• Cavern Club & Restaurant

    31 december 2024, England ⋅ 🌧 11 °C

    Der letzte Abend des Jahres in Liverpool, speziell in der legendären Mathew Street, war wirklich ein denkwürdiges Abenteuer – und zwar von der ersten Pailletten-Glitzer-Explosion bis hin zum letzten Schluck Bier. Wir hatten uns vorgenommen, den Abend mit Stil zu beginnen, also reservierten wir für 18 Uhr einen Tisch im Cavern Restaurant, um sicherzustellen, dass wir genug Grundlage für die späteren alkoholischen Eskapaden im Cavern Club hatten ;0)...
    ... und was für eine Grundlage das war! Harald entschied, ein echtes Scouse zu probieren – das klassische Liverpooler Gericht, das die Stadt genauso repräsentiert wie der Cavern Club selbst. Es ist ein herzhaftes, würziges Eintopfgericht aus Rindfleisch, Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und einer kräftigen Brühe. Ursprünglich von den Hafenarbeitern und Seeleuten entwickelt, war es der perfekte Mix aus nahrhaft und praktisch – und vor allem etwas, das satt macht!

    Harald stürzte sich also mit voller Begeisterung in die Aufgabe, dieses lokale Gericht zu genießen. Der Scouse ist ein echtes Wohlfühlessen, das dich von innen heraus wärmt – genau das Richtige, um eine gute Grundlage für den letzten Abend des Jahres zu schaffen. Es hat einfach alles, was man sich wünschen kann: ein intensiver herzhafter Geschmack, der das Rindfleisch zart und das Gemüse perfekt gegart zur Geltung bringt.

    Während wir weiter lachten und die Atmosphäre genossen, wussten wir sofort: Harald hatte das richtige Gericht für den Abend gewählt. Es war reichhaltig und füllte nicht nur den Magen, sondern brachte uns auch näher an die Geschichte von Liverpool – schließlich ist Scouse ein echtes Stück Liverpooler Kultur. Wir fühlten uns vorbereitet, als würde uns gleich der ganze Rest des Abends auf den Schultern tanzen.

    Jeder von uns hatte sich in schicke Kleidung geworfen, während die anderen Gäste Pailletten trugen, die im Licht des Restaurants funkelten. Es fühlte sich an wie der Auftakt zu einem glamourösen Abenteuer – als wären wir gerade in ein Musikvideo der 60er-Jahre geraten, aber mit ein bisschen weniger Haargel und dafür mehr guter Laune. Die Vorfreude auf den Cavern Club war förmlich spürbar – jeder von uns konnte das Klirren der Gitarren und die Rhythmen der Beatles in der Luft hören.

    Und dann, halb acht, machten wir uns auf, rüber in den Cavern Club. Doch was wir nicht erwartet hatten: alles besetzt. Jede Sitzgelegenheit war entweder schon voll oder auf mysteriöse Weise bereits reserviert. Also standen wir da, wie die Dumpfbacken, die den Rock'n'Roll-Wagon verpasst hatten. Harald organisierte erstmal zwei Pints auf den Schreck. Aber dann war da der Bouncer – der wahre Held des Abends. Da ja kein Platz frei schien, setzte ich mich einfach neben den Bouncer auf die Treppe. Und bevor wir uns versahen, sprang der Bouncer auf, half mir auf und führte uns direkt in die erste Reihe. Er machte eine klare Ansage, dass diese Plätze jetzt uns gehörten und erklärte der Menge, dass reservieren hier nicht geht. Wir saßen also nicht nur in der besten Position, sondern der Bouncer machte uns zu wahren VIPs des Abends. Wenn es für einen "Helden des Abends" einen Preis gäbe, er hätte ihn definitiv gewonnen.

    Dort angekommen, saßen wir dann zusammen mit Nikla & Ian aus Wales, ein wirklich sympathisches Paar, das, wie sich herausstellte, nicht nur die größte Patchwork-Familie im Raum hatte (jeweils drei Kinder aus verschiedenen Beziehungen), sondern auch ein echtes Farmleben in Wales führte. Ihr Leben war so spannend, dass wir beinahe das Konzert verpassten, weil wir so begeistert von ihren Erzählungen waren, da Ian zwei Tage zuvor spontan ein Kalb zur Welt gebracht hatte - sein ganzer Stolz.

    Die Cavern-Club-Atmosphäre hatte uns voll und ganz in ihren Bann gezogen. Einige Gäste waren sogar im Beatles-Style unterwegs – du weißt schon, die typischen Anzüge, die Krawatten, und das Gefühl, als würde gleich Paul McCartney selbst durch die Tür marschieren. Und sie kamen aus aller Welt: Neuseeland, Italien, die USA, Australien, die Niederlande... die Mathew Street war eindeutig der internationale Treffpunkt für alle, die die Beatles und Liverpool verehren.

    Bevor die Beatles-Cover-Band die Bühne stürmte, war es an der Zeit, sich von einem wahren Musik-Zeitzeugen der Liverpooler Musikgeschichte verzaubern zu lassen: Clarke Gilmore. Der Mann betrat die Bühne, und sofort wussten wir, dass wir in guten Händen waren. Ein bisschen wie der charmante Kumpel von nebenan, nur dass er eine Gitarre und Mundharmonika dabei hatte und uns mit jedem Akkord direkt in die 60er-Jahre von Liverpool katapultierte.

    Mit einem breiten Grinsen und einem lockeren Spruch begann Clarke, die Bühne zu erobern. In den nächsten zwei Stunden ließ er uns nicht nur in den alten Merseybeat-Hits schwelgen, sondern brachte uns auch immer wieder zum Lachen. Während er seine Lieder von den Kinks und anderen Liverpooler Legenden spielte, erzählte er Geschichten über die Musiker, die einst genau an dem Ort, wo wir jetzt standen, gespielt hatten – der Cavern Club. Und wir hingen an seinen Lippen! Es war, als ob er uns ein kleines Stück Musikgeschichte servierte, gewürzt mit Humor und einer kräftigen Prise Charme.

    Clarke hatte diese seltene Gabe, das Publikum mitzunehmen. Egal, ob er uns zum Mitsingen animierte oder einfach eine lustige Anekdote über das wilde Leben in den 60ern zum Besten gab – es war klar, dass dieser Mann nicht nur ein Musiker, sondern auch ein Geschichtenerzähler war. Und während wir in den Liedern schwelgten, fühlten wir uns, als wären wir selbst Teil dieser Liverpooler Musikgeschichte, von der er sprach. Besonders als er uns über die Anfänge der Bands von damals im Cavern Club aufklärte, wussten wir, dass wir gerade etwas ganz Besonderes erlebten.

    Zwei Stunden vergingen wie im Flug – es war fast so, als würde die Zeit in diesem historischen Club in Liverpool stehen bleiben. Als Clarke dann seinen letzten Song anstimmte, hatten wir das Gefühl, gerade mit einem echten Liverpooler Urgestein eine Zeitreise gemacht zu haben, die uns immer in Erinnerung bleiben würde. Kurz gesagt, der Auftritt war nicht nur ein Konzert – es war ein echtes Liverpooler Erlebnis.

    Mit einem langen Applaus und einem Lächeln auf den Lippen verabschiedeten wir ihn von der Bühne, bereit für die nächsten Feierlichkeiten – aber tief im Herzen wussten wir, dass Clarke uns in diesen zwei Stunden alles gegeben hatte: Musik, Geschichte und Humor in einem perfekten Paket.
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