• Austern 🦪 Frühstück in Oban

    23 maja 2024, Szkocja ⋅ 🌬 10 °C

    Oban hat sich mittlerweile einen Ruf für seine hervorragende Küche mit Meeresfrüchten und Fischen erkocht. Davon wollten Harald und ich uns am Hafen direkt davon überzeugen lassen und wir müssen sagen: es wahr vorzüglich. Sei es die gekochten Shrimps 🦐, die Jakobsmuscheln in Knoblauchsauce oder unser Favorit: die Austern 🦪…

    In Oban gibt es einen alteingesessenen Harris Tweed Shop. Seit weit über einem Jahrhundert wird Harris Tweed mit Geschick und Sorgfalt von Kleinbauern in ihren eigenen Häusern auf den äußeren Hebriden gewebt, so wie es auch heute noch der Fall ist. Vom hohen Adel des frühen 20. Jahrhunderts bis hin zu den Laufstegen und Couturiers von heute ist Harris Tweed seit langem die Wahl der Anspruchsvollen und so auch das richtige Geschäft für Harald.
    Wir sagten uns vorher noch: nichts anfassen, nur gucken und nichts kaufen…
    Schwupps und schon hat Harald eine neue Tweed-Weste ;0)…

    Oban ist das Tor zu den westlichen Inseln, beheimatet eine der ältesten Destillerien und hat ein ganz besonderes Wahrzeichen im Stil der Antike. Was ein römisches Kolosseum in den Highlands sucht?

    Oh, Rom. Würde es ihm doch gelingen auch nur einen Hauch des Flairs dieser ewigen Stadt durch die rußigen Gassen Obans wehen zu lassen. Nur ein einziges Bauwerk, das der Kunstfertigkeit Südeuropas hier in den Highlands huldigen würde.

    John Stuart McCaig war ein Menschenfreund, liebte römische Architektur und hatte es als Banker zu einem gewissen Reichtum gebracht. Ganze Teile Obans gehörten ihm damals. Zwar kam er vom Land, doch die kleine Stadt an der schottischen Westküste war nun seine Heimat.

    Als McCaig Mitte des 19. Jahrhunderts in Oban ankam, stand hier noch nicht viel. Erst 1794 hatten die Gebrüder Stevenson an der Bucht eine Destillerie gebaut, das zog Arbeiter an, und rund um das Gebäude und den Hafen bildeten sich kleine Häuserzeilen und Straßen. Ein erstes zartes Erwachen des verschlafenen Nests führte der Besuch des Dichters Sir Walter Scott herbei, denn ihm folgten bald darauf Touristen. Der nächste große Schritt wurde 1880 gewagt: Oban bekam eine eigene Zugverbindung nach Glasgow. Die kleine Stadt, der Hafen, die Destillerie – alles wuchs, wurde größer.

    Doch was hier fehlte, war die Schönheit die Kunst, die Muße. Zumindest empfand das John MacCaig so.

    Er würde das ändern. Er selbst als Geldgeber und Architekt wollte Oban eine steinerne Krone aufsetzen. Ein Kolosseum nach römischem Vorbild. Im Inneren sollte es eine Kunstgalerie beherbergen und natürlich auch sich und seiner Familie ein Denkmal setzen, in Form eines Turmes in der Mitte – Ehre, wem Ehre gebührt.

    Wie gesagt: McCaig war ein Menschenfreund. So heuerte er ab 1897 gezielt in den Wintermonaten Steinmetze an, die sonst in dieser Jahreszeit keine Arbeit gehabt hätten. Auf dem Hügel oberhalb der Stadt, die Destillerie überragend, schufen sie einen Granit-Ring mit zwei Reihen von insgesamt 94 Bogen-Fenstern. Umfang des Bauwerks: 200 Meter.

    5.000 Pfund in fünf Jahren verschlang das kostspielige Unterfangen. Klingt nicht viel. Doch die 5.000 Pfund von damals wären heute in etwa eine halbe Million Pfund wert. Ganz schön viel für einen Steinkreis.

    Als die beiden Ringe geschlossen waren, verließ den mittlerweile 78jährigen Mann jedoch das Glück. Er wusste um sein schwaches Herz, er litt schon eine Weile an Angina Pectoris. Daher verfügte er noch vor seinem Tod darüber, dass weitere Gelder für das Innenleben des Kolosseum bereitstehen würden. Er hatte also vorgesorgt, als er am 29. Juni 1902 seinem Schöpfer gegenüber trat.

    Doch er hatte nicht mit seinen Erben gerechnet. Sie hatten für den Traum des Alten nichts übrig und stoppten sofort die Arbeiten.

    „McCaigs Folly“ – McCaigs Torheit nennen heute viele Bürger der Stadt das Bauwerk. Und doch hat der Menschenfreund am Ende sein Ziel erreicht. Das kleine Kolosseum gilt heute als Wahrzeichen Obans und ist neben der Destillerie sicher die wichtigste Attraktion. In seiner Mitte wurde ein wunderschöner Garten angelegt und die Bürger und Besucher können hier Spazieren, sich auf einer Bank ausruhen oder den Blick über den Hafen genießen.

    Und so weht am Ende doch ein Hauch Rom durch Obans Gassen.

    Über die Stadt Oban selbst:

    Der Fährhafen gilt heute als „Gateway to the Isles“, als Tor zu den Inseln. Tatsächlich gehen von keiner Stadt Schottlands mehr Fährverbindungen ab, als von Oban. CalMac steuert von hier aus Mull, Coll & Tiree, Barra, South Uist, Colonsay, Lismore und Islay an.

    Der Name Oban kommt aus dem Gälischen und bedeutet zu deutsch „kleine Bucht“. An der „kleinen Bucht“ leben heute immerhin rund 8.500 Einwohner.

    Wir ziehen weiter an der Küste entlang, Richtung Norden…
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