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- Day 388
- Friday, August 23, 2024
- ☁️ 11 °C
- Altitude: 3,916 m
EcuadorCajas2°49’38” S 79°15’20” W
Der Tag an dem Feldi verschwindet
August 23, 2024 in Ecuador ⋅ ☁️ 11 °C
Prolog: Es war einmal in Kanada, da waren wir stolze Besitzer eines traurigen Feldstechers, den wir einst in einer Brockenstube gekauft hatten. Der Feldstecher war zwar schlecht und man konnte damit nicht sonderlich weit (geschweige denn gut) sehen aber er war unserer. Wir waren noch nicht lange auf Reisen als ihn Fabienne in einen Bach legte. Von da an sah man ohne Feldstecher besser als mit. Wer weiss was uns alles entging weil wir nicht mehr in Felder stechen konnten. In Panama erreichte die FOMO ihren Zenit und wir schworen uns einen Feldstecher zu kaufen. Einen guten. Weil so einen guten Feldstecher kauft man nur einmal. Der hält ein Leben lang. Also haben wir stundenlang recherchiert und YouTube-Reviews geschaut, bis wir unseren Favorit fanden: den Celestron Nature DX. Und den gibt es in Panama natürlich nicht. Und auch in den umliegenden Ländern wird der nicht zu finden sein. Und auch kein vergleichbares Modell. Doch irgend ein glücklicklicher Zufall ermöglicht es uns den Feldstecher via einen Briefkasten in Miami zu unserem Verschiffungsunternehmen in Panama zu senden. Was für ein Glück! Der Feldstecher trifft zwei Tage nachdem wir nach Kolumbien abgereist sind ein. Eddy und Romy erklären sich aber bereit uns den Feldstecher nachträglich mitzubringen. Und wie durch ein Wunder sind wir ein paar Tage später in Cartagena stolze Besitzer eines wunderbaren Feldstechers dem wir nur Lobeshymnen singen können. Gemeinsam erleben wir sagenhafte Dinge.
Gegenwart: Nichts deutet auf ein tragisches Ende hin: die Sonne lacht, wir parkieren unser Auto neben einem kleinen Restaurant und packen unsere grossen Rucksäcke mit Proviant und Kleider für zwei Tage. Dann marschieren wir los hinein in die Berghinterlandschaft. Wir befinden uns auf etwa 4000 m.ü.M. Nach zwanzig Minuten entdecken wir über den Hügeln geierartige Geier und nehmen unseren geliebten Feldstecher zur Hand (oh wie sehr wir ihn lieben!), um sie tatsächlich als normale Geier zu identifizieren. Den Feldstecher fixieren wir dann am Rucksack, um ihn schneller griffbereit zu haben - ein gravierender Fehler. (Höchstwahrscheinlich) sehr kurze Zeit später fällt das Teil aus seiner Verankerung und bleibt im Gras liegen, während unsere Rücken in der Spiegelung der Linse kopfüber immer kleiner werden. Zweieinhalb Stunden später sowie näher am geplanten Übernachtungsplatz, merken wir (viel zu spät!), dass der Feldi fehlt. Unter den Anwesenden macht sich Panik breit. WO IST ER?! Wir laufen ein paar Meter zurück und tasten uns mit unseren Blicken durch die soeben begangenen Weglein. Hier ist er nicht. Da auch nicht. Wir laufen weiter zurück und bald wird uns klar, dass wir den Mehrtäger im Cajas Nationalpark abblasen und den gesamten Weg zurücklaufen, um nach Feldi Ausschau zu halten (Spoiler: vergebens!). Frenetisch mäandern wir uns durch die Wanderwege zurück in Richtung Startpunkt. Minute um Minute, Stunde um Stunde vergehen und wir finden nichts. Die karge Bergseenlandschaft kommt kaum mit unserer Netzhaut in Kontakt. Wir scannen Grasbüschel um Grasbüschel. Bis wir zuletzt mit leeren Händen sowie müden Rücken, Beinen und Augen wieder vor dem Restaurant stehen. Niedergeschlagen müssen wir uns eingestehen, dass der Feldi wohl von der einzigen anderen heutigen Wandertruppe, die zu Beginn hinter uns her ging, eingesteckt wurde. Uns bleibt nicht einmal ein Erinnerungsfoto von Feldi 💔
Am nächsten Tag doppelt unser Schicksal in einem Kreisel nach. Ein Einheimischer drängt uns von der Strasse direkt in eine Baustelle hinein. Die Baustelle ist umrandet mit halb im Boden versenkten Armiereisen. Fast touchiert eines davon meine Füsse. Glücklicherweise hält die Busaussenwand die Eisenstangen ab, so dass meinen Füssen nichts passiert. Als Erinnerung an diesen Moment hat der Lack nun einen coolen weissen Streifen.
Zählt man den letztlich abgebrochenen Zahn dazu stehen wir bei einem Hattrick fürs Schicksal. Wir schwören Rache und ballen unsere Fäuste gen Himmel.Read more










