• Ein Tag voller kleiner Entdeckungen…

    6 november, Zweden ⋅ ☁️ 11 °C

    Donnerstag, 8 Uhr, 9 Grad, Nieselregen vom dauergrauen Himmel…

    Der Vormittag startet so, wie jeder perfekte Reisetag beginnen sollte:
    gemütlich, mit Kaffee, ohne Plan. ☕
    Wir vertrödeln die ersten Stunden im Womo. Draussen hängt der Himmel in grauen Schleiern und es nieselt. Wir haben’s nicht eilig und das fühlt sich grossartig an.
    Irgendwann schaffen wir es doch loszufahren, unser Ziel: die „Öster Silvbergs Gruva“, eine alte Silbermine aus dem 14. Jahrhundert.
    Unsere „Perle“ parkieren wir vor einer riesigen Abräumhalde die „gekrönt“ wird von einem ehemaligen Kamin eines Hochofens.
    Hier wurde früher Silber und Eisen abgebaut, heute ist die Grube mit türkisfarbenem Wasser gefüllt.
    Romantisch, friedlich, und ein bisschen mystisch liegt der See eingebettet zwischen hohen und steilen Felswänden und lädt in den Sommermonaten zum Bade.
    Ich hab gelesen, dass das Wasser zwischen 50 bis 220 Metern tief sein soll. Unabhängig von der genauen Tiefe scheint das Wasser aber tief genug zu sein, dass man von den Felsen springen kann, ohne Angst haben zu müssen, auf dem Grund aufzuschlagen.
    Allerdings…und das tönt gar nicht romantisch, soll Die Grube seit Jahrzehnten als Müllkippe für allerlei Abfall dienen. Mehrere Autos und Motorräder sollen dort auf dem Grund des Sees gelandet sein. Ausserdem befänden sich in der Tiefe mehrere Fässer mit verschiedenen Chemikalien.☠️🛢️😱
    Nun…es gibt keine Verbots-oder Warnschilder, nur kleine laminierte Flyers liegen am See entlang, auf den hiesigen Picknicktischen, die darauf hinweisen.
    Das ganze wirkt irgendwie suspekt und klingt nicht gerade vertrauenswürdig für Schwimmer, Taucher und Klippenspringer.
    Trotzdem…der See lockt viele Leute an, es ist jedem „selbst überlassen“ (so auf dem Flyer) 🫣🤢

    Die Geschichte liegt hier förmlich in der Luft, gemischt mit Moosduft, Nieselregen und feinen Nebelschwaden.
    Ein Ort, der zeigt, dass Schönheit manchmal aus harter Arbeit und alten Wunden wächst.
    Vom türkisfarbenen See geht’s weiter
    über alte Abräumhalden, die heute wie kleine Hügel in der Landschaft liegen.
    Man wandert auf dem, was einst der Abraum von Jahrhunderten war, ein bisschen knirschend, ein bisschen geheimnisvoll.
    Oben angekommen, wartet die „Sankt Nicolai Kapelle“.
    Naja…„wartet“ ist grosszügig ausgedrückt.😅
    Von der mittelalterlichen Kirche ist nicht mehr viel übrig; ein grosses Holzkreuz, ein paar Mauern, ein paar Steine, und viel Vorstellungskraft.
    Aber der Ort hat Atmosphäre…still, abgelegen, mit Blick über die Wälder zum See.
    Man spürt, dass hier vor langer Zeit Menschen gebetet, gehofft und vielleicht auch geflucht haben. 🙏😉
    1854 wurde die Kapelle abgerissen wegen Einsturzgefahr, das Holz der Kapelle wurde für den Bau der Mine verwendet, und die Grundsteine ​​dienten zum Bau eines Hochofens.

    Auf dem Rückweg Richtung Borlänge legen wir noch einen Zwischenstopp im „Engelska parken i Grängshammar“ ( Der englische Park in Grängshammar) ein.
    Ein kleiner, wunderschöner Landschaftspark, angelegt im 18. Jahrhundert, als die Idee des „englischen Gartens“ in Mode war.
    Sanfte Wege, Teiche, alte Bäume, eine Schleuse wo sich das Wasser rauschend durchquetscht und dazwischen Ruinen der einstigen Eisenhütte von Grängshammar.
    Ein Ort, der gleichermassen romantisch und industriell wirkt.
    Sieben weisse Brücken verbinden kleine, mitten im Fluss liegende Inseln…so nach dem Motto; über 7 Brücken musst du gehn…oder…jede bruucht si Insel😅
    Wir spazieren hindurch, lassen uns Zeit, lauschen dem Wind und halten noch einen kurzen Schwatz mit dem Parkgärtner.

    Kurz vor Borlänge tauchen die noch nicht weissen Pisten von „Romme Alpin“ auf, eines der grössten Skigebiete in Mittelschweden, mit 33 Kilometer Abfahrten und 16 Liften.
    Heute liegt da zwar (noch) kein Tiefschnee, aber man kann sich gut vorstellen, wie hier im Winter die Lifte surren, die Kinder jauchzen und der Glöggi (Glühwein) den Skifahrern wieder Farbe ins Gesicht zaubert.
    Auch hier legen wir eine kurze Pause ein, schnuppern ein bisschen Bergluft, und beschliessen…wenn der Schnee kommt oder da ist, kommen wir mal vorbei.

    15.30 Uhr wird’s dunkel, wir sehen nicht mehr viel und in den Wäldern rum stolpern ist auch nicht wirklich berauschend. Also fahren wir nach Borlänge um unsere „Perle“ einem schnellen Wachgang zu unterziehen.
    Sie soll ja morgen früh zum Dichtigkeitstest bei Forsbergs.

    Ein Tag voller kleiner Entdeckungen liegt hinter uns:
    Ein türkisblauer See, eine Kapelle aus Nichts, ein englischer Park und ein Skigebiet das auf den Schnee wartet.
    Und irgendwo zwischen all dem liegt das Beste am Reisen:
    Nicht, wie weit man kommt…sondern wie schön man unterwegs staunen kann. 🚐✨🥰
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