• Mandy hady Schulte
Dec 2024 – Jan 2025

„Frost, Festtage und Fernweh –

unser Roadtrip durch England“ Read more
  • Trip start
    December 22, 2024

    Merry Ferry Christmas

    December 22, 2024 in France ⋅ 🌬 7 °C

    Es ist ein kühler, nasser Dezembermorgen, als wir uns auf den Weg zum Hafen machen, unser Auto beladen mit Geschenken, Reiseproviant und einer gehörigen Portion Vorfreude. Die Fähre nach England liegt in der Ferne, und wir wissen, dass unser Roadtrip durch das winterliche Großbritannien genau der richtige Weg ist, die Feiertage zu verbringen. Weihnachten und Silvester in einem fremden Land, das hatte etwas Magisches.

    Die Küste von Calais glitt langsam aus dem Blickfeld, während das Meer die Fähre sanft in Richtung der Insel trägt. An Bord ist es wieder wuselig, wir suchen uns wieder ein Platz am Fenster, wo die Sonne auf einmal strahlt. und holen das Kartenspiel hervor. Es ist die perfekte Zeit, um sich zurückzulehnen, eine heiße Tasse Kaffee in der Hand und die weite See zu betrachten und Harald beim verlieren zuzuschauen ;0)...
    Auf der anderen Seite des Ärmelkanals warten einige der malerischsten Ecken Englands auf uns – eine Mischung aus traditionellen, charmanten Dörfern, geschichtsträchtigen Städten und den zauberhaften Landschaften des britischen Hinterlands.
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  • Rye - traumhafte Kleinstadt,

    Dec 22–23, 2024 in England ⋅ 🌬 7 °C

    wo Geschichte lebendig wird...

    Unser erster Stopp führt uns nach Rye, einem kleinen mittelalterlichen Städtchen im Süd-Osten Englands, das wie aus einem Märchenbuch entsprungen scheint. Kopfsteinpflasterstraßen, urige Pubs und ein unnachahmlicher Charme machen Rye zu einem perfekten Einstieg in den Roadtrip. Wir verbringen den späten Nachmittag damit, durch die verwinkelten Gassen zu schlendern und in den gemütlichen Pubs und Restaurants zu trinken und zu speisen.

    Rye war einst von Wasser umgeben und sieht noch immer wie eine Insel aus, die auf einem Hügel gelegen die Landschaft überragt und daher traumhafte Aussichten bietet. Aber es ist nicht nur die Aussicht, die diesen Ort besonders macht, sondern auch die lebendige Geschichte, die man bei einem Spaziergang durch den Ort nachempfinden kann.

    Bevor die Normannen sich in England niederließen, war Rye lediglich eine kleine Fischergemeinde, die vom Meer umgeben war. Aber der Ort war zu Höherem bestimmt und erlebte seine besten Zeiten im 13. Jahrhundert als wichtiger Handelshafen. als solcher war es ständigen Angriffen aus Frankreich ausgesetzt. Aus diesem Grund wurde im 14. Jahrhundert eine Stadtmauer mit 4 Toren errichtet, von denen heute nur noch das Landgate und der Ypres Turm bestehen. Diese Befestigungsanlagen sollten die Stadt vor den verheerenden Angriffen schützen. Außerdem sollten auch die Glocken der St. Marien Kirche kein zweites Mal gestohlen werden, nachdem sie nach dem ersten Raub wieder zurückgeholt worden waren.

    Wir checken in „The Hope Anchor“ ein und gehen dann erstmal in „the olde Bell“ im angeblich ältesten Pub Ryes ein Bier 🍻 trinken. Dort erfahren wir von anderen Gästen, dass in der St. Marien Kirche gleich die Christmas Charols gesungen werden. Wir stehen auf und gehen direkt mit dorthin. Danach gehen wir die Mermaid Straße runter. Das jüngste Haus in der Straße ist das Mermaid Inn, das im Jahr 1420 neu erbaut wurde. Diese Jahreszahl macht es zu einem der modernsten Gebäude in Rye. Heute befindet sich dort ein Restaurant, in welches wir ein wunderbares Menü geniessen. Scallops, Pigeon and Venison - yummy.

    Danach suchen wir noch ein Pub, um einen kleinen Absacker zu trinken und stolpern in ein Micropub "Waterwork" und gleichzeitig Micro-Brauerei 🍺. Ziemlich einzigartig. Auf kleinstem Raum sitzt man zusammen und der Wirt sorgt dafür, dass wir zusammenrücken und lädt direkt auf eine Spielrunde "Toad in a Hole" ein. Genial auch die WC-Spülung in Form eines Bierzapfhebels. Gute Stimmung, gute Getränkeauswahl. Top. Toller Auftakt...
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  • Diddly Squat Farm

    December 23, 2024 in England ⋅ ☁️ 6 °C

    "The Hope Anchor" ist einfach ziemlich gut, das Zimmer ist nicht schlecht, es ist ruhig, und das Auto in Sichtweite vor dem Zimmer parkt, ist ein netter Bonus.

    Wir sitzen 8Uhr im gediegenen Frühstückssaal und genießen den ersten Kaffee. Das Personal ist freundlich und extrem schnell und professionell.
    Es gibt für Harald ein Full English Breakfast mit gebratenen Tomaten, Toast, gebackenen Bohnen, Black Pudding, allerdings ohne Würstchen.

    Wir checken aus, dann geht es gestärkt und ziemlich gut gelaunt hinaus auf die Landstraße, die zwischen grünen Wiesen und Weiden hindurchführt.

    Das hier sind die Cotswolds, einem der “Area of Outstanding Natural Beauty”. Mit dieser Bezeichnung, die auf Landkarten tatsächlich mit “AONB” zu finden ist, werden in Großbritannien Landstriche gekennzeichnet, die “einen besonderen Wert haben” – der kann kulturell oder historisch sein, er kann mit Naturschutz zusammenhängen, oder weil einfach mal jemand gesagt hat: “Ach, ist das schön hier”.

    Letzteres ist ein beliebter Kniff von alteingesessenen Landbesitzern, um neue Bebauung in ihrer Nähe zu verhindern. Erstaunlich viele AONB finden sich in Gegenden, in denen reiche Landbesitzer und Lords ihre Ländereien haben. Anders als echte Naturreservate unterliegen AONBs aber keiner gemeingültigen Gesetzgebung, stattdessen entscheiden local oder special councils darüber, ob und was gebaut werden darf. Diese councils werden aber nicht demokratisch gewählt, sondern von einer Kommune ernannt, und oft genug sitzen da dann reiche Landbesitzer, die auf Gutsherrenart ganze Landstriche kontrollieren. Auch wenn die councils nicht demokratisch gewählt sind, nenne ich die im Folgenden der Einfachheit halber “Ortsrat”.

    Die Gegend ist geprägt von Hügeln und Feldern und viel Grün, aber auch von Häusern und Mauern aus cremefarbenem Naturstein.
    Die Cotswolds liegen 120 Kilometer nordwestlich von London und nur 30 Kilometer hinter Oxford. Mit dem Auto ist man von London in zwei Stunden angereist, aber viele der begüterten Anwohner, die unter der Woche in ihren Stadtwohnungen leben oder in der Welt unterwegs sind, steigen am Wochenende in ihr Privatflugzeug und sind binnen einer halben Stunde hier. Das ist der Grund für die vielen, kleinen Sportflugplätze in den Cotswolds.
    Das es hier geradezu brechreizerregend schön und London recht nahe ist, auch der Grund, warum so viele Prominente hierher gezogen sind. Sting, Stella McCartney, Lily Allen, Patrick Stewart, die Beckhams, Hugh Grant, Damien Hirst, JK Rowling und andere Celebrities haben hier Anwesen. Zwei Dörfer weiter, in Little Faringdon, wohnt Kate Moss in einem 10-Schlafzimmer-Anwesen. Im Dorf Stow-on-the-Wold, durch das ich in diesem Moment fahre, leben Kate Winslet und Ehemann Sam Mendes. Im 20 Minuten entfernten Cirencster verkauft Elizabeth Hurley selbstgezogenes Biogemüse auf dem Markt, und selbstredend haben auch die Royals hier Anwesen, Princess Anne lebt hier sogar ständig.

    Einer der ungeliebtesten Bewohner der Cotswolds ist JEREMY CLARKSON. Das ist der bekannte TV-Mensch und Kolumnenschreiber, der erst “Top Gear” und später “The Grand Tour” gemacht hat. Heute moderiert er die englische Ausgabe von “Wer wird Millionär” und schreibt Kolumnen für die Sun und die Sunday Times.
    Clarkson ist ein erzkonservativer Liberaler und hat sich in der Vergangenheit, zu Top-Gear-Zeiten, häufig über Umweltschützer lustig gemacht und den Klimawandel angezweifelt. Das hat sich mittlerweile deutlich geändert. 2008 kaufte Clarkson einen Bauernhof in den Cotswolds, zu der ein Dutzend kleiner Felder gehören. Die verpachtete er an einen ortsansässigen Bauern.

    Als der Pächter 2019 in Rente ging, beschloss Clarkson, die Farm selbst zu führen – ohne davon Ahnung zu haben. Dann kam die Pandemie. Und eine Dürre. Und dann ein Monsunregen. Wie genau das ablief, läßt sich auf Amazon ansehen, denn Clarkson hat die Zeichen der Zeit erkannt und seine Motormagazine – “Top Gear” und den Nachfolger “Grand Tour” weitgehend abgewickelt und dreht nun “Clarksons Farm” für Amazon.
    Die aus acht Teilen bestehende erste Staffel kamen 2021 raus, und ich halte die für das beste Stück Fernsehen dieses Jahres. Die Serie dokumentiert ein Jahr auf der Farm, in dem Clarkson erstaunlich hart ackert – um am Ende ganze 144 Pfund zu verdienen.

    Seitdem er Farmer ist, schlägt Clarkson deutlich leisere Töne als früher an. Kein Zweifel mehr am Klimawandel, den er live in seinen Gummistiefeln erlebt hat, stattdessen Sorgen um die weltweite Ernährungssituation. Keine dummen liberal-egoistischen Petrolheadsprüche mehr, sondern ein zart keimendes Bewusstsein, das Gemeinschaft mehr ist als die Ellenbogen vieler Individuen. Keine “Politiker sind alle wahnsinnig”-Pauschalkeule mehr, sondern konkrete Kritik, z.B. an den Freihandelsabkommen der Brexitregierungen, durch die Rindfleisch aus Australien in UK günstiger ist als solches, das hier produziert wurde. Clarkson ist zum prominenten und lautstarken Fürsprecher nachhaltiger und umweltfreundlicher Landwirtschaft geworden, und setzt seine Reichweite und seine Prominenz dafür ein.

    Bei wem Clarksons Sinneswandel nicht angekommen ist, sind die anderen Bewohner der Cotswolds. Die halten Clarkson für vulgär und egoistisch (und liegen damit nicht unbedingt falsch) und blockieren viele seiner Vorhaben. Eine dieser Blockadeaktionen sehe ich, als ich in den Bereich der Cotswolds einbiege, in dem Clarksons Farm liegt.

    Links und rechts der Straße, die gefühlt im Nirgendwo liegt, standen bis vor ein paar Monaten Hütchen mit Haltverbotsszeichen, bis zum Horizont: Eine kleine Schikane des Ortsrats. Clarkson hat einen Hofladen gebaut, um die bei ihm produzierten Produkte direkt zu verkaufen. Das löste nach Ausstrahlung der Doku einen Besucheransturm aus. Mangels Parkplätzen parkten die Besucher entlang der Straße, worüber sich die Anwohner (zu recht) beklagten. Clarkson bot daraufhin den Bau eines Parkplatzes auf seinem Grund an. Der Ortsrat verweigerte die Baugenehmigung und stellte stattdessen flächendeckend Parkverbotsschilder auf. Keine besonders konstruktive Lösung.

    Das war aber erst der Anfang. Angesichts der wegfallenden EU-Subventionen für Landwirte befürchtet Clarkson (zu recht) ein Sterben der kleinen Bauernhöfe in Großbritannien. Reaktion der Tory-Regierung darauf: Die Ansage, dass die Landwirte sich halt geschäftlich breiter aufstellen und diversifizieren müssen, wenn sie überleben wollten. Die Bauern sollten gefälligst neue Geschäftsfelder erschließen. Clarkson versuchte das, durch Geschäftsideen wie den Anbau neuer Pflanzen wie Wasabi, aber auch durch seinen Hofladen und durch die Beantragung eines Hofcafés, wo er Speisen aus selbst produziertem Anbau anbieten wollte.

    In einer seiner Kolumnen, fein dokumentiert in dem Buch “´til the cow come home” beschreibt er, wie die Anhörung vor dem Bauausschuss des Ortsrats aus seiner Sicht ablief. Er legte sein Bauvorhaben da, erläuterte, dass so ein kleines Restaurant Arbeitsplätze schaffen und für die Region werben würde, präsentierte eine Folgenabschätzung über Besucherströme und wie er die gedachte unterzubringen und er stellte erwartete Umsätze und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vor.

    Dann brachte die Gegenseite ihre Argumente vor. Die lauteten im Kern, das Clarkson “eine unverschämte Person sei” und “deshalb auch sein Bauvorhaben eine Unverschämtheit darstelle”, und damit war das Projekt gestorben. Das bittere Fazit: Die von der Tory-Regierung geforderte Diversifizierung und neue Überlebenstrategien für Bauern werden vor Ort verhindert – von Tory-Ortsräten.

    Und nicht nur dieses Vorhaben blockiert der Ortsrat. Neue Durchfahrten auf Clarksons eigenem Grund und Boden? Verhindert. Das Anlegen von Wällen, um bei Starkregen nach Dürreperioden zu verhindern, dass der Boden abrutscht und das nächste Dorf unter Schlammlawinen begraben wird? Verhindert.

    Mittlerweile sind wir an der Einfahrt des Farm-Shops angekommen. Eigentlich sollte heute ein Tag vor Heiligabend geschlossen sein. Allerdings haben wir Glück. Es ist offen und kaum Leute dort. Wir fahren am "Diddly Squat" Schild vorbei, was so viel heißt wie: "So gut wie nichts" und bezieht sich auf den Gewinn, den er mit dem Hof macht.

    Wir stellen das Auto auf dem schlammigen Parkplatz ab, glücklicherweise regnet es nicht. Bei Regen wird das hier alles zu einem Schlammbecken und die Bauern aus der Umgebung diversifizieren ihr Geschäft, in dem sie mit ihren Traktoren die Autos der Besucher aus dem Matsch ziehen.

    Neugierig und leicht aufgeregt gehen wir auf das kleine, einem Stall nachempfundenen Ladengeschäft zu. Man beachte die schieferfarbenen Dachschindeln. Die sind neu.Zunächst hatte der Laden ein dunkelgrünes Wellblechdach, aber der Ortsrat änderte seine Meinung und die initiale Baugenehmigung im Nachhinein. Ein grünes Dach? Unverschämtheit! Aber was will man von Clarkson auch anderes erwarten! Also wurde das grüne Dach wieder abgerissen und der Laden neu gedeckt.

