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  • Day 12

    Etappe 10: Kas - Aperlai

    September 27, 2021 in Turkey ⋅ 🌙 25 °C

    Mit dem heutigen Tag ist bereits die erste Hälfte von meiner Wanderreise vorbei. Das macht mich im Moment sehr traurig. Ich wünsche mir deshalb, dass sich die nächsten 10 Tage wie eine kleine Ewigkeit anfühlen werden. Ich will noch nicht zurückkommen!!! 🥲 Erfreulich ist jedoch, dass ich mit diesem Tempo wahrscheinlich tatsächlich den gesamten Lykischen Weg schaffen werde. 👍🏻

    Bevor ich auf den heutigen Tag eingehe, möchte ich noch eine kurze Geschichte von gestern erzählen. Als ich in Kas in meinem Familienhotel angekommen bin, habe ich kurze Zeit später ein taubstummes Paar aus Rumänien 🇷🇴 kennengelernt, das auch dort übernachtet hat. Als ich ihnen mit Zeichensprache und der Hilfe vom Internet mitgeteilt habe, dass ich aus der Schweiz komme, haben sie sich sehr gefreut. (So reagiert übrigens auch die lokale Bevölkerung immer auf meine Herkunft.) Am Abend habe ich das Pärchen dann in der Küche neben der Dachterrasse wieder getroffen. Die Frau hat dort in einer Pfanne frischen Fisch 🐟 angebraten und ich habe ihr in Zeichensprache versucht zu erklären, dass es sehr gut riecht. Als ich dann 10 Minuten später alleine an meinem Tisch sass und mein Abendessen ass, ist sie als Geschenk mit einem Teller voller Salat und zwei kleinen Fischen zu mir gekommen. Ich habe mich so darüber gefreut, auch wenn ich ihr erklären musste, dass ich die Fische nicht essen kann. Das war auch überhaupt kein Problem. Da ich mich revanchieren wollte, bin ich gleich nach dem Essen hinunter ins Zentrum gelaufen und habe zwei schöne Souvenirs gekauft. Ihr hättet ihre Augen sehen sollen, als ich ihnen die beiden Geschenke kurze Zeit später in die Hand gedrückt habe. 😍

    Die heutige Wanderung war sehr schön, aber auch lang. Ich war schlussendlich von 7 Uhr bis kurz nach 17 Uhr auf den Beinen. Nach einem so langen Tag werde ich gegen Ende immer etwas ungeduldig und auch nervös. Ich merke, dass ich dann meine Emotionen nicht mehr so gut kontrollieren kann, weil mein Körper einfach nur noch müde ist. Das war auch heute so, als ich beim vorgesehenen Campingplatz 🏕 im Nirgendwo vor verschlossenen Türen stand. Ich musste deshalb noch einmal 20 Minuten bis zur nächsten Unterkunft weiterlaufen. Dort wurde ich von den drei anwesende Personen ganz merkwürdig empfangen. Alle haben gefragt, ob ich Russisch spreche. Englisch konnte niemand. Ich fand das alles sehr komisch und unangenehm. Nachdem ich jedoch mein Zelt aufgestellt, geduscht und etwas relaxt hatte, sah die Welt wieder komplett anders aus. Die sind alle voll lieb und haben mir heute die besten Pommes, die ich jemals gegessen habe, serviert. Es ist schon krass, wie vorschnell auch ich immer wieder Menschen verurteile.

    Heute habe ich übrigens eine erstaunlich grosse Eidechse und zwei lange schwarze Schlangen gesehen. Die Schlangen waren glücklicherweise in einer offenen, viereckigen Zisterne gefangen, in welcher sie wahrscheinlich auch sterben werden. Aus Mitleid habe ich mich im ersten Moment auf die Suche nach einem umgefallenen Baum gemacht, aber dann aus Angst doch wieder davon abgelassen. Vor meinen inneren Auge habe ich nämlich schon gesehen, wie ich zusammen mit dem Baumstamm in die Zisterne falle und von einer Horde Schlangen gebissen werde. 🐍 Es blieb mir deshalb nichts anderes übrig, als die Schlangen ihrem Schicksal zu überlassen. Ich kann nicht allen helfen…
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