• Kirkjubøur

    March 14 in Faroe Islands ⋅ ☁️ 4 °C

    Wir haben unsere Rucksäcke gepackt, ausgecheckt und warten auf den Bus, der uns wieder um 9 Uhr abholen wird. Es ist der letzte Tag auf den Schafs-Inseln und uns erwarten noch zwei (ein bekanntes) Highlights.

    Zunächst fahren wir nach Kirkjubøur, während des Mittelalters DAS kirchliche und kulturelle Zentrum der Färöer. Es war Bischofssitz, bis man das Bistum in der Reformationszeit aufhob, aber die eindrucksvolle Ruine des St.-Magnus-Doms beherrscht noch immer den Ort.

    In KirkjuViur, am Sitz des Bischofs, war vor der Reformation das geistliche und kulturelle Zentrum der Färöer. Immer noch beherrschen drei Gebäude aus dieser Zeit den Ort: die Ruine der St.-Magnus-Kathedrale, die Dorfkirche St. Olaf und der faröerweit größte Erbpachthof, ein sog. Königsbauernhof. Der Bischofssitz wurde nämlich im Zuge der Reformation um 1560 abgeschafft und alles Kirchenland vom dänischen König eingezogen und dann weiter verpachtet. Das Dorf soll sich ursprünglich auf einer niedrigen Verbindungsfläche zwischen dem jetzigen Bauernhof und dem heutigen vorgelagerten Inselchen befunden haben. Der größte Teil der Verbindung ging der Überlieferung nach bei einer Sturmflut unter. Nun finden sich nur noch ein paar Ruinen auf der Insel. Die schwarz geteerten Häuser mit ihren roten Fensterrahmen liegen heute alle sicher am Fuß des Berghangs.

    Die Domruine
    Von der gotischen St.-Magnus-Kathedrale, die dem hl. Magnus von den Orkneyinseln geweiht war, heißt es, sie sei nach ihrer Fertigstellung zwischen 1330 und 1340 eine der schönsten Kirchen in den Nordischen Ländern gewesen. Die neuesten Untersuchungen legen den teilweisen Abbruch in Verbindung mit der Aufgabe des Bischofssitzes nahe. Im kulturhistorischen Museum in Tórshavn stehen die wunderschön geschnitzten Wangen des Chorgestühls. Sie sollen im 15. Jahrhundert aus Bergen in Norwegen gekommen sein. Im Museum befinden sich auch eine hübsche, ursprünglich bemalte, sitzende Madonna aus Holz und eine Christusfigur aus der Zeit vor dem 12. Jahrhundert, eine der ältesten im Norden, beide ehemals in Kirkjubøur.

    Die St.-Olafs-Kirche
    Die jetzige, dem hl. Olav von Norwegen 1111 geweihte Dorfkirche ist die einzige fortwährend benutzte mittelalterliche Kirche auf den Färöern. Inmitten der Ostmauer sieht man noch das Loch, vor dem sich außerhalb der Kirche die Leprakranken, die in Argir jenseits des Bergrückens wohnen mussten, zur Verfolgung des Gottesdienstes versammelten. Heute zeigt sich die orgellose Kirche mit ihren anderthalb Meter dicken Mauern innen als eine harmonische Mischung aus Alt und Neu, mit dem expressiven Altarbild des färöischen Malers Samuel Joensen-Mikines als farblichem Einschlag im weiß gekalkten Kirchenschiff.

    Das alte Wohnhaus
    Das heutige Pachthofhaus, das nun schon in der 17. Generation die Familie Patursson bewohnt, ruht auf den bis zu zwei Meter dicken Fundamenten des ursprünglichen, unvollendeten oder zerstörten Bischofshauses und gehört zu den ältesten noch bewohnten Holzhäusern Europas. Der früheste Teil, die aneinander gebauten Stokkastovur ('Blockhäuser'), insbesondere Roykstovan (die Rauchstube), stammt aus der Zeit vor 1350. Der Überlieferung nach kam Roykstovan fertig aus Norwegen, was wohl so zu deuten ist, dass sie dort abgebrochen, in Einzelteilen verschifft und dann auf dem — nicht ganz passenden — alten Fundamen wieder zusammengesetzt wurde. Das abgeschlossene Zimmer im Obergeschoss hinter der Stiege war einst das Arbeitszimmer der Bischöfe. Die Schnitzarbeiten sind aus neuer Zeit.
    Der Sage nach soll König Sverre von Norwegen (König 1177–1202) nach der Flucht seiner Mutter Gunnhild aus Norwegen in Kirkjubøur geboren worden sein. Gunnhild fand Beschäftigung am Bischofssitz und versteckte ihr kleines Kind in einer Höhle am Hang, die heute mit einem roten Kreuz gekennzeichnet ist. Sicher ist jedenfalls, dass Sverre auf den Färöern aufwuchs.

    Mehr Informationen dazu findet ihr auch in meinem SKUA 2023 Reiseblog hier: https://mein-fernweh.de/2023/11/13/torshavn-fae…
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