    Ein Schild am Eingang rät dazu, sich mit Lebensmitteln einzudecken, bevor sie unbezahlbar werden. Weil Clarkson sich gerne ein wenig dumm stellt, gibt es statt Milch “Cow juice” in einem Automaten an der Eingangstür zu zapfen. Honig heißt “Bee Juice” und wird in kleinen Gläsern angeboten. Weil Clarkson Millenials allgemein und Influencer im Besonderen verachtet, gibt es hier zwar Duftkerzen – aber die tragen den Namen “Smells like my Bollocks” (riecht wie meine Testikel) und soll “nach seinen Autositzen, Leder und Jeans” riechen. Eine klare Spitze gegen Promi-Duftkerzen, die in den letzten Jahren Mode geworden sind, und von denen Gwyneth Paltrows “riecht wie meine Vagina”-Kerze das krasseste Beispiel ist.
    Neben diesem Provokationskram gibt es auch ganz normale Sachen zu kaufen, produziert entweder auf Clarksons “Diddly Squat”-Farm oder bei Bauern in der Region (aber nicht weiter als 25,7 Kilometer entfernt, Anweisung des Ortstrats): Wurst- und Fleisch liegt Vakuumverpackt in Kühlregalen, Mehl wird in kleinen Päckchen angeboten, Brotaufstriche und Chutney in kleinen Gläschen.

    Toiletten gibt es leider keine. Der Ortsrat verfügte, dass die Toiletten und Tische entfernt werden müssen, weil das “gegen ein Gesetz” seien und “überhaupt eine Unverschämtheit”.

    Clarksons schlug allerdings zurück. Sein Antrag auf ein Hofcafé wurde ja abgelehnt, und er hat es trotzdem eingerichtet, weil er meinte ein “hübsches, kleines Hintertürchen” in den Planungsvorgaben und Satzungen des Ortsrats gefunden zu haben. Der Krieg zwischen Clarkson und dem Ortsrat wird mittlerweile medial begleitet und ist Thema in der Presse (und hoffentlich auch in Staffel zwei oder drei von “Clarksons Farm”.
    Clarkson legt sich also gerne mit den Oberen an, bittet aber durchaus um Rücksichtnahme auf die direkten Nachbarn.

    Nach dem Besuch im Farmladen geht es durch Chipping Norton, dem Wohnsitz von Kaleb Cooper, der Clarkson versucht Landwirtschaft beizubringen, und seinem Vater Gerald, dem Trockenmauerbauer, dessen Gemurmel niemand versteht. Dann geht es durch die Cotswolds zum Pub "The Farmer´s Dog". Da das Hofcafé vom Ortsrat abgelehnt wurde, eröffnete Jeremy Clarkson dieses Jahr nicht unweit seiner Farm ein modernes Pub, wo er natürlich direkt das Hawkstone Bier vertreiben kann.

    Von der Landschaft sieht man dort: Nichts. Die schmalen Straßennd werden links und rechts unmittelbar von mehreren Metern hohen Hecken oder Mauern begrenzt. Wirklich, Asphalt hört auf, Hecke fängt an.

    Als würde man ständig durch den Graben des Todessterns fliegen. Das ist anstrengend. Man fühlt die Geschwindigkeit viel intensiver, man muss vorsichtig sein, weil ständig etwas von vorne kommen kann, und von der Landschaft sieht man natürlich gar nüscht. Ob der Ortsrat das mit Absicht so gemacht hat, damit man hier bloß nicht anhält oder ihnen die schöne Landschaft wegguckt?
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  • The Farmer´s Dog und Hawkstone Brauerei

    December 23, 2024 in England ⋅ ☁️ 6 °C

    Bericht aus dem Mirror:
    "Trotz einer Millioneninvestition und hoher Preise für das Essen schreibt Jeremy Clarksons Pub rote Zahlen. Mit jedem Gast verliere er Geld. Er setze aber weiterhin auf lokale Zutaten.

    Letztes Jahr 2023 hat TV-Star und Landwirt Jeremy Clarkson (64) aus England 1 Million Pfund in ein neues Projekt investiert. Er hat ein Pub gekauft und wurde zum Kneipen-Wirt. Geben soll es dort in erster Linie klassische britische Gerichte - aus Produkten seines Bauernhofs, der Diddly Squat Farm.

    Wie die Zeitung The Mirror berichtet, läuft sein Wirtshaus namens „The Farmer’s Dog“, das in der Weihnachtszeit dann eröffnet wurde, allerdings nicht besonders gut. Die offizielle Eröffnung war dann im August 2024. Er verliert jedes Mal, wenn ein Gast bei ihm isst, eine ordentliche Summe Geld. Und das, obwohl er für sein Essen Spitzenpreise aufruft.
    Der ehemalige Top Gear-Moderator Jeremy Clarkson hat nun erstmals über die finanziellen Herausforderungen seines neuen Lokals gesprochen. Das Wirtshaus muss kämpfen, um irgendwie künftig Gewinn zu machen - und das trotz des berühmten Besitzers sowie der hohen Preise für die Gerichte.
    Nachdem er ein KI-Programm nach den durchschnittlichen Kosten für ein Mittagessen in einem Pub in den Cotswolds gefragt hatte, hatte er beschlossen, seine Preise danach auszurichten.

    Die erstklassige Qualität und die lokale Herkunft der Zutaten machen die Gerichte zusätzlich teurer, verteidigt sich Jeremy Clarkson: „Alles wurde von britischen Landwirten erzeugt, sogar der schwarze Pfeffer und der Zucker“. Das treibe nun einmal die Preise in die Höhe. Alle wollen schließlich, dass die heimischen Bauern davon leben können.

    Das Problem: Er schreibe tatsächlich jedes Mal rote Zahlen, wenn er einen Gast bewirtet. Bei jedem Kunden, der durch die Tür kommt, verliere er etwa 10 Pfund, so The Mirror. Es bleibt nun abzuwarten, ob und wie lange er das Konzept in der Form weiterführen kann."

    Wir fuhren hin nach Burford und das Pub liegt genau an einem Kreisverkehr. Auf dem Parkplatz wurden wir eingewiesen und es sah voll aus. In Clarkson´s Kolumne in der Sunday Times, zählte der ehemalige Top Gear-Moderator die vielen Probleme auf, die das The Farmer's Dog in Burford betreffen. In seiner Kolumne wies er auf eine Reihe kostspieliger Probleme hin, darunter den Diebstahl von Gläsern durch Kunden, die hohen Kosten für Parkmöglichkeiten und Probleme mit den Außentoiletten.

    „Hinter den Kulissen ist also alles eine totale Katastrophe“, schrieb Clarkson.

    „Aber wenn man dort hingeht, merkt man das einfach nicht. Es ist ein richtiger, traditioneller Pub. Das heißt, Sie werden es lieben, und ich werde ein Vermögen verlieren und eine Hautkrankheit bekommen, weil ich es so stressig finde, es zu führen.“

    Clarkson sagte, dass ein spezielles Team angeheuert werden musste, um die Gartentoiletten chemisch zu reinigen, weil sie in einem schlechten Zustand waren, während allein an einem Sonntag 104 Gläser von Gästen gestohlen wurden. Er sagte, er gebe 27.000 Pfund pro Monat für Parkplätze und Verkehrspolizisten für das Pub aus, das nur britische Lebensmittel verwendet.

    Wir betraten The Farmer's Dog zum ersten Mal und wurden mit einem gewissen Charme begrüßt. Das Lokal wirkt wie ein typisches Landlokal - mit freiliegenden Ziegelwänden, einer Holzbar und einem Scheunendach.

    Gleich beim Eintreten hängt ein Traktor von der Decke - eine Erinnerung an Clarksons glühende Unterstützung der Landwirtschaft. Hinter dem Tresen befindet sich eine Tafel mit den Preisen von Hawkstone - Clarksons eigener Brauerei, die Biere und Apfelweine anbietet - und verschiedene Schilder, die die Kunden daran erinnern, dass im Pub kein Ketchup oder Kaffee serviert wird.

    Clarkson hat bereits erklärt, dass alles im Pub von britischen Landwirten und Bauernhöfen stammt. Alles, außer seinem Tonic, denn eine wichtige Zutat - Chinin - kann in Großbritannien nicht angebaut werden. Und, wie Clarkson auf seiner Website sagt: „Man kann kein Pub haben, das keinen Gin Tonic anbietet“.

    Wir trafen zum Mittagessen ein und bekamen schnell einen Platz im festlich geschmückten Speisesaal, wo Lichterketten von der Decke hingen und ein Weihnachtsbaum stolz in der Ecke stand.

    Die Speisekarte las sich gut und die Preise empfanden wir als günstig. Nicht nur wir - während Clarkson Anfang Dezember wegen des Preises für ein Steakgericht im Farmer's Dog Restaurant kritisiert wurde, hielten die meisten Gäste, mit denen wir sprachen, seine Speisen und Getränke für preiswert.

    Der Service war gut und strukturiert. Das Essen frisch zubereitet und schmackhaft. Wir probierten eines der Hawkstone - Lagerbiere und uns schmeckte es. Wenn wir hier schon in der Gegend sind, wollen wir uns natürlich noch die Hawkstone Brauerei von Clarkson selber anschauen.

    Die Hawkstone Brauerei war überschaubar und hat uns bis auf die Wandmalerei nicht besonders beeindruckt. Ein Zelt dient als Ausschank - im Sommer kann man draußen sitzen, da wirkt es bestimmt etwas einladender ;0)...
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  • Cottage Time in Derbyshire

    December 23, 2024 in England ⋅ ☁️ 5 °C

    Wir fuhren weiter in das herzliche Derbyshire, wo ein romantisches Cottage bei Matlock auf uns wartete. Allerdings wurde es schon dunkel und der Ort, den wir nicht aussprechen können war auch nicht bei Google Map zu finden. Wir hatten eine grobe Beschreibung. Im dunkeln fuhren wir durch die engen Straßen und hörten gerade instrumentale Musik von "12Uhr Mittags" - spooky. Wir fanden das Cottage. Vor einer Stande sahen wir noch die sanften Hügel und unberührter Natur. Dies ist der ideale Ort, um die bevorstehenden Festtage zu genießen. Abends brannte das Feuer im Kamin, während wir bei Kerzenschein und Weihnachtsmusik die Seele baumeln ließen. Was für ein toller und erlebnisreicher Tag.Read more

  • Kedleston Hall

    December 24, 2024 in England ⋅ ☁️ 11 °C

    Nach dem Frühstück in unserem gemütlichen Cottage entschließen wir uns auf das Anwesen von Kedleston Hall zu fahren. Der Weg ist ein Genuss für mich als Naturliebhaber, die ruhige, unberührte Schönheit der Umgebung kann ich während der Fahrt genießen.

    Ankunft in Kedleston Hall
    Kedleston Hall, ein beeindruckendes Landhaus im Palladianischen Stil, liegt etwa 10 Kilometer südlich von Derby. Die Architektur des Hauses ist atemberaubend, und beim Ankommen wird man von den eleganten, symmetrischen Linien des Gebäudes und dem weitläufigen Parkland um das Haus herum begrüßt. Die große Einfahrt führt über eine große steinerne Brücke hin zu einem monumentalen Eingang, der das prächtige Ausmaß des Anwesens offenbart.

    Gärten und Parkanlagen
    Wir parken und wollen als erstes in einen Vintage-Buchladen in einem Nebengebäude. Dort kaufen wir auch direkt ein, zwei Bücher. Nach dem Rundgang durch den Buchladen und den netten Smalltalk mit der Verkäuferin bietet es sich an, die weitläufigen Gärten und Parkanlagen zu erkunden. Der Garten von Kedleston Hall ist im klassischen englischen Stil gehalten, mit sorgfältig angelegten Beeten, gepflegten Wegen und einer großen Vielfalt an Bäumen und Sträuchern. Der Blick auf das Haus und die umliegende Landschaft aus dem Garten heraus ist schlichtweg malerisch.

    Der Innenbereich von Kedleston Hall
    Das Innere von Kedleston Hall ist ebenso beeindruckend wie das Äußere. Beim Betreten des Hauses fühlt man sich sofort in eine andere Zeit versetzt. Der große, helle Eingangsbereich, auch als „Hall“ bekannt, ist ein weitläufiger Raum mit einem hohen, mit Fresken geschmückten Gewölbe. Die ganze Hall ist weihnachtlich geschmückt. Die Wände sind mit kunstvollen Stuckarbeiten verziert, und die Fenster bieten einen herrlichen Blick auf den umliegenden Park. Die Hallen und Flure sind in einer majestätischen, klassischen Architektur gehalten, die von der Antike inspiriert ist.

    Die Räume im Inneren
    Ein Höhepunkt der Besichtigung ist der „State Drawing Room“, ein eleganter Raum mit großen, hohen Fenstern, die das natürliche Licht hereinlassen und eine warme, einladende Atmosphäre schaffen. Der Raum ist mit edlen Möbeln ausgestattet, darunter goldene Stühle und antike Sofas, sowie wertvolle Gemälde und Wandteppiche. Jedes Detail – von den Kronleuchtern bis zu den feinen Holzvertäfelungen – ist sorgfältig ausgewählt, um den Reichtum und die Bedeutung des Hauses widerzuspiegeln. Die weihnachtliche Deko ist liebevoll inszeniert und gibt dem ganzen einen zusätzlichen Glanz.

    Der „Dining Room“ ist ein weiteres faszinierendes Highlight. Er ist prächtig mit einem langen, massiven Tisch ausgestattet, der von bequemen Stühlen umgeben ist. Der Raum ist besonders für seine beeindruckende Sammlung von antiken Möbeln und Kunstwerken bekannt, die die Geschichte und den sozialen Status der Familie Curzon, die das Anwesen im 18. Jahrhundert erbauten, widerspiegeln.

    Besonders bemerkenswert ist auch der „Library Room“, der in seiner Opulenz und Raffinesse besticht. Die Regale, die bis zur Decke reichen, sind voll von antiken Büchern, und die Fenster bieten einen atemberaubenden Blick auf die Gärten und das umliegende Land. Die Bibliothek vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Intellektualität, was den Raum zu einem der ruhigeren und charmantesten des Hauses macht.

    Fazit
    Der Besuch von Kedleston Hall ist ein unvergessliches Erlebnis, das sowohl die Schönheit der Architektur als auch die Geschichte des Hauses und seiner Besitzer würdigt. Das Interieur des Hauses bietet einen faszinierenden Einblick in das Leben der Adelsfamilie Curzon und zeigt die Entwicklung des Designs und der Dekoration von klassischem Stil zu viktorianischem Luxus. Der Besuch ist eine perfekte Mischung aus Kultur, Geschichte und Natur, und die Atmosphäre des Ortes macht es zu einem der herausragendsten historischen Anwesen in Großbritannien. Wir sind schlichtweg beeindruckt und haben nun Hunger und wollen gemeinsam unser Weihnachtsfest-Gänse-Essen im Cottage zubereiten.

    Abends nach der langsam geschmorten Gänsekeule, mit Rotkohl und Klößen haben wir beide Bescherung. Unsere Geschenke haben uns viel Freude bereitet und so ließen wir den Heiligabend mit Popcorn und Heimkino gemütlich ausklingen.
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  • Wandertag, anders als erwartet ;0)...

    December 25, 2024 in England ⋅ ☁️ 8 °C

    Am 1. Weihnachtsfeiertag machten wir uns auf, eine 8 km lange Wanderung durch das verschlungene Terrain von Derbyshire zu erleben. Harald zog seine picobello, auf Hochglanz geputzten Wanderschuhe an und schon ging es los, ohne zu Wissen, auf was er sich einlässt. Sein Gesicht spricht Bände ;0)... Die Luft war frisch, die Vögel sangen, und der Regen – der gute, alte britische Nieselregen – hatte die Wege in eine schmierige, matschige Rutschpartie verwandelt. Der Boden unter unseren Füßen war so fest wie der Gedanke, dass man ein Paar weiße Sneaker je wieder sauber sieht. Und dennoch, mit tapferer Miene, stapften wir los, als wären wir Abenteurer auf der Suche nach dem heiligen Gral. Nur dass unser „Gral“ eher ein Pint kühlen Bieres im Pub und keine mystische Trophäe sein würde.

