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  • Day 53

    How we climbed (on) El Capitan

    May 6, 2022 in Belize ⋅ ⛅ 33 °C

    Nach fast zwei Monaten an der amerikanischen Westküste war heute unser letzter Tag, morgen ging es auf den nächsten Teil unserer kleinen großen Reise. Aber noch war keine Zeit für Wehmut, schließlich hatten wir bisher nur einen minimalen Ausschnitt des Yosemite National Parks erlebt und so ging es, nachdem Miss I sich morgens schon einmal packtechnisch auf die den anstehenden Klimawechsel vorbereitete. Da ich hierbei erfahrungsgemäß nur im Weg bin beziehungsweise ob meiner nennen wir es mal euphemistisch unkonventionellen Packstrategie eh nicht willkommen bin, beschränkte sich mein Beitrag darauf mich fernzuhalten und die Familie wahlweise mit Kaffee oder Kakao zu versorgen und den Wagen zu befüllen.

    Pünktlich um 11 waren wir dann auch fertig und abfahrbereit. Erste Station: Yosemite Park zum zweiten. Statt uns zu stressen und möglichst viele Stationen abzuklappern beschränkten wir uns auf eine kleine aber entspannte Wanderung am Fluss entlang auf dem Mirror Lake Loop, wobei wir nicht die gesamten zwei Meilen wanderten und stattdessen an einer besonders lauschigen Stelle die Beine ins eiskalte Wasser stellten und uns die Sonne auf den Bauch scheinen ließen.

    Anschließend die schon obligatorische Verleihung der Ehrenmitgliedschaft im lokalen Ranger Club, wobei wir die Zeremonie diesmal nicht am Visitor Center sondern an einem Aussenposten vornahmen. Der dortige Ranger war dann auch etwas überfordert mit der Situation, musste sich mehrfach Rat bei einer Kollegin holen und war mindestens so aufgeregt wie FF, der ja inzwischen schon zum Profi herangewachsen war, was sich nicht nur in der neu erstandenen Junior Ranger Baseball-Kappe manifestierte. Nachdem also die Aufnahmeprüfung bestanden war, gab es die gewünschte Badge und zudem noch ein wunderschönes Abzeichen zum Aufbügeln. Damit wäre das Kapitel auch geschlossen und wenn der Ninja-Vergnügungspark sich nicht wie geplant als Erfolg herausstellt, hat FF immer noch die Möglichkeit einen Park-Ranger-Abzeichen-Handel in Deutschland aufzuziehen und damit sein Studium zu finanzieren.

    Schon auf dem Weg aus dem Park noch eine letzte Station am El Capitan. Vermutlich neben dem Half Dome das Sinnbild für ambitioniertes Sportklettern in der Welt. 1.000 Meter Steilwand, senkrecht abfallend. Der Weg zur eigentlichen Wand vermittelte schon einmal einen Eindruck, obwohl wir uns noch mehr oder minder horizontal bewegten, stand uns in der prallen Sonne schon nach wenigen 100 Metern der Schweiss auf der Stirn. Aber es muss getan werden, was getan werden muss und daher „in die Wand“. Wobei man vielleicht einräumen muss, dass der Titel dieser Geschichte vielleicht ein klein wenig (und natürlich völlig unbeabsichtigt) reißerisch formuliert ist. Denn die knapp fünf Meter, die wir uns mehr (Papa) oder weniger (FF) mühsam den Fels hinaufwuchteten, zählen natürlich in keinster Weise als Besteigung. So kletterten wir vielleicht etwas am Berg, aber nicht auf den Berg (We climbed on El Capitan, we did not climb El Capitan), aber alles Wortklauberei, stolz waren wir dennoch und damit ein weiterer und letzter Meilenstein abgehakt ehe es auf die Autobahn in Richtung San Francisco International Airport ging.

    Auf dem Weg dorthin passierten wir Wegmarken, die schon ganz am Anfang unserer Reise standen, unser toller Abend in Tracy, die lange Wanderung an unserem Tag in San Francisco. Alles schon tausend Eindrücke, noch mehr Kilometer und doch noch keine zwei Monate her. Auch wenn ich diese Zeilen mal wieder mit deutlicher Verzögerung auf einer Terasse im Regenwald von Guatemala schreibe, ist der Abstand noch nicht groß genug, um alles einzuordnen. Fest steht lediglich, dass es eine besondere Art des Reisens war, die uns einiges abverlangte. Streng getaktetes Reisen mit strammem touristischem Rahmenprogramm war bis dato nie das unsere gewesen, doch durch die (gewollte) Vorgabe unseres Reiseveranstalters und die trotz des vermeintlich großzügigen Zeitfensters vom 16. März bis zum 6. Mai, das allerdings für die Fülle an Sehenswürdigkeiten die wir uns vorgenommen hatten, sahen wir uns zu unserem Besten gezwungen. Auch wenn es Stellen gab, an denen wir gerne noch etwas länger geblieben wären, war das genau richtig so oder vielmehr Anlass und Anreiz uns diesen Orten vielleicht irgendwann nochmal in unserer ureigenen Geschwindigkeit zu widmen.

    Ein Ort der dann sicherlich auf der Liste stünde ist San Francisco. Dank des Streiks des deutschen Flughafensicherheitspersonals hatten wir hier ja prompt auch einen Tag verloren. Doch heute sollten wir leider nicht (wie zuvor in Vancouver) in der Lage sein uns diesen Tag „zurückzuholen“. Das Hotel direkt am Flughafen und mit der Rückgabe des Autos und dem Einchecken zu viel an Programm um an diesem Abend noch einmal in die Stadt zu fahren.

    Stattdessen etwas Entschleunigung auf der