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  • Day 124

    Adios Südamerika

    April 2, 2019 in Colombia ⋅ 🌧 16 °C

    Nach 4 Monaten durch Südamerika ist die Reise zu Ende. Schon die letzten Tage ohne Motorrad waren eigentlich nur noch ein notwendiges Anhängsel, auch wenn Cartagena und Bogota sehenswerte Ziele sind. Gestern bin ich 22 km zu Fuß durch die Millionenstadt gelaufen und dabei ist mir vieles durch den Kopf gegangen. Gerade hier in Bogota wird deutlich wie weit die Schere zwischen arm und reich auseinander klafft. Etwas das einem täglich vor Augen geführt wird.

    Nicht weniger gegensätzlich ist der ganze Kontinent, jedes einzelne Land. Das ist vielleicht die größte Faszination, der größte Reiz einer solchen Fahrt. Man weiß nie, was einen am nächsten Tag erwartet. Irgendwann hat man alle Höhen und Tiefen erlebt. Daß man sie überwunden hat ist eine immer wieder positive Erfahrung und lässt einen gelassener auf das nächste Unerwartete reagieren. Irgendwie geht es immer, dabei ist auch immer wieder verblüffend wie unkompliziert, hilfsbereit und immer freundlich die Südamerikaner mit uns "Fremden", die wir hier in jeder Hinsicht sind, umgehen. Wieder einmal stelle ich das fest und frage mich ob wir davon nicht etwas lernen sollten.
    Langweilig war kein einziger Tag, an dem es auf dem Motorrad vorwärts ging. Allein das Wetter zog alle Register, zwischen glühender Hitze von fast 50 Grad, tropischer Luftfeuchtigkeit, Schneefall, Hagel und Regen im Übermaß war alles vertreten. Und so hoch hinauf zu fahren wie der Mont Blanc hoch ist war ein besonderes Highlight. Mit den Straussen um die Wette zu fahren, die Flussdurchquerung im Hochwasser und die Fahrt über die legendäre carretera austral, am südlichsten anfahrbaren Punkt der Welt zu stehen, el fin del mundo erreicht zu haben sind unvergessliche Momente. Unvergesslich wird mir auch die Fahrt in Bolivien bleiben, die mich an meine Grenzen gebracht hat und bei der ich keinen Pfifferling auf ein gutes Ende gewettet hätte. Erstaunlich was noch geht, wenn man nur will und was ein Motorrad alles aushält.
    Immer wieder war ich überwältigt von der Landschaft, den Bergen, der unendlichen Weite, den tropischen Gebirgen und und und.... Und dem unbeschreiblichen Gefühl, zu erleben wenn die Erde unter einem wackelt.
    Eine der größten Herausforderungen war auch diesmal, alleine zu fahren. Deshalb sind die ersten Tage und Wochen auch immer die schwierigsten, bis ich mich daran gewöhnt habe. Angst hat mich nie begleitet, weder davor bestohlen zu werden noch davor einen Unfall zu haben, sie wäre ein schlechter Begleiter.
    Und Angst vor dem Fremden ist sowieso unbegründet, wie ich schon oft festgestellt habe. Menschen die einem schlechtes wollen gibt es überall auf der Welt, sie sind aber eine winzige Minderheit. Die meisten Menschen auf der Welt sind anständige Menschen und oft viel freundlicher und unvoreingenommener als wir das erwarten.

    Zurückblickend erscheint es mir wie ein Traum, den ich erst noch verarbeiten muss. Dabei werden mir meine Bilder helfen.
    Ich bin dankbar das erlebt haben zu dürfen. Ohne Sturz und ohne Blessuren am Ende dieser für mich einmaligen Reise zu sein. Es hat sich gelohnt.

    Bleibt mir nur noch danke zu sagen an alle die hier mitgelesen haben, sich mitfreuen konnten oder Kommentare hinterlassen haben. Das war für mich auch ein Stück Verbindung nach Hause. Wenn man wochenlang alleine mit seinem Motorrad unterwegs ist, keinen Gesprächspartner hat mit dem man Freude und Probleme teilen kann hat dies eine besondere Bedeutung.
    Natürlich gilt ein besonderer Dank meinem treuen Motorrad ohne dessen Geduld und Gelassenheit, bei nicht immer zimperlichen Umgang das nicht möglich gewesen wäre.
    Und etwas unterhaltsamer wurde die Fahrt im nördlichen Teil, wo ich gemeinsam mit Holger und Arnd aus dem hohen Norden Deutschlands gefahren bin. Zwar bin ich doch meistens alleine gefahren aber wir waren trotzdem eine gut harmonierede Truppe. Die Abende waren trotz gewisser sprachlicher Hürden unterhaltsam. Euch dafür vielen Dank.
    Auch allen denjenigen möchte ich danken, die mich in irgend einer Weise unterstützt haben. Das sind einige, und die meisten lesen hier nicht mit. Stichwort Federbein. Ronny Tesch, der für alle Probleme in Chile und Argentinien so eine Art Rückversicherung ist und hilft wenn er kann.
    Letztlich war diese Reise aber nur realisierbar weil meine Frau Verständnis dafür hatte. Ihr gilt mein besonderer Dank.

    Das ist mein letzter Eintrag. Ich sitze im Flughafen Bogota und warte auf den Abflug nach Hause. Darauf freue ich mich jetzt .

    Und alle Blogeinträge habe ich auf dem Smartphone geschrieben, deshalb sind ein paar Schreibfehler zu finden. Und manche Bilder meines Smartphone sind natürlich nicht perfekt.
    Aber was spielt das für eine Rolle.

    Adios Südamerika !
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