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  • Dag 69–76

    Ayahuasca Retreat

    9 oktober 2023, Colombia ⋅ ☁️ 27 °C

    Der in traditionelle Ureinwohnerkleidung gehüllte Fernando pfeift bedeutungsvoll in einen kleinen Tonbecher, den er soeben aus einer Tonflasche gefüllt hat und reicht ihn mir. Links von Fernando stehen drei weitere indigen gekleidete Männer. Nachdem ich den Inhalt heruntergespült habe, erhalte ich von einem der Männer einen Becher Wasser sowie ein Bonbon. Mit dem Wasser spüle ich nach und stecke mir das Bonbon in den Mund, um dem herben Geschmack und der sich bereits anbahnenden Übelkeit entgegenzuwirken. Mir wird ein Kessel in die Hände gedrückt, der mich die nächsten Stunden auf Schritt und Tritt begleiten soll und ich mache mich auf zurück zu meiner Matratze, die irgendwo auf dem Boden der überdachten Veranda liegt. Der nächste in der Reihe begibt sich nach vorne und wiederholt das selbe Ritual. Irgendwann kommt auch Fabienne zum Zug und nach ein paar Minuten kehrt Stille ein. Fernando und seine Leute bahnen sich ihren Weg behutsam durch das Matratzenlabyrinth und hüllen ihn in den dichten, intensiv duftenden Rauch von Copal (Baumharz). Wir alle liegen oder sitzen auf unseren Matratzen und warten. Nach etwa 45 Minuten wird die Stille von den ersten Anwesenden, die sich übergeben, durchschnitten. Zeitgleich eröffnen die Männer, die uns zuvor die "Medizin" verabreicht hatten, ihr musikalisches Spektakel. Die Band hält die Unruhe, die sich nun durch den Raum schlängelt, konzentriert in Schach indem die Musiker stärker an den Gitarrensaiten zupfen, energetischer in die Flöten blasen und lauter singen. Bald schon begibt sich jeder der Anwesenden auf eine intensive, mehrstündige Reise durch das Unterbewusstsein ins Land der Liebe.

    Über einen Zeitraum von sieben Tagen erleben wir vier Ayahuasca-Zeremonien, die von aussen betrachtet einem Fest auf Shutter Island gleichen. Als Insider wird diese Beobachtung nur noch bekräftigt. Manche Teilnehmer erlangen Zustände der Erleuchtung, während andere von Dämonen exorziert werden und wieder andere dem bipolaren Wahnsinn verfallen. Die Mehrheit aber verstummt und durchlebt insbesondere innerlich Momente der Ekstase (stets begleitet von latenter Übelkeit). Die letzte sowie einzige tagsüber durchgeführte Zeremonie wird zum Abschluss von einer beinahe vollkommenen Sonnenfinsternis unterstrichen und reiht sich damit ein in ein unvergessliches Erlebnis in dem wir ein Stück weiter gewachsen sind.
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