Panamerica Süd

August 2023 - April 2024
An open-ended adventure by Simon & Fabienne Read more
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  • Day 7

    Papierkrieg und Containerwars

    August 8, 2023 in Colombia ⋅ ☁️ 33 °C

    Man sagt nicht ohne Grund, dass die Leute aus Cartagena zur Abkühlung in die Hölle in die Ferien fahren. Aber weil wir jetzt Backpacker sind, kann uns das egal sein, denn wir können getrost den ganzen Tag im klimatisierten Zimmer verbringen. Und das machen wir manchmal auch. Weil: der Bus steckt noch im Hafen. Um ihn da raus zu holen ist einiges an Administration und Papierkram zu erledigen. Glücklicherweise ist aber Fabienne gut vorbereitet, hat den Ablauf verinnerlicht und weiss was wie zu tun ist. Unglücklicherweise wird aber Fabienne durch eine Fiebersituation ausser Gefecht gesetzt und so ist es an Simon den Bus da raus zu holen. Und der weiss genau gar nichts. Zum Beweis seiner Inkompetenz vollführt er noch das folgende Spektakel. Um den Bus aus dem Hafen zu holen müssen wir sozusagen 900 Dollar Kaution bezahlen. Bar, weil mit Karte sind es 5% mehr. Also wird neben einer Mall ein Bankomat geplündert und die Bargeldbündel sachgerecht in der Unterhose versteckt, bis wir wieder in unserem Zimmer in Sicherheit sind. 200m später regnet und windet es auf einem Fussgängerstreifen 50'000er Nötchen aus Simons Hosenbeinen. Ein Polizist hilft uns beim Aufheben, sodass wir trotz Hirnzellendefizit keinen finanziellen Verlust erleiden.
    Doch irgendwie gelingt das Unmögliche und Simon kriegt den Bus nach fünf Tagen raus aus dem Hafen. Nur sind wir fürs erste illegal auf der Strasse, weil unsere Agentin ihre eigene Inkompetenz ebenfalls unter Beweis stellen will, indem sie es bis zu letzt nicht schafft unser Auto in Kolumbien zu versichern. Am Schluss kümmern wir uns daher selber darum.

    Auch in Cartagena besuchen wir eine 'Free Walking Tour', auf der wir von einem Schattenplatz zum nächsten huschen. Die Kolonialstadt gefällt uns indes sehr und so verbringen wir trotz der Hitze beachtlich viel Zeit in den farbigen Gässchen.
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  • Day 12

    Chicamocha Canyon

    August 13, 2023 in Colombia ⋅ ☁️ 26 °C

    Die stundenlange Fahrt von der Küste Kolumbiens hier her hat sich gelohnt. Wir sind in den Auswüchsen der Anden. Und mit steigender Höhe sinkt endlich auch die Temperatur. Wir schwitzen die Nacht nicht mehr durch. Unfassbar. 🥰 Auf diesen Moment haben wir zuletzt auch wortwörtlich hingefiebert. In all der Erleichterung werden wir gleich beide krank. Wahrscheinlich Corona aber darüber wird heute nicht mehr gesprochen. Wir saugen die kühle Luft genauso ein wie die Aussicht die sich uns von unserem Stellplatz aus bietet.Read more

  • Day 13

    Schmuckstück

    August 14, 2023 in Colombia ⋅ ⛅ 26 °C

    Barichara ist ein Schmuckstück umgeben von malerischen Landschaften. In dem kleinen süssen Dorf finden wir sogar ein richtiges Brot ❤️ Gleich daneben haben holländische Auswanderer eine Art Campingplatz errichtet, der seinesgleichen sucht. Wir bleiben zwei Nächte.Read more

  • Day 15

    Extrem

    August 16, 2023 in Colombia ⋅ ☁️ 27 °C

    San Gil ist bekannt für Extremsport. Extrem sind aber vor allem die Strassen hier. Auf der Suche nach einem Extremsportanbieter führt uns Google Maps durch Strassen, die ohne weiteres auch als Kletterwände dienen könnten. Wir verfahren uns und buchen anschliessend online.

