• Die Hmong (Meo)

    14. April in Thailand ⋅ ☁️ 31 °C

    Die Hmong (vietnamesisch Mẹo, chines. Miao) sind ein indigenes Volk Ost- und Südostasiens. Sie leben hauptsächlich in den bewaldeten Berggebieten des südlichen China (Provinzen Guizhou, Sichuan, Yunnan und das Autonome Gebiet Guangxi), in Laos, Vietnam und Thailand. In China sind sie der übergreifenden Miao-Nationalität zugeordnet, die über 15 Millionen Mitglieder zählt.

    „Eine Familie zu haben bedeutet glücklich zu sein. Keine zu haben, bedeutet verloren zu sein.“

    Dieses Sprichwort der Hmong verdeutlicht die Rolle der Familie und das Familienleben in der Kultur des Volkes. Sozial- und Familienzusammenhalt sind das Wichtigste in seiner Kultur und nehmen daher eine wesentlich höhere Bedeutung als in westlichen Kulturen ein. Das ist auch der Grund, warum jeder Hmong einem Clan angehört. Der Clan ist ein Zusammenschluss aus mehreren Familien, der dafür sorgen soll, daß soziale Bindungen, Sicherheit, Wohlergehen und nicht zuletzt Machtpositionen innerhalb der Gruppe gefestigt werden. Die Zugehörigkeit zu einem Clan wird durch die Geburt festgelegt. Lediglich weibliche Hmong können die Zugehörigkeit zu einem Clan durch Einheiraten wechseln.

    Hochzeiten zwischen Angehörigen des gleichen Clans sind nicht üblich, wohl auch, um Inzucht vorzubeugen. In der Regel heiratet dabei ein Mann so viele Frauen, wie er ernähren kann. Stammesmitglieder bezeichnen sich untereinander als Geschwister. Benötigt ein Mitglied Hilfe, so erfährt es diese von seinem Clan, auch wenn keine persönliche Beziehung zwischen den Betroffenen bestehen sollte.

    Die Familie ist die wichtigste Institution im Leben der Hmong. Verantwortung und Autorität einzelner Familienangehöriger sind altersabhängig. Je älter eine Person ist, desto mehr Autorität besitzt sie. Entscheidungen der Familienältesten werden daher – im Gegensatz zu Entscheidungen anderer Stammesangehöriger – immer hingenommen und nicht in Frage gestellt. Zu diesem System gehört auch, dass sich jedes ältere Kind für das nächstjüngere innerhalb der Familie zu verantworten hat. Letztendlich ist bei dieser Art der Pflichtenverteilung das älteste Kind vor seinen Eltern für alle jüngeren verantwortlich. Im gesellschaftlichen Kontext haben Eltern daher weniger Einzelverantwortung für ihre Kinder als in anderen menschlichen Ordnungssystemen.

    Jedes Familienmitglied hat eine spezielle Funktion auszufüllen. Dies gilt auch für die Ältesten. Ratschläge werden daher zumeist bei den Großeltern eingeholt. Diese und die anderen Ältesten helfen auch bei der Kindererziehung.
    Traditionell sind die Männer und ihre ältesten Kinder für die Nahrungsbeschaffung zuständig. Dazu gehen sie entweder jagen oder betreiben Landwirtschaft. Außer Haus- und Näharbeiten müssen sich die Frauen um die vorhandenen Tiere kümmern.

    Von größter Bedeutung für das Weiterleben der Seele im Jenseits ist die korrekte Durchführung der Beerdigungszeremonie, die mehrere Tage dauert. Hierbei sendet ein Spieler der aus Bambusrohren und einer Kalebasse bestehenden Mundorgel (Qeej) in Musik übertragene sprachliche Botschaften an die Seele des Verstorbenen. Die musikalische Tradition der Qeej wird als identitätsstiftendes Kulturgut auch in der Diaspora bewahrt.

    Die Geschichte der Hmong wird hauptsächlich aus mündlichen Überlieferungen, d. h. vor allem aus Mythen und Sagen abgeleitet. Darüber hinaus gibt es seit etwa 2.000 Jahren in den chinesischen Chroniken und Geschichtsbüchern reichhaltige schriftliche Aufzeichnungen über das Volk. Eigene schriftliche Überlieferungen existieren erst seit dem 17. Jahrhundert, als europäische Missionare ihre Arbeit in China aufnahmen. Die ethnischen Wurzeln der Hmong gehen vermutlich 4.000 Jahre zurück, und sie befinden sich im zentralen China.

