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- Day 68
- Sunday, December 29, 2024 at 10:42 AM
- ☀️ 28 °C
- Altitude: 12 m
ThailandKhlong Wua14°19’49” N 99°54’57” E
Das Haus, das Verrückte macht

Das Ende des Januars rückte unaufhaltsam näher und damit unweigerlich der Termin, an dem unsere Einjahres-Aufenthaltsgenehmigung ausläuft. Es war also angeraten, sich zeitnah zur Einwanderungsbehörde zu bequemen, um die Verlängerung der Genehmigung zu beantragen.
Da ich in den letzten drei Wochen - wie bereits berichtet - von einer hartnäckigen Erkältung samt Sinusitis heimgesucht worden war, die eine wiederholte Antibiotikumsgabe erforderte und mich ansonsten ziemlich matt werden ließ, mußte erst eine durchgreifende Verbesserung dieses mißlichen Zustandes abgewartet werden.
Vor einigen Tagen war es glücklicherweise dann soweit, und wir konnten das Vorhaben in Angriff nehmen. Dummerweise war längst keine Online-Terminvereinbarung mehr möglich, so daß wir uns aufs Geratewohl zur Behörde begaben. Wohl riskierten wir, deshalb einige Wartezeit ans Bein binden zu müssen - aber sei's drum! Es war der zweite Weihnachtsfeiertag und all die Farangs hatten wohl gedacht, die Behörden hier machten wie in unserer westlichen Kultursphäre gewohnt über die Feiertage Urlaub.
Aber hierbei hatten sie außer Kalkül gelassen, daß Weihnachten in Thailand halt kein offizieller Feiertag ist - also herrschte ein normaler Geschäftsbetrieb, nur eben mit erfreulich reduzierter Klientennachfrage. Konnte uns nur recht sein!
Außerdem wurde im großen Zentral-Innenhof des Behördengebäudes, in dem die Einwanderungsbehörde im ersten Stock Quartier bezogen hat, gerade ein Verkaufsmarkt mit OTOP-Produkten abgehalten. Das bedarf nun einer ausführlicheren Erklärung.
OTOP ist die Abkürzung für "One Tambon One Product" - "Eine Gemeinde, ein Produkt" und ist ein Programm zur Förderung privaten Unternehmertums, welches vom ehemaligen thailändischen Premierminister Thaksin Shinawatra während seiner Regierungszeit von 2001 bis 2006 ins Leben gerufen wurde. Das Programm zielt darauf ab, in jedem Tambon (thailändische Verwaltungseinheit, etwa: „Gemeinde“) ein einzigartiges Produkt zur Vermarktung sowohl im ganzen Land wie auch international zu fördern.
Thaksins Idee stammt ab von Japans erfolgreicher „One-Village-One-Product“-Bewegung (OVOP) sowie auf den Philippinen und Taiwan - „One Town, One Product“ (OTOP). Ebenso wie dort wird die Dorfgemeinschaft aufgefordert, ein spezielles Produkt je Dorf auszuwählen, dessen Qualität und Marketing dann gezielt verbessert wird. Dieses Produkt wird dann auf dem thailändischen Markt durch die OTOP-Organisation bekannt gemacht.
OTOP umfasst eine Vielzahl verschiedener lokaler Produkte, wie Kunsthandwerk, Webstoffe und Kleidung aus Baumwolle und Seide, Töpferei, Mode-Accessoires, Haushaltsgegenstände, Kosmetik, Möbel aus Rattan und Bambus sowie Lebensmittel.
Nach dem Militärputsch 2006 wurde das OTOP-Programm zunächst aufgegeben, später dann aber wieder aufgenommen.
Es gibt im ganzen Land etwa 36.000 OTOP-Gruppen, die jeweils zwischen 30 und 3.000 Mitglieder haben. Sakda Siridechakul, der Präsident der OTOP-Vereinigung von Chiang Mai, sagte in einem Interview: „OTOP hat dazu beigetragen, dass das Einkommen vieler Leute in den Dörfern gestiegen ist. Es gibt den kleinen lokalen Herstellern das Gefühl, Teil der globalen Wirtschaft zu sein.“
Der gerade aktuelle OTOP-Markt drehte sich vorwiegend um Lebensmittel und Kosmetika und lud während der Wartezeit zu kleinen Erkundungsgängen ein. Zudem waren viele Sitzmöglichkeiten vor einer kleinen Bühne vorhanden. Wir hatten uns für unser spezielles Vorhaben gleich anfangs Wartenummern organisiert und konnten per App auf dem Smartphone das langsame Vorrücken der vor uns Befindlichen beobachten.