    Wir haben uns für einen River Rafting Ausflug angemeldet und wählen hierfür die krassere Strecke im Rio Suárez. Dabei erwarten uns Klasse III - V Passagen. Was das bedeutet wissen wir nicht genau, nur dass die Skala bis Klasse VI geht und letztere Stromschnellen darstellen, die auf Grund ihrer Schwierigkeit in der Regel gar nicht erst befahren werden. Wir und unsere Gruppe besteigen das Gummiboot an einer Stelle, die wir bereits als aufregend bezeichnen würden. Der Guide meint das sei Klasse I. Wir sind gespannt. Aufgrund von Regenfällen ist der Fluss zusätzlich gerade einiges ruppiger als üblich, werden wir informiert. Und dann geht's los. Über den Zeitraum von etwas mehr als einer Stunde treiben wir und unser mikriges Boot durch tosende Wassermassen. Teilweise stehen die Wellen um uns so hoch, dass wir unter den lautstarken Anweisungen unseres Guides oberhalb unserer Köpfe paddeln. Irgendwann erklärt uns der Guide, dass wir soeben die zweitschwierigste Stromschnelle Südamerikas passiert hätten. Es ist einfach nur geil. Unsere Gruppe explodiert fast vor Adrenalin und Euphorie und wir geniessen jeden Moment dieser Irrfahrt. Fabienne bekommt sogar noch mehr fürs Geld und bleibt Abends länger wach und geniesst die anhaltende Vertigo.

    Für den nächsten Tag ist unser erster Gleitschirmflug angesagt. Dafür fahren wir an den Rand des Chicamocha Canyons und rennen nacheinander mit einem Piloten am Rücken die Böschung hinunter, bis wir von unserem Schirm in die Horizontale gezogen werden. Zusammen mit den Geiern, die wohl auf ein Unglück hoffen, schweben wir durch die Lüfte und Thermik bis uns schlecht wird. Nach der Landung ist uns immernoch schlecht. So sind wir uns dann gar nicht sicher ob es an uns liegt, als der Boden wackelt weil wir gerade ein Beben der Stärke 5.6 erleben. Offenbar sei der gegenüberliegende Berg (Mesa de los Santos), Ursprung der meisten Erdbeben in Kolumbien. Und auch in dieser Nacht wird Fabienne vom Schwindel in den Schlaf geschaukelt.
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  • Day 20

    Ein Stein

    August 21, 2023 in Colombia ⋅ 🌧 20 °C

    In der Nähe von Medellín gibt es einen ziemlich grossen Stein. Und weil eine Treppe bis zur Spitze des Steins führt müssen wir da unbedingt hin und die Treppe hoch! Wir streifen Medellín fürs Erste also nur kurz und erreichen die Attraktion pünktlich an einem Feiertag. So bleiben wir bei weitem nicht die einzigen, die der Anziehungskraft des Steins gefolgt sind. Vor lauter Entzücken über den Anblick des prächtigen Steins, verpasst sich Simon's Körper noch auf dem Parkplatz selbst einen Hexenschuss. Die anschliessenden 600 Treppentritte bezwingen wir dennoch mit Bravur. Die Aussicht auf den umliegenden Stausee lässt derweil kaum zu wünschen übrig.Read more

