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  • Day 148

    Eminönü und Hagia Sophia

    December 27, 2021 in Turkey ⋅ ☁️ 15 °C

    Wir sind im Stadtbezirk Eminönü untergebracht, etwas entfernt vom Touristentrubel, fast ganz unten am Marmarameer. Von hier aus lassen sich die bekanntesten Sehenswürdigkeiten gut zu Fuss erkunden. Das historische Zentrum Konstantinopels liegt hier und die Strasse "Mese", an der heute das Tram T1 entlang fährt, war früher eine der wichtigsten Strassen der Stadt. Hier an der Spitze befinden sich die bedeutendsten Moscheen und Kirchen, der Topkapı-Palast und Überreste und Ruinen aus dem Römischen und Byzantinischen Reiches. Weiter westlich kommt man zum Grossen Basar und der Universität Istanbuls.

    Touristen sind trotz der Wintermonate überraschend zahlreich vorhanden. Die eben erwähnte Strasse ist ziemlich gut gefüllt, alle paar Meter versuchen Restaurants, Leute in die Lokale zu locken. Besonders bemerkbar macht sich dieser Touristenanstieg in der Hagia Sophia. Nach dem Eingang kommt man in einen Besucherstrom, der einen automatisch zum Kuppelgebäude treibt, in dem dicht an dicht Erinnerungsfotos geknipst werden. Bei dem ganzen Trubel ist es fast nicht möglich, die architektonische Einzigartigkeit dieses Bauwerks zu bewundern.

    Im 6. Jahrhundert als Kathedrale erbaut, wurde das Gebäude nach der Eroberung Konstantinopels (1453) durch die Osmanen zu einer Moschee umfunktioniert. Nach dem Fall des Osmanischen Reiches und einige Zeit nach der Gründung der Republik Türkei wurde 1934 beschlossen, aus der Moschee ein Museum zu machen, um die lange Geschichte des Gebäudes und dessen Bedeutung für die Stadt aufzuarbeiten und zu bewahren.
    Dass die Hagia Sophia wieder zu einer aktiven Moschee ernannt wird, wurde in der Geschichte der Türkei immer mal wieder verlangt, meist aus konservativen islamischen Kreisen. Verschiedene christlich-orthodoxe Kirchen waren eher der Meinung, dass aus der Hagia Sophia, wenn überhaupt, eine Kirche oder eine ökumenische Religionsstätte werden sollte. 2020 entschied das oberste Verwaltungsgericht der Türkei, dass damals keine gesetzliche Grundlage für die Umwandlung in ein Museum bestand und kurz darauf wurden wieder die ersten muslimischen Gebete in der Hagia Sophia abgehalten. Das löste natürlich einiges an politischen und religiösen Reaktionen aus, was aber an der Situation bis heute nichts änderte.
    Ein Nebeneffekt, der wohl auch teilweise für die grosse Menge an Touristen verantwortlich ist: Für aktive religiöse Stätte darf kein Eintritt verlangt werden, wie das vorher bei der Nutzung als Museum der Fall war...
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