die Ruhe ausserhalb der Stadt bei einer Flasche CBD-Bier.

    In Medellín erfahren wir die Kolumbianer einmal mehr als maximal freundliche und aufgeschlossene Gesellen. Ausser im Strassenverkehr. Oder im öffentlichen Verkehr. Da ist sich jeder selber der nächste. Es wird gedrängelt, geschupst, gehupt und eingestiegen bevor man aussteigen konnte. Einmal setzen wir uns in der uBahn noch fast auf eine Frau, die sich aus dem Nichts in Sekundenschnelle unseren Sitzplatz hinter unseren Hintern weggeschnappt hat.
    Read more