• Bansin – Der stille Star am Meer

    13 juni, Tyskland ⋅ 🌬 17 °C

    Bansin – das Kleinste der drei Kaiserbäder, aber mit ganz großem Charme. Für mich ist es nicht einfach nur ein Badeort – es ist ein Stück Familiengeschichte. Mein Opa verbrachte hier schon als Student im Jahr 1954 seinen ersten Urlaub. Meine Mutter macht bis heute jedes Jahr im Sommer drei Wochen "Bansin-Zeit" – wie sie es liebevoll nennt. Und ich? Ich kann kein Jahr verstreichen lassen, ohne wenigstens einmal an der Ostsee zu spazieren. Nur sind mir die mittlerweile die Kaiserbäder zu überfüllt - ich ziehe mich auf den Darss zurück.

    Natürlich erzählte ich Margriet all das. Wie oft wir als Kinder hier im Sand gebuddelt haben, wie das Meer am Abend golden glitzert und wie sich dieser Ort über Generationen in unsere Herzen geschrieben hat. Margriet hörte aufmerksam zu, nickte – und ich glaube, ein bisschen dieser familiären Zuneigung färbte auf sie ab.

    Wir standen bald vor einer alten Villa, deren Balkongeländer mit geschnitztem Jugendstil verziert war. „Hier wohnte einst ein Stummfilmstar“, flüsterte ich verschwörerisch – und tatsächlich: Die Geschichte erzählt von Thea Sandten, einer gefeierten Diva der 1920er. Nur ein Haus weiter: das traditionsreiche Café Asgard.

    Natürlich mussten wir hinein. Allein schon wegen der Geschichte – aber auch wegen des Duftes, der durch die halb geöffneten Fenster nach draußen strömte. Seit 1898 serviert man hier Tee, Kaffee und ofenfrischen Blechkuchen. Damals gegründet von einem österreichischen Rittmeister, heute ein Museum in Bewegung: Plüschsessel, Kronleuchter, Kachelofen, Jugendstilporzellan – und Hans Albers und Heinz Rühmann sollen hier auch schon genippt und geschnackt haben.

    An der Seebrücke bogen wir schließlich Richtung Ortskern ab. Es war einer dieser stillen Nachmittage, an denen die Ostseeluft weich und warm ist, und man das Gefühl hat, durch eine Ansichtskarte zu spazieren. Unsere Beine waren müde, unsere Sinne satt.

    „Jetzt wäre ein Schloss genau das Richtige“, sagte Margriet augenzwinkernd. Und sie hatte recht.

    Unser nächstes Ziel war Schloss Mellenthin. Denn nach so viel Kaiservillen und Seebrücken darf es zum Abschluss ruhig ein bisschen fürstlich sein.
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