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  • Day 92

    Tskaltubo

    November 1, 2022 in Georgia ⋅ 🌧 13 °C

    Heute besuchen wir den Kurort Tskaltubo, der nur eine kurze Fahrt nördlich von Kutaisi liegt. Zur Aufrechterhaltung der sozialistischen Arbeitskraft der Sowjetunion wurden hier ab 1939 Sanatorien und Erholungsheime im Stil des Neo-Klassizismus gebaut; in einer zweiten Hochphase folgten 1970 Gebäude der klassischen sowjetischen Moderne. Arbeiter der Sowjetstaaten konnten sich hier und in anderen Einrichtungen innerhalb des Staatenbundes zu privilegierten Bedingungen erholen und sich auch kulturell bereichern lassen.

    Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fanden 10'000 der damals 250'000 Binnenflüchtlinge Platz in den Anlagen von Tskaltubo, mehrheitlich aus der nahen Region Abchasien. Dabei wurden auch die Parkanlagen rund um die Hotels und Sanatorien zu Garten- und Weideflächen umgenutzt, Bäume wurden gefällt und nicht gebrauchte Möbel verheizt. Dem Staat, dem die meisten der über fünfundzwanzig Gebäude gehören, konnte bis heute die Mittel nicht aufbringen, diese Flüchtlingskrise zu bewältigen und die Unterkünfte adäquat um- oder auszubauen; der bereits erwähnte Konflikt mit Russland in Südossetien hat die Lage weiterhin verschärft. Viele der Gebäude sind baufällig; nur eines scheint in Renovation zu sein und wird gerade ausgehöhlt.
    Aktuell wird nur noch eine der Anlagen aus der Sowjetzeit als Vier-Sterne-Hotel betrieben; ausserdem wurden einige der Bäder wiederhergerichtet. Die Stadt bemüht sich aber, den Tourismus anzukurbeln und hofft auf Investitionen der Regierung und ausländischer Investoren.

    Für uns gibt es heute eine spezielle Art von Tourismus. Von aussen (manchmal weiter weg, manchmal ganz nah) staunen wir über die Dimensionen dieser Anlagen. Viele sind zugewuchert und umzäunt, einige haben sogar Wachleute stationiert. Andere könnten wohl betreten werden, obwohl wir das mit Eli natürlich nicht machen. Wiederum anderen sieht man die Nutzung als Wohnräume an und da wollen wir auch nicht stören. Die Anlagen liegen ziemlich weit verstreut in der Stadt und wir sehen deshalb nur einen kleinen Teil des ehemaligen Kurorts, während wir einige Stunden durch die Strassen und den grossen Park im Zentrum spazieren.

    Viele streunende Hunde gibt es hier und ein Trio davon begleitet uns auf Schritt und Tritt, die ganze Zeit, die wir in Tskaltubo verbringen. Das ist auch immer wieder mühsam, wenn unsere Eskorte etwa Autos hinterherjagt oder sich mit anderen Hunden, die ihr Territorium verteidigen, in die Haare kriegen. Sogar an der Busstation warten sie mit uns, bis wir in die Matrushka Richtung Kutaisi steigen.

    Im Internet gibt es aber viele Berichte zum Ort mit Bildern aus dem Inneren der Gebäude. Wer sich dafür interessiert, findet hier eine gute Aufstellung der verschiedenen Gebäude:
    https://wander-lush.org/visit-tskaltubo-travel-…
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