    Die Lehrmeinung besagt, daß das Volk seinen Ursprung im Bereich des Gelben Flusses in China hat. Sie lebten dort in einigem Abstand zu den Han-Chinesen. Manche Wissenschaftler glaubten früher, daß sie ursprünglich aus der westlichen Mongolei bis ans Gelbe Meer und ins Einzugsgebiet des Huang He gewandert sind. Als Beweis für diese inzwischen widerlegte Theorie wurde die helle Haarfarbe einiger Hmong herangezogen. Dies kommt in Ostasien sonst nur bei manchen Kasachen und einigen sibirischen Völkern vor und könnte auf einen anderweitigen genetischen Einfluss hinweisen.

    Da aber großteils keine genetische Verbindung zwischen Zentralasiaten und Hmong besteht, handelt es sich wahrscheinlich um eine unabhängig entstandene genetische Mutation, ähnlich dem Vorkommen blonden oder braunen Haares bei Filipinos, Indonesiern und bei melanesischen Völkern Papua-Neuguineas. Genetisch sind die Hmong nahezu identisch mit anderen Völkern Ost- und Südostasiens.

    Weiter vermutet man, dass sie sich zusammen mit den Han-Chinesen niederließen und beide ethnischen Gruppen später über einige Jahrtausende miteinander koexistierten. Während die Han-Chinesen einen expandierenden Agrarstaat errichteten, wurden die Hmong (Miao) von der schnell wachsenden han-chinesischen Bevölkerung immer weiter gen Süden und in die Berggebiete zurückgedrängt. So wurden sie zu einer ethnischen Minderheit Chinas. Besonders während der mandschurischen Qing-Dynastie (1644–1911) kam es immer wieder zu Aufständen der Miao, die blutig niedergeschlagen wurden. Erst mit Gründung der Volksrepublik China erlangten sie eine gleichberechtigte Stellung innerhalb der chinesischen Gesellschaft.

    Heutzutage sind die Hmong eine der zerstreutesten Bevölkerungsgruppen weltweit. Sie leben vor allem in China, Vietnam, Laos und Thailand. Sie wanderten aber auch in die USA, nach Kanada, Australien und Europa aus.

    Je nachdem, auf welches Territorium man sich bezieht, dienen die Namen „Hmung“, „Hmu“, „Meo“ oder „Meau“ als Synonym für „Miao“ und „Hmong“. Viele Hmong außerhalb Chinas bevorzugen Varianten von „Hmong“ als Eigenbezeichnung. Einige glauben, dass „Miao“ im Chinesischen „Barbaren“ bedeute. Tatsächlich war „Miao“ vor Gründung der Volksrepublik China eine Sammelbezeichnung für verschiedene Völker Südchinas, unter der auch viele andere ethnischen Gruppen geführt wurden. Aus der Sicht vieler Hmong außerhalb Chinas bedeutet Hmong „freie Menschen“. Die tatsächliche Bedeutung des Wortes ist allerdings unklar.

    Weltweit sind 70–80 verschiedene Gruppen bekannt, die sich vor allem in der Kleidung beziehungsweise deren Farbe voneinander unterscheiden.

    Bis ins 17. Jahrhundert gab es in den unzugänglichen Bergen von Südchina in den Provinzen Sichuan, Yunnan, Hunan, und Guizhou mehrere autonome Hmong-Königreiche. Solange die Hmong-Herrscher Peking Tribut entrichteten, konnten sie autonom regieren. Erst während der Qing-Dynastie versuchte Peking, die Gebiete unter direkte Kontrolle zu nehmen. Jedes dieser kleinen Königreiche wurde von einem Hmong-Clan regiert, und die Mitglieder hatten auch denselben Nachnamen. Peking vergab den Führern klangvolle Namen und Titel, anstatt sie zu bekämpfen. Das Gebiet der Hmong wurde von China als nicht strategisch wichtig angesehen. Unter der Qing-Dynastie wurden die Hmong nach Süden in die Berge gezwungen. Gegen rebellierende Clans gingen die chinesischen Herrscher mit großer Härte und Gewalt vor.

