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  • Day 23

    Jack und Buddel voll Rum

    October 3, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 4 °C

    Nach einer Weile fühlte ich mich nicht mehr so in der Stimmung, in der Stadt umherzulaufen. Wir stoppten noch kurz am Supermarkt und gingen dann zu unserem neuen Schlafplatz. Ich schnappte meinen Laptop und mein Akkupack, Bella ihr Handy, und wir gingen in den Aufenthaltsbereich, der deutlich kleiner ausfiel als in unserem Hostel zuvor. Lediglich ein paar kleine ungemütlich aussehende Tische mit Stühlen und eine ziemlich kleine Ecke mit Couches, in die vielleicht mit Hängen und Würgen 15 Leute gepasst hätten – kaum mehr als in meiner WG zu hause. Die Couches sahen definitiv einladender aus als die Stühle und so gingen wir in die Fernseh-Ecke. Dort saßen zwei Typen und ich grüßte nett. Wir kamen ins Gespräch. Die üblichen Fragen wurden abgegrast: Wo kommt ihr her? Was macht ihr hier? Wie lange seid ihr schon da? Wie lange wollt ihr noch bleiben? Allerdings war einer der beiden, Jack, schon richtig schön besoffen und lallte mit seinem britischen Akzent Dinge in unsere Richtung, die wir nicht verstanden. Zwischendurch wurde er irgendwie ein bisschen beleidigend, entschuldigte sich dann aber immer wieder. Was für ein komischer Typ. Er vergaß auch alle zwei Minuten, was er gefragt hatte und redete immer das gleiche wirre Zeug. Ach ja, hatte ich schon erwähnt, dass er ne schöne Flasche Captain Morgan in der Hand hatte? Keine große zwar, aber so ne kleine, in der man bei uns auch Pfeffi oder eklige Kräuterliköre bekommt. Das Zeug trank er pur und bot uns auch was an. Die spießigen Deutschen lehnten ab. Und überhaupt findet er Deutsche richtig kacke, also eigentlich nicht, aber die Geschichte! Na, ihr wisst schon. Aber eigentlich sind Deutsche gar nicht kacke, aber irgendwie doch. So ganz haben wir es am Ende nicht mehr geblickt. Ich setzte dann meine Kopfhörer auf und arbeitete, Bella schrieb einen Footprint. Nachdem der andere Typ, dessen Namen ich vergessen habe, weg war, fing Jack an wild rumzutelefonieren und irgendwelche armen Leute am anderen Ende vollzusülzen – auch hier blieben Beleidigungen nicht aus. Ich bekam in etwa sowas mit, dass er sich darüber beschwerte, dass er gefeuert wurde und dass das ja an sich kein Problem wäre, aber die so super unhöflich zu ihm waren. Sie hatten ihn gefragt, ob er besoffen wäre (was ich mir in dem Moment wirklich nur zu gut hatte vorstellen können) und das wäre ja eine absolute Frechheit gewesen! Irgendwann war auch er gegangen und wir konnten uns besser unseren Sachen widmen. Da der Fernseher dort Netflix hatte, entschieden wir uns dazu, Harry Potter zu schauen. Der Film lief etwa 10 Minuten, da kam unser Freund Jack zurück. Er meckerte, dass er Harry Potter nicht möge und schaltete einfach irgendwelche Kackmusik auf Youtube an. Ganz nebenbei verkippte er noch nen ordentlichen Schluck Rum und kümmerte sich halbherzig darum, es wegzumachen, indem er einen Flyer drauflegte. Naja. Dann war er wieder weg, telefonierte lauthals mit irgendwem und kam wieder, telefonierte weiter und war einfach nur nervig. Wir sehnten uns in unser altes Hostel mit den netten Menschen zurück. Irgendwann dachten wir, er wäre endgültig weg. Wir schalteten Harry Potter erneut ein und hatten tatsächlich eine ganze Weile Ruhe. Einige andere Leute kamen vorbei, einer blieb schließlich länger sitzen. Aber er kam wieder, allerdings mit Leuten, die ihn bereits kannten – seit gestern oder so.😄 Naja, vier Leute unterhielten sich unglaublich lautstark und als sie sich entschieden hatten, Alkohol kaufen zu gehen, dachten wir, es wäre an der Zeit, sich schnell aus dem Staub zu machen, bevor die laute Bande wiederkommt. Nun liege ich hinter meinem Vorhang in meinem Bett. Fast so als hätte ich Privatsphäre. Krass!😅Read more