Während des Wartens auf den Aufruf unserer Nummern konnten wir wie beim vorigen Mal das bunte Volksgemisch aus vieler Herren Länder beobachten. Die Majorität kam aus dem asiatischen Raum, nur ca. 30% dürfte aus dem westlichen Auslandsbereich gestammt haben. An einem der Schalter, vor dem wir saßen, ertönte ab und zu ein fröhliches Schellengeläut, und es blitzte rote Kleidung auf.
Der Träger erwies sich als Amerikaner mit wallender weißer Mähne im Santa Claus-Kostüm mit Schellenarmband versehen, der, sobald sein Anliegen erledigt war, in der Wartezone lauthals "Jingle Bells" intonierte und anschließend allen Anwesenden "Merry Christmas!" wünschte. Wir kamen mit ihm ins Gespräch und erfuhren, daß er ursprünglich aus Massachusetts stamme und seit 30 Jahren in Khon Kaen im Isaan, also dem Nordosten des Landes, lebe. Aber bevor wir tiefer in die Materie einsteigen konnten, waren wir auch schon an der Reihe.
Beim letzten Mal hatte jeder von uns seine wirtschaftliche Autarkie an Hand von (Mindest!)Einkommensnachweis bzw. vorhandenem unangetasteten 3-Monats-Mindestbestand von umgerechnet rund 20.00 Euro auf einem Thai-Bankkonto dokumentieren müssen.
Beim aktuellen Verlängerungsantrag wollten wir es möglichst so arrangieren, daß das Bankkonto frei disponibel wurde und wir als ein Ehepaar gemeinsam veranlagt wurden. Hierzu ist eine durch die Deutsche Botschaft beglaubigte Thai-Übersetzung unserer Heiratsurkunde durch ein akkreditiertes Übersetzungsbüro vonnöten.
Fein, dachten wir, die haben wir organisiert, also dürfte dem Vorhaben nichts mehr im Wege stehen.
Der Mensch denkt - die Thai-Immigration lenkt!
Der gesamte Antragswust mit allen Formularen und Kopien hatte inzwischen das Volumen einer mittleren juristischen Hausarbeit erreicht. Und nun offenbarte uns die freundliche Bearbeiterin, daß die von der Deutschen Botschaft beglaubigte Übersetzung unserer Heiratsurkunde durch das akkreditierte Übersetzungsbüro eines weiteren Beglaubigungsstempels durch die thailändische Konsularbehörde ermangele.
Und hier kommen wir zum Titel des aktuellen Eintrags: Das Haus, das Verrückte macht.
Dieser Titel dürfte eingefleischten Asterixlesern ein guter Begriff sein. Er entstammt dem Band "Asterix erobert Rom". Darin geraten Asterix und Obelix in eine römische Behörde zwecks Beantragung des Passierscheins A38. Keiner der Beamten und Angestellten weiß Bescheid und man schickt sie von Pontius zu Pilatus, mit dem Resultat, daß am Ende alle durchdrehen.
Und exakt genauso fühlten wir uns in diesem Augenblick! Wir hielten uns mit Mühe davon zurück, in die Tischkante des vor uns liegenden Schalters zu beißen und zwangen uns ein freundliches Lächeln ab.
Ja, schließlich entnahmen wir den Brocken des mangelhaften Englischs der vor uns sitzenden Bearbeiterin, daß besagte Konsularbehörde unter dem Dach des Thailändischen Außenministeriums in einem weiter entfernt gelegenen anderen Gebäude residiere. Immerhin erklärte sie sich bereit, das Antragskonvolut bis auf den Vorgang "Heiratsurkunde" weiterhin in ihrer Obhut behalten zu wollen, so daß wir nach vollbrachter Erledigung ohne weiteres Warten in die Reihe der Antragsteller eingeschoben werden könnten.
Also raus aus dem Gebäude und ein nahebei wartendes Taxi herbeigewinkt. Der Fahrer erwies sich ausgerechnet als Ausnahmethai: muffelig, unfreundlich und begriffsstutzig. Als er schließlich unseren Zielwunsch verstanden zu haben schien, weigerte er sich, den Taxameter einzuschalten, so daß wir das Gefährt dieses unerfreulichen Zeitgenossen schleunigst wieder verließen. Das ging ja gut los! Der nächste Fahrer war dann glücklicherweise das genaue Gegenteil seines Vorgängers und brachte uns innerhalb von 10 Minuten dahin, wo wir wollten, was für ihn ein gutes zusätzliches Trinkgeld bedeutete.
