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  • Day 11

    Fritz around the World - Papa`s view #1

    November 30, 2021 in Thailand ⋅ 🌧 24 °C

    Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust, oder besser gesagt zwei Schreiberseelen. Da ich als Sprachrohr und verlängerte Schreibhand für Fritz eigene Nachrichten zuständig bin, gilt es aufzupassen, dass meine eigenen Anmerkungen ebenfalls Eingang finden in unsere Reiseberichterstattung. Wiederholungen zu vermeiden und im Ton die Unterscheidbarkeit zu erhalten wird sicherlich eine Herausforderung.

    Doch Challenge accepted! Fangen wir einfach an. Und zwar rund einen Monat bevor die Reise überhaupt startete. Eigentlich sogar viel früher, denn der Wunsch und die Idee einer Weltreise war schon eine halbe Ewigkeit in meinem Kopf und zwar mit dem Startpunkt just zu dem Zeitpunkt zu dem wir nun auch losgezogen sind. Fritz alt genug um die vielen zu erwartenden Eindrücke auf verarbeiten und vor allem erinnern zu können und noch rechtzeitig vor seiner geplanten Einschulung im Herbst 2022, ab der die Dauer dann vom Regierungspräsidenten und den Reisekatalogen vorgegeben wird. Selbst das familiäre Umfeld hatte so viel Vorlauf, dass das Unternehmen als wohl doch unvermeidbar und nicht nur eine dieser Träume eines alternden Papas galt (der ein oder andere hätte vermutlich trotzdem die Anschaffung eines Porsches als besseren Umgang mit der Midlife-Crisis bevorzugt…). Also alles im Lot inklusive vier frühen Einsicht, dass es nie einen perfekten Moment gibt, was aber kein Grund sein sollte den Traum auf den St. Nimmerleins-Tag zu verschieben. Wir hatten keinen Traum, wir hatten einen Plan. Und dann kam Corona . Anfangs noch als vorübergehendes Ereignis weggeschoben, war dann irgendwann in 2020 klar, dass wir a) diesen Virus zumindest gedanklich in unsere Pläne integrieren müssen und wir b) trotzdem und egal wie auf eine Reise gehen wollen.

    So entstand im Herbst 2020 der grobe Plan die Reise in unterschiedlichen Etappen zu gestalten. Zum einen um flexibler auf die jeweils geltende Pandemielage reagieren zu können, zum anderen aber auch, um uns immer mal wieder zu Hause blicken zu lassen, um die Familie zu beruhigen, dringliche Angelegenheiten zu erledigen (unfassbar, auch nach dem offiziellen Abschied geht das Leben weiter und Finanzämter und andere nehmen keine Rücksicht auf unsere zeitweilige Lebensplanung). Ein weiterer Grund ist der 80. Geburtstag meines Vaters, den wir auf keinen Fall verpassen wollten und daher also drei Etappen. Relativ schnell klar war der Wunsch die erste Reise mehr zum „runterkommen“ und Überwintern zu nutzen. Also eher fest an einem Standort als ein Leben aus dem Koffer. Und warm sollte es sein. Thailand lag damit als natürlicher Urlaubsort recht nahe. Da anfangs die Möglichkeit bestand, dass Ivy den ersten Monat zurückbleibt, war eine aus meiner Sicht zumindest latente Sorge, wie ein, ja es fällt nicht leicht dies zu tippen und Widerspruch ist herzlich willkommen, mittelalter Herr mit Glatze und Bauch(ansatz;-) mit einem bildhübschen 5jährigen Jungen mit klar erkennbaren asiatischen Wurzeln ankommt (ok, Fritz, wenn Du das irgendwann mal liest: jaaaa, Du warst ein bildhübscher Junge, aber das ist dann in Zukunft wahrscheinlich vorbei oder Du willst auf keinen Fall davon lesen, issaberso, daher lerne damit zu leben, wir haben Dich auch in der Pubertät lieb / fingers crossed). Eine liebe Freundin aus alten Shanghaier Zeiten die regelmäßig Berichte aus Koh Phangan schreibt, beruhigte, dass meine Sorge zumindest auf dieser Insel unbegründet sei und es eine recht große Gemeinschaft gäbe, die für andere Themen alleinerziehend reisender Eltern Lösungen anböten (Babysitter, temporärer Kindergarten etc.). Punkt eins also von der Liste und Wunschreiseziel No. 1 eingetragen.