    Der Weg, ein flüssiger Mix aus Schlamm, Pfützen und dem, was man ein „natürliches Fußbad“ nennen könnte, war so rutschig, dass selbst ein paar ausrangierte Wachsjacken der Hobbitleute wahrscheinlich die Herausforderung aufgegeben hätten. Unsere Schuhe, das einst so stolze Symbol für die Eleganz von Outdoor-Mode, verwandelten sich binnen Minuten in eine schmutzige, gesprenkelte Masse, als ob sie selbst auf der Suche nach einem warmen Kaminfeuer wären, um sich von der Tortur zu erholen.

    Doch dann – als hätten die Götter des Wetters ein Einsehen – brach die Sonne durch. Sie schlich sich zuerst vorsichtig hervor, als ob sie selber nicht ganz sicher war, ob sie uns jetzt wirklich erleuchten sollte, aber dann schien sie mit voller Wucht herab und erleuchtete die Szenerie in einem goldenen Glanz, der fast zu schön war, um wahr zu sein. Ich dachte, ich hätte gerade eine Stelle aus einem Tolkien-Roman betreten: Das weite, von Nebel umhüllte Tal, das wie das Auenland aussah – nur dass meine Füße aussahen, als hätten sie mit einem wilden Stier getanzt.

    Jeder Schritt wurde zu einer kleinen Schlacht gegen die Schwerkraft und den Schlamm. Wir tanzten mehr als dass wir gingen – ein fröhliches, klammes „Tanz“ zwischen Pfützen, übermütigen Steinen und dicken, feuchten Wurzeln, die versuchten, uns zum Stolpern zu bringen. Aber immerhin, wir lachten - oder doch nur ich? Mh, und dabei stand es fest: Es war zwar keine „komfortable“ Wanderung, aber eine unvergessliche!

    Wir passierten einen Bach, der so wild plätscherte, als ob er genau wusste, dass er uns durch einen nassen Albtraum begleiten würde. Glücklicherweise gab es dort eine Brücke. Und die Aussicht! Die Hügel von Derbyshire, umrahmt von Wolken und dem zarten Schein der Sonne, die uns anfangs so hoffnungslos im Regen vermissen ließ, sahen jetzt aus, als ob wir sie direkt aus einem Tolkien-Buch herauskamen. Wenn Bilbo Beutlin uns in dieser Landschaft gesehen hätte, hätte er vermutlich zuerst seinen Regenschirm aufgespannt und dann entschieden, dass ein kurzes Gespräch mit Gandalf vielleicht doch eine bessere Idee gewesen wäre, als nach „Abenteuern“ zu suchen.

    Aber wir setzten unseren Weg fort, mit Füßen, die sich langsam wie Teig anfühlten und Klamotten, die mehr an die Farbe von Schlamm und Pfützen erinnerten als an jedes erdenkliche „Outdoor-Abenteueroutfit“. Doch am Ende wussten wir, dass all der Regen, der Schlamm, die matschigen Schuhe und das ständige „Warten auf die Sonne“ sich gelohnt hatten. Denn da war er: der goldene Moment. Der Sonnenstrahl, der durchbrach und uns zeigte, dass es keine wahre Wanderung gibt, die nicht ein bisschen Chaos braucht, um unvergesslich zu werden.

    Insgesamt war es eine Wanderung von der Sorte, bei der du mit einem Lächeln zurückblickst – und mit der festen Überzeugung, dass es im nächsten Jahr sicher eine bessere Idee ist, den Wanderweg einfach noch mal im Frühling zu gehen...

    Nach dieser epischen Wanderung – bei der jeder Schritt eine Kampfansage an den Schlamm war und wir uns fühlten wie wandernde Skulpturen aus nassem Matsch – war es endlich Zeit für die große „Reinigung“. Unser erstes Ziel: die Waschmaschine im Cottage. Gott sei Dank, dass sie zur Verfügung stand, denn ansonsten hätten wir uns wohl mit einer Zange und einem Eimer Wasser bewaffnen müssen, um die Reste des Ausflugs aus unseren Klamotten zu holen.
    Nun, die Schuhe… Ach, die Schuhe! Die dicken, von Schlamm überwältigten, matschigen Abwehranlagen, die wir noch vor ein paar Stunden stolz an unseren Füßen trugen. Es war ein ehrliches, schmutziges Abenteuer gewesen, aber jetzt war es Zeit, ihnen ihren „Schlammkranz“ abzunehmen. Also, ab in die Dusche mit ihnen. Was folgte, war ein wahrer Akt der „Schuhpflege“, der an ein sehr chaotisches Spa-Programm erinnerte.
    Nachdem wir uns endlich aus dem Matsch befreit und unsere Kleidung in einen Zustand gebracht hatten, der mehr „zivilisiert“ als „post-apokalyptisch“ wirkte, beschlossen wir, der nächsten Herausforderung zu begegnen: dem Kochen. Und was könnte besser zum festlichen Anlass eines überlebensgroßen Schlamm-Abenteuers passen als geschmorte Lammhaxe auf Kürbispüree und Rosenkohlblättern? (Ja, genau – ein Gericht, das sich anhört, als würde es von einem Michelin-Stern-Koch aus einem Tolkien-Roman stammen.)
    Also schnappte jeder von uns ein paar Zutaten und begann in der Küche zu wuseln – mit der Entschlossenheit, dass auch der matschigste Tag in einem kulinarischen Triumph enden würde. Das Lamm? Zart, geschmort, so gut, dass selbst der ewige Matsch im Schuh sagen würde: „Okay, das hat sich gelohnt!“ Wir wendeten es, als ob es das letzte Stück Fleisch auf Erden wäre, und als der Duft der Gewürze sich ausbreitete.

    Das Kürbispüree – eine wunderschöne, orangefarben schimmernde Kreation, die wie die Sonne selbst leuchtete – hatte das Potenzial, zu unserem „goldenen Moment“ zu werden, der die gesamte Wanderung vergessen ließ. Harald pürierte und würzte es mit viel Liebe (Anis und Kardamom). Aber natürlich, um den kulinarischen Genuss zu vervollständigen, mussten auch die Rosenkohlblätter – zart und leicht karamellisiert – ihren glanzvollen Auftritt haben. Es war ein Kunstwerk aus Gemüse, das fast schon zu schade war, um es zu essen… fast.

    „Wie gut ist das bitte?!“ fragte Harald und steckte sich einen Bissen Lamm in den Mund, das so zart war, dass es fast von alleine auseinanderfiel – und dabei schien es fast, als ob der Regen draußen im Takt der Weihnachtsmusik, die nun aus den Lautsprechern drang, leise mitklatschte. Der Geschmack übertraf alles. Und noch dazu: das Bier. Ah, das Bier!
    Erst war es ein kühles, erfrischendes Glas, das perfekt zum Essen passte. Dann, als wir in den Rhythmus des Kochens und Genießens übergingen, wurde das „eine“ Glas schnell zu zwei – oder auch zu drei. (Ich glaube, die Zahl ist offiziell auch irgendwann nach oben gerutscht, aber lassen wir das mal lieber.)
    Das Essen – das wahre Highlight des Abends – war so gut, dass wir uns alle fragten, ob wir das Geheimnis des Lebens gerade beim Schmoren einer Lammhaxe aufgedeckt hatten. Die Rosenkohlblätter flogen wie kleine grüne Boten der Freude über den Tisch, während das Kürbispüree im goldenen Licht der untergehenden Sonne fast wie ein Gemälde aussah – und das war in diesem Moment wahrscheinlich auch alles, was wir an diesem Tag brauchten: gutes Essen, kühles Bier, und das Gefühl, dass alles im Leben in Ordnung war.

    Und während draußen der Regen leise weiterplätscherte, wussten wir, dass wir in diesem Cottage, mit vollem Bauch und einem herzhaften Lachen, das wahre Abenteuer erlebt hatten: nicht der Matsch, nicht die Kälte – sondern der Moment, an dem man einfach zusammen ist und das Leben (und das Lamm) genießt.
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  • Bear Inn - uriges Pub in Alderwasley

    December 26, 2024 in England ⋅ ☁️ 8 °C

    Am 2. Weihnachtsfeiertag gingen wir es nach dem Frühstück langsam an. Ich hatte einige Fallakten von ungelösten Mordfällen dabei und wir lösten gemeinsam einen Fall, der auch noch in England passierte. Bei einem Weihnachtsdinner wurde das männliche Familienoberhaupt vergiftet und starb noch vor Ort. Harald und ich erahnten, dass es ein Komplott sein könnte und es war tatsächlich die Hälfte der Familie am Mord beteiligt.

    Zu Mittag hatten wir "Resteessen", wenn man es denn als sowas bezeichnen konnte - es war lecker. Wir verabschiedeten und endgültig von der Idee, noch durch matschige Pfützen zu waten, wir entschieden uns, das Abenteuer auf ein weniger riskantes Terrain zu verlagern: den lokalen Pub in Alderwasley. Wandern? Pah! Wer braucht das schon, wenn man einen Spaziergang zur nächsten Kneipe machen kann – besonders bei solch mystischem Wetter!

    Der Nebel hing dick und geheimnisvoll über Derbyshire, als ob der Wald beschlossen hätte, einen eigenen Horrorfilm zu drehen. Kein Wunder, dass es sich anfühlte, als seien wir in eine andere Welt eingetreten – vielleicht ins Märchenreich von "Der Nebel von Alderwasley". Ich schwöre, ein paar Eulen riefen uns aus der Ferne zu, und ein paar Bäume schienen uns neugierig zu beobachten. Wer weiß, vielleicht war auch der ein oder andere Dorffeind als Geist im Nebel unterwegs.

    Aber nichts konnte uns entmutigen! Wir marschierten, voller Hoffnung auf ein Pint und ein wenig Wärme, direkt in das gemütliche Nest des Pubs. Drinnen brannte der Kamin, das knisternde Feuer begrüßte uns wie ein alter Freund, und der Duft von Holzrauch vermischte sich mit der feinen Note von altmodischer Gastfreundschaft. Und dann – das kühle Pint. Ein Hochgenuss! Fast als ob der Nebel draußen das Bier noch ein bisschen magischer machte, als würde der Wald uns mit einem heimlichen Zauber beehren, während wir es tranken.

    Und so saßen wir da, lauschten dem leisen Gespräch der anderen Gäste, die sich wie im Nebel verloren, und stießen auf den Weihnachtszauber an – ohne Matsch, dafür mit einer ordentlichen Portion Humor und Wohlfühlgefühl. Denn was ist schon das Wandern, wenn man sich stattdessen auf einem gemütlichen Stuhl niederlassen und das Leben genießen kann?

    Der Nebel hing dick und geheimnisvoll über Derbyshire, als ob die Gegend beschlossen hätte, einen eigenen Horrorfilm zu drehen. Kein Wunder, dass es sich anfühlte, als seien wir in eine andere Welt eingetreten – vielleicht ins Märchenreich von "Der Nebel von Alderwasley". Ich schwöre, ein paar Eulen riefen uns aus der Ferne zu, und ein paar Bäume schienen uns neugierig zu beobachten. Wer weiß, vielleicht war auch der ein oder andere Dorffeind als Geist im Nebel unterwegs.

    Aber nichts konnte uns entmutigen! Wir spazierten, voller Hoffnung auf ein Pint und ein wenig Wärme, direkt in das gemütliche Nest des Pubs Bear Inn. Drinnen brannte der Kamin, das knisternde Feuer begrüßte uns wie ein alter Freund, und der Duft von Holzrauch vermischte sich mit der feinen Note von altmodischer Gastfreundschaft. Und dann – das kühle Pint. Ein Hochgenuss! Fast als ob der Nebel draußen das Bier noch ein bisschen magischer machte, als würde der Wald uns mit einem heimlichen Zauber beehren, während wir es tranken.

    Und so saßen wir da, lauschten dem leisen Gespräch der anderen Gäste, die mit der Papierkrone ihr Mahl genossen, und stießen auf den Weihnachtszauber an – ohne Matsch, dafür mit einer ordentlichen Portion Humor und Wohlfühlgefühl. Denn was ist schon das Wandern, wenn man sich stattdessen auf einem gemütlichen Stuhl niederlassen und das Leben genießen kann?
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  • Christmas Dinner with Friends

    December 26, 2024 in England ⋅ 🌫 6 °C

    Harald schrieb mit Katharina und nachdem beide geklärt haben, wo sich alle Beteiligten auf der Insel befinden kam von ihr die Einladung: „Kommt doch zu uns zu Weihnachten! Es ist nur ein Katzensprung von euch entfernt.“ Klar, da sagten wir nicht nein! Also, auf geht’s zu Katharina, die uns diesmal nicht nur mit ihrer Familie empfing, sondern auch mit einer ganz besonderen Herausforderung: John, der heutige Koch des Hauses, brauchte dringend einen „Zauberstab“ aus der Küche. Und was macht man da? Man schickt einfach Corin, Katharinas Halbbruder, los, der mit vollem Elan und ohne zu zögern die Mission annahm.Doch, oh weh! Das Abenteuer begann:
    Er zog von Tür zu Tür, doch niemand öffnete und so kam er mit gesenkten Haupt zurück. John musste improvisieren.

    Nach den ersten interessanten Gesprächen und des Kennenlernens meinerseits wurde dann der erste Gang von John serviert.Nun, anstatt einer hochglänzend pürierten Rotkrautsuppe gab es eben eine charmante, mit Einlage verfeinerte Version. Aber Leute, die war trotzdem fantastisch! Da war niemand, der sich beschwerte – die perfekte Suppe, leicht klobig, aber trotzdem ein Gedicht.
    John ging in die Küche für den nächsten Gang. Nick und Corin erzählten von sich. Corin ist Baumpfleger und hat natürlich viel zu tun. Nick lebt mit Carol in einem gemütlichen Haus am Stadtrand von York und fragt, ob wir Sonntag nicht spontan vorbei kommen möchten zum Dinner.
    Und dann kam das Hauptgericht: Halloumi, Gemüse und Kichererbsen, ein Gericht, das, so simpel es klang, einfach in den Mund explodierte. Das hätte John wirklich nicht nötig gehabt, sich ständig für jedes kleine Detail zu entschuldigen – das Essen war einfach perfekt und wir wussten ja eh nicht, wie es hätte sein müssen ;0)...

    Und als ob das nicht schon ein Fest für die Sinne war, kam dann auch noch der Apfel-Schokokuchen, warm und süß. Wenn das kein Märchen war, dann weiß ich auch nicht mehr!

    Und als krönenden Abschluss spielten wir noch „Enchanted Stories“, ein Kartenspiel, das im Kopf von uns allen so viele Fantasien entfachte, dass man dachte, wir wären plötzlich in einem Märchenwald.

    Harald war übrigens sichtlich glücklich, all die Gesichter wiederzusehen – und das Beste: Es war wirklich ein wunderbarer, rundum gelungener Abend. Es hatte alles – von der Rotkrautsuppe bis zum letzten Spielzug – einfach diesen besonderen Zauber, den nur Weihnachten mit lieben Menschen erzeugen kann.
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  • Chatsworth House in Derbyshire

    December 27, 2024 in England ⋅ ☁️ 4 °C

    Der Besuch im Chatsworth House in Derbyshire ist ein wahres Fest für die Sinne – und nicht nur wegen der opulenten Kunstwerke und des schimmernden Reichtums, die einen sofort in den Bann zogen. Der Morgen begann mystisch, als der Nebel sich noch sanft um die ehrwürdigen Mauern des Hauses legte und die weite Landschaft in einen geheimnisvollen Schleier hüllte. Doch kaum hatte die Sonne ihren goldenen Auftritt, verschwand der Nebel und ließ den strahlend blauen Himmel die prächtige Fassade des Hauses küssen.