Wir fragten uns dann durch und erreichten die Konsularabteilung innerhalb des Hauses. Nachdem wiederum unsere zugeteilte Wartenummer an der Reihe war und Ulrike den freundlichen jungen Damen am zuständigen Schalter unser Begehr erklärt hatte, konnten wir beobachten, wie diese zu Dritt einige Zeit diskutierend die Köpfe zusammensteckten. Aber schließlich erhielten wir nach Entrichten eines nicht unerheblichen Verwaltungsbetrages an einem weiteren Schalter die erwünschte und erforderliche Beglaubigung der Beglaubigung in Form eines gewaltigen und beeindruckenden Siegelstempels. Einen Antrag zur Erteilung eines Antragformulars .....
Zukünftig dürfen wir also alle Jahre wieder vorbereitend den ganzen Übersetzungs- und doppelten Beglaubigungsprozeßkram absolvieren, wobei dem Vernehmen nach die zweite Beglaubigung bei der Thai-Konsularbehörde wohl auch teilweise auf dem Postwege zu erzielen sein dürfte.
Zurück zur Immigration geeilt, wo dann auch alles weitere wie versprochen absolviert werden konnte und wir - Uff!! - die erzielte Freigabe des Bankguthabens nebst der erwünschten Ein-Jahres-Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis auf der Habenseite verbuchen konnten.
Nachdem Ulrike dann noch schnell im Untergeschoß unsere frisch gestempelten Pässe kopiert hatte, ging es an den zweiten Teil des heutigen Vorhabens: die Beantragung der erforderlichen Mehrfach-Einreisegenehmigungen. Ohne eine solche würde nämlich die Aufenthaltserlaubnis bei Verlassen des Königreiches sofort ihre Gültigkeit verlieren, wiewohl der zugebilligte Zeitraum gegebenenfalls noch längst nicht ausgeschöpft wäre.
Sprich: wir könnten zwar nach unserem zwischenzeitigen Aufenthalt in der Heimat wieder einreisen, erhielten dann jedoch dabei nur das übliche VOA, das Visum on Arrival, mit aktuell maximal 60 Tagen Gültigkeit. Glücklicherweie konnte die Aktion im selben Großraumbüro erfolgen. Hier trugen die Beamten im Gegensatz zu denen bei der Aufenthaltsgenehmigungs-Abteilung alle Uniform und die Bearbeitung beanspruchte ewige Zeit, so als wolle man uns die Wichtigkeit der Abteilung desto nachdrücklicher vor Augen führen. Aber schließlich erhielten wir auch diesen ersehnten Stempel und verließen erschöpft den Ort des Grauens.
Die entstandenen Kosten für die Gesamtaktion summieren sich wie folgt (wobei die erforderlichen Transportkosten und die für die Kopien keine Berücksichtigung fanden):
1. Verlängerung Aufenthaltserlaubnis für 2 Personen: 3.800 THB
2. Re-Entry-Genehmigung für 2 Personen: 7.600 THB
3. Beglaubigung der Beglaubigung Heiratsurkunde: 800 THB
Insgesamt also: 12.200 THB, entsprechend 343,40 Euro zum heutigen Tageskurs - wie man sieht, ein nicht ganz billiges Vergnügen! Aber das Ergebnis zählt, und wir sind jetzt offiziell für ein weiteres Jahr in Thailand zugelassen!
Passend dazu haben wir unseren Mietvertrag für unsere Wohnung, der eigentlich am 15. Dezember ausgelaufen wäre und sich nicht automatisch verlängert hätte, zur Vermeidung unnötigen Aufwandes gleich um zwei Jahre bis Mitte Dezember 2026 verlängert.
Also in der letzten Zeit bei uns viel Verwaltungskram. Aber nun können wir uns entspannt zurück lehnen und die Zeit hier genießen !Read more
TravelerZum Glück habt ihr diesen Marathon nun erfolgreich überstanden. Herzlichen Glückwunsch! Same procedure as every year,..... Uli und Christian!😊😉 Jetzt könnt ihr beruhigt aufschnaufen und den Aufenthalt genießen. Sehr schön!
TravelerRealsatire, oder? Das Königreich ist ja fast so bürokratisch wie die Heimat. Da kommt man nicht aus der Gewohnheit 🤣
Orthoklas on tourDie Bürokratie hier ist sogar noch schlimmer. Hinzu kommt die Anfälligkeit für Bestechung und teilweise dem Gefühl nach Willkür.