• Baliem Valley Resort
    Kunst des Volkes Asram für ihre VerstorbenenUnser Träger Joni mit seinem SohnTypische BehausungSüsskartoffel-Feld im HochlandMarkt in Wamenaauf in den KampfDer Stammesoberhaupt beim Feuermachen3 Krieger sind nun Best FriendsFleischfressende Pflanze

    West-Papua / Baliem-Tal

    21 Eylül 2024, Endonezya ⋅ ☁️ 12 °C

    Unser erstes Ziel in Papua war Jayapura, die Hauptstadt der Provinz Papua, dem indonesischen Teil der Insel. Diese liegt an der nördlichen Pazifikküste ganz in der Nähe zur Grenze nach Papua-Neuguinea. In der über 200.000 Einwohner zählenden Stadt leben nur etwa 20% Papua, die Mehrheit sind Indonesier aus anderen Regionen. Es ist keine attraktive Stadt, daher dauerte unser Aufenthalt nur 2 Tage.

    Die Einwohner von Papua streben nach Unabhängigkeit von Indonesien, daher entstehen öfters Unruhen. Da West-Papua für Indonesien aufgrund der vorhandenen Ressourcen (Gold, Kupfer, Erdgas, Erdöl, Holz) eine wichtige Einnahmequelle ist, wird die Unabhängigkeit von der Polizei und vom Militär mit vielen Mitteln unterdrückt, auch unlauteren. Vermutlich haben die Meisten von der Freilassung des gekidnappten australischen Piloten vor einigen Tagen gehört. Die Entführung wurde von Rebellen durchgeführt und sollte die Regierung unter Druck setzen.

    Unser anvisiertes Ziel war das Baliem-Tal, das wir mit einem Flug nach Wamena erreichten. Auch diese Stadt auf 1500 MüM ist wenig sehenswert. Wamena heisst „Stadt der Schweine“. Diese ist fast nur auf dem Luftweg erreichbar, alle Waren werden mit Flugzeugen angeliefert.
    Dafür entschädigte uns das Baliem-Tal mit sehr schönen Eindrücken. Unser Resort lag auf 1900 MüM, entsprechend kühl wurde es in der Nacht. Auch regnet es viel, meistens am späteren Nachmittag und in der Nacht.

    Das Baliem Valley Resort wurde vom deutschen Papua-Experten Dr. Werner Weiglein gegründet. Sein Interesse gilt den Kulturen Ozeaniens, insbesondere von Papua und führte viele Expeditionen in diesen Gebieten durch und verfasste Publikationen für die Fachpresse. Mit mehr als 30 Touren auf die 4884 Meter hohe Carstensz Pyramide in Papua hält er gegenwärtig den Weltrekord.
    Mit dem Bau des Resorts im 1997 startete er sein erstes Ökotourismusprojekt. Dieses beinhaltet eine eindrückliche Sammlung von Papua - Kunst. Eine weitere grosse Sammlung ist in seinem Papua - Museum in Gelnhausen/D zu sehen.

    Am ersten Tag unternahmen wir zusammen mit einem Guide und einem Träger eine Wanderung im südlichen Tal, dem Baliem-Fluss entlang, vorbei an Gemüse- und Süsskartoffelkulturen. Da die Dörfer weit von den Feldern entfernt liegen muss die Ernte zum Teil sehr weit getragen werden, da die meisten Felder nicht mit Fuhrwerken erreichbar sind.

    Am Folgetag durften wir eine „Dorfbesichtigung“ mit dem Einheimischen Joni machen. Die primitiven Hütten liegen auseinander, die Dorfgemeinschaft trifft sich auf dem Dorfplatz oder in der Kirche.
    Wir durften tiefen Einblick in zwei der Strohhütten haben. Die Menschen leben in primitivsten Verhältnissen. In einer Hütte wohnt eine Frau mit ihrem Sohn und zwei Schweinen. In der Mitte der Hütte hat es eine Feuerstelle, an der Seite eine Bambuspritsche zum Schlafen, in einer Ecke liegen Kleider, Essensgeschirr und andere Sachen. Die andere Hütte hat zwei Etagen, unten wird gelebt, oben geschlafen. Wobei der untere Teil etwa 1,40 Meter hoch ist, auch die kleinen Einheimischen können nur am Boden sitzen. Beiden gemein ist, dass die Decken vom Feuer mit Teer bedeckt sind.

