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  • Day 27

    House of OM - Yoga Teacher Training

    November 1, 2022 in Indonesia ⋅ ⛅ 29 °C

    So, die drei Wochen im Yogacamp sind vorbei. Ich hab mir diese drei Wochen bewusst eine Auszeit vom Tagebuch schreiben genommen, da wir zum einen täglich von 6:00-18:30 Unterricht hatten und zum anderen diese Zeit für einen selbst so intensiv war, dass ich es oft gar nicht in Worte hätte fassen können, um das zu beschreiben.

    Bei der Ankunft waren wir beide sehr nervös, wir wussten nicht, was auf uns zukommt und auf welche Menschen wir treffen werden. Das House of Om liegt etwas abgelegener in der Nähe von Ubud. Die ganze Anlage wirkte auf den ersten Blick unglaublich schön. Es gab total viele Palmen und Pflanzen, einen Pool, alle Räume waren überall verteilt und die Klassenzimmer waren mitten im Dschungel.
    Beim genaueren Hinsehen war leider einiges restaurierungsbedürftig. Unser Zimmer wiederum war Luxus pur. Wir hatten unter anderem ein King-Size-Bett, einen Kleiderschrank, Kühlschrank, einen großen Balkon und ein riesiges Bad mit Badewanne.
    Wir waren insgesamt 40 Teilnehmer, darunter ein Mann und der Rest Mädels. Viele waren aus Deutschland, hauptsächlich aus München und Hamburg. Aber auch aus Amerika, England, Argentinien und vielen weiteren Ländern waren Mädels angereist. Auch Saskia, die wir im Surfcamp kennengelernt haben, war dabei. Sie verließ uns jedoch leider am zweiten Tag schon wieder.

    Am ersten Tag fand eine Anfangszeremonie statt. Hier mussten wir uns alle weiß kleiden und bekamen ein Canang Sari in die Hand. Dann sollten wir uns in einer Reihe alle bei den Nachbarn einhaken und gingen so gemeinsam hinunter zum Fluss. Hier ließen wir nacheinander das Canang Sari in den Fluss schwimmen.

    Für die weiteren Tage wurden wir in zwei Gruppen geteilt und hatten die meiste Zeit getrennt Unterricht. Dadurch kam man leider mit vielen aus der anderen Gruppe gar nicht weiter in Kontakt. Dafür aber schweißten wir innerhalb der kleinen Gruppe sehr zusammen. Wir lachten, schwitzten, lernten und weinten hin und wieder auch zusammen. Unterstützten uns gegenseitig in jeder Situation und man fühlte sich absolut sicher und jeder wurde von jedem so gemocht, wie er ist. Hier sind in den drei Wochen tiefere Freundschaften entstanden und ich hoffe, dass ich mit vielen noch lange in Kontakt bleiben werde.

    In den drei Wochen hatten wir Fächer wie Pranayama (Atemtraining), Asana Workshop (Yogaübungen), Teacher Training, Anatomy, Meditation und History of Yoga. Und das natürlich alles auf englisch.
    Ich kann mich mittlerweile so gut in meine ehemaligen Schüler reinversetzten, die kein Deutsch sprachen und den ganzen Tag sich so sehr konzentrieren müssen, um alles zu verstehen. Und dass man wirklich selbst Sprechen muss, damit man auch die Sprache richtig erlernen kann. Hier habe ich selbst nochmal einen guten Fortschritt machen können.

    Beim Atemtraining bemerkte ich leider, dass meine Lunge nach wie vor sich nicht so ausdehnen kann, wie normalerweise üblich. (verdammtes Long-Covid!) Auch sonst konnte ich mich mit den meisten der Übungen leider nicht so sehr anfreunden. Bei den üblichen Yoga-Figuren machte man innerhalb der kurzen Zeit totale Fortschritte. Vor allem ich, die absolut kein Gleichgewicht besaß, nicht mal im Stehen eine Socke anziehen konnte, keinen Purzelbaum kann und noch nie zuvor Yoga gemacht hat. Ich war erstaunt, wie schnell sich die Innenmuskulatur aufbaut und wie man dehnbarer wird. In der dritten Woche allerdings, gingen nach und nach die Kräfte verloren und mir taten die Handegelenke und Oberschenkel weh. Zudem war es wahnsinnig kräftezehrend täglich um 5:30 Uhr aufzustehen und dann direkt die Praxisübungen am Morgen vor dem Frühstück zu haben. Auch bei den Meditationen fiel es mir teilweise schwer, mich darauf einzulassen. Obwohl unser Lehrer hier auch einer der authentischsten und inspirierendsten war. Wenn wir „Activ Meditation“ hatten, mit Tanzen usw., machte es mir sehr Spaß. Wenn es jedoch zu sehr in die spirituelle Richtung ging, war ich raus. Dennoch hatten wir in der Gruppe immer sehr schöne Momente währenddessen zusammen.

    Allgemein habe ich so unglaublich viel mitgenommen, was meine spätere Lehrerpersönlichkeit und Unterrichtsmethoden angeht. Es war eine wirklich gute Erfahrung, nach ein paar Jahren Lehrer sein, auch mal wieder Schüler zu sein. Zwei der Lehrerinnen waren so inspirierende Persönlichkeiten, von den ich besondern viel mitgenommen habe. Andersrum hatten wir auch einen Lehrer, der als negativ Bespiel für mich diente, da ich gemerkt habe, wie schwer es als Schüler ist, wenn im Unterricht die Struktur fehlt.