    Als zweite Destination waren Israel und Jordanien in der Planung. Israel als Sehnsuchtsort mit dem unglaublichen historischen Fundus, Wüsten und nicht zuletzt auch das Tel Aviv aus Onkel Schlomo`s Erzählungen waren ausschlaggebend. Neben den strikten Reisebeschränkungen kamen uns hier im Mai 2021 die wiederaufflammenden Konflikte in der Region in die Quere. Der Zyniker würde schreiben beruhigend, dass es in diesen Zeiten noch Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann. Auch wenn die Hoffnung bestand, dass die Situation sich relativ schnell wieder entspannt, war hiernach jedoch klar, dass wir zumindest mit Fritz kein Risiko eingehen würden. Israel und Jordanien also (für den Moment und diese Reise) von der Liste runter.

    Auch wenn etwas an der Unterstellung dran ist, es handele sich bei dem Projekt um mein eigenes bei dem Fritz lediglich teil nehmen dar, so war der Wunsch Afrika zu sehen klar im Sinne unsere Kleinen. Löwen, Zebras, Giraffen und die Big 5 in Natur und nicht nur eingesperrt im Zoo zu erleben, war ein Jungentraum, den zumindest ich mir gut vorstellen konnte. Zwei Monate im Südlichen Afrika, vermutlich Südafrika, Namibia und ggfs. noch Botswana sollten es ein. Theoretisch steht das Reiseprogramm, diesmal über einen lokalen Reiseveranstalter mit Mietwagen organisiert, bereits und es stehen lediglich die Flugbuchungen aus, um das Thema zu Finalsiegen. Doch ohne zeitlich zu sehr zu springen sind die aktuellen Nachrichten zu neuen Virusvarianten nicht wirklich beruhigend oder um es mit anderen Worten zu schreiben: vielleicht war es eine Fügung, dass wir in all unserem Stress bis dato nicht dazu gekommen waren die finale Anzahlung zu leisten und die Reise mehr oder minder verbindlich zu machen.

    Afrika also für den Moment ein großes Fragezeichen. Und auch der letzte Teil unseres Weltreiseprojekts in vier Monaten ein großes Stück des Panamericana Highway No. 1 von der Grenze Kanadas/USA bis nach Ecuador zu fahren (verbunden mit dem Besuch der Galapagos-Inseln) muss nun bis zur Konkretisierung erstmal warten. Vielleicht klappt es, aber wenn es stattdessen Europa oder auch „nur“ Deutschland mit dem Camper wird, so wird es sicherlich ein besonderes Erlebnis für uns als Familie und vor allem für Fritz, der damit dann hoffentlich auch das Fort-Gen von seinem Papa und seiner Oma Gisela übertragen bekommt.

    980 Wörter zur Einleitung und wir sind noch nicht mal am Flughafen!! Vermutlich muss ich mir doch noch einen Kaffe bestellen, denn das hier könnte länger dauern. Aber so ist das und ich hoffe auch die verehrte Leserschaft lehnt sich weiterhin entspannt zurück. Aber: Spoilerwarnung! Jetzt wird es anstrengend (nicht reisetechnisch, ich sitze in der Tat in unserem neuen Stamm-Café gegenüber unserer Beach-Villa für die nächsten vier Wochen, und genieße neben dem zweiten Kaffee einen Auberginen-Püree Babaganoush und eine Avocado-Mango-Bowl zum späten Frühstück). Wir sind immer noch in Deutschland, wenige Monate vor der geplanten Abreise (die zwar immer noch nicht gebucht war, aber irgendwann muss man der Geschichte ein Datum geben, sonst bestehst die Versuchung immer weiter aufzuschieben). Eine Frage bei der Vorbereitung war, was mit unserer Wohnung während der Reise geschehen soll. Gerade weil wir frühzeitig kurzzeitige Aufenthalte in Deutschland planten war es wichtig eine Basis zu haben, um nicht zu Hause dann auch noch aus dem Koffer leben zu müssen. Andererseits sind eigene vier Wände ein Kostenfaktor, den der lokalen „Sticky Rice Mango“ anzugeben ich mir verkneife. Letztlich haben wir uns entschieden unsere bestehende Wohnung im Schloß-Wolfsbrunnen-Weg in Heidelberg zum 31.10. zu kündigen und hofften darauf, bis dahin in unsere zukünftige neue Wohnung im Bahnhof in Neckargemünd einziehen zu können (oder, denn Hoffnung ist ein Wort, das in dieser Geschichte zu regelmäßig fallen wird, dort zumindest einen Raum für unsere Möbel, Klamotten etc. zu haben). Um es kurz zu halten, Ende Oktober war illusorisch für den Einzug in den Bahnhof. Zum Glück gab es einen Plan B (always have a plan B-E!!!!!!) und so zogen wir zur Übergangsmiete einen Monat nach Neckargemünd an den Mühlrain 13 in eine kleine süße Gartenwohnung in der wunderhübschen Villa unserer Gastgeber. Der Umzug und die Aufteilung unseres Hausstandes in die Teile a) geht in den Bahnhof und wird im Zweifel die nächsten 9 Monate nicht gebraucht, b) notwendig für die nächsten vier Wochen in Deutschland und c) alles was zumindest mal mit nach Thailand soll, denn der Rest der Reise, wer weiss…… Erwähnt sei, dass die Schlepperei und Organisation der Handwerker ein schweres Stück Arbeit war, auf das ich stolz bin. Aber das eigentlich Lob geht an Ivy, die die Aufteilung massstabsgerecht geplant und ausgeführt hat. In den vier Wochen in der Übergangswohnung gab es keine Situation wo wir mal kurz alles im Bahnhof umorganisieren mussten, um diese eine kleine Sache zu finden, die dann vielleicht doch fehlte. Alles an seinem Platz, alles in einem eigenen kleinen Beutelchen verstaut. Perfekt (und wahrscheinlich Teil ihres persönlichen Masterplans, denn ich bin nun vollkommen abhängig, da ich nicht wüßte, in welchem Koffer und welchem Beutel meine Sporthose untergebracht ist, geschweige denn von Geld und Dokumenten. Für das Vertrauen möchte ich mich auch nochmal loben (andere nennen es Faulheit).