    Harald, der mit weit geöffneten Augen und einem leicht verdutzten Blick durch die Hallen schlich, konnte sich kaum entscheiden, ob er nun der Kunst oder der überwältigenden Pracht mehr Beachtung schenken sollte. Die Wände, über und über mit meisterhaften Gemälden geschmückt, schienen förmlich zu flüstern: „Komm, nimm dir Zeit, denn du bist hier ein Gast in einer anderen Welt.“ Harald, als ob er in einer anderen Zeit gefangen wäre, ging durch die Räume, als sei er ein Kind, das sich das Staunen nicht verkneifen konnte.

    Jeder Raum war ein Meisterwerk für sich, doch die wahre Magie lag in der perfekten Harmonie zwischen Geschichte, Kunst und der Festlichkeit der Saison. Harald musste schmunzeln – wie könnte man sich in einem solchen Ort nicht wie ein ehrfürchtiges Kind fühlen, das in einer Welt aus Träumen und Kunstwerken verloren ist?

    Chatsworth House ist eines der prächtigsten Landhäuser in Großbritannien und liegt in Derbyshire, mitten in den idyllischen Peak Districts. Das Haus, das heute als Familiensitz der Familie Cavendish bekannt ist, wurde seit seiner ersten Erwähnung im 16. Jahrhundert immer wieder erweitert und umgebaut. Es hat sich zu einem imposanten Anwesen entwickelt, das Kunst, Architektur und Natur auf beeindruckende Weise vereint.

    Geschichte
    Chatsworth wurde ursprünglich 1549 von Sir William Cavendish, einem reichen Kaufmann und Politiker, erbaut. Allerdings begann das heutige Haus seine Form und Pracht im 17. Jahrhundert anzunehmen, als Bess of Hardwick, eine der reichsten Frauen ihrer Zeit und Lady des Hauses, es erweiterte. Die Cavendish-Familie erwarb das Anwesen und baute es weiter aus, wobei der heutige Eindruck weitgehend durch den Umbau im 18. Jahrhundert geprägt wurde, insbesondere unter dem Einfluss von 1. Duke of Devonshire, William Cavendish.

    Im 19. Jahrhundert wurde Chatsworth erneut umfangreich renoviert und modernisiert, und während des 20. Jahrhunderts wurde es für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, was dazu beitrug, es als ein bedeutendes kulturelles Erbe zu etablieren.

    Architektur
    Die Architektur des Hauses ist ein beeindruckendes Beispiel für die britische Barock- und Rokoko-Stile, mit eleganten und großzügigen Räumen, die eine nahezu greifbare Geschichte atmen. Chatsworth wurde im klassischen Stil erbaut, mit einer Fassade aus grauem Stein und einem weitläufigen Innenraum, der über 300 Räume umfasst. Besonders hervorzuheben sind die atemberaubende Eingangshalle, die mit ihrer gewölbten Decke und dem imposanten Treppenhaus fasziniert, sowie das beeindruckende "Long Gallery", eine lange Galerie mit Kunstwerken, die zur Sammlung des Hauses gehören.

    Kunstsammlung
    Chatsworth ist bekannt für seine außergewöhnliche Kunstsammlung. Die Familie Cavendish hat über Generationen hinweg Kunstwerke gesammelt, darunter Gemälde, Skulpturen, Möbel und kunstvolle Dekorationen. Zu den bekanntesten Werken gehören Werke von Künstlern wie Rembrandt, Van Dyck und Gainsborough sowie eine riesige Sammlung von antiken Skulpturen. Das Haus beherbergt zudem Werke aus verschiedenen Epochen, von der Renaissance bis hin zu modernen Künstlern.

    Besonders bemerkenswert ist die Sammlung von 18. Jahrhundert-Meisterwerken, die in den prunkvollen Räumen ausgestellt sind. Die Sammlung reicht auch bis in die Gegenwart, wobei das Haus und die Gärten regelmäßig moderne Kunstinstallationen präsentieren.

    Weihnachtsdekoration und Veranstaltungen
    In der Weihnachtszeit wird Chatsworth House besonders prächtig geschmückt. Die hohen Hallen und die beeindruckenden Säle sind dann von festlicher Dekoration erfüllt, mit kunstvoll geschmückten Tannenbäumen, üppigen Blumengestecken und festlichen Kränzen. Das Haus zieht viele Besucher an, die in die festliche Atmosphäre eintauchen möchten, die durch die prächtigen Räume und das stimmungsvolle Ambiente noch verstärkt wird.

    Neben Weihnachten werden auch viele andere Veranstaltungen im Laufe des Jahres veranstaltet, von Kunstausstellungen über historische Führungen bis hin zu saisonalen Festen und Aktivitäten für die ganze Familie.

    Die Cavendish-Familie heute
    Chatsworth ist immer noch im Besitz der Familie Cavendish, und der derzeitige Hausherr, der 12. Duke of Devonshire, und seine Familie leben weiterhin auf dem Anwesen. Die Familie Cavendish ist eng mit der britischen Aristokratie verbunden und hat im Laufe der Jahrhunderte einen erheblichen Einfluss auf die britische Geschichte und Kultur ausgeübt.

    Die Familie pflegt das Anwesen mit großer Sorgfalt, und Chatsworth House ist heute sowohl ein Arbeits- als auch ein Wohnsitz, der regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Familie engagiert sich aktiv in der Bewahrung des Hauses und seiner Sammlungen, sodass kommende Generationen die Möglichkeit haben, das Erbe von Chatsworth zu erleben.

    Fazit
    Chatsworth House ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel britischer Architektur und Kunstgeschichte, sondern auch ein lebendiges Zeugnis von Tradition, Schönheit und Kultur. Es zieht jährlich tausende von Besuchern aus aller Welt an, die sich von der Pracht des Hauses, der Kunst und der atemberaubenden Landschaft verzaubern lassen. Egal, ob man sich für Geschichte, Kunst oder einfach für die Schönheit der Natur interessiert, Chatsworth bietet ein unvergessliches Erlebnis.
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  • Chatsworth Garden

    December 27, 2024 in England ⋅ ☁️ 6 °C

    Es war ein perfekter Nachmittag, als Harald und ich uns entschlossen, den Garten von Chatsworth zu erkunden. Schon beim Betreten der weitläufigen Anlage wurde ich von der Schönheit überwältigt. Der Himmel war strahlend blau, die Sonne schien warm auf die weit geöffneten Wiesen und blühenden Pflanzen. Wir entschieden uns, uns im Garten zu trennen, um diesen auf eigene Faust zu entdecken. Es gab so viel zu sehen, dass ich wusste, dass ich in diesem Paradies noch stundenlang verweilen könnte.

    Zuerst begab ich mich in die formalen Gärten, die so harmonisch gestaltet waren, dass es fast wie ein Gemälde wirkte, das lebendig geworden ist. Die akkurat geschnittenen Hecken und die symmetrisch angeordneten Blumenbeete bildeten einen beeindruckenden Kontrast zu den sanften Hügeln und dem weiten Blick in die Umgebung. Überall, wo ich hinschaute, fand ich neue, faszinierende Perspektiven: Eine Hecke, die perfekt die Form eines Kreises oder eines Rechtecks nachahmte, ein Teich, in dem die Bäume sich spiegelten, oder eine Rose, die in voller Blüte stand.

    Ein absolutes Highlight war der „Cascade“, der majestätische Wasserfall, der in mehreren Stufen die Hügel hinabstürzte. Das Rauschen des Wassers mischte sich mit dem Gesang der Vögel und dem leichten Plätschern des Baches. Es war ein Gefühl von Ruhe und gleichzeitig von unbändiger Kraft, das mich dort einhüllte. Ich ließ mich von der Schönheit des Wasserfalls verzaubern und verbrachte eine gute Weile, um in diese natürliche Meisterwerk zu versinken.

    Dann zog es mich weiter in den „Rock Garden“, der mitten in einem Labyrinth aus Felsen und alten Bäumen versteckt lag. Die Pflanzen, die hier wuchsen, schienen sich perfekt an das raue Terrain angepasst zu haben. Der Geruch von Moos und Erde lag in der Luft, während ich mich zwischen den Felsen hindurchschlängelte und neue, versteckte Ecken des Gartens entdeckte.

    Als ich schließlich in den Gemüsegarten kam, war ich tief beeindruckt. Hier hatte man nicht nur den praktischen Nutzen im Blick, sondern auch die ästhetische Gestaltung. Alles war in einer so klaren, fast kunstvollen Ordnung angelegt, dass ich kaum glauben konnte, dass diese Beete nicht nur zum Ansehen, sondern auch zum Ernten gedacht waren. Die bunten Farben der reifen Tomaten, der frischen Kräuter und des grünen Salats setzten einen faszinierenden Kontrast zu den üppigen Blumenrabatten. Direkt daneben befand sich die alte Küche, in der die frischen Zutaten wohl direkt in köstliche Gerichte verwandelt wurden – ein wunderschönes Beispiel dafür, wie ein Garten nicht nur zur Augenweide, sondern auch zur Lebensquelle werden kann.

    Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie sich diese Farben und Düfte im Winter verändern würden, aber an diesem Nachmittag fühlte sich der Garten wie ein lebendiges, atmendes Kunstwerk an. Es war, als wäre ich in einer anderen Welt – eine Welt der Ruhe, der Farben und Formen, die unaufhörlich wechselten, je nachdem, wohin ich ging.

    Als ich schließlich Harald wiedertraf, strahlte er genauso wie ich. Auch er war von der Vielfalt und Schönheit des Gartens genauso beeindruckt. Es war, als hätten wir gemeinsam ein kleines Paradies entdeckt – einen Ort, an dem Kunst, Natur und Geschichte so wunderbar miteinander verschmelzen. Es war ein Nachmittag, den ich so schnell nicht vergessen werde.
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  • The Golden Ball - Insider Pub von Nick

    December 27, 2024 in England ⋅ ☁️ 7 °C

    Wir fuhren nachmittags in York ein, der Nebel war wieder so dicht, dass man nicht mal den eigenen Fuß vor Augen sehen konnte. Der Ort schien direkt aus einem Sherlock-Holmes-Roman zu stammen – nur dass statt detektivischer Geheimnisse eher der Duft von Fish and Chips in der Luft lag. Wir checkten in unser Hotel ein, das aussieht, als hätte es in einem viktorianischen Roman eine Nebenrolle gespielt – der Teppich war so rot, dass man vermuten könnte, er sei extra für Dramen gemacht worden.

    An der Rezeption flackerte ein offenes Feuer im Kamin, was uns mit einer fast übertriebenen Menge an Gemütlichkeit begrüßte. So richtig das „Ahhh, ich bin angekommen“-Gefühl. Die perfekte Erholung nach einem Tag voller prunkvoller Gemäuer im Chatsworth House, wo wir uns fühlten, als wären wir auf einem königlichen Rundgang. Stan Laurel und Oliver Hardy sollen hier auch mal übernachtet haben - so sagt es die Hotelbar.
    Doch nun, in York, schien alles plötzlich viel weniger majestätisch und dafür viel mehr... neblig. Und auf einmal war der Duke in uns von Hunger geplagt.

    Nick, Katharinas Vater, also der erprobte York-Insider, empfahl uns seinen Lieblingspub, der ganz in der Nähe sei – wie praktisch! Wenig später fanden wir uns in seinem Pubvorschlag "The golden Ball" wieder, der fast so geheim war wie eine vergessene Ecke eines alten Ladens. Kein Essen, aber ein Pint! Naja, ein Pint ist auch ein gutes Abendessen, oder? Wir kippten es runter, als wären wir mittelalterliche Abenteurer auf einer Expedition, die uns nicht nach Süden, sondern in Richtung "wozumTeufelfindenwirjetztEssen" führte.

    So begaben wir uns also durch die nebligen, fast schon mystischen Straßen von York. Und ich schwöre, ich habe jedes Mal die Knie beim Überqueren der Fußgängerüberwege angehoben, als könnte der Nebel einen plötzlich in die Vergangenheit verschlingen. York war so ein bisschen wie ein Abenteuer-Spiel – und wir waren auf der Suche nach dem nächsten Level: etwas Essbarem, bitte!
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  • The Whippet Inn

    December 27, 2024 in England ⋅ ☁️ 7 °C

    Der Nebel in York war an diesem Abend so dicht, dass er uns fast wie eine Nebelwand verschluckte – und wir standen mitten in einer Szene, die fast schon ein bisschen nach "Sherlock Holmes meets das unbekannte Pub" klang. Laut Google Maps sollte das Whippet Inn direkt vor uns sein, aber wie der Nebel, so schien auch das Schild des Pubs im weiten Nichts zu verschwinden. Wir standen also vor einem Haus, das nur durch das warme Licht in den Fenstern verraten wurde, dass hier überhaupt jemand zu Hause war.

    Natürlich hätte man jetzt anhalten und den Kopf schütteln können – "Ist das wirklich der Pub, den wir suchen?" – aber wie echte Entdecker stolperten wir einfach hinein. Und was wir da fanden, war weniger ein "verstecktes, mysteriöses Gemäuer" und mehr ein wahres „Warum-kennen-wir-dieses-Juwel-nicht-vorher“-Erlebnis. Keiner der üblichen Pub-Floskeln, keine bauchigen Wirtshaus-Gesichter, sondern einfach ein richtig gemütlicher, herzlich geführter Ort, der uns sofort das Gefühl gab, als hätten wir gerade das geheime Eingangstor zu einem Yorker Geheimtipp entdeckt.

    Die Speisekarte war eine Entdeckung für sich – nicht die üblichen faden "Fish and Chips"-Platten oder dehydrierten „Pub-Menüs“, sondern raffinierte Gerichte, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Jedes Gericht hatte das Potenzial, in einem hochklassigen Restaurant zu glänzen, aber mit dieser unaufdringlichen Pub-Atmosphäre, die uns genau das richtige Maß an Gemütlichkeit bot.

    Und das Personal! Ach, das Personal! Es war so freundlich, dass wir uns fast wie VIP-Gäste fühlten, die einen persönlichen Rundgang durch die Welt der Bier- und Essenskombinationen erhielten. Sie hatten genau den richtigen Humor, ohne aufdringlich zu wirken, und eine Aufmerksamkeit, die nicht nervig, sondern einfach perfekt war. Fast als wollten sie uns mit einem unsichtbaren Schild sagen: „Ihr seid jetzt Teil des exklusiven Whippet Inn Clubs!“

    Der Abend verging wie im Flug, und je mehr wir uns durch die Köstlichkeiten der Karte probierten, desto klarer wurde uns: Das Whippet Inn war unser Geheimtipp. Ein verstecktes Juwel, das wir nur durch das „Stolpern im Nebel“ entdeckt hatten – und um ehrlich zu sein, war der Nebel der beste Guide, den wir uns hätten wünschen können.

    Wir beschlossen, den Abend mit einem cineastischen Hochgenuss im Everyman Kino in York ausklingen zu lassen. Es war, als hätten wir den perfekten Übergang vom leiblichen Wohl zum geistigen Genuss gefunden.

    Mit dem Magen voll und einem wohligen Gefühl, das nur richtig gutes Essen hinterlässt, machten wir uns auf den Weg zum Kino. Der kurze Spaziergang von der Whippet Inn zum Everyman war eine angenehme Herausforderung für unseren noch immer leicht vollgepumpten Bauch, aber die Aussicht auf einen bequemen Sessel und die Aussicht, einen Film zu genießen, war genug Motivation. Schließlich wusste jeder, dass der wahre Luxus im Leben nicht nur in exzellentem Essen, sondern auch in einem Cinema-Erlebnis steckt, das mehr nach Wohnzimmer als nach gewöhnlichem Kinosaal aussieht.