  • Day 22–25

    Medellín #1

    August 23, 2023 in Colombia ⋅ ☁️ 27 °C

    Was kann man von Medellín erwarten? Unsere Recherche hat bereits früh begonnen und zog sich über vier Staffeln lang. Wir erwarten verwinkelte Backsteinsiedlungen, amerikanische Agenten, Schiessereien und Drogen. Mindestens eine dieser Erwartungen wurde auch erfüllt.
    Wir übernachten mitten in der Stadt neben einem Hundepark. 200m weiter rechts wurde vor drei Jahrzehnten der (nach Shakira) vielleicht berühmteste Kolumbianer der Welt auf einem Hausdach erschossen. Einen Teil seines Vermächtnisses kriegen wir am nächsten Tag, auf einer Stadtführung in eines der einst gefährlichsten Viertel der Welt, erzählt. In vergangenen Tagen bildete die Communa 13 einen Brandherd in dem sich Sicherheitskräfte des Staates, rechte Paramilitärs und die linke FARC-Guerrilla bekriegten was das Zeug hält. Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, es wurden überdachte Rolltreppen zwischen den Backsteinhäuschen gebaut und Touristenströme, die unter anderem für die Streetart anreisen, bringen indirekt zusätzliche Sicherheit. Das Gebiet wird aber nach wie vor von Gangs regiert, die bei den lokalen Geschäften Schutzgeld eintreiben. Unser in der Communa 13 aufgewachsene und nach wie vor hier lebende Guide meint, dass das mit eiserner Faust regierte Gebiet dafür nun extrem sicher sei. Falls z.B. tatsächlich einmal etwas gestohlen würde, würden die Diebe von den Gangs gefasst und verprügelt. Bei einem zweiten Vergehen blühten ihnen noch schwerwiegendere Strafen.

    Die Tage vergehen und wir besuchen mit der Metro und Seilbahn verschiedene Gebiete der Stadt. Wir wagen auch einen spontanen Abstecher in den nahegelegenen, ebenfalls per Seilbahn erreichbaren Parque Arvi. Ohne, dass wir uns auf den Ausflug vorbereitet hätten erfahren wir erst vor Ort, dass das Wandern im Park grundsätzlich nur mit Guide möglich sei. Eine ziemlich unnötige Regel wie wir finden. Wir schleichen uns davon und irren mehr oder weniger planlos durch das Unterholz. Irgendwo finden wir einen eiskalten Bach, in dem wir kurz baden und geniessen die Ruhe ausserhalb der Stadt bei einer Flasche CBD-Bier.

    In Medellín erfahren wir die Kolumbianer einmal mehr als maximal freundliche und aufgeschlossene Gesellen. Ausser im Strassenverkehr. Oder im öffentlichen Verkehr. Da ist sich jeder selber der nächste. Es wird gedrängelt, geschupst, gehupt und eingestiegen bevor man aussteigen konnte. Einmal setzen wir uns in der uBahn noch fast auf eine Frau, die sich aus dem Nichts in Sekundenschnelle unseren Sitzplatz hinter unseren Hintern weggeschnappt hat.
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  • Day 23

    Medellín #2

    August 24, 2023 in Colombia ⋅ ☁️ 28 °C

    Als wir Medellín verlassen wollen, bitten uns unsere kolumbianischen Vanlifenachbaren eine weitere Nacht zu bleiben, weil ein Journalist einer lokalen Zeitung noch ein Interview mit uns führen möchte. Der Typ kommt am nächsten Morgen dann tatsächlich auch vorbei und macht von uns ein paar Fotos in "natürlichen" Alltagsituationen. Ein offenbar in Kolumbien weltberühmter YouTuber bittet uns danach für eines seiner Videos hinzustehen. Auf seinen Videos bittet er unter anderem Pärchen so zu tun als wäre ein Teil fremdgegangen, um dann theatralisch dramatisch eine Trennung vorzuspielen. Ein ehrenwerter Job also. Obgleich seine Zielgruppe auf solchen Content angeblich abfährt, winken wir ab. Schliesslich lassen wir uns zu einem Vantourvideo überreden, dass aber seinen Weg ins grosse Netz wohl auch nie finden wird, weil der YouTuber darauf zum Beispiel die Umrisse seines Kontinents nicht erkennt und daher vielleicht nicht sonderlich geistreich wirkt.

    Zum Abschluss drücken wir uns in der Wohnung eines italienischen Auswanderers noch die beste Pizza, die wir je hatten, ins Gesicht. Kulinarisch und urban gesättigt machen wir uns auf den Weg in ländlichere Gebiete. Auf dem Weg raus aus der Stadt werden wir noch ein zwei Mal fast angefahren, so langsam gewöhnen wir uns daran.
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