    Einige Hmong-Führer flüchteten nach Nordvietnam in das Delta des Roten Flusses (Tonkin), wurden aber von den Vietnamesen in die Berge abgedrängt. Es kam zu Schlachten zwischen den Vietnamesen und den Einwanderern. Der Clan der Ly, welcher ursprünglich aus der chinesischen Provinz Sichuan kam, zog sich 1856 in die Berge westlich von Dien Bien Phu im Grenzgebiet zwischen Laos und Vietnam zurück. Ihr Führer Ly Nhiavu führte die Clanmitglieder in einem einjährigen Marsch in die kaum bevölkerten Berge des Distriktes Nong Het der Provinz Xieng Khouang in Laos. Die Mitglieder des Clans siedelten in den Bergen und begannen dort Brandrodungsfeldbau. Auch trafen sie auf weitere Hmong-Clans der Mua und Lo, welche bereits vor ihnen aus China geflüchtet waren. Als sich dies in China herumsprach, zogen weitere Clans nach Laos hinterher.

    Nachdem die Franzosen 1893 die Vorherrschaft Siams über das heutige Gebiet von Laos gebrochen hatten, führten sie Expeditionen zu den Hmong-Siedlungen durch. Sie forderten von den Clans eine Erhöhung der Produktion von Opium und einen Exklusivverkauf an das französische Opiummonopol. Die Clanführer wurden in diese Entscheidung nicht eingebunden und wehrten sich.

    Die Führer des Clans der Lo beschlossen daraufhin, die Provinzhauptstadt von Xieng Khouang mit gleichem Namen anzugreifen. Aber sie hatten mit ihren veralteten Waffen gegen die Kolonialarmee der Franzosen keine Chance und mußten sich zurückziehen, doch die Kolonialmacht agierte fürderhin taktisch klüger und hielt sich zurück. Erst nach Beginn des Zweiten Weltkriegs versuchten die Franzosen wieder, direkt Einfluss auf die Opiumgewinnung zu nehmen und die Hmong zu höherer Produktion zu zwingen.

    Vor dem Krieg bezog das französische Opiummonopol das Rohmaterial primär aus Indien und China. Für die durch den Krieg ausfallenden Opiumimporte benötigte man Ersatz.
    Ein Opiumboom brach im Distrikt Nong Het aus, der quasi über Nacht zu einem der größten Opiumanbaugebiete in Asien wurde. Nach diesem Erfolg weitete man diese Strategie auch auf weitere Distrikte in Laos aus. Die Hmong wurden quasi gezwungen, Opium anzubauen und ihre Selbstversorgungslandwirtschaft zu reduzieren.

    Im Nordwesten von Vietnam verlief die Geschichte etwas anders. Das Gebiet wurde von Fürstentümern der Tai dominiert. Die Franzosen heuerten die Fürsten an, um durch Druck von dieser Seite die Hmong zum Schlafmohnanbau zu zwingen. Viele Hmong akzeptierten diesen Druck nicht, mussten doch ihre wenigen, guten Anbauflächen für die Produktion von Opium verwendet werden. Zudem diktierten die Tai die Preise und zahlten nur ein Zehntel und damit einen Bruchteil des tatsächlichen Wertes des Opiums. Viele traten daher den Việt Minh bei und kämpften später in der Schlacht gegen die Franzosen um Điện Biên Phủ 1954, die die Kolonialherrschaft beendete.

    Auch viele Hmong in Laos schlossen sich der mit den Việt Minh verbündeten Befreiungsbewegung Pathet Lao an. Wiederum wurde das Opium zum Hauptargument. Nicht alle Clans waren willig und fähig, das geforderte Opium zu liefern, und viele ihrer Mitglieder hatten sich verschuldet, um die Steuern bezahlen zu können, welche die Franzosen ihnen aufgezwungen hatten.