    Im Everyman Kino angekommen, fühlte sich alles an, als wären wir in eine andere Dimension des Filmguckens eingetreten – statt auf kaltem Plastik zu sitzen, konnte man sich in bequemen Sesseln niederlassen, vielleicht mit einem Glas Wein in der Hand, und das Gefühl genießen, dass man jeden Moment des Films als wahrer König im eigenen kleinen Königreich erleben würde. Kein Platz für Popcorn-Krümel auf dem Schoß, kein Kampf ums beste Sitzplatz-View – stattdessen: pure Kino-Perfektion.

    Und dann, „Konklave“ – ein Film, der uns in den geheimen, oft schattigen Bereich der katholischen Kirche entführte, wo mehr Intrigen und Machtspiele am Laufen sind als bei einem Game of Thrones-Marathon. Die Spannung war greifbar! In einer Sixtinischen Kapelle, in der der letzte Funken Hoffnung und Glaube fast schon wie ein Gerücht wirkte, saßen wir in unseren Sesseln und versuchten, uns zusammenzureimen, was eigentlich vor sich ging – wer wird der neue Papst? Wird es der charismatische, der geheime Favorit, oder doch der, der am Ende alle an der Nase herumführt? Jeder Blick, jedes Wort der Kardinäle war wie ein kleines Rätsel, das wir zu lösen versuchten – und dann… der unerwartete Twist! Wir hatten uns auf alles vorbereitet – auf verrückte Intrigen, schlaue Wendungen, aber das Ende? Es war wie ein Blitzschlag. Es ließ uns einfach nur sprachlos zurück – mit dem Gefühl, als hätte man ein ganzes Schachspiel auf dem Kopf gespielt und plötzlich der König… naja, das verrate ich besser nicht, sonst ist es kein Meisterwerk mehr.

    Wir verließen das Kino, immer noch vom Film gefangen, und machten uns auf den Heimweg. Doch der Abend hatte noch einen letzten Hauch von Magie: York, bei Nacht, hatte das gewisse Etwas – ruhig, fast geheimnisvoll, als ob die Stadt selbst ebenfalls ihre eigenen Geheimnisse in den Gassen versteckte. Der perfekte Abschluss eines Abends, der mit einem guten Essen begann, durch einen meisterhaften Film gipfelte und nun in der stillen Nacht langsam verblasste. Was für ein Ausklang – das Kino war der letzte Pinselstrich auf einem perfekten Gemälde des Abends.
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  • Castle Museum

    December 28, 2024 in England ⋅ ☁️ 6 °C

    Harald hatte mir schon im Mai vorgeschwärmt, dass ich unbedingt das Castle Museum in York besuchen müsste, aber wie es so ist – der Mai war schneller vergangen, als ein Pferdewagen die viktorianische Straße hinunterbrausen konnte. Heute war es dann endlich so weit! Harald, der wohl heimlich ein Zeitreise-Agent der Vergangenheit ist, hatte mich eingeladen, und ich durfte mich auf ein Abenteuer in das viktorianische Zeitalter begeben – ganz ohne Zeitmaschine!

    Das Highlight war natürlich die nachgebaute viktorianische Straße – und was soll ich sagen, sie war so authentisch, dass ich fast erwartet hätte, ein paar Droschkenfahrer nach dem Weg zu fragen oder mich in der kalten Nacht mit einem dampfenden Teebecher vor einem Kiosk zu wärmen. Es war, als wäre man mitten in einer Dickens’schen Geschichte – minus der gefrorenen Füße, versteht sich.

    Die Darsteller, die sich in die Mode der damaligen Zeit geworfen hatten, waren wirklich ein Schauspiel für sich. Der Butcher schwang das Messer mit einer Leidenschaft, die man heutzutage nur noch in Reality-TV-Programmen findet. Der Chemist hatte eine Sammlung von Fläschchen, die mich mehr an eine geheimnisvolle Zaubertrank-Bibliothek erinnerten als an ein herkömmliches Geschäft – ich fragte mich, ob der „Tonikum gegen alles“ vielleicht auch gegen meine wachsende Neugier auf diese bizarre Mischung von Antiquitäten helfen würde.

    Die Atmosphäre war großartig: Ein bisschen wie ein entspannter Spaziergang durch eine Zeit, in der man sich keine Sorgen um Wi-Fi oder Akkuladegeräte machen musste. Stattdessen wurde man von der Luft der Gaslaternen und dem Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster verzaubert. Ich konnte förmlich den Duft von frisch gebackenen Pasteten riechen – oder war das doch nur der Geruch von frisch gebrühtem Tee? Harald wusste es natürlich, er hatte so viele Details im Kopf, dass ich beinahe dachte, er würde das Museum in eine eigene, kleinere Zeitreise-Show umwandeln.

    Und als wir schließlich in der Schule der Viktorianischen Zeit landeten – naja, als Kind der Gegenwart war ich plötzlich froh, dass ich keine Tinte und Federn mehr benutzen musste, um meine Notizen zu machen! Kein Computer, keine PowerPoint-Präsentationen. Stattdessen schrieben die Kinder mit einem kleinen Hauch von Angst und Eifer, und ich fühlte mich selbst ein bisschen wie ein neugieriger Schüler, der nach einem kleinen Hauch von „Schuld“ suchte, als ich versuchte, den Lehrer zu beeindrucken.

    Es war ein wunderbarer Besuch – und ob ich nun in die Vergangenheit reisen konnte oder nicht, eines wusste ich ganz genau: Wenn es einen Ort gibt, der mich in eine andere Zeit entführt hat, dann war es dieses Museum. Danke, Harald, für diesen charmanten Spaziergang durch das viktorianische Zeitalter.

    Wie das so ist, als erwachsene Menschen mit eigenen Interessen, trennten sich unsere Wege danach, als wir uns auf die Jagd nach persönlichen Erlebnissen begaben. Ich schnappte mir also die Einkaufstaschen – voller Hoffnung, dass ich den nächsten modischen Jahrhundertfund mache – während Harald sich entschied, eine „verlorene Kunst“ zu entdecken: Antiquitäten. Wer hätte gedacht, dass York so ein Eldorado für alte Möbel und 18. Jahrhundert Teekannen ist? Zwischendurch ging Harald dann zum Barber, worauf er sich schon lange freute.

    Abends trafen wir uns dann im Everyman-Kino, ein 30er-Jahre-Juwel, das im Wesentlichen das Filmvergnügen mit einer Prise Glamour versüßt. Und der Film – „Better Man“, das Biopic über Robbie Williams – war der perfekte Abschluss. In einer Atmosphäre, die fast so retro wie das Kino war, fingen wir uns in den Melodien von Robbies Hits und seiner ganz persönlichen Achterbahnfahrt auf der Bühne. Wir waren so in den Film vertieft, dass wir fast die Popcorn-Pause vergessen hätten – was für ein Unding!
    Ein Tag wie ein perfektes Pop-Album: ein bisschen Geschichte, eine Portion Stil und viel, viel Drama!
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  • The white horse of kilburn

    December 29, 2024 in England ⋅ ☁️ 7 °C

    Es ist Sonntagmorgen, und der Himmel hat beschlossen, uns in ein großes, wolkenverhangenes Abenteuer zu entführen. Die Sonne schielt durch ein paar zarte Lücken, als wir uns auf den Weg machen – Ziel: das Meer, und zwar richtig britisch an der Küste bei Whitby. Aber, wie das bei den Yorkern so ist, lassen wir uns nicht hetzen. Statt direkt von A nach B zu rasen, nehmen wir uns Zeit, die Landstraßen zu erkunden und an den Sehenswürdigkeiten vorbeizutuckern, die unterwegs an uns winken, als wollten sie uns sagen: „Bleib hier, vergiss das Meer, du musst uns sehen!“

    Unsere erste Station: das berühmte weiße Pferd von Kilburn. Was wie ein Gemälde aus einer anderen Zeit aussieht, entpuppt sich als riesige, kalkweiße Pferdeskulptur, die majestätisch den Hügel hinunterstarrt – als hätte sie ein paar Gläser zu viel getrunken und müsste dringend wieder ins Gleichgewicht kommen. „Hier muss man einfach stoppen“, sage ich, obwohl niemand von uns so wirklich versteht, warum. Es ist, als ob das Pferd uns mit einem schiefen Lächeln ein „Willkommen auf dem Land“ zuruft.

    Wir machen ein paar Fotos, dabei wirken wir wie typische Touristen, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Und während der Nationalpark um uns herum sich immer grüner und gewundener zeigt, wissen wir: Das Meer ist noch weit, aber der Weg ist das Ziel.

    Das „Weiße Pferd von Kilburn“ ist ein beeindruckendes, monumentales Bild eines Pferdes, das in den Hügeln von Kilburn, einer Stadt im Norden Englands, zu finden ist. Es handelt sich um eine riesige „White Horse“ oder „White Horse Hill“-Skulptur, die auf einem steilen Hang angelegt wurde und aus Kalkstein besteht. Der „Kilburn White Horse“ ist eines der bekanntesten „weißen Pferde“ in Großbritannien, ähnlich denen, die in anderen Regionen Englands zu finden sind.

    Historischer Hintergrund:
    Das weiße Pferd von Kilburn wurde 1857 von einem lokalen Lehrer namens John Hodgson in Auftrag gegeben, um das Dorf Kilburn zu ehren und eine Tradition der „White Horse“-Skulpturen in Großbritannien fortzuführen. Hodgson wollte ein weiteres „White Horse“ schaffen, ähnlich den älteren Monumenten, die in Südengland zu finden sind, aber in einem modernen und einzigartigen Stil.

    Die Skulptur wurde aus Kalkstein und Sandstein, die vor Ort abgebaut wurden, gestaltet. Es hat die Form eines Reiterpferdes, und die Konturen wurden so geplant, dass sie aus der Entfernung gut sichtbar sind.

    Merkmale und Symbolik:
    Das Weiße Pferd ist etwa 55 Meter lang und 35 Meter hoch und wird oft als das größte „White Horse“-Monument in Großbritannien angesehen. Es zeigt ein stehendes Pferd, das nach links schaut. Solche „White Horses“ sind traditionell Symbole für die Region und werden häufig als kulturelle oder historische Denkmäler geschätzt.

    Der Name „White Horse“:
    Die Tradition von „White Horse“-Skulpturen ist in Großbritannien sehr alt. Viele dieser Monumente stammen aus prähistorischen oder historischen Zeiten und wurden ursprünglich in den Boden eingegraben, um mit weißem Kalkstein hervorzutreten. Diese Figuren sind oft mit mystischen oder religiösen Bedeutungen verbunden, und sie können auch als Wegweiser oder Markierungen für bestimmte Gebirgspfade oder Gebirgsketten dienen.

    Das Weiße Pferd von Kilburn hat zwar keine prähistorischen Ursprünge, aber es setzt diese Tradition fort und bleibt ein Wahrzeichen der Region.

    Fazit:
    Das Weiße Pferd von Kilburn ist ein bemerkenswertes Beispiel für die britische Tradition der „White Horse“-Skulpturen und hat heute sowohl touristische als auch kulturelle Bedeutung. Es wurde zur Ikone der Gegend und ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Besucher, die den Blick auf das riesige Monument und die umliegende Landschaft genießen möchten.
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  • Helmsley Castle

    December 29, 2024 in England ⋅ ☁️ 8 °C

    Helmsley Castle – ein Ort, der perfekt ist, um die Stille und die Majestät einer vergangenen Epoche in Ruhe zu erleben. Es ist einer dieser seltenen Momente, in denen der Gedanke, dass man völlig alleine an einem solch geschichtsträchtigen Ort ist, fast surreal wirkt. Die Luft ist klar, und der sanfte Wind rauscht durch die Bäume, die die Ruinen umrahmen. Der Blick auf die Burg ist wie eine Zeitreise – ein Monument, das mit seiner ruhigen Präsenz die Geschichten vergangener Jahrhunderte flüstert.

    Harald, als Kunsthistoriker mit einem geschulten Blick für Architektur und Geschichte, ist besonders von dieser Umgebung fasziniert. Während er langsam durch den Innenhof geht, bleibt er immer wieder stehen, um die Struktur der Mauern zu betrachten. „Schau dir die Steinarbeiten an“, sagt er und zeigt mit einem Finger auf eine Ecke des Turms. „Die unregelmäßige Form der Mauer und die Anordnung der Steine zeigen uns, dass diese Burg im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut und angepasst wurde. Die ursprüngliche normannische Bauweise, die wir hier sehen, wurde später durch Elemente der Gotik und Renaissance ergänzt. Ein interessantes Beispiel für die Entwicklung der Militärarchitektur.“

    Mit ernstem Blick beugt sich Harald über eine der vielen Stellen, an denen der Wind die jahrhundertealten Steine berührt. „Der Keep, das Herzstück der Festung, ist besonders gut erhalten“, erklärt er, während er die Struktur des Turms in Augenschein nimmt. „Die schlichte Eleganz dieser Architektur, kombiniert mit der robusten Funktionalität, ist typisch für die Zeit der normannischen Herrschaft. Wenn man sich vorstellt, wie dieser Turm vor Jahrhunderten von den Adligen der Familie de Roos genutzt wurde, dann bekommt man einen ganz anderen Zugang zur Geschichte.“

    Er dreht sich um und blickt auf die umliegenden Wälle. „Es gibt hier keine übermäßigen Verzierungen oder extravagante Details, aber das macht die Burg umso eindrucksvoller. Die Monumentalität der Mauern spricht für sich selbst – hier ging es weniger um prunkvolle Architektur als um Funktionalität und Verteidigungsfähigkeit.“

    Harald setzt seine Erkundung fort, als ob er jeden Zentimeter der Burg wie ein kostbares Kunstwerk behandeln würde. Mit jedem Schritt analysiert er die Details, stellt Verbindungen zu anderen mittelalterlichen Burgen her, die er in seiner langen Karriere als Kunsthistoriker studiert hat. „Wenn man sich die verschiedenen Schichten der Bauweise hier ansieht, kann man die verschiedenen Phasen der Nutzung dieser Burg nachvollziehen“, sagt er nachdenklich. „Das ist es, was die Geschichte so spannend macht – die ständige Veränderung und Anpassung eines Gebäudes im Laufe der Zeit.“

    Am Rande des Geländes, wo der Blick auf die umliegende Landschaft weit und weit reicht, hält Harald an und nimmt einen tiefen Atemzug. „Was mich hier besonders beeindruckt, ist die Verbindung zwischen Architektur und Landschaft“, sagt er, als er die weiten Ausblicke auf die Moorlandschaften und das Tal von Helmsley in sich aufnimmt. „Die Lage der Burg wurde strategisch gewählt, um sowohl die Umgebung zu überwachen als auch die Verbindung zur Natur zu bewahren. In der Architektur spiegelt sich diese Symbiose wider – die Burg fühlt sich fast wie ein Teil der Landschaft an.“

    Während der Tag sich dem Mittag zuneigt und die Sonne immer mehr herauslugt, ist es, als ob Harald in einem Moment der stillen Kontemplation verschwindet. Der Besuch auf Helmsley Castle hat ihm wieder einmal gezeigt, wie tief er in die Geschichte eintauchen kann – und wie viel eine einzelne Ruine über vergangene Zeiten erzählt, wenn man nur genau hinsieht und die Sprache der Steine versteht. Wir fahren weiter...
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  • Whitby Abbey

    December 29, 2024 in England ⋅ 🌬 10 °C

    Ach, dieser Nachmittag in Whitby – was für ein Abenteuer! Wir hatten uns vorgenommen, zuerst die Whitby Abbey zu besuchen und danach am Hafen etwas zu essen. Eine wunderschöne Vorstellung – zumindest in der Theorie.

