• Thessaloniki - Hallo Geschwister

    June 13 in Greece ⋅ ☀️ 31 °C

    Freitag
    Pünktlich um 13:30 Uhr landeten meine beiden Lieblingsschwestern in der Marina – schwer bepackt wie zwei wandelnde IKEA-Regale nach einem Rabattwochenende. Ein herzliches „Hallo“ später wurde erst mal ordentlich eingepufft – man muss ja schließlich die salzige Meeresluft inhalieren, bevor der Sonnenstich zuschlägt.
    Während die Damen an Bord klimpernd ihre Koffer in sämtliche Ecken des Katamarans verteilten, marschierte ich ins Marina-Büro. Dort erwartete mich ein ausgesprochen freundlicher Herr, der – zu meiner Erleichterung – nicht nur Papierkram, sondern sogar Deutsch konnte. Mit der Präzision eines eidgenössischen Uhrwerks sortierte er meine Dokumentenlawine, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Mit ein paar guten Tips und dem Hinweis, dass es nächstes Mal schneller abwickelt sei, machte ich mich wieder auf den Rückweg.
    Mit Rucksack, Sonnenhut und unerschütterlichem Optimismus bewaffnet, zogen wir los, die Mysterien von Thessalonikis Marktläden zu erkunden. Unser Fokus: Sitzsack-Detektivarbeit. Denn einer meiner Sitzsäcke hatte vor einigen Tagen beschlossen, ein neues Leben als Freischwimmer im Ägäischen Meer zu beginnen. Was für ihn ein Abenteuer – für uns eine Bildungslücke im Komfortbereich.
    Also lautete die Mission des Tages: Findet den verlorenen Sack!
    In den drei Marina-Chandlern gab’s allerdings nur ratlose Blicke, ein müdes Lächeln und den vielsagenden Kommentar: „Sitzsack? Hier? Sie scherzen wohl!“ – Fast wie in einem Asterix-Band, nur ohne Zaubertrank.
    Doch wer aufgibt, bevor er bei IKEA war, hat nie wirklich gesucht. Also ab ins Uber-Taxi und hinein ins Labyrinth aus Billy-Regalen und Köttbullar-Geruch. Wir durchkämmten jede Abteilung – notfalls auch rückwärts den Pfeilen nach – doch unser Sitzsack blieb wie vom Erdboden verschluckt. Dafür gab’s Teelichter, Servietten in fragwürdigen Farben und 14 Tupperdeckel ohne passenden Topf. Immerhin.
    Ein letzter Hoffnungsschimmer: der sagenumwobene MERLIN-Shop – klang nach Magie, entpuppte sich aber als Illusion. Kein Sitzsack weit und breit. Dafür wachsende Blasen an den Füßen und fallende Motivation.
    Und dann – wie aus dem Nichts – das Wunder von Thessaloniki: Unser Uber wartete vor dem Laden! Na ja, fast… Der Chauffeur fehlte. Bis er strahlend wie ein Lottomillionär mit einem fröhlichen “Hello and see you again!” aus dem Geschäft kam. Zack – Deal gemacht, Taschen verstaut, Sitzsack vergessen – aber wenigstens die Beine gerettet.

    Fazit des Tages: Kein Sitzsack, aber dafür viele neue Lachfalten und ein Abenteuer mehr im Familienalbum.
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