    „Secret War“ werden Kampfhandlungen im Königreich von Laos während des amerikanisch geführten Vietnamkriegs genannt. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Neutralität von Laos ausgerufen, was durch mehrere Abkommen mit den Vereinigten Staaten sichergestellt wurde. Daher war es für amerikanische Streitkräfte nicht möglich, offen an den Kampfhandlungen teilzunehmen, als Truppen der Demokratischen Republik Vietnam Operationen in Laos begannen. Daraus ergab sich, dass die amerikanische Central Intelligence Agency (CIA) ebenfalls und ohne Kenntnis der Öffentlichkeit in diesem Gebiet zu operieren begann. Zur Finanzierung wurde von den lokalen Potentaten weiterhin auf den illegalen Opiumexport gesetzt; zu Transportzwecken dienten nun private Charterfluggesellschaften, die kollektiv als Air Opium bekannt wurden.

    1961 bildete die CIA rund 9.000 mit dem Territorium vertraute Hmong unter Führung von General Vang Pao zu Guerillakämpfern gegen die prokommunistischen Pathet Lao und die in Laos intervenierenden Truppen Nordvietnams aus.

    Als die Kampfhandlungen 1963 außer Kontrolle zu geraten drohten, rekrutierte Vang Paos Geheimarmee weitere 20.000 Hmong. Auf ihrem Höhepunkt hatte Vang Paos Rebellentruppe eine Stärke von 30.000 Mann. Die Verluste der Hmong-Truppen in Vietnam sind im Vergleich mit denen der Amerikaner um das Zehnfache höher. Das ist darauf zurückzuführen, daß man immer wieder Hmong-Soldaten verheizte, um mit Flugzeugen abgestürzte amerikanische Soldaten zu retten.

    Die Kämpfe waren für die personell und technisch unterlegenen Hmong-Rebellen äußerst verlustreich, etwa 35.000 Kämpfer fielen. Die Lücken versuchte Vang Pao zunehmend mit Kindersoldaten zu stopfen. 1968 schätzte der für Nordlaos zuständige Programmdirektor der US-Entwicklungshilfsorganisation USAID, daß Vang Paos Kämpfer zu 30 Prozent 14-jährig oder jünger seien (einige sogar erst 10), zu 30 Prozent 15- oder 16- jährig und lediglich zu 30 Prozent älter als 35 Jahre. Die Männer der dazwischenliegenden Altersgruppe seien „alle tot“. Dadurch gab es fast keine Männer im heiratsfähigen Alter, die Familien gründen oder die Reisfelder bestellen konnten.

    Die Hmong-Dörfer waren dadurch sehr abhängig von amerikanischen Nahrungsmittelhilfen, die wiederum von Vang Pao verwaltet wurden. Er konnte so Dörfer unter Druck setzen, die sich weigerten, ihre jungen Söhne für seine Truppen zur Verfügung zu stellen. Außerdem liefen diese Ortschaften Gefahr, gegenüber den US-Streitkräften als Dörfer der Pathet Lao verleumdet und so amerikanischen Bombenangriffen preisgegeben zu werden.

    Nach verschiedenen Schätzungen starben zwischen 10 % und der Hälfte der zuvor (1960) 300 bis 400.000 laotischen Hmong während des Krieges und der nach dem Sieg der Kommunisten erfolgenden Racheaktionen gegen die Volksgruppe, deren Angehörige pauschal als Helfer der Amerikaner gebrandmarkt wurden. Zu den Toten gehörten neben den Kämpfern der Geheimarmee auch zahlreiche Zivilisten, die Artillerie- und Bombenangriffen sowie Landminen zum Opfer fielen, nach Kriegsende massakriert wurden, an kriegsbedingt verbreiteten Krankheiten oder Hunger starben.

    Tausende Hmong flohen nach dem Ende des Laotischen Bürgerkriegs in die USA, wo sie sich vor allem in den Bundesstaaten Minnesota (namentlich im Großraum Minneapolis-St. Paul) und im Kalifornischen Längstal, etwa im Raum Sacramento und Fresno, ansiedelten. Bei der US-Volkszählung 2010 gaben 260.073 Menschen als ethnischen Hintergrund Hmong an. Das Leben der Hmong-Amerikaner hat unter anderem Clint Eastwoods 2008 in seinem Film Gran Torino thematisiert.

    Am 6. September 1977 trafen die ersten von 2.100 Hmong-Flüchtlingen in Französisch-Guyana ein. Sie wurden in den Dörfern Cacao und Javouhey (Gemeinde Mana) angesiedelt. Dank ihres Fleißes erarbeiten sie sich innerhalb weniger Jahrzehnte einen gewissen Wohlstand. Sie ernten bis zu 90 % des im Land verkauften Obstes und Gemüses.

