- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 3
- Tuesday, July 15, 2025 at 10:00 AM
- Altitude: 28 m
FranceRouen49°26’27” N 1°5’42” E
Zwischen Herz und Himmel - Notre Dame

Es war, als hätte jemand auf Repeat gedrückt oder "Täglich grüßt das Murmeltier". Wieder war ich früh wach. Wieder schnitt und montierte ich das Video vom Vortag – mein kreativer Start in den Tag. Und wieder bereitete ich das Frühstück vor.
Und dann, fast auf die Minute genau: das Rascheln von Aufstehen, das sanfte Quietschen der Holztür, und Margriet tauchte im selben Nachthemd auf wie gestern.
Sie gähnte, sah mich, lächelte.
„Hab ich das schon mal erlebt oder ist das ein Déjà-vu?“ fragte ich.
„Wenn es ein Déjà-vu ist, dann ist’s ein gutes“, antwortete sie, goss sich eine Tasse Tee ein und setzte sich still an den Tisch.
Heute stand Sightseeing auf dem Plan. Wir wollten den City-Pass ausreizen, wie man ein gut durchwachsenes Entrecôte auskratzt – genussvoll bis zur letzten Ecke.
Rouen war still. Nach dem Trubel des Nationalfeiertags war die Stadt am Morgen fast leergefegt. Wir parkten risikoreich ohne gezogenen Parkschein direkt in der Altstadt und spazierten los. Die Straßen lagen im sanften Licht des Vormittags, die Fachwerkhäuser warfen filigrane Schatten auf das Kopfsteinpflaster.
Unser erstes Ziel: die Kathedrale Notre-Dame de Rouen.
Wir standen davor – und schwiegen.
„Man sagt ja, sie ist eine der schönsten Kathedralen Frankreichs“, murmelte Margriet.
„Claude Monet hat sie über 30 Mal gemalt – zu jeder Tageszeit, bei jedem Wetter…“, fügte sie an.
Drinnen umfing uns kühle, steinige Stille. Die Sonne fiel durch die farbigen Fenster und tauchte das Innere in sanftes Blau, Purpur und Gold.
Wir probierten den Audioguide aus – er funktionierte auf Anhieb. Die Stimme führte uns durch das Labyrinth der Seitenkapellen, erzählte von Kriegen, Herzögen und Reliquien.
Richard Löwenherz.
„Sein Herz ist hier begraben“, sagte ich zu Margriet und zeigte auf den zentralen Chor.
„Nur das Herz. Der Rest liegt in Fontevraud.“
Ich nickte.
„Ist ja auch romantisch – ein Herz für die Normandie.“
Sie schmunzelte.
In einer der Kapellen fand sich das Grab von Rollo, dem Wikinger, der als erster Herzog der Normandie hier regierte.
„Ein Wikinger wird Christ, heiratet eine französische Prinzessin und gründet eine Dynastie – klingt wie Filmklassiker-Material“, sagte ich.
Margriet zog in Gedanken oder zuhörend leise weiter, fast schon schleichend, um ja kein Geräusch zu verursachen. Ich trat an eine gotische Säule, spürte den kalten Stein unter meiner Hand.
Die Kathedrale wirkte trotz ihrer Größe fast zärtlich. Vielleicht war es das Licht, das durch das Westfenster fiel. Vielleicht der Gedanke, wie viele Menschen hier schon standen – Pilger, Könige, einfache Gläubige.
Wir blieben nicht so lange. Die Zeit verlor sich aber, wie sie das oft in solchen Räumen tut.
Als wir hinausgingen, war es wärmer geworden. Die Stadt wachte auf. Cafés öffneten, Vespas brummten, irgendwo klang ein Glockenspiel.
„Und das war erst die erste Station“, sagte ich, während wir die Sonnenbrillen aufsetzten.Read more