    Am Schlusstag durften wir zusammen mit 2 anderen Paaren an einem Schweinefest teilnehmen, dass das indigene Volk der Dani traditionell nur äusserst selten feiert. Um den kulturell interessierten Touristen diesen Brauch trotzdem zu vermitteln, organisiert das Resort jeweils bei verschiedenen Stämmen ein Fest. Dieses ist auch eine willkommene Einnahmequelle für den Stamm.

    Vor dem sehr abgelegenen Dorf begrüssten uns die Krieger mit einer Kampfvorführung, die an die kriegerische Vergangenheit erinnert. Die Männer tragen trotz der frischen Temperaturen im Hochland meist nur einen Penisköcher, Frauen einen kurzen Rock aus getrockneten Pflanzenfasern. Natürlich sieht man hin und wieder Dani’s mit Shirts und kurzen Hosen.

    So gefürchig wie die Krieger aussehen, sie sind sehr freundlich und zugänglich. Eine verbale Verständigung war leider nicht möglich, in diesen abgelegenen Dörfern spricht keiner Englisch. Jedoch konnten wir die Fragen unserem Guide stellen, dieser war vom Volk der Lani und hat gut Englisch gesprochen. Interessant ist, dass viele Dörfer eigene Sprachen haben. Es gibt etwa 800 Papuasprachen die auf der ganzen Hauptinsel und einigen Nebeninseln gesprochen werden.

    Jedes Dorf ist von einem Palisanderzaum umsäumt und hat ein Eingangstor. Zaun und Eingangstor sind immer mit Stroh bedeckt. Das von uns besuchte Dorf hat eine typische Anordnung mit Männerhütte, zwei Frauenhütten und einem langen Gebäude für die Schweine und die Küche.

    Nach einem Begrüssungsritual mit Gesängen der weiblichen Stammesbewohner wurde schon bald ein kleines Schwein aus dem Stall geholt. Zwei Minuten später war dieses bereits tot, ein Pfeil direkt ins Herz hat sein Leben beendet. Die folgenden Schritte beschreibe ich hier nicht.

    Nachdem das Schwein von den Männern vorbereitet war, bereiteten die Frauen den Garprozess vor. Eine Grube wurde mit langem Gras ausgekleidet, währenddessen ein Feuer mit Stroh und feinem getrockneten Gras entfacht wurde. Natürlich ohne Feuerzeug, dies ist laut Aussagen Aufgabe des Stammeschef. Mit diesem kleinen Feuer wurde auf etwa 2x2 Metern ein grosses Feuer entfacht. Darüber wurde ein Gitter aus Holz gelegt, dieses wiederum mit vielen Steinen belegt und das Ganze mit feuchtem Gras überdeckt, damit die Hitze nicht entweicht. Nach etwa 1,5 Stunden wurde das Gras entfernt und die Kochgrube mit heissen Steinen ausgekleidet. So konnte nun der Kochteil beginnen. Zuunterst wurde Süsskartoffeln platziert, die mit Bananenblättern und Gras zugedeckt wurden. Dann wieder eine Lage mit Bananenblättern und heissen Steinen. Darauf folgten Kräutergräser, auf die dann das Schwein gelegt wurde. Alles wurde wieder mit Kräutergräsern und Bananenblättern zugedeckt und mit Steinen belegt. Das Ganze formten sie mit den langen Gräsern zu einem Paket, das mit Rattanschnüren eingebunden wurde. Es ist ein aufwendiger und langer Prozess.