    Die vier Wochen Am Mühlrein vergingen wie im Flug, wobei soweit waren wir noch lange nicht. Zunächst galt es sich mit den Einreisebedingungen für Thailand auseinanderzusetzen und uns eine Unterkunft auf Koh Phangan zu suchen. Bei Letzterem unterstütze uns Pascal vom Martial Arts Academy. Auf ihn war ich über mein Fitnessstudio in Heidelberg gestossen, wo ich eher aus einem Schnack heraus erzählt hatte, dass ich in den zwei Monaten mehr für die Fitness tun wollte und daher auf der Suche nach einer Thai Box Schule auf der Insel sei. Getreu dem Motto, dass die Welt ein Dorf ist und der Kevin-Bacon-Faktor nie über sieben liegt, kam prompt der Hinweis ich solle mich doch mal bei Pascal melden, der eröffne demnächst dort sein Gym und sei nicht nur ein super Fighter sondern auch ein wirklich netter Kerl. Nachdem die erste umfangreiche und intensive Recherche (Pascal Schroth in Google eingeben) zeigte, dass sogar ich den Typen kannte, weil der SPIEGEL mal ein dreiseitiges Stück über ihn gebracht hatte, ergab die Geschichte auch Sinn und es war klar: dort will ich trainieren beziehungsweise meinen per se schon sportlichen Körper auf das nächste Level transformieren. Kontakt aufgenommen, nett geschrieben und gebucht. Im Weiteren half uns Pascal dann auch bei den Zimmern.