    Unsere Unterrichtsräume waren wie gesagt, mitten im Dschungel. So war es üblich, dass mal ein Gecko direkt auf dich sein Darm entleert hat oder gar ganz auf dich runtergefallen ist. Ebenso kam ein Affe zu Besuch oder es regnete rein.

    Am sechsten Tag ist Simone, eine der Teilnehmerinnen aus meiner Gruppe, abends in ein großes Kanalisationsloch mitten auf dem Gehweg gefallen und hat sich dabei das ganze Schienbein bis zum Knochen aufgerissen. Sie war nach dem Abendessen alleine auf dem Weg zu einem Bankautomaten. Zwei Einheimische haben es zum Glück gleich gesehen und haben sie direkt ins Krankenhaus gebracht. Maja und ich sind gemeinsam mit Kaja (eine der Betreuerinnen) hinterhergefahren. Die Zustände im Krankenhaus waren wirklich grenzwertig. Sie ließen sie eine ganze Stunde lang bluten und fingen erst mit der Behandlung an, nachdem das Finanzielle geklärt war. Dann wurde sie geröntgt und anschließend genäht. Ich hielt währenddessen ihre Hand und sah bei dem Nähen zu. Es war ekelig und faszinierend zugleich. Maja und Kaja konnten gar nicht hinsehen. Anschließend fuhr sie mit uns zurück ins Camp. Leider haben sie beim Nähen eine Aterie nicht richtig vernäht, weshalb es weiterhin blutete und sie ein paar Tage später in ein anderes Krankenhaus zu einem Gefäßspezialisten musste, um nochmal erneut operiert zu werden. Hier musste sie dann einige Tage bleiben und konnte leider nicht die Ausbildung zu Ende bringen.

    Etwas, dass ich sehr vermissen werde, ist das Essen hier. Täglich um 9 Uhr gab es Frühstück, um 13 Uhr Mittagessen und um 18:30 Uhr Abendessen. Alles war vegetarisch und größtenteils sogar vegan. Zu jeder Mahlzeit gab es immer frischen Salat und ganz viel Obst. Achja und das beste war: es gab jeden Morgen Käsewürfelchen!! Da es immer ein Buffet war, tendierte man aber auch dazu, mehr zu essen, als man benötigt. Naja egal, ab jetzt essen wir einfach wieder weniger.

    Jede Woche gab es immer am Ende (und manchmal auch zwischendurch) besondere Veranstaltungen mit allen zwei Gruppen gemeinsam. Einmal legten wir zusammen ein Blumenmandala und versuchten jedem etwas von uns zu erzählen.
    Als Vollmond war, hatten wir eine „Vollmondzeremonie“ und auch hier tanzten wir und bekamen Aufgaben, die uns mit den anderen sehr viel näher zueinander brachten.
    In der zweiten Woche mussten wir jedem etwas positives mitteilen. Wie wir sie wahrnehmen, wofür wir sie schätzen, wofür wir dankbar sind, was wir an ihr bewundern, was wir ihnen auf dem Weg mitgeben wollen, o. ä. Hier bildeten wir eine Art Tunnel, durch den man nacheinander mit geschlossenen Augen durchgereicht wurde. Dies war für alle im ersten Moment eine große Überwindung. Jeder war am Ende dann aber total überwältigt, von so viel lieben Worten und überrascht, wie positiv andere einen wahrnehmen.
    Am vorletzten Tag stand für alle Eisbaden auf dem Programm. Dafür wurde ein Pool mit Wasser und säckeweise Eiswürfel gefüllt. Immer sechs Leute stiegen gleichzeitig hinein. Hier musste man in der ersten Runde 2 min, in der zweiten Runde 1,5 min und in der letzten Runde so lange (oder eher kurz) man wollte, drin bleiben. Wir hielten alle gegenseitig unsere Hände und von außen wurde man angefeuert. In jeder Runde kamen weitere Säcke Eiswürfel hinzu. Danach drehten wir die Musik auf und tanzten uns wieder warm.

    Die Dritte Woche war die Prüfungswoche. Diese bestand aus drei Teilen. Zuerst musste man eine 60-Minuten Sequenz vorbereiten und sie mit einem der zugeteilten Gruppenmitglieder durchführen. Als Zweites bekam man 2-3 Ausschnitte einer Sequenz zugeteilt, die man mit der gesamten Gruppe durchführen musste und als letztes folgte die Theorieprüfung. Diese bestand aus 51 Multiple-Choice-Fragen. Dann war es endlich geschafft! Die Erleichterung war groß, da jeder am Ende einfach nur noch müde und kraftlos war.
    Nach der Theorieprüfung folgte dann die Feier. Eine Band kam und wir sangen zusammen. Anschließend gab es das „Gala-Dinner“. Am nächsten Morgen fuhren wir noch für die Abschlusszeremonie und für die Übergabe der Zertifikate in die Reisfelder. Auch hier waren wir wieder alle in weiß gekleidet.

    Ich bin sehr froh und dankbar für diese Zeit, den Erfahrungen und den Bekanntschaften, die man gemacht hat. Auch Maja und ich schweißten hier nochmal enger zusammen. Dennoch bin ich auch froh, jetzt wieder weiterzuziehen und wieder etwas Neues zu sehen und wieder länger als 5:30 schlafen zu können.
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