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- Dia 164
- sexta-feira, 4 de abril de 2025 12:01
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- Altitude: 16 m
VietnãStadt Hạ Long20°58’5” N 107°5’56” E
Horrorszenarien in der Bucht

Welch ein Schock erwartete uns jedoch!
Die Schönheit der Natur ist unverändert und entspricht unseren Erinnerungen von vor 9 Jahren. Die Faszination bleibt, wenn nur das Drumherum nicht wäre, das der Mensch jetzt im Zeichen des Tourismus veranstaltet! Die Halongbucht wurde durch die UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, das jetzt allerdings Tag für Tag von geschätzt mehreren Hundert Ausflugsdampfern heimgesucht wird. Lassen wir jedes Schiff nur einmal rund 100 Passagiere transportieren, dann tummeln sich täglich hier 20 - 30.000 Menschen zwischen den Felswundern. Das ist jedoch noch nicht alles, denn jeder Mensch erzeugt allein durch seine Präsenz vor Ort ein gerüttelt Maß an Abfällen.
Rummel nicht nur an Land, nein, nun auch noch mitten in der Bucht! Auf einer Menge der Ausflugsschiffe herrschte eine regelrechte Partyatmosphäre mit dröhnenden Lautsprecherbässen. In an Bord installierten Whirlpools räkelten sich die Passagiere. An Zwischenstopps auf der Tour durch die Felsenlandschaft konnte man eingekeilt in die Menschheit im Massendurchlauf eine Karsthöhle besichtigen, eine Kajak- oder gar eine Speedboottour unternehmen und sich später inmitten von Hunderten von Menschen an einem kleinen Strand ergötzen. Na vielen Dank auch!
Dieser letzte Inselstopp hat noch einen weiteren interessanten Hintergrund. Das Inselchen mit dem Sandstrand trägt den Namen Titop-Insel - eigenartiger Name! Nun, 1962 besuchte der russische Kosmonaut German Titow Vietnam und dabei auch zusammen mit Ho Chi Minh die Halongbucht. Titow war im Raumschiff Wostok 2 im August 1961 nach Juri Gagarin der zweite Mensch im All. Man wollte in der Halongbucht schwimmen, und da bot sich dieses bis dahin offiziell namenlose kleine Eiland dazu an. Hinterher dekretierte Ho Chi Minh, daß die Insel von diesem Zeitpunkt an und zu dessen Ehren den Namen des Russen tragen solle. Da es im Vietnamesischen nun aber kein W gibt, benutzte man um eine ähnliche Lautung zu erzeugen einfach ein P am Ende: fertig war Titop Island! Am Strand befindet sich übrigens auch noch eine überlebensgroße Granitbüste des Kosmonauten.
Aber all das, was sich hier allgemein unseren Sinnen bot, entspricht absolut nicht dem, was wir einem Umgang mit Weltnaturerbe gegenüber als sachgerecht und angemessen empfinden. Offensichtlich fällt es vielen Menschen immer schwerer, einfach nur einmal mit Muße und in Stille das zu bewundern, was die Natur erschaffen hat. Wir blieben bei den Zwischenstopps einfach an Bord und genossen die relative Ruhe, denn drängelnde Menschenmassen sind nun mal nicht unser Ding!
Ergänzend sei hier noch ein aktueller Artikel von Stefan May aus den Salzburger Nachrichten vom 5. April 2025 angefügt, der unsere Eindrücke untermauert (https://www.sn.at/wochenende/tourismus-vietnam-…):
"Tourismus in Vietnam: Gedränge im Idyll
Halong-Bucht: Der große Andrang. Vietnams malerisches Unesco-Welterbe wird auch von Touristen geflutet.
Kurz nach acht Uhr am Morgen schlüpft ein junger Mann ins Hotel und blickt suchend um sich. "Halong-Bucht?", fragt er und schleust den wartenden Gast aus Europa rasch durch zwei Seitengassen zur nahen Hauptstraße. Kurz darauf brummt ein Autobus heran. Einige Plätze sind schon besetzt. Während der Tourist zusteigt, verschwindet der Guide draußen im Gewühl.
Es dauert eine Stunde, dieses Einsammeln der Reisegesellschaft an den Hotels von Hanois Altstadt. Diese durchpflügt der Fahrer stoisch in Schrittgeschwindigkeit zwischen entgegenkommenden Radfahrern, fliegenden Händlern und anderen Reisebussen - auch diese mit Ziel Halong-Bucht, eine der Hauptattraktionen Vietnams.
Es ist ein Spiel wie in der Fabel vom Hasen und dem Igel: Sobald der Bus in die Nähe eines Hotels kommt, um die Gäste aufzusammeln, steht der Guide schon mit ihnen parat. Schlängelt sich dann auf dem Motorrad voraus zum nächsten Haltepunkt: die geölte Maschinerie einer Alltagsroutine.
