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  • Day 10

    Tag 10 - Linz

    July 24, 2019 in Austria ⋅ ⛅ 28 °C

    50 km / 535 km - 5 / 47 Stunden

    Ausgaben:

    0 € / 5 € Transport (Fähre, etc.)
    16 € / 113 € Lebensmittel
    0 € / 46 € Unterkunft
    0 € / 3 € Eintrittspreise

    16 € / 167 € Gesamt

    Ich muss Sie lassen.
    Ich werde Sie verlassen.
    Ich sollte nicht.

    Wieder einmal, wie so oft in meinem Leben nehme ich mir nicht genug Zeit. Und ich fühle tief in mir, dass es falsch ist. Ich fühlte mich wohl, fühlte mich geborgen und willkommen. Auch wenn die hinter mir liegenden Stunden nicht immer nur vergnüglich waren.
    Während ich ich das Zelt packe, sehne ich ihr schon nach, fühlt es sich falsch an. Eine Sehnsucht, wie ich sie oft in mir brennkleinesen fühle.
    Und sie verzehrt mich jedes mal ein Stück mehr.

    Noch ein letztes gemeinsames Frühstück mir ihr, mehr bleibt mir nicht.
    Dann schwinge ich mich wieder in den Sattel. Ein Start, ein Abschied, ein Tag wie jeder andere.
    Doch es fällt mir schwer, denn Sie will mich nicht gehen lassen. Ich merke es auf jedem Kilometer ihrer Straßen. In jeder ihrer Kurven, nach denen mich noch steilere Hügel erwarten.
    Und wie zur Schmach ändert sich das nach der Grenze nahezu sofort. Nur um mir zu zeigen, dass auch sie mir den Rücken gekehrt hat.

    Tschechei, ich habe dich verlassen und es tut mir leid.

    Die Kilometer verrinnen bergab schnell. Zu schnell. Viel zu schnell ist man wieder im Tal. Da ist an Umkehren nicht wirklich zu denken. Auch wenn man sich dabei wohler gefühlt hätte.

    Und so kullere ich weiter bis nach Linz.

    Es ist warm. Sehr warm. Das haben Städte so an sich.
    Zwar kühlt der Fahrtwind, aber auf diesen Luxus verzichte ich auf der Brücke. Die Donau ist so schön.
    Nicht unbedingt schöner, als die Elbe. Denn sie ist meine Heimat.
    Aber breiter und von anderer Farbe. Ich fotografiere stromaufwärts. Das Geschick hat dafür gesorgt. Denn so sehe ich einen kleinen Strand. Ich nehme die Möglichkeit wahr und werde baden gehen. Das Handtuch wird nicht extra nass gemacht. Nichtmal wenn ich es gewollt hätte. Die Sonne lässt mich brennen, sobald ich sie betrete. Hat mich letzte Nacht etwas gebissen?
    Und wie ich dort stehe, ruft es aus der Hängematte nebenan. Ich setze mich in eine freie Matte hinein und wir reden viel. Es gab Bier und andere irdische Freuden und so lasse ich mich noch etwas länger verweilen. Die Stadt kann warten.

    Als die Meute größer wurde und die Freunde noch dazu stießen, war schnell klar, ich schlafe in der Stadt. Gleich um die Ecke. Dem guten Wolfi sei dank. Die anderen sollen nicht böse sein, dass ich deren Angebot nicht annehmen konnte. Wolfi war schneller und für ihn alles unkomplizierter.
    So lassen wir den Abend über uns hereinbrechen und ich springe nochmal in die Donau.

    ****************
    Nachwort:
    kleines
    Natürlich entspringen die ersten Abschnitte nicht meiner Liebe zur Tschechei, auch wenn ich wirklich noch länger geblieben wäre und ihre Straßen es wirklich nicht leicht machen, sich ihr zu entwinden.
    Sie entspringen der Frau, die mein Herz berühert hat. Tereza saß des Abends plötzlich mit zwei Bieren und ihrer Gitarre am Wasser neben mir und interessierte sich für das Fahrrad, die Reise und meinen Musikgeschmack. Eine interessante Tschechin mit deutschen Wurzeln. "Komm, was willst du hören? Such dir was aus" Ich war überrumpelt und wie nicht oft um Worte gebracht. Spontanität will gut überlegt sein. Aber es spielte keine Rolle, was gespielt wurde. Schnell war klar, wohin dieser kleine Abstecher führen sollte. Wir haben viele Geschichten ausgetauscht und so vertraut Wünsche und Ziele besprochen, wie ich schon schon lange nicht mehr in der jüngsten Vergangenheit mit jemandem reden konnte.
    Oder geredet habe? Dazu gehören ja immer zwei.
    Vielleicht lag es an meiner Zeit auf der Straße, dass ich mich wieder öffne. Oder am Abstand zu meiner Vergangenheit.
    Auf jeden Fall bin ich dankbar für diese Zeit.
    Gerne hätte das noch länger genossen. Aber zwei Reisende in unterschiedliche Richtungen verbindet der Kosmos nicht immer.

    Das Leben ist ein Weg und am Ende der Reise werde ich genau dort sein, wo ich sein soll.

    Und so reflektiere ich und lege mir The Wall Redux auf die Kopfhörer. Mir ist jetzt nach etwas weniger Filigranität.

    Song des Tages:
    Young Lust - Pink Floyd
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