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  • Day 54

    Märchenstunde mit Puderzucker

    March 20 in Australia ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute klingelt der Wecker noch einmal recht früh für unsere letzte organisierte Tour hier in Down Under. Es geht nach K'gari - den meisten vermutlich besser bekannt als Fraser Island - der weltgrößten Sandinsel.

    Pünktlich um 7:30 Uhr sind wir am Treffpunkt, wo schon einige andere Mitreisende warten. Zusammen gehts mit einem regulären Bus zur Fährstation ein paar Kilometer weiter. 40 Minuten Bootsfahrt später besteigen wir auf K'gari (wird übrigens einfach nur "Gari" gesprochen, das K ist stumm in der Sprache des benamsenden Aborigines-Stammes Butchalla) eine Mischung aus LKW und Bus - jedenfalls ein großes Gefährt mit Vierradantrieb.

    Der heutige Quell blutiger Ohren und im Nebenberuf Busfahrer und Guide heißt Andrew. Wie es hier in Australien üblich zu sein scheint, versorgt er uns in den kommenden 9 Stunden in Dauerbeschallung mit allerlei nützlichen und weniger nützlichen Informationen. Vor allem aber scheint ihm in jeder zweiten Kurve eine Geschichte einzufallen, wie irgendjemand irgendwann irgendeinen Mist gebaut hat. Hier hat einer sein Auto aufs Dach gelegt, da wurde einer von einem giftigen Wurm gebissen, da wurde die Ledertasche einer Frau vom Dingo gefressen, usw. Märchenstunde mit Onkel Andrew.

    Dabei bräuchte es all das nicht - die Insel spielt ihren Zauber ganz ohne Detailkenntnisse aus, das erkennen wir bereits beim Blick aus dem Fenster.

    Bevor wir das erste Mal den Bus verlassen dürfen, bekommen wir Besuch. Von Harry, dem Piloten. Er könnte mit seiner leidenschaftlichen Ansprache auch Heizdecken verkaufen, bietet stattdessen aber einen 15-minütigen Rundflug über die Insel an. Wir passen, stattdessen staksen wir beim ersten richtigen Stop an den Pinnacles vorbei, also den Bergspitzen der Insel. Nu ja, ein paar steinige Hügel trifft es eher. Beeindruckt sind wir trotzdem, wenn auch vor allem vom unglaublich feinen Sand, der weite Strecken der 120 kilometerlangen Küste ziert.

    Als nächstes steht das Maheno Schiffswrack auf dem Programm, das hier seit 1935 liegt und entsprechend aussieht - trotz des Verfalls fast ein wenig bedrohlich. Was allerdings auch an den dunklen Wolken liegen kann, die uns kurz vor der Weiterfahrt denn auch einen kleinen Regenguß bescheren.
    Bis wir dann bei Eli Creek sind, ist der Himmel allerdings schon wieder blau und die Sonne scheint. So ist es auch kein Wunder, dass sich fast die gesamte Busreisegruppe einmal den klaren, kalten Flusslauf Richtung Meer treiben läßt. Die Vollprofis sind mit Schwimmreifen ausgerüstet, damit funktioniert das Gleiten am besten. Der männliche Teil der Reisegruppe gleitet auch, hat aber Tiefgang und läuft so immer wieder auf Sand. Nur sehr böse Menschen denken dabei an einen gestrandeten Wal.

    Nach einem eher mittelprächtigen Buffetmittagessen steht nachmittags dann ein kurzer Spaziergang durch den durchaus spektakulären Regenwald an. Überhaupt sind unsere Stopps alle eher kurz, man würde eigentlich gern länger bleiben. Aber die Distanzen sind groß, wir verbringen also naturgemäß viel Zeit im Bus, der aus guten Gründen eher an einen zu groß geratenen Geländewagen erinnert: die "Straßen" bestehen ebenfalls aus Sand und sind in Teilen entsprechend schwer zu befahren - es fühlt sich meist nach Buckelpiste an.

    Den letzten Stopp legen wir am Lake McKenzie ein. Hier haben wir ganze 50 Minuten zur Verfügung, würden aber lieber viel länger bleiben. Der See besteht nur aus Regenwasser, es gibt kein Grundwasser, keine Quelle, keinen Zulauf ins Meer - das Wasser ist kristallklar und der Sand fast weiß und sehr, sehr fein. Das hat was von Puderzucker. Es ist traumhaft.

    Wir sind natürlich trotzdem nach 50 Minuten wieder am Bus, Andrew hatte schließlich irgendwas von Ebbe und Flut erzählt und uns ermahnt, pünktlich zu sein, damit wir rechtzeitig an der Fähre sind. Sind wir auch. Der zweite Bus hingegen nicht. Der - das stellt sich nach und nach raus - hatte eine Panne und steckt irgendwo auf der Insel fest. Da die Fähre aber die letzte Gelegenheit des Tages ist, die Insel zu verlassen, müssen alle anderen warten. Das nervt etwas, nachdem wir uns so beeilt haben, und noch mehr, als dann die biestigen Sandflies aus der Deckung kommen. Andererseits können wir so noch einmal den Ausblick genießen, Vögel und Fische beobachten und erleben schließlich einen weiteren unvergesslichen Sonnenuntergang an Deck. Sunset Cruise ohne cruisen inklusive sozusagen.
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