    Eine wichtige Rolle bei den die Hmong-Flüchtlingen spielte der buddhistische Tempel Wat Tham Krabok (Thailändische Sprache: วัดถ้ำกระบอก) in der thailändischen Provinz Saraburi. Der Abt des Tempels, Luang Por Chamroon, gestattete es Flüchtlingen, sich auf dem Grundstück des Tempels niederzulassen, um so der Abschiebung zu entgehen. Bis zu 15.000 Hmong und laotische Flüchtlinge wurden in diesem Tempelkomplex beherbergt und versorgt. Auf dem Tempelgrundstück mit einem Quadratkilometer Fläche entstand ein großes Flüchtlingslager. Nachdem Anfang der 1990er-Jahre andere Flüchtlingslager in Thailand geschlossen wurden und die Ausweisung der Flüchtlinge nach Laos drohte, nahm der Tempel weitere Flüchtlinge auf. Die Bevölkerung des Tempels stieg auf zwischen 30.000 und 35.000 Personen an. Nach einem langen politischen Tauziehen nahm die USA 2004 die meisten Flüchtlinge in ihr Land auf. Nur wenige wurden nach Laos zurückgeschickt.

    Ende des Jahres 2009 begann Thailand, unter heftigen internationalen Protesten, über 4.000 im Exil lebende Hmong aus dem Flüchtlingslager Huay Nam Khao in der Provinz Phetchabun nach Laos zurückzuführen. Dies ist besonders kritisch zu betrachten, da die Hmong in ihrer Heimat als „Amerikas vergessene Krieger“ gelten und von den Militärs der Volksrepublik Laos verfolgt werden. Vor allem die USA protestierten gegen die Ausweisung, weigerten sich jedoch, selbst Flüchtlinge aufzunehmen. Der Hmong-Konflikt in Laos dauert bis heute an.

    Die Siedlungsgebiete der Hmong in Asien sind:
    - China: Die in China lebenden Angehörigen dieser Volksgruppe werden dort als Teil der größeren Miao-Nationalität betrachtet, der 9.426.000 Menschen angehören (Zensus 2010), etwa ein Drittel darunter kann als Hmong betrachtet werden (vorwiegend in den Provinzen Guizhou, Sichuan, Guangxi und Yunnan);
    - Vietnam: 1.068.189 Menschen (Zensus 2009);
    - Laos: 450.000 (2005);
    - Thailand: 150.000;
    - Myanmar: genaue Zahl unbekannt, aber deutlich weniger als in Thailand.
    An die fünf Prozent der Hmong leben außerhalb Asiens, vorwiegend infolge von Flucht und Vertreibung aus Laos nach dem Ende des Bürgerkriegs.

    Ergänzend sei hier noch ein Artikel aus der "Welt" von 2007 angefügt, der das Thema aus anderem Blickwinkel beleuchtet:

    NORD-VIETNAM
    "DAS LÄCHELN DER HMONG"

    Holger Kreitling / Die Welt vom 05.05.2007

    Obwohl die Wirtschaft des Landes boomt, leben die Bergvölker im Norden Vietnams noch sehr abgeschieden. Ein Besuch ist nur mit einheimischer Begleitung erwünscht. Die Franzosen nannten die Gegend schon früh "Tonkineser Alpen". Man muss gut zu Fuß sein.

    Um sechs Uhr morgens beginnt die Umerziehung. Die Lautsprecher im Nachtzug nach Lao Cai setzt ein, eine weibliche Stimme spricht mit hartem Klang. Ausdauernd, monoton. Mag sein, dass die Schönheit des Roten Flusses gepriesen wird oder das Wetter für die Berge vorhergesagt. Es ist jedenfalls unverständlich und klingt wie eine Rede des Genossen Ho Chi Minh nach einem weiteren Sieg des Vietminh im Indochinakrieg gegen die Franzosen. Siegesgewiss quäkend, ein bisschen routiniert. Der Schlafende erwacht also aus unruhigen Träumen und findet sich in einem postkommunistischen Land wieder.