    Als wir endlich oben angekommen sind, erwartete uns jedoch der Sturm in seiner vollen Pracht. Der Wind peitschte uns fast die Mütze vom Kopf und die Wolken hingen tief, als wollten sie uns sagen: „Ihr könnt euch die Abbey auch später anschauen, wenn’s weniger stürmisch ist.“ Also haben wir es nur von Weitem betrachtet, quasi aus der sicheren Entfernung hinter dem Zaun. Ich schätze, das war der "geschützte Blick". Das war die beste Lösung, wenn man nicht riskieren wollte, vom Wind aus der Luft gehoben zu werden. Ein paar schnelle Fotos, ein tiefer Blick in die Ruinen, und zack, wieder runter zum Auto.

    Dann ging es also weiter zum Hafen – und was soll ich sagen… Oh mein Gott. Es war, als hätte sich ganz York gleichzeitig in Whitby verirrt. Sooo viele Menschen! Gefühlt war jeder einzelne Einwohner von York mit einer Eiswaffel in der Hand dort, als hätten sie alle auf den gleichen Moment gewartet. Die Straßen waren so überfüllt, dass man kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Ich bin mir fast sicher, dass wir nicht die einzigen waren, die sich fragten: „Ist das hier jetzt ein Festival oder habe ich was verpasst?“

    Die Menschenmengen machten uns so nervös, dass wir uns fast schon wie in einem Thriller fühlten – "Der Touristen-Tsunami von Whitby"! Jeder schien irgendwie hektisch zu sein, und ich konnte das Geräusch der Menschenmasse kaum ertragen. Der Plan, entspannt am Hafen zu essen, war also schnell verworfen. Es war einfach zu viel. Zu viele Menschen, zu viel Trubel. Ich dachte mir nur: „Okay, wir brauchen dringend einen Plan B. Und zwar schnell.“

    Also machten wir uns auf, aus dem Gewusel zu fliehen und suchten nach etwas Essbarem, aber ohne uns dabei durch Menschenmengen kämpfen zu müssen. Wir wollten nicht wirklich dorthin, wo jeder Yorkerin mit ihrem Eiskaffee im Arm gerade versuchte, ein Foto vom „wunderschönen Hafen“ zu machen.

    Wir entschieden, der ganzen Menschenmasse den Rücken zu kehren. Der Plan war klar: Auf dem Rückweg durch den Nationalpark einen ruhigen Ort finden, um endlich in Ruhe zu essen. Keine Eisschlecken im Wind, keine überfüllten Restaurants – einfach ein kleines, gemütliches Kleinod, mitten im Nirgendwo, das uns den ersehnten Moment der Entspannung schenken sollte.

    Harald, der eigentlich eher der Typ ist, der bei jedem Update auf seinem Handy eine leichte Panikattacke bekommt, entschied sich direkt, heute in die Rolle des „Google-Entdeckers“ zu schlüpfen. Die Vorstellung allein war schon ein bisschen lustig – Harald mit einem entschlossenen Blick, das Handy fest in der Hand, als ob er gleich ein geheimes Eldorado in den Weiten des Internets entdeckt hätte.

    „Okay, ich google jetzt einfach mal ein Restaurant im Nirgendwo“, sagte er, dabei klang es eher wie ein mutiger Sprung ins Ungewisse. Aber die Hoffnung, einen ruhigen Ort zum Essen zu finden, war zu verlockend. Nach ein paar Minuten des „Tap tap tap“ und – er zeigte mir triumphierend das Ergebnis: ein kleines Restaurant irgendwo mitten im Nationalpark.

    „Na dann, ab ins Nirgendwo“, sagte ich mit einem skeptischen Blick auf die Route, die der Navi anzeigte. Aber da waren wir nun: Ein paar Klicks auf Harolds Handy und zack – das Navi sagte uns, wir sollten in 30 Minuten dort sein. Und so fuhren wir los.

    Wir fuhren und fuhren, vorbei an Feldern, Wäldern und Dörfern, die aus „Dorf der verschollenen Urlauber“ stammten. Je weiter wir fuhren, desto mehr kam mir der Gedanke, dass wir die letzten Überlebenden eines Roadtrips in der Wildnis sind, auf der Suche nach einer Oase der Ruhe und des Essens. Harald guckte immer wieder auf sein Handy, als ob das Bild des „Restaurants im Nirgendwo“ irgendwie lebendig werden könnte. Ich konnte fast hören, wie er innerlich betete: „Bitte, lass uns nicht in einem verlassenen Bauerndorf landen, wo nur noch das Schaf den Weg kennt.“
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  • The Fox and Rabbit Inn

    December 29, 2024 in England ⋅ 🌬 9 °C

    Doch dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, tauchte es tatsächlich auf – das kleine Pub, das wie ein vergessenes Juwel aus der Zeit gefallen wirkte. Kein Mensch weit und breit. Ein kleiner Ort, der genau das bot, was wir brauchten: eine Pause, gutes Essen und keine Menschenmengen.

    Harald hatte es tatsächlich geschafft! Es war das wahre England: mitten im Nirgendwo, aber das „Fox and Rabbit Inn“ war ein wahrer Schatz! Während draußen die Welt in Wolken versank, war drinnen eine andere Realität – wohlig warm, voller Lachen und Geschichten, aber nicht so voll, dass es die Atmosphäre erdrückte. Man könnte sagen, es war ein kuscheliger Ort, der einem das Gefühl gab, man sei nicht nur Gast, sondern ein Teil der großen, gemütlichen Familie des Pubs.

    Als wir nach einem Platz fragten, wurde uns lächelnd mitgeteilt, dass wir für eine Stunde einen haben könnten – direkt am Feuer! Jetzt, wer könnte bei diesem Angebot schon „nein“ sagen? Wer kann schon dem Ruf eines prasselnden Feuers widerstehen, das einem den Winterblues vertreibt? Die Wahl fiel schnell, und ein kleines, unscheinbares „Herzchen im Sturm“ entstand, als wir uns in die Nähe des Kaminfeuers niederließen.

    Die Bedienung war prompt, freundlich und fast schon familiär. Die Atmosphäre war gleichzeitig entspannt und herzlich – eine kleine Oase in einem Meer aus Regentropfen und Wind.

    Das Essen? Ein Fest! Hier gab es kein langes Tüfteln über moderne Fusion-Küche oder gar kryptische Menüs, sondern einfache, ehrliche Kost, die richtig schmeckte. Der gebackene Camembert? Genau so, wie er sein sollten – knusprig, goldbraun und mit einer Portion Liebe (und einem Klecks Preiselbeeren-Chutney!). Und die Wildpastete? Zart wie ein Kissen aus Wolken und dabei genau die richtige Portion, um den ein oder anderen zufriedenen Seufzer zu entlocken.

    Die Stunde verging wie im Flug – zwischen kühlen, dunklen Pint, herzhaftem Lachen und Gesprächen über das Wetter (natürlich), aber auch über alles, was einem so in den Sinn kam. Und obwohl der Pub voll war, fühlte es sich nicht überfüllt an – eher wie ein gemütlicher, aber lebendiger Salon, in dem jeder Platz ein bisschen wie „Zuhause“ war.

    Kurzum: Ein Aufenthalt im „Fox and Rabbit Inn“ war wie eine Umarmung für die Seele – und das beste Rezept gegen den großen Hunger!

    Nach diesem ausgedehnten Ausflug durch den Nationalpark „North York Moors“ und einer kurzen Erholungspause im Hotel, machen wir uns am Abend auf den Weg zu Nick & Carol, die uns zum Abendessen eingeladen haben. Ihr Haus am Stadtrand von York ist genauso einladend wie die beiden selbst. Schon beim Betreten wurden wir herzlich begrüßt. Nick und Carol sind seit sieben Jahren ein Paar und hatten das Haus 2018 gekauft, was uns Carol voller Begeisterung zeigt, während sie uns durch die Zimmer und Etagen führt. Man merkte sofort, wie viel Herzblut sie in ihr Zuhause gesteckt haben.

    Das Abendessen ist ein Geschmackserlebnis: eine selbstgemachte, vegetarische Gemüselasagne, die uns alle restlos begeistert. Während wir uns die Bäuche vollschlagen, erzählen Nick und Carol von ihren Leben in York und wie sie ihre Tage verbringen, und nach dem Essen tauchen sie mit einem Kartenspiel auf, das sie in Kroatien gelernt haben. Es heißt „99“ – ein Spiel, bei dem es darum geht, mit Zahlen möglichst geschickt zu jonglieren, ohne die magische Grenze von 99 zu überschreiten. Es war einfach zu unterhaltsam, vor allem, weil wir alle ständig versuchten, den Kopf um die Regeln zu wickeln – und doch nie ganz sicher waren, ob wir jetzt richtig lagen. Ein paar Runden später waren wir uns jedenfalls sicher: das Spiel war mehr Spaß als Mathematik!

    Der Abend verging im Nu, und zwischen Lachen, Scherzen und neuen Spielstrategien lernten wir Carol immer besser kennen. Nick und Carol sind ein harmonisches Paar. Es war ein rundum gemütlicher Abend, an dem die Zeit wie im Flug verging. Als wir schließlich zurück ins Hotel fuhren, war klar: Dieser letzte Abend in York war einfach perfekt – besser hätte es nicht laufen können.
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  • Salt Mill in Saltaire

    December 30, 2024 in England ⋅ 🌬 8 °C

    Ah, Montagmorgen! Nach einem entspannten Frühstück sind wir bereit für die Weiterfahrt – Koffer gepackt, die Straßen rufen, aber bevor wir uns in Richtung Liverpool aufmachen, haben wir noch ein paar spannende Zwischenstopps geplant. Der erste führt uns nach Saltaire, und schon auf dem Weg dorthin merken wir: Dieser kleine Ort hat so viel mehr zu bieten, als wir ursprünglich gedacht haben.

    Saltaire fühlt sich an, als würden wir durch die Seiten eines Geschichtsbuchs blättern – und das liegt an Sir Titus Salt, diesem Unternehmer mit einer Vision, die seiner Zeit weit voraus war. Er dachte sich: „Warum sollten meine Arbeiter in feuchten, dunklen Hütten hausen, wenn ich ihnen auch eine ganze moderne Stadt bauen kann?“ Und so entstand Saltaire – eine Stadt, die mehr als nur eine Fabrikansiedlung war. Sie war ein wahres Wohlfühlprojekt, mit ordentlichen Wohnungen, Grünflächen und all den Annehmlichkeiten, die man sich für die Arbeiter damals wünschen konnte.

    Als wir durch die Arbeiterwohnungen schlendern, sind wir sofort beeindruckt von der viktorianischen Architektur. Die Häuser wirken fast zu charmant, um wahr zu sein – mit ihren großen Fenstern und der ruhigen Atmosphäre. Keine überfüllten, dunklen Räume, sondern Räume, in denen man das Gefühl hat, auch ein bisschen atmen zu können. Sir Titus Salt hat es hier wirklich gut gemeint, und es ist faszinierend, wie die Arbeiter damals unter solch viel besseren Bedingungen leben konnten als anderswo.

    Dann geht es weiter zur Salt Mill, dem Herzstück der Stadt. Diese riesige Fabrik war nicht nur ein wirtschaftliches Zentrum, sondern ist heute auch ein wahres Kunstzentrum. Die Salt Mill Art Gallery mit ihren Arbeiten von David Hockney – einem Künstler, der hier aufgewachsen ist – zieht uns sofort in ihren Bann. Für Harald als Künstler ist dieser Ort ein wahres Paradies! Zwischen all den Hockney-Gemälden und der beeindruckenden Architektur fühlt man sich fast, als könnte man selbst kreativ werden. Es ist fast so, als würde man durch eine lebendige Galerie spazieren, in der jede Wand und jedes Bild eine Geschichte erzählt.

    Zwischendurch holen wir uns im Café der Salt Mill einen kleinen Snack, um den kulturellen Input sacken zu lassen. Die Mischung aus Kunst, Geschichte und dem industriellen Erbe von Saltaire ist einfach perfekt. Und während wir so durch die Straßen gehen, fällt es uns schwer, uns vorzustellen, dass hier früher einmal nur Baumwolle verarbeitet wurde. Heute ist Saltaire ein Ort, der Kunst und Geschichte miteinander verbindet – und das auf eine Weise, die einen immer wieder staunen lässt.

    Es fühlt sich fast an, als könnten wir hier den ganzen Tag verbringen, aber Liverpool ruft schon – und so machen wir uns wieder auf den Weg. Doch Saltaire wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch wegen seiner besonderen Atmosphäre. Ein echtes Juwel auf unserer Reise!

    Hier noch etwas Sachlichkeit zur Salt Mill:

    Die Salt Mill in Saltaire ist ein beeindruckendes historisches Gebäude im Westen Englands, das eng mit der industriellen Revolution und der Geschichte der Baumwollindustrie verbunden ist. Die Mill wurde 1853 von dem Unternehmer und Philanthropen Sir Titus Salt gegründet, der sie als Teil seiner Vision für die Stadt Saltaire errichtete.

    Geschichte und Architektur
    Die Salt Mill war ursprünglich eine Baumwollspinnerei und diente dazu, die Arbeitskräfte in der neuen Industriestadt zu beschäftigen. Saltaire wurde von Sir Titus Salt als Modellstadt für Arbeiter gegründet, mit besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen im Vergleich zu den typischen Fabriken jener Zeit. Die Salt Mill selbst ist ein Paradebeispiel für die viktorianische Industriellenarchitektur, mit ihrem imposanten Backsteinbau im Stil des Renaissance Revival.

    Das Gebäude ist eines der größten seiner Art in Großbritannien und war in seiner Blütezeit ein Zentrum der Baumwollverarbeitung. Es trägt einen markanten, hohen Turm und hat eine Gesamtfläche von etwa 12.000 Quadratmetern. Das Design reflektiert den Wohlstand und die Bedeutung von Salts Unternehmen und der Industriellen Revolution insgesamt.

    Saltaire heute
    Die Salt Mill hat sich seit ihrer Schließung als Baumwollspinnerei im Jahr 1986 zu einem kulturellen Zentrum gewandelt. Heute beherbergt sie eine Mischung aus Museen, Kunstgalerien und Ausstellungsräumen. Besonders hervorzuheben ist die Sammlung der Salts Mill Art Gallery, die Werke des berühmten Künstlers David Hockney zeigt, der eine enge Verbindung zu Saltaire hat, da er dort seine Kindheit verbrachte. Auch moderne Kunst und wechselnde Ausstellungen sind hier zu finden.

    Die Salt Mill ist heute ein wichtiger Teil des UNESCO-Weltkulturerbes von Saltaire, das aufgrund seiner historischen und kulturellen Bedeutung anerkannt wurde. Neben der Art Gallery gibt es in der Salt Mill auch ein Café, Shops und andere Einrichtungen, die den historischen Charme des Gebäudes mit modernen Annehmlichkeiten verbinden.

    Bedeutung
    Die Salt Mill symbolisiert die wirtschaftliche und soziale Vision von Sir Titus Salt. Sie steht für die industrielle Innovation seiner Zeit und die Bemühungen um das Wohl seiner Arbeiter. In Saltaire selbst gibt es viele gut erhaltene historische Gebäude, die eine einzigartige Atmosphäre der viktorianischen Industriegeschichte bewahren.

    Die Salt Mill ist also nicht nur ein bedeutendes industrielles Denkmal, sondern auch ein kulturelles Zentrum, das Kunst, Geschichte und Industrie miteinander verbindet.

    Die Arbeiterwohnungen von Sir Titus Salt in Saltaire sind ein herausragendes Beispiel für die sozialphilanthropischen Bestrebungen eines Industriellen des 19. Jahrhunderts, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Lebensbedingungen seiner Arbeiter zu verbessern. Diese Wohnungen spiegeln die Vision von Salt wider, eine Modellstadt zu schaffen, in der Arbeit und Leben in einem harmonischen Umfeld miteinander verbunden sind.

