• Eritria - Chalkida Brückendurchfahrt

    June 1 in Greece ⋅ 🌙 19 °C

    8.5 sm / 2.40 h
    Der Sonntagmorgen begann – wie so oft – mit einem Brummen statt einem Flattern: Die AMBIRAMUS streckte sich gemächlich in der Morgensonne, während ich den Anker hochkurbelte und mich auf den Weg nach Chalkida machte. Wind? Ja, 20 Knoten. Leider voll auf die Zwölf – also nicht „Segel ahoi!“, sondern eher „Motor marsch!“.
    Die zwei Stunden Überfahrt waren entsprechend spritzig – allerdings nicht im Champagner-Sinne. Die Wellen klatschten fröhlich gegen die Nase unseres Katamarans und ich beschloss, das Segel erst gar nicht zu provozieren. Denn: Der Kanal von Chalkida und die neue Brücke sollte man besser unter Motor befahren.
    Wie ein alter Bühnenprofi wusste ich bereits, wo mein sicherer „Backstage“-Platz war – mein drittes Mal hier, man kennt sich. Ankern, Funkgerät auf Kanal 12 stellen, und warten. Und warten. Und nochmals… richtig, warten. Die Brücke öffnet nämlich, wie der Grieche so liebt, irgendwann zwischen 11 Uhr abends und 3 Uhr morgens – je nach Lust, Laune und kosmischer Sternenkonstellation und dem Tidenhub.
    Doch an diesem Sonntag war uns das Glück hold – oder der Brückenchef hatte Lust auf Frühschluss. Um 11:30 Uhr tönte es über Funk:
    „AMBIRAMUS, stand-by!“
    Das ist im Brückensprech so viel wie: „Auf die Plätze, fertig, aber warte noch ein bisschen.“
    Also Anker wieder hoch, langsam Richtung Wartezone tuckerln, sich an den restlichen Ankerhelden der Bucht vorbeischlängeln – ganz nach dem Motto: „Wer zuerst fährt, liegt zuletzt.“
    Kurze Zeit später der zweite Funkspruch, nun in charmantem NATO-Englisch:
    „AMBIRAMUS first. NORTH to EAST. Then ONE by ONE. Do you copy?“
    Klar doch, Sir – wir kopieren nicht nur, wir parieren!
    Zuerst folgte eine grosse Motorjacht von Norden und dann war die AMBIRAMUS an der Reihe. Mit 3–5 Knoten gegen die Strömung und gefühlten 2000 Schaulustigen am Ufer tuckerte ich durch die spektakulär beleuchtete Brücke. Links Applaus, rechts Selfies mit Blitzlichtgewitter – ein bisschen fühlte ich mich wie die griechische Ausgabe der Queen auf Bootstour. Nur mit mehr Dieselduft.
    Nach dem Brücken-Happening folgte noch eine halbstündige Fahrt durch die nächtliche, friedlich glitzernde Bucht – ein echter Mitternachtstraum.
    In der geplanten Bucht angekommen liess ich den
    Anker runter auf 5 m, sicherer Halt, einmal tief durchatmen – und dann ab in die Koje.
    Verdient wie ein Weltmeister. 🛏️⚓️
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