Zwei Stunden Autobahn sind eine gute Gelegenheit für die Insassen, ein wenig Urlaubsschlaf nachzuholen. Dann der erste Halt: Museum der Perlenerzeugung. Jeder und jede erhält eine Karte mit der Busnummer umgehängt. Ordnerinnen leiten die Ströme der Ankommenden: Klo links, Perlenkunde samt Anschauungsmaterial rechts, dahinter Cafeteria, wo sich eine geduldige Schlange bildet. Draußen parkt Bus hinter Bus, drinnen schieben sich die auf Halong-Bucht gebuchten Menschen an Tischen vorbei, hinter denen Arbeiterinnen konzentriert Austern-Perlmuttstückchen zwischen die Schalen schieben.
Eine weitere Stunde Autobahnfahrt. Auf dem Damm zur Marina parken bereits eine Menge Busse, gegenüber schaukeln Ausflugsschiffe im Wasser. Der Guide verteilt Tickets: das zweistöckige Schiff auf Pier zwei. Weitere Gruppen kommen aufs Boot. Die Bordlautsprecher scheppern von den simultanen Durchsagen der Guides, danach von dröhnender Discomusik. Die Platten fürs Mittagessen werden aufgetischt, man würde ja gern plaudern, aber wie? Und so bedient sich die bunt zusammengewürfelte Tischgesellschaft schweigend an Huhn, Shrimps, Fisch, Muscheln, Omelette in Herzform sowie Frühlingsrollen in Reispapier und bestaunt bei der Ausfahrt aus dem Hafen die ersten vorüberziehenden grünen Kegel in der Bucht der 2000 Inseln.
Still, ruhig und zauberhaft ist die Halong-Bucht nur auf den Bildschirmschonern dieser Welt. Erste Anlegestation: eine Insel mit Sandstrand. Die Guides mahnen zum raschen Aussteigen, in zwei Minuten lege das Schiff ab und kehre zum Abholen in einer Dreiviertelstunde zurück. Es fährt hinaus und ankert in Sichtweite, wie Dutzende andere, um wartenden Schiffen Platz zum Ein- und Aussteigen an den etwa zehn Stegen zu machen.
An Land: Trubel. Einige streifen die Kleidung ab und planschen im Badezeug im warmen Wasser. Andere klettern hintereinander auf den 91 Meter hohen Hügel hinter dem Strand, über die von täglich Hunderten Touristenfüßen spiegelglatt getretenen Stufen. Nur nicht stehen bleiben. Das Schiff wartet nicht. Unmittelbar nach dem Ablegen wird dann die nächste Attraktion angekündigt: ein Felstunnel, durch den man sich entweder rudern lassen oder selbst im Kajak durchfahren kann. Die Guides machen einander mit ihren Mikrofonen Konkurrenz. Aussteigen, einsteigen, dazwischen eine Rettungsjacke aus einer Gitterbox fischen und anlegen.
Das Geschehen erinnert an ein Autodrom: Boote, die knarrend aneinanderschaben, Kajaks, die sich steuerungslos im Kreis drehen, begleitet von hilflosen Ruderschlägen ihrer Insassen. Alles zwängt sich durch den Tunnel in einen von üppig übergrünten Felsen eingerahmten Kessel. Eine Runde und durch den Tunnel zurück zum Schiff. Happy Hour: zwei Cocktails zum Preis von einem.
Die Abfahrtszeit verstreicht, die Guides haben die Ausflügler auf ihren Listen abgehakt, nach einer halben Stunde kommt ein triefnasser junger Mann herangehetzt - offenbar aus einem Kajak geplumpst. Leinen los zum letzten Programmpunkt: Höhlenbesuch auf einem Inselfelsen. In der Höhle ist es feucht, heiß und stickig. Langsam schiebt sich der Menschenstrom vorwärts. Foto rechts, Foto links. Alle paar Meter versucht sich ein Guide verständlich zu machen, lässt grüne Laserpointer über die Felswände streifen. "Halong ist viel zu geschäftig", klagt ein britisches Ehepaar. "Zu viele Boote, zu viele Menschen. Wir bevorzugen mehr die abgelegenen Orte, wo man das wirkliche Vietnam finden kann, nicht das englische oder amerikanische."
Als das Schiff ablegt, dämmert es. Auf dem Sonnendeck bricht der geruhsamste Teil des Ausflugs an. Wie Kulissenwände, die versetzt auf einer Bühne stehen, ragen die Felsinseln aus Kalkstein, Gneis und Muscheln aus dem wellenlosen Wasser, samtig wie dunkles Tuch, einer gefluteten Gebirgslandschaft gleich. Die Furchen im Land soll, so die Legende, ein Drache mit seinem Schweif gezogen haben. Die Felswände sind teils glatt, steil und von moosigem Grün. Dann verschwindet die Sonne. Und mit einem Mal sind Türme, Buckel und Zinken schwarz, ja abweisend, eine unbezwingbare Barriere mit labyrinthischen Wasserwegen dazwischen. Bis zum nächsten Morgen, mit neuen Gästen."Leia mais