    Draußen ist tatsächlich der Rote Fluss zu sehen, träge, rotbraun, zwischen viel fettem Grün, und der Zug rattert langsam voran.
    Irgendwann, es sind zunächst nur Wortfetzen, die sich ins Hirn schleichen, wird klar, dass die Stimme nicht mehr Vietnamesisch spricht, sondern Englisch. Satz um Satz erklingt, die Tonlage ist ein wenig höher, doch was die Sprecherin mitteilen will, steht in den Wolken. Die Sprache bleibt gleichermaßen unverständlich. Hinter dem grünen Flussrand türmt sich Nebel. Vietnam ist, nun ja, ein undurchsichtiges Land.

    KÜHLER UND ANGENEHMER ALS IN DER EBENE VON HANOI
    In der Provinz Lao Cai, ganz im Norden Vietnams, sind die Dinge ohnehin ein wenig verwirrend. Der Rote Fluss heißt hinter der chinesischen Grenze Gelber Fluss. Auf dem Gelben Fluss fahren Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer ins rot-weiß-gestreifte Gebirge, die Berge hier werden auch Tonkineser Alpen genannt, weil die französische Kolonie Tonking Nordvietnam und Teile von Laos umfasste. Die Franzosen merkten schon früh, dass es hier kühler und angenehmer war als in der Ebene von Hanoi. Sie ließen Hotels bauen und eine Kirche.

    Aber ob die Berge rot-weiß-gestreift sind? Eine tolle Vorstellung. Wenn nur der Nebel nicht wäre. Bei Jim Knopf befindet sich hinter dem Gebirge das Land der Drachen mit der strengen Frau Malzahn, die entführte Kinder mit Mathematik traktiert. Wir wollen hier aber nicht bezeugen, dass es in Nordvietnam Drachen gibt, gleich gar keine, die entführte Schüler Rechenaufgaben exerzieren lässt. Selbst wenn die Stimme im Zug irgendwie danach klingt.

    Ziel der Fahrt ist die Grenzstadt Lao Cai. Hinter den nächsten Bergen beginnt China, wir fahren nördlich, der Bus schlängelt sich auf Serpentinen hoch. Der Nebel lichtet sich, das Land ist ungeheuer grün. Nirgends erblicken wir Rot-Weiß. In den Feldern stehen Frauen in schwarz und arbeiten.

    Sa Pa, auf 1.600 Meter gelegen, ist ein kleines Städtchen mit Markt und mehr Geschäftigkeit, als man in dieser Gegend erwarten darf. Sa Pa wird touristisch ausgebaut: Hotels wachsen, Züge und Busse verkehren schon häufiger als früher, die Straße soll verbessert, ja eine neue, mehrspurige Autobahn von Hanoi aus gebaut werden. Der Wirtschafts-Boom in Vietnam hat auch die fern gelegenen Regionen erfasst. Das Treiben in Sa Pa ist aber noch deutlich traditionell, älter auch als die Lehren der kommunistischen Vietminh. Wer fingerdicke, bienenartige Insekten zum Verzehr kaufen möchte, findet Gelegenheit.

    MIT RÖCKEN UND WADENSTRÜMPFEN
    Ursprünglichkeit lockt. Und fremde Sitten. Vor allem die schwarzen Hmong und roten Dao leben rund um Sa Pa in winzigen Dörfern und Siedlungen, und die meisten Touristen kommen hierher, um zu wandern und die Stämme zu besuchen. Der höchste Berg Vietnams, der Fan Si Pan mit 3143 Metern, lässt sich ebenfalls von Sa Pa aus angehen.

    Die Bergstämme haben sich mit den Besuchern arrangiert, sie verkaufen selbstgefertigte Kleidungsstücke, allerlei Bänder und Tand, und sie zeigen ihren Schmuck her.

    Die Hmong und die Dao tragen Röcke und Wadenstrümpfe, die Xa Cap, von denen schon Peter Scholl-Latour Anfang der 50er-Jahre schwärmte, die Pariser Modedesigner könnten sich hier etwas abgucken. Wahrscheinlich haben sich auch die Hohepriesterinnen des Aerobic in den 80er-Jahren von den Xa Cap inspirieren lassen, und jetzt ist es eben umgekehrt, alles westliche Populärgut ist bei den Hmong hoch willkommen.

    Lachend und mit einer Mischung aus Neugier und Scheuheit stehen die Frauen vor den Hütten. Scharen von Kindern laufen barfuß und in kurzen Hosen über die schmalen Wege. Die Hmong-Männer zeigen sich nie.