    Hintergrund
    Im Jahr 1851 gründete Sir Titus Salt, ein erfolgreicher Baumwollindustrieller, das Städtchen Saltaire in West-Yorkshire, um seine Baumwollspinnerei – die Salt Mill – zu unterstützen. Salts Ziel war es, den Arbeitern nicht nur eine Arbeitsstätte, sondern auch eine menschenwürdige Lebensumgebung zu bieten. Zu jener Zeit litten viele Arbeiter in britischen Industriestädten unter schlechten Wohnbedingungen, oft in überfüllten, unhygienischen und gefährlichen Verhältnissen. Salt wollte dies ändern.

    Er errichtete daher eine Arbeiterkolonie, die eine Vielzahl von Einrichtungen umfasste, darunter Arbeiterwohnungen, Schulen, Kirchen, Läden und andere soziale Infrastrukturen. Insgesamt wurden etwa 800 bis 1.000 Wohnungen gebaut, die die Grundlage für das moderne Saltaire bildeten.

    Architektur und Gestaltung der Wohnungen
    Die Arbeiterwohnungen in Saltaire sind im viktorianischen Stil gebaut, wobei der Fokus auf praktischer Funktionalität und gleichzeitig auf einer gewissen Ästhetik gelegt wurde. Sie sind im Wesentlichen Zweifamilienhäuser oder Reihenhäuser, die in Reihen angeordnet sind und in typischen roten Backsteinen errichtet wurden – ein markantes Merkmal der Architektur der Zeit.

    Die Häuser wurden so konzipiert, dass sie den Arbeitern ein besseres Lebensumfeld als die überfüllten und verfallenden Wohnungen in den Fabrikstädten der Industriellen Revolution boten. Die wichtigsten Merkmale der Arbeiterwohnungen in Saltaire waren:

    Ausreichend Platz: Im Vergleich zu den oft überfüllten und beengten Wohnungen in anderen Industriestädten boten die Häuser in Saltaire mehr Raum. Jedes Haus hatte mindestens zwei Etagen, mit mehreren Zimmern für die Familien.
    Gesundheit und Hygiene: Die Wohnungen verfügten über grundlegende sanitäre Einrichtungen, was zu dieser Zeit in vielen Arbeiterquartieren noch nicht selbstverständlich war. Dies war ein großer Fortschritt in Sachen Hygiene und Wohlstand.
    Natürliche Beleuchtung und Belüftung: Die Architektur der Häuser setzte auf große Fenster und eine gute Belüftung, um den Arbeitern eine gesunde und angenehme Lebensumgebung zu bieten.
    Grüne Anlagen: Sir Titus Salt legte viel Wert auf die Begrünung des Gebiets und sorgte für Grünflächen, die den Bewohnern als Erholungsgebiete dienten. Diese Gärten und kleinen Parks waren Teil des Designs der Stadt.
    Zugang zu öffentlichen Einrichtungen: Die Wohnungen lagen in unmittelbarer Nähe zur Salt Mill, den Schulen und der Kirche, sodass die Arbeiter und ihre Familien alles Notwendige in Gehweite hatten. Dies sollte den Bewohnern ein integriertes und komfortables Leben ermöglichen.
    Soziale Bedeutung
    Die Idee hinter diesen Wohnungen war nicht nur, den Arbeitern ein besseres Zuhause zu bieten, sondern auch, die soziale Struktur zu stärken und eine gewisse Gemeinschaft zu fördern. Salt wollte eine Stadt schaffen, in der die Arbeiter in einem gesunden und produktiven Umfeld leben konnten, um sowohl im Arbeitsalltag als auch im privaten Leben zufrieden zu sein.

    Die Verwaltung der Wohnungen war Teil von Salts Philosophie, dass Gegenseitigkeit und Verantwortung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern wichtig seien. Er sorgte dafür, dass die Mieten erschwinglich waren und dass es klare Regeln für die Pflege und den Zustand der Häuser gab.

    Die Wohnungen in Saltaire waren nicht nur funktional, sondern auch ein Symbol für die soziale Verantwortung von Industriellen. Salt betrachtete sie als eine Art Gegenmodell zu den schlechten und chaotischen Verhältnissen in den traditionellen Fabrikstädten. Die Arbeiter in Saltaire hatten daher Zugang zu besseren Lebensbedingungen, einer besseren Arbeitsumgebung und einem besseren sozialen Umfeld.

    Heute
    Heute sind viele der ursprünglichen Arbeiterwohnungen in Saltaire noch erhalten und stehen unter Denkmalschutz. Sie sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, das die historische Bedeutung der Stadt und ihrer Architektur würdigt. Die meisten dieser Häuser sind inzwischen private Residenzen oder wurden in Büros und Kultureinrichtungen umgewandelt, wobei sie ihre historische Struktur beibehalten haben.

    Die Arbeiterwohnungen von Saltaire sind ein faszinierendes Beispiel für die frühen Bemühungen um die Verbesserung der Lebensqualität von Arbeitern im viktorianischen Großbritannien und bleiben ein bedeutendes Zeugnis für Sir Titus Salts sozialpolitische Vision.
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  • Bolton Abbey in Yorkshire Dales

    December 30, 2024 in England ⋅ 🌬 8 °C

    Bolton Abbey – unser nächster Stop auf der Reise nach Liverpool! Die Sonne bricht komplett durch, als hätten die Wettergötter nur auf uns gewartet, und wir spazieren durch dieses malerische Dorf, das aussieht, als könnte es direkt aus einem britischen Roman stammen. Es ist der perfekte Ort für eine kleine Auszeit, und wir nehmen uns die Zeit, die Umgebung wirklich zu genießen.

    Zuerst die Abtei – wow, was für ein Anblick! Die Ruinen dieser einst prachtvollen Zisterzienserabtei sind schon etwas ganz Besonderes. Sie wurde 1154 gegründet, und es ist faszinierend, sich vorzustellen, wie hier jahrhundertelang Mönche in dieser friedlichen Landschaft lebten und arbeiteten. Die Abtei war im Mittelalter ein bedeutendes religiöses Zentrum und eines der reichsten Klöster in Nordengland. Doch wie so viele religiöse Stätten jener Zeit wurde auch diese Abtei 1539 während der Tudor-Reformation von Heinrich VIII. aufgelöst. Was heute von der Abtei übrig bleibt, ist wie ein Fenster in die Vergangenheit – fast schon ein bisschen „Ruinen-Chic“. Und die Größe und Erhabenheit der verbleibenden Mauern lassen uns erahnen, wie beeindruckend sie damals gewesen sein muss.

    Doch es ist nicht nur die Abtei, die uns in den Bann zieht. Wir spazieren weiter und kommen an der Kirche vorbei, deren Wand hinter dem Altar mit floralen Motiven verziert ist. Es ist fast so, als würden uns die Blumen im sanften Licht der Sonne zuwinken und uns daran erinnern, dass auch hier, inmitten all der Steine und Geschichte, immer noch Leben und Schönheit zu finden sind. Die Kunstwerke, die die Mönche geschaffen haben, um ihren spirituellen Raum zu verschönern, haben etwas Zeitloses. Es fühlt sich fast an, als wären wir selbst Teil dieser Geschichte, als würden wir den gleichen Boden betreten, auf dem vor Jahrhunderten Gläubige ihre Gebete sprachen.

    Nach diesem himmlischen Spaziergang durch Geschichte und Natur nehmen wir noch den letzten Blick auf den Fluss Wharfe, der ruhig durch das Tal plätschert. Es ist, als ob uns die Landschaft zu sagen versucht: „Hier gibt es nichts Eiliges. Nimm dir einfach Zeit.“

    Aber dann, mit einem letzten Blick auf die Abtei und die sanfte Hügellandschaft, machen wir uns auf den Weg nach Liverpool. Ein Kontrast wie Tag und Nacht! Vom stillen Zauber von Bolton Abbey geht es in die lebendige, energiegeladene Atmosphäre einer Stadt, die niemals stillsteht. Aber gerade dieser Wechsel macht die Reise so spannend, oder? Wer weiß, vielleicht treffen wir ja auch in Liverpool noch auf eine Geschichte, die genauso beeindruckend ist wie die von Bolton Abbey!
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  • Rocky Horry Picture Show

    December 30, 2024 in England ⋅ ☁️ 8 °C

    Unsere erste Adresse in Liverpool beginnt im legendären Philharmonic Pub, einem Ort, an dem wir natürlich mit einer gewissen Vorstellung von historischem Charme und einer guten Zeit reingehen. Schließlich hatte Paul McCartney 2028 dort bei Carpool Karaoke einen Überraschungsauftritt – was für eine Geschichte, oder? Doch als wir das Pub betraten, waren wir eher enttäuscht. Es war sehr voll, der Service war desinteressiert und irgendwie fühlt es sich weniger nach einer Beatles-Zeitreise an und mehr wie „Ich hoffe, du findest deinen Platz irgendwie selbst“. Ein Pint war also das Höchste der Gefühle – und da wir nicht den ganzen Tag auf unseren Drink warten wollten, machten wir uns auf die Suche nach etwas zu essen. Leider war unser Restaurant-Abenteuer dann eher… na ja, nennen wir es mal „nicht der große Wurf“. Das Essen war ein Reinfall – aber hey, das gehört eben auch zu den Reise-Erlebnissen!

    Aber wir ließen uns nicht unterkriegen! Nach dem Einchecken in unserem Gasthaus und dem obligatorischen Aufhübschen für den Abend – natürlich als Brad und Janet, was sonst? – machten wir uns auf den Weg zum Playhouse Theatre für die Rocky Horror Show. Und jetzt wurde es richtig spannend!

    Brad und Janet auf der Bühne des Spektakels
    Als Brad und Janet haben wir uns in voller Montur (und voller Überzeugung) in die Reihen der anderen wilden Fans eingereiht. Und wow, was für eine bunte Mischung! Da waren Eddy in goldenen Badehosen, und Männer in Kleidern und Perlenketten – anscheinend hatte niemand die Karte für „kreativ“ und „verrückt“ nicht bekommen. Wir fühlten uns also vollkommen im Einklang mit der verrückten Stimmung, die der Abend versprach!

    Das Spektakel der Rocky Horror Show
    Dann begann das eigentliche Spektakel, und wir waren hin und weg. Mit einer Live-Band, die das Publikum richtig auf Touren brachte, und Darstellern, die uns mit ihrer Energie und Leidenschaft sofort in ihren Bann zogen. Stephen Webb als Frank-N-Furter – das war einfach der Wahnsinn! Er hatte das Publikum sofort in der Tasche, seine Präsenz war hypnotisierend und die Songs wie „Time Warp“ und „Sweet Transvestite“ kamen mit einer Wucht, die uns in eine andere Dimension katapultierte.

    Oh, und dann war da noch Leann Campbell als Narrator – die uns mit ihrer spitzen Zunge und Schlagfertigkeit ordentlich in die Schranken wies, aber natürlich alles mit einem charmanten Lächeln. Sie hatte das Publikum im Griff, als wäre sie die Königin des chaotischen Theaters. Mit ihren schlagfertigen Kommentaren, die perfekt zwischen den Szenen eingeflochten waren, brachte sie uns zum Lachen und gleichzeitig dazu, uns ein wenig unwohl zu fühlen – so wie es nur eine gute Narratorin kann. Sie spielte gekonnt mit den Erwartungen und lieferte sarkastische Bemerkungen, die das Publikum immer wieder anheizten.

    Aber das eigentliche Highlight? Das Publikum! Wo fangen wir da an? Wir waren sofort Teil des Geschehens. Sätze wurden lautstark vervollständigt, jeder rief immer wieder Fragen dazwischen, passend zum Stück. Es fühlte sich eher wie ein live interaktives Theater-Event an, als nur ein simples Musical. „Oh Brad!“, „Janet!“, „Wo sind die Riffs?!“ – jede Zeile war von jemandem im Publikum erwartet, und wir machten natürlich alle mit. Jeder Kommentar, jede Reaktion und jeder „Time Warp“ fühlte sich wie eine Art geheime, witzige Performance an, bei der wir alle mitspielten – ein bisschen wie eine riesige, unaufgeforderte Impro-Show.

    Fazit: Ein Abend voller Chaos und Glanz
    Der Tag begann zwar etwas holprig – mit einem Pub, der uns nicht die erhoffte Beatles-Magie brachte, und einem Restaurant, das unser kulinarisches Abenteuer leider zum Reinfall machte. Doch der Abend im Playhouse Theatre rettete alles. Die Rocky Horror Show war ein echtes Spektakel, das uns auf jeder Ebene mitriss. Wir waren nicht nur Brad und Janet, wir wurden Teil der Show – ein Erlebnis, das uns noch lange begleiten wird.

    Und ganz ehrlich, wenn wir jetzt an den Abend zurückdenken, stellen wir uns immer noch vor, wie wir mit Eddy in Badehosen und den anderen Fans in Kleidern das Publikum ordentlich aufgemischt haben. Zugegeben: Der Tag war nicht ganz wie erwartet, aber das, was wir dann in der Show erlebten, machte alles mehr als wett.
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  • Strawberry Fields - John Lennon

    December 31, 2024 in England ⋅ 🌬 10 °C

    Der letzte Tag des Jahres 2024 — und wie könnte man den besser verbringen als mit einer Tour durch Liverpool und einer guten Portion Beatles-Geschichte? Wir starten den Tag mit einem gesunden Frühstück, Avocado-Brot und Granola und drei gute Tassen Flat White, um uns für den Tag zu rüsten. Danach, voll beladen mit Frühstücksfreude und der Energie eines frischen Neujahrs, machen wir uns auf den Weg zu den Strawberry Fields.

    Strawberry Fields — der Ort, an dem John Lennon seine Kindheit und Jugend verbrachte, und der in seinem berühmten Song zu einem mystischen, beinahe legendären Ort wurde. Der Song „Strawberry Fields Forever“ hat fast eine ganze Generation von Musikfans in seinen Bann gezogen, auch wenn der „wirkliche“ Strawberry Fields nicht unbedingt das war, was man sich als idyllisches Landparadies vorstellt. Der Name stammt von einem Waisenhaus, das auf dem Gelände stand und „Strawberry Field“ hieß — eine alte benediktinische Tradition, wie man so schön sagt. Der junge John verbrachte dort seine Zeit, kletterte in den Bäumen, spielte und hatte viele Momente der Stille, die ihn später zu den nachdenklichen, surrealen Texten für „Strawberry Fields Forever“ inspirierten.

    Heute gibt es dort ein John Lennon Museum und einen ganz besonderen Ort der Erinnerung an den Musiker. Die Felsen und die Bäume, die er als Kind kannte, stehen immer noch da und schauen ein bisschen geheimnisvoll, fast wie Zeugen der Vergangenheit, zu uns. Es ist, als ob Lennon aus einer anderen Dimension in dieser Ecke Liverpool lebte und seine Kreativität immer noch durch die Luft weht. Wir schlendern durch das Gelände, machen ein paar Fotos und denken uns, wie viel Musikgeschichte hier wohl in der Luft liegt.

    Auf dem Rückweg müssen wir natürlich in einem der typischen Pubs einkehren, um das Jahr gebührend zu würdigen – schließlich gehört ein Pint zum guten Liverpooler Brauch. Es ist der perfekte Moment, um sich zu entspannen, die Beine auszustrecken und sich über den Tag auszutauschen. Ein bisschen History, ein bisschen Musik, ein bisschen Liverpooler Flair. Wir stoßen auf das vergangene Jahr an und auf all die neuen Abenteuer, die der Abend noch bringen wird.

