• Null oder O - das ist hier die Frage!

    January 27 in Thailand ⋅ ☀️ 29 °C

    Oh, unsere weisen, allwissenden, durch und durch perfekten deutschen Paßbehörden! Man kann sie doch nicht genug lobpreisen!

    Da wir nunmehr morgen 90 Tage im Lande sind, wurde es hohe Zeit, wiederum bei der geliebten Einwanderungsbehörde vorstellig zu werden. Da wird nämlich die regelmäßige 90-Tage-Meldung fällig. Wer sich länger in Thailand aufhält bzw. hier lebt und arbeitet, muß sich regelmäßig alle 90 Tage bei der Immigration melden.

    Für den Besuch beim Immigration Office ist ein Zeitfenster vorgegeben. Man hat die Möglichkeit, diese Meldung 15 Tage vor und 7 Tage nach Ablauf der Frist vorzunehmen. Wenn man diese Meldung jedoch versäumt, wird pro Person eine Pauschalstrafe von umgerechnet knapp 60 Euro fällig.

    Wir begaben uns also heute vorsorglich mit einem Onlinetermin versehen wiederum zu dem Haus, das Verrückte macht (vergleiche Eintragung vom 29. Dezember letzten Jahres!). Nun hatte die liebe deutsche Paßbehörde uns beide jeweils mit Paßnummern versehen, die aus Buchstaben und Zahlen zusammengesetzt sind, und unglücklicherweise enthalten diese Nummern jeweils auch Nullen.

    Diese Nullen sind jedoch nur mit Schwierigkeit - wenn überhaupt - von einem großen O zu unterscheiden. Es ist ja nicht so, dass man vielleicht dieses voraussehend die Nullen mit einem Querstrich als Ziffern hätte kennzeichnen können, nein, natürlich nicht! Kampfziel: Verwirrung des Klassenfeindes!!

    Diese Verwirrung hat vor zwei Aufenthalten schon einmal dazu geführt, daß einer unserer beiden Visumsanträge zweimal durch die thailändische Botschaft in Berlin abgelehnt wurde, was dazu führte, dass wir seinerzeit zu unserer größten Freude um eine Visumsverlängerung in Chiang Mai bei der dortigen Einwanderungsbehörde einkommen mußten. Das war zu allem Überfluß zur seligen oder vielmehr unseligen Covidzeit mit ihrer Gesichtsmaskenpflicht und Social Distancing.

    Und wieder einmal schlug der Wahnsinn heute zu! Man benötigt neben dem Antragsformular und Kopien des Reisepasses auch ein Formular mit der Bezeichnung TM 30, das der jeweilige Haus- oder Wohnungseigentümer ausfüllen muß, und dabei wurde wiederum das große O und die Null vertauscht. Also durften wir unseren Onlinetermin vor der Hand erst einmal in die Tonne treten und mußten uns praktisch halbwegs zurück nach „Los“ bewegen, um dieses falsch ausgefüllte Formular zunächst einmal korrigieren zu lassen.

    Gott sei Dank waren wir so vorausschauend gewesen, eine Mietvertragskopie sowie eine Kopie des sogenannten Hausbuches und des Personalausweises der Vermieterin zusätzlich dabei zu haben! Aus stattgehabtem Schaden wird der Aufmerksame klug.

    Nun stelle man sich bitte vor, man sitzt gemeinsam mit vielen anderen Antragstellern aus aller Herren Länder in der Wartezone. Um einen herum tobt ein wahrlich babylonisches Sprachwirrwarr in einer Lautstärke, daß man sich untereinander teilweise nur schreiend verständigen kann. Und dann kommen am laufenden Band Ansagen einer weiblichen Computerstimme im amerikanischen Sprachduktus hinzu, die irgendeine Wartenummer zu einem beliebigen Schalter aufruft, wobei sich diese Ansagen teilweise doppelt und dreifach überlagern. Deshalb haben wir das betreffende Video eigentlich ohne Bildmaterial konzipiert. Am besten schließt man zum vollen "Genuß" des Raumeindrucks sogar dazu die Augen.

    Das Durcheinander bedeutet: ständiges Aufpassen wie die Schießhunde, damit man nicht seinen eigenen Aufruf ratzfatz überhört und versäumt. Der durch diese Überforderung hervorgerufene Spannungskopfschmerz ist dadurch schon zuverlässig vorprogrammiert.
    Wir durften also in der Wartezone bis zu einem erneuten Aufruf unserer nunmehr neuen Wartenummer geduldig ausharren. Und es ist uns auch nur ein schwacher Trost, daß man offenbar inzwischen dieses Null- und O-Problem amtlicherseits erkannt hat. Man hat deshalb bei Neuausstellung von Personaldokumenten nach dem 1.11.2021 auf diese Schriftzeichen tunlichst verzichtet – immerhin! Leider stammen unsere Pässe noch aus dem Jahre 2020 😢.

    Im Endeffekt haben wir statt 15 Minuten für diesen Verwaltungsvorgang in Summe an die 90 Minuten gebraucht, aber zumindest die Bescheinigung erhalten, die nun bis 28. April diesen Jahres gilt. Eine erneute Vorstellung beim Immigration Office können wir jedoch vermeiden, wenn wir vor dem 28. April das Land, wenn auch nur für wenige Tage, verlassen und wieder einreisen. Mit der Einreise beginnen die 90 Tage nämlich erneut von vorne an zu laufen.

    Die aktuelle Planung sieht vor, Anfang April für eine gute Woche nach Nord- und Mittelvietnam zu reisen. Wenn wir dann ca. Mitte April wieder nach Thailand kommen, sind nur noch gut vier Wochen Zeit, bevor wir am 15. Mai für den europäischen Sommer zurück nach Deutschland fliegen. Ende Oktober kommen wir dann erneut nach Thailand, und die 90 Tage zählen wieder von vorne.

    Es kursieren im Netz Geschichten über Auswanderer, die seit Jahrzehnten in Thailand sind und durch diese Hin- und Herreiserei noch nie eine 90-Tage-Meldung gemacht haben. Den Wahrheitsgehalt können wir allerdings nicht überprüfen 😀

    Fazit des Tages: rechne bei der Immigration immer damit, dass du eine Überraschung erlebst!

    Zur Belohnung waren wir anschließend in einem Shabu-Shabu-Restaurant in unserer Wohnungsnähe. Das ist eine Art Brühfondue, das ursprünglich aus Japan stammt. Die einzelnen kleinen Zutaten fahren zur freien Auswahl ständig auf Tellerchen oder in Schüsselchen an einem als Fließband vorbei. Im Hintergrund kann man die offene Küche beobachten, in der das Band laufend frisch nachbestückt wird. Es gibt dünn geschnittenes Fleisch von Rind, Schwein oder Geflügel, verschiedenste Meerestiere, rohe Eier, die man in die kochende Brühe schlagen kann, vielerlei Gemüse und manches andere Leckere mehr. Am Ende zahlt man dann einen Pauschalpreis für Vorspeisen, das Brühfondue und Nachspeisen samt Getränken ad libitum.
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