    Aber vorher mussten wir uns noch um das Visum kümmern. Für Deutsche gilt zwar grundsätzlich noch die Visa on Arrival (ich muss mich um nichts kümmern, komme in Thailand an und zahle halt was dafür), nicht aber für Hongkong-Bürger und zudem galt es wegen der pandemiebedingten Einschränkungen Besonderheiten zu beachten. Als wir buchten galt noch eine Quarantäne nach Ankunft von sieben Tagen. Da diese allerdings nach der ersten Nacht nicht mehr im Zimmer sondern in der zertifizierten Hotelanlage inklusive Pool, Gym und Restaurant galt und man nach drei Tagen (vorausgesetzt der Test war negativ) sogar ausserhalb der Anlage sein durfte, schreckte dies nicht ab. Also fünf Wochen vor Abflugdatum (20.11.) nach Frankfurt um das Visum zu beantragen. Einen Tag vorher hatte Thailand bekanntgegeben ab dem 1.11. die Quarantäne für bestimmte Orte (inklusive Koh Samui und Koh Phangan) vollständig aufzuheben. Eigentlich sollte das unserem Visaantrag zuvorkommen, hatte Ivy doch alle Unterlagern nach dem alten, strikteren Einreiserecht zusammengestellt, in einer Weise, wie es vermutlich nur Wirtschaftsprüfer ordnen können zusammengepackt und ich war hatte auf dem Parkplatz des Konsulats einer halbwegs vertrauenswürdigen Person die 150 Euro in Bar mitsamt unseren Unterlagen in die Hand gedrückt (keine Bestechung, aber laut Webseite gab es keine persönlichen Termine und wir wollten sichergehen, dass alle Gebühren und vor allem unsere Pässe gut ankommen). Dann hieß es warten, die Flüge waren gebucht und hey was soll’s, wir alle hatten noch mit unserem normalen Leben genug zu tun. Eineinhalb Wochen vor Abflug nahm die Nervosität dann doch zu als wir noch keine Post mit unseren Visas hatten. Wir hatten zwischenzeitlich die alte Wohnung aufgegeben und wer weiss, ob Einschreiben auch per Nachsendeantrag weitergeleitet werden. Anrufe waren so fruchtlos wie seinerzeit bei der Deutschen Telekom und auch auf dringlichste Emails keine Reaktion. Gottvertrauen und als Plan B ein Not-Reisepass zwei Tage vor Abflug (hatte ich für China mal benötigt und siehe da, wenn nötig geht auch das, aber darauf anlegen wollten wir es nicht….). Und siehe da, exakt eine Woche vor unserem Abflug lag die Benachrichtigung im Briefkasten. Das Visum war da. Also alles gut und fertig für die Abreise? Gedacht! Denn Thailand hatte zwar die Einreisevorschriften gelockert und unser sieben Tage Zwischenaufenthalt im Quarantänehotel in Koh Samui war nicht mehr nötig. Aaaaber, jetzt war der Inlandsflug von Bangkok nach Koh Samui nicht mehr ohne weiteres zulässig (der Vollständigkeit halber und für jene, die nicht Fritzens Reiseberichten folgen: unser planmäßiger Reiseverlauf sollte sein: Frankfurt - Wien - Wien - Bangkok - Koh Samui (dann nach der Quarantäne mit dem Boot weiter nach Koh Phangan). Jetzt war bei der Ankunft in Thailand ein PCR-Corona-Test zwingend vorgeschrieben. Die max. 24 Stunden bis zum Ergebnis waren in einem zertifizierten Hotel im Zimmer zu verbringen. Und was bedeutete dies für unseren geplanten Reiseverlauf….keine Ahnung und erstmal Panik. Es gab zwar eine Ausnahme für sogenannte „sealed flights“, diese speziellen Flüge mit einer besonderen Flugnummer, waren auch ohne vorangegangenen Test zulässig. Natürlich war unser Verbindungsflug von Bangkok nach Koh Samui kein sealed flight. Aber es gab einen, und zwar fünf Minuten nach unserem planmäßigen Abflug. Also das Reisebüro anrufen (Anmerkung: ja, ich habe früher meine Flüge direkt und über die Fluggesellschaft direkt gebucht. Und ja, ich kam mir alt vor, als ich diesmal - wenn auch online- über eine Agentur gegangen bin. Aber spätestens nach dieser Erfahrung bin ich froh und dankbar, jemanden gehabt zu haben der mir schnell und glaubwürdig zu verstehen gab: es gibt auf dem sealed flight noch ausreichend Sitzplätze, wir bekommen Sie da schon drauf! Ein besondere Dank an American Express Reiseservices!) . Letztlich hat dann alles geklappt und der Spass mit der Umbuchung hat noch nicht mal einen Aufpreis gekostet.

    Sollte also am Ende doch alles noch klappen und wir es am Ende nach Thailand schaffen? Die Corona-Inzidenzwerte in Deutschland haben uns nochmal ganz ordentlich schwitzen lassen aber um Euch lieben Lesenden nicht auf die Folter zu spannen: nein, ich schreibe diese Zeilen nicht aus der Bar Rossi in Heidelberg): ja, wir sind geflogen und wie es ausschaut haben wir es durch ein immer enger werdendes Zeitfenster geschafft, ehe Deutschland und Europa einen weiteren Winter in den Adventslockdown gehen. Stattdessen also inzwischen Chai Latte (ja, ich weiss, ich hatte vorher was von Kaffee geschrieben, aber nach eineinhalb Stunden Functional Fitness heute morgen, dachte ich mir etwas gönnen zu können, ist aber selbst mir zu süß, also reumütig die Zusage nächstes Mal beim Kaffe zu bleiben). Aber dazu und zu unserer Anreise bald mehr.

    Bis dahin gehabt Euch wohl, bleibt gesund! Träume nicht deinen Traum sondern iss Sticky Reis mit Mango (es sei denn Dein Trainer wiegt 120 Kilo und verbietet Dir jeglichen Genuss von weissem Reis ;-(

    EurBerichterstatter aus der Regenzeit
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