- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 5
- Thursday, June 12, 2025 at 10:37 AM
- ☀️ 15 °C
- Altitude: 8 m
GermanyInsel Hiddensee54°32’48” N 13°5’34” E
Fähre, Fischer, fliegende Sprüche

Neuendorf – das ursprünglichste Fischerdorf auf Hiddensee, ein echter Schatz für alle, die das ruhige Inselleben lieben. Hier stehen noch die alten Kapitäns- und Fischerhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die aussehen, als hätten sie schon so manche Sturmflut und manch überraschten Urlauber gesehen. Im Vergleich zum quirligeren Vitte fühlt sich Neuendorf an wie das gemütliche Dorf, in dem selbst die Möwen entspannt schlürfen.
Wir suchten genau diesen Rückzugsort und kamen am Fischereimuseum vorbei – ein echtes Juwel, liebevoll eingerichtet von den Neuendorfer Fischern selbst. Seit 2009 kann man dort in die Welt der harten Fischerei auf Hiddensee eintauchen. Und Glück gehabt: Wir hatten eine Privatführung von Malte, einem echten Insulaner und passionierten Fischer, der uns Geschichten erzählte, die spannender waren als mancher Seemannsschlager.
Malte berichtete von früher, als die Fischer bei eisigen Temperaturen mit Schlitten übers gefrorene Bodden-Eis rasten – quasi der Winter-Rallye von Hiddensee. Da musste man nicht nur mit den Netzen jonglieren, sondern auch mit der Gefahr, plötzlich im eiskalten Nass zu landen. Mutig, diese Kerle! Ohne Motoren, nur Muskelkraft, Kutsche oder Fahrrad – und das alles bei Wind und Wetter. Kein Wunder, dass der Beruf Fischerei hier auch ein bisschen eine Lebensschule war.
Heute gibt es zwar kaum noch aktive Fischer, Metzgerei und Bäcker sind verschwunden – aber die Geschichte lebt im Museum weiter. Margriet gönnte sich noch ein Eis am Hafen, während ich meine Portion Sprotten mit einem kühlen Bier feierte. Das perfekte Inselleben, könnte man sagen.
Doch dann wartete in Schaprode noch die Herausforderung: Das Auslösen unseres Autos. 50 Leute auf der Fähre, nur zwei Parkscheinautomaten und eine Technologie, die für viele eher wie Hexenwerk wirkte. Vor mir wackelte sich eine ältere Dame zaghaft in die Poleposition. Noch bevor ich was sagen konnte, polterte es hinter mir los – zwei Berliner, wie aus’m Bilderbuch:
„Na, ick gloob, et hackt hier! Is hier jetzt Vordrängeln für Fortgeschrittene, oder wat?“
Die Dame drehte sich um, sah sie mit diesem Blick an – der gleichzeitig Lebensgeschichte und Vorwurf war – und sagte leise:
„Mein Mann… muss ins Krankenhaus.“
Stille. Dann, nach einem kurzen Moment des schlechten Gewissens, nuschelte einer der Berliner: „Na dann glob ʼma dit mal, wa.“
Einer der Berliner sagte dann noch:„Det jeht ooch online? – Ach, kiek ma eener an!“
„Immer diese neumod’sche Krempe… Früher hat ʼn Parkschein noch nach Blech jerochen.“Ich nutzte die Gunst der sozialen Verwirrung, scannte den QR-Code auf dem Automaten und zückte mein Handy.
Zwei Klicks später war unser Auto freigekauft, die Sonne lachte, Margriet nickte anerkennend, und wir rollten los. Noch schnell der Brauerei Bescheid gegeben, dass wir zehn Minuten später kämen – aber hey: Für Bier mit Charakter darf man ruhig mit Charakter zu spät kommen.
Mit Stil. Und einer Geschichte.Read more