    Und dann, nach all der Historie und dem Pub-Flair, machen wir uns bereit, das Jahr gebührend zu verabschieden. Ein bisschen hübscher machen, da wir ja Tickets für den Cavern Club haben! Es wird ein Abend, der sich sehen lassen kann. Eine Beatles-Coverband steht auf der Bühne, und wir wissen, dass wir uns wie Zeitreisende fühlen werden, die zurück in die Zeit der wilden 60er Jahre versetzt werden – das Leben im Cavern Club, der Ort, an dem die Beatles ihren Anfang nahmen. Es wird eine Nacht voller Musik, Erinnerungen und natürlich auch einer Menge Spaß. Also, zurücklehnen, die Haare schütteln, und „Twist and Shout“ mitgrölen – das Jahr 2024 wird mit einem Knall enden!
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  • Cavern Club & Restaurant

    December 31, 2024 in England ⋅ 🌧 11 °C

    Der letzte Abend des Jahres in Liverpool, speziell in der legendären Mathew Street, war wirklich ein denkwürdiges Abenteuer – und zwar von der ersten Pailletten-Glitzer-Explosion bis hin zum letzten Schluck Bier. Wir hatten uns vorgenommen, den Abend mit Stil zu beginnen, also reservierten wir für 18 Uhr einen Tisch im Cavern Restaurant, um sicherzustellen, dass wir genug Grundlage für die späteren alkoholischen Eskapaden im Cavern Club hatten ;0)...
    ... und was für eine Grundlage das war! Harald entschied, ein echtes Scouse zu probieren – das klassische Liverpooler Gericht, das die Stadt genauso repräsentiert wie der Cavern Club selbst. Es ist ein herzhaftes, würziges Eintopfgericht aus Rindfleisch, Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und einer kräftigen Brühe. Ursprünglich von den Hafenarbeitern und Seeleuten entwickelt, war es der perfekte Mix aus nahrhaft und praktisch – und vor allem etwas, das satt macht!

    Harald stürzte sich also mit voller Begeisterung in die Aufgabe, dieses lokale Gericht zu genießen. Der Scouse ist ein echtes Wohlfühlessen, das dich von innen heraus wärmt – genau das Richtige, um eine gute Grundlage für den letzten Abend des Jahres zu schaffen. Es hat einfach alles, was man sich wünschen kann: ein intensiver herzhafter Geschmack, der das Rindfleisch zart und das Gemüse perfekt gegart zur Geltung bringt.

    Während wir weiter lachten und die Atmosphäre genossen, wussten wir sofort: Harald hatte das richtige Gericht für den Abend gewählt. Es war reichhaltig und füllte nicht nur den Magen, sondern brachte uns auch näher an die Geschichte von Liverpool – schließlich ist Scouse ein echtes Stück Liverpooler Kultur. Wir fühlten uns vorbereitet, als würde uns gleich der ganze Rest des Abends auf den Schultern tanzen.

    Jeder von uns hatte sich in schicke Kleidung geworfen, während die anderen Gäste Pailletten trugen, die im Licht des Restaurants funkelten. Es fühlte sich an wie der Auftakt zu einem glamourösen Abenteuer – als wären wir gerade in ein Musikvideo der 60er-Jahre geraten, aber mit ein bisschen weniger Haargel und dafür mehr guter Laune. Die Vorfreude auf den Cavern Club war förmlich spürbar – jeder von uns konnte das Klirren der Gitarren und die Rhythmen der Beatles in der Luft hören.

    Und dann, halb acht, machten wir uns auf, rüber in den Cavern Club. Doch was wir nicht erwartet hatten: alles besetzt. Jede Sitzgelegenheit war entweder schon voll oder auf mysteriöse Weise bereits reserviert. Also standen wir da, wie die Dumpfbacken, die den Rock'n'Roll-Wagon verpasst hatten. Harald organisierte erstmal zwei Pints auf den Schreck. Aber dann war da der Bouncer – der wahre Held des Abends. Da ja kein Platz frei schien, setzte ich mich einfach neben den Bouncer auf die Treppe. Und bevor wir uns versahen, sprang der Bouncer auf, half mir auf und führte uns direkt in die erste Reihe. Er machte eine klare Ansage, dass diese Plätze jetzt uns gehörten und erklärte der Menge, dass reservieren hier nicht geht. Wir saßen also nicht nur in der besten Position, sondern der Bouncer machte uns zu wahren VIPs des Abends. Wenn es für einen "Helden des Abends" einen Preis gäbe, er hätte ihn definitiv gewonnen.

    Dort angekommen, saßen wir dann zusammen mit Nikla & Ian aus Wales, ein wirklich sympathisches Paar, das, wie sich herausstellte, nicht nur die größte Patchwork-Familie im Raum hatte (jeweils drei Kinder aus verschiedenen Beziehungen), sondern auch ein echtes Farmleben in Wales führte. Ihr Leben war so spannend, dass wir beinahe das Konzert verpassten, weil wir so begeistert von ihren Erzählungen waren, da Ian zwei Tage zuvor spontan ein Kalb zur Welt gebracht hatte - sein ganzer Stolz.

    Die Cavern-Club-Atmosphäre hatte uns voll und ganz in ihren Bann gezogen. Einige Gäste waren sogar im Beatles-Style unterwegs – du weißt schon, die typischen Anzüge, die Krawatten, und das Gefühl, als würde gleich Paul McCartney selbst durch die Tür marschieren. Und sie kamen aus aller Welt: Neuseeland, Italien, die USA, Australien, die Niederlande... die Mathew Street war eindeutig der internationale Treffpunkt für alle, die die Beatles und Liverpool verehren.

    Bevor die Beatles-Cover-Band die Bühne stürmte, war es an der Zeit, sich von einem wahren Musik-Zeitzeugen der Liverpooler Musikgeschichte verzaubern zu lassen: Clarke Gilmore. Der Mann betrat die Bühne, und sofort wussten wir, dass wir in guten Händen waren. Ein bisschen wie der charmante Kumpel von nebenan, nur dass er eine Gitarre und Mundharmonika dabei hatte und uns mit jedem Akkord direkt in die 60er-Jahre von Liverpool katapultierte.

    Mit einem breiten Grinsen und einem lockeren Spruch begann Clarke, die Bühne zu erobern. In den nächsten zwei Stunden ließ er uns nicht nur in den alten Merseybeat-Hits schwelgen, sondern brachte uns auch immer wieder zum Lachen. Während er seine Lieder von den Kinks und anderen Liverpooler Legenden spielte, erzählte er Geschichten über die Musiker, die einst genau an dem Ort, wo wir jetzt standen, gespielt hatten – der Cavern Club. Und wir hingen an seinen Lippen! Es war, als ob er uns ein kleines Stück Musikgeschichte servierte, gewürzt mit Humor und einer kräftigen Prise Charme.

    Clarke hatte diese seltene Gabe, das Publikum mitzunehmen. Egal, ob er uns zum Mitsingen animierte oder einfach eine lustige Anekdote über das wilde Leben in den 60ern zum Besten gab – es war klar, dass dieser Mann nicht nur ein Musiker, sondern auch ein Geschichtenerzähler war. Und während wir in den Liedern schwelgten, fühlten wir uns, als wären wir selbst Teil dieser Liverpooler Musikgeschichte, von der er sprach. Besonders als er uns über die Anfänge der Bands von damals im Cavern Club aufklärte, wussten wir, dass wir gerade etwas ganz Besonderes erlebten.

    Zwei Stunden vergingen wie im Flug – es war fast so, als würde die Zeit in diesem historischen Club in Liverpool stehen bleiben. Als Clarke dann seinen letzten Song anstimmte, hatten wir das Gefühl, gerade mit einem echten Liverpooler Urgestein eine Zeitreise gemacht zu haben, die uns immer in Erinnerung bleiben würde. Kurz gesagt, der Auftritt war nicht nur ein Konzert – es war ein echtes Liverpooler Erlebnis.

    Mit einem langen Applaus und einem Lächeln auf den Lippen verabschiedeten wir ihn von der Bühne, bereit für die nächsten Feierlichkeiten – aber tief im Herzen wussten wir, dass Clarke uns in diesen zwei Stunden alles gegeben hatte: Musik, Geschichte und Humor in einem perfekten Paket.
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  • Cavern Club und die Beatles-Cover-Band

    December 31, 2024 in England ⋅ 🌧 10 °C

    Es kam der Moment, auf den wir alle gewartet hatten – die 4 Pilzköpfe betraten die Bühne. Natürlich nicht die echten Beatles (die waren wahrscheinlich gerade irgendwo in einer anderen Dimension des Rock'n'Roll), sondern die ultimative Beatles-Cover-Band. Und ich muss sagen, sie haben uns echt eingeheizt!

    Im Hintergrund lief eine Timeline, die uns mit rasantem Tempo durch die Jahrzehnte jagte – jeder Beat, jeder Hit, und was gleichzeitig in der Weltgeschichte passierte. 1969? Klar, das war das Jahr der Mondlandung – und gleichzeitig erschien das legendäre "Abbey Road" von den Beatles. So wurde jeder Song nicht nur musikalisch gefeiert, sondern auch in den Kontext der großen Weltgeschichte eingebettet. Ein bisschen wie ein musikalisches Geschichtsseminar, nur dass man dabei tanzen konnte!

    Die Band selbst war richtig gut – und der John Lennon-Double? Der sah fast haargenau aus wie das Original! Wenn man die Augen schloss, hätte man wirklich denken können, der echte Lennon stände gerade auf der Bühne und schnurrte seine Songs. Der Paul McCartney-Double sah zwar ein bisschen aus wie ein Paul McCartney, der sich im Laufe der Jahre mit einem Hefeteig verwechselt hatte, aber hey – das hielt niemanden davon ab, zu tanzen und zu singen. Die Band war trotzdem top, und sie haben uns richtig in Stimmung gebracht.

    Und dann, der Höhepunkt: Die Outfits! Oh ja, sie hatten nicht nur die Stimmen der Beatles – sie lebten die Zeit! Zu "Twist and Shout" kamen die klassischen Anzüge und Pilzköpfe zum Einsatz. Später, als "Sergeant Pepper" auf der Playlist stand, kamen die bunten Anzüge und Schnurbärte – ein perfektes Bild der 60er-Jahre! Es war ein bisschen wie eine Zeitreise, bei der wir uns nie ganz sicher waren, ob wir im Jahr 2024 oder mitten in den 60ern waren. Aber wen interessierte das schon? Wir hatten Spaß!

    Der Höhepunkt kam, als der Countdown zum neuen Jahr lief – und wir alle, vereint mit den anderen Gästen, in die große Zukunft anstießen. Sektkorken flogen, und als der erste Moment des neuen Jahres anbrach, stimmten wir alle das klassische "Auld Lang Syne" an – eine Tradition, die nie alt wird. Der gute alte „Lang Syne“-Moment, bei dem alle plötzlich Hand in Hand standen, als wären wir gerade alle eine riesige Beatles-Familie. Wir wünschten uns gegenseitig ein spannendes und erfolgreiches neues Jahr, und die Band stürmte fröhlich weiter in den nächsten Gig. Es war, als wäre die Zeit stillgestanden, nur um uns ins Jahr 2025 zu katapultieren, während wir weiter abrockten.

    Ab Mitternacht gab es keinen Halt mehr – die Beatles-Cover-Band spielte weiter, wir tanzten, sangen und fühlten uns wie die coolsten Kids der Nacht. Doch irgendwann war es Zeit, den Club zu verlassen und sich in ein Taxi zu werfen. Die Lichter der Stadt verschwammen, und nach einer ganzen Nacht voller Musik und Spaß fielen wir dann irgendwann völlig erschöpft, aber unglaublich glücklich, in unsere Betten.

    Was für ein grandioser Abend! Ein Rutsch ins neue Jahr, der in die Geschichte eingehen wird – nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen der Vibes, die die ganze Nacht über herrschten. Es war Magie, es war Spaß, es war Liverpool – und das alles in einer Nacht!
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  • Stow on the Wold

    January 1 in England ⋅ 🌧 6 °C

    Es war Neujahr, als wir uns auf den Weg von Liverpool nach Stonehenge machten. Es hatte südlich von Liverpool anscheinend die ganze Nacht geregnet – kein Nieselregen, sondern richtig kräftig, als ob der Himmel mit einem überdimensionalen Eimer Wasser kippen würde. Die Straßen waren mehr ein Mosaik aus Pfützen und kleinen Flüssen als eine normale Fahrbahn. Ehrlich gesagt, wenn ich an diesem Punkt mit einem Amphibienfahrzeug unterwegs gewesen wäre, hätte es keinen großen Unterschied gemacht. Immer wieder sausten wir durch tiefste Pfützen, als ob wir auf einem Bootsfahrt durch die Seenlandschaft von Wales waren. Aber egal, das Auto hielt tapfer durch – „Ein deutsches Fahrzeug“, dachte ich, „es kann alles ab!“

    Und so fuhren wir weiter, immer durch die nassen Weiten, bis wir Stow-on-the-Wold erreichten. Wer jemals dachte, die Cotswolds seien nur malerische Dörfer aus Filmkulissen, der muss dringend einen Abstecher nach Stow-on-the-Wold machen. Dieser Ort ist ein wahres Juwel. Wie eine Kulisse aus einem alten englischen Roman, in dem jeder Winkel nach Geschichte riecht – zumindest nach Geschichte und teuren Antiquitäten. Hier hat der Zahn der Zeit nicht nur die Gebäude, sondern auch die Preise gehörig gezeichnet. Die Geschäfte strotzen vor Sammlerstücken, die man mit einem Lächeln an den Ladenbesitzer weiterreichen kann, um dann einen durchschnittlichen Immobilienpreis für ein altes Tee-Service zu zahlen.

    Die Atmosphäre? Urig. Wie ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert, aber mit WLAN. Natürlich mussten wir in einem der Pubs Einkehr halten. Neujahrstag, also nicht viele Leute unterwegs, und fast alle Geschäfte waren geschlossen. Aber das war natürlich kein Hindernis – ein halbes Pint für den "Durst" des Fahrens durfte nicht fehlen. Der Pub war gemütlich, holzvertäfelt und von einer charmanten Barkeeperin betrieben, der mit einem Lächeln die "traditionelle" britische Atmosphäre präsentierte. Allerdings, die wenigen Leute, die unterwegs waren, besitzen hier alle Tische. Wir tranken unser Pint klassisch im Stehen am Tresen und beobachteten die Leute. So ein Ort, an dem der Staub der Jahrhunderte in den Ecken hängt und die Tische eher wie in einem britischen Krimi als in einem Restaurant aussehen.

    Und dann… da war es. Das erste Rätsel des Tages. Das Front-Nummernschild. Einfach weg. Nichts da, keine Spur. Es war, als ob das Auto selbst einen rebellischen Silvesterstreich gespielt hätte. „Hm“, dachte ich, „wohl zu viel von der Pfützen-Welle erwischt“. Aber was soll's? Wenn niemand es sieht, dann existiert es ja quasi nicht. Wir machten also einfach weiter – kein Schild, keine Sorge, alles halb so wild. So tun, als wüsste man von nichts, ist manchmal der beste Plan.

    Die restlichen 50 Meilen bis Stonehenge waren eine entspannte Fahrt – naja, wenn man „entspannt“ als das Steuern durch mehr oder weniger zusammenfließende Flüsse auf der Straße definieren möchte. Der Regen hörte nicht ganz auf, aber irgendwie ist es ja auch das „britische Wetter“, nicht wahr? Man fühlt sich fast zugehörig, wenn man durch den Regen fährt, als ob man ein offizieller Teil des „Royal Weather Experience“-Programms ist.

    Ach, und Stonehenge selbst? Nun, das ist eine andere Geschichte, aber immerhin haben wir es unfallfrei erreicht – mit oder ohne Nummernschild!
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