    Die Touristen betreten eine Hütte. Vorn ist das Feuer, Rauch hängt in allen Räumen. Hinten, im Dunkeln, wird gearbeitet. In mehreren Fässern lagert Indigofarbe. Stoff wird eingetaucht und blau gefärbt. Ein junges Mädchen, vielleicht 17 Jahre alt, fixiert den Stoff, so gut es geht. Auf dem Boden liegt ein etwa ein Meter langes Holz. Der Rücken ist rund geschliffen. Das Mädchen legt den Stoff auf das Holz, nimmt ein zweites Stück Holz, das etwas breiter ist, legt es quer und stellt sich darauf.

    Dann balanciert und wippt sie über das Rundholz, das Stoffstück wird gepresst, ein bisschen blaue Farbe läuft auf den Boden. Der Stoff wird ein wenig gerückt. Wieder auf das Holz, wieder wippen, wieder bücken und zum Stoff greifen. So setzt sich die Farbe fest. Und die ganze Zeit über, während das Mädchen selbstvergessen arbeitet und die Touristen ihr dabei zuschauen, hat sie ihr kleines Kind auf dem Rücken. Das Baby ist im Tuch festgeschnallt und wippt mit.
    Ihr Vater hat insgesamt 13 Kinder, er wirkt stolz. Der Nachbar habe sogar 17 Nachkommen, erzählt er.

    EINE KUH IST EIN BESITZ, DER ZU STOLZ BERECHTIGT
    Mit Romantik hat das überhaupt nichts zu tun, weder die Färberei noch die nackten Füße im Gebirge noch der Kinderreichtum. Vor den kargen Dorfschulen weht die vietnamesische Fahne, gelegentlich sind Bilder vom Unabhängigkeitskämpfer und früheren Präsidenten Ho Chi Minh zu sehen. Es ist eine arme Gegend. Eine Kuh ist ein Besitz, der zu Stolz berechtigt. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung reicht nicht aus.

    „Trap, trap, trap“, in Bac Pa erklingt ein ungewohntes Geräusch. Kleine Pferde reiten mit ihren Besitzern aus dem Umland zum Markt. Vor dem Zentrum ist eine hohe Mauer, in Wand und Boden sind eiserne Krampen eingelassen, um dort die Tiere anzubinden. Nebenan stehen die Motorräder der Stadtbewohner.

    Bac Pa, drei Stunden von Sa Pa entfernt, wird am Sonntag zum Zentrum der ganzen Gegend. Hier gibt es alles, was nur eben in den Bergen Vietnams denkbar ist. Seile, Gewürze, Stoffe, Bänder, Tücher, Nägel, Werkzeuge, Tabak. Herrliches Obst wird ebenso feilgeboten wie seltsame Krabbeltiere und Hundefleisch in allen Variationen; auch kochfertige Hundeköpfe kann man kaufen. Oder gleich eine Art Hund in Sud essen, was nach dem Einkauf ausgiebig in Anspruch genommen wird.

    Schwarze Hmongs und Dao fallen kaum auf, weil ein Farbenmeer die Szenerie beherrscht. Die bunte Tracht der Blumen-Hmong ist prächtiger als die aller anderen Stämme. Knallbunte Fäden werden kunstvoll zu Stoff verschlungen, Rot, Gelb, grelles Grün, sattes Blau. Dazu tragen die Frauen Tücher mit Karomustern in Pink und Türkis. Zahlreiche Verkäuferinnen hocken auf dem Boden, neben ihnen stehen schmutzige Kanister mit undefinierbarer Flüssigkeit. Wenn die Männer einen Steinwurf entfernt den Handel mit Büffeln und Pferden abgeschlossen haben oder beim Schmied fertig sind, dann genehmigen sie sich große Schlucke von diesem Reisschnaps und torkeln irgendwann, gestützt auf ihre Frauen, davon.

    Ja, die Sitten sind rauh. Das Land mag im Umbruch sein, aber an den Rändern hält sich der Fortschritt in Grenzen. Am Nachmittag sind die Pferde aus Bac Pa verschwunden, die Motorräder aber nicht.

    Quelle: Wikipedia und die "Welt" v. 05.05.2007
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