    Nach etwa 2 Stunden Kochzeit öffneten die Frauen die Kochstelle. Das Schwein wurde direkt an die Männer weitergeleitet, während sich die Frauen vorerst mit den Süsskartoffeln begnügen mussten. Zusätzlich gab es Maiskolben, die im Wasser garten. Die zum Garen des Schweins verwendeten Kräuter wurden von den Dorfbewohner von den Stengeln genommen und wie ein Spinat gegessen.

    Wir Touristen erhielten vom Resort Reis mit Gemüsen und vom Stamm Süsskartoffeln und Mais.
    Beides schmeckte sehr gut, der Mais war vermutlich ein Futtermais, war dieser doch sehr gross und die Haut zäh.

    Nachdem die Männer Ihren Appetit gestillt hatten wurde den Frauen ihr Fleischanteil übergeben.
    Auch wir konnten vom Fleisch versuchen, was Ruth auch getan hat. Da alles salzlos ist und die Kräuter einen speziellen Geschmack haben entspricht es nicht unbedingt dem europäischen Gaumen. Es wird nichts verschwendet, das Schwein wurde inklusive aller Innereien restlos verspiesen.

    Vor dem Fest haben wir uns gedacht, dass es eine Art inszeniertes Schauspiel sein würde. Wir stellten schnell fest, dass das Zusammenspiel der Abläufe und das Verhalten der Indigenen nichts einstudiertes an sich hatte. Natürlich tragen sie im Alltag nicht den ganzen Kriegsschmuck, aber die Lebensweise ist sehr einfach. Mittlerweile gibt es auch wenig Strom, so dass der Chef sein Mobile laden kann….

    Im Baliem-Tal leben Dani, Lani und Yali vorwiegend als Selbstversorger. Von den Yali berichtet man, dass bis in die 70er Jahre noch Kanibalismus-Praktiken angewendet wurden.
    Die Männer haben die Aufgabe, für jede seiner Frauen ein Feld anzulegen, dass diese dann bewirtschaftet. Auch der Hausbau ist Männerarbeit. Da Krieg und Jagd weggefallen sind, haben die Männer nun viel Zeit um zusammenzusitzen, zu rauchen und zu diskutieren.
    Die Frauen bewirtschaften die Felder, ziehen die Kinder gross, kochen und knüpfen Taschen.

    Zum Abschluss unseres Aufenthaltes servierte uns die Crew vom Baliem Valley Resort noch ein besonderes Festmahl: frische Süsswasserkrebse aus dem Baliem-River. Sehr lecker, wie auch die anderen Mahlzeiten.

    Tags darauf war unser einstündiger Flug zurück nach Jayapura bereits um sieben Uhr terminiert, es hiess also sehr früh aufstehen. Wie üblich bei Domestic-Flights startete die Maschine etwa 45 Minuten zu spät. Was kein Wunder ist, wenn die Crew erst 10 Minuten vor Abflugzeit zum Flugzeug geht.

    In Jayapura sollte unser Anschlussflug um 12.30 Uhr nach Sorong starten. Hier war die Verspätung dann grösser, über 3 Stunden später ging der Flug los. Die Informationen zur Verspätung waren sehr dürftig…, keiner konnte Auskunft geben. Nach etwa 2 Stunden hiess es auf dem Screen dass die Verspätung aufgrund des Wetters sei. Was wohl nicht stimmte, weil andere Fluggesellschaften die Strecke flogen. Später gabs - auf Anfrage - die Auskunft, dass das Flugzeug zum Auftanken nach Timika geflogen sei, immerhin etwa 400 Kilometer entfernt. Auf Flight Radar konnte man sehen, dass die Lion Air in Jayapura durchgestartet war und dann erst nach etlichen Platzrunden nach Timika weiterflog. Immerhin kamen wir am Abend noch nach Sorong, so erreichten wir dann am nächsten Tag um 9 Uhr noch die Fähre nach Waisai. Nun verbringen wir unsere letzten Tage in Raja Ampat, einem Archipel im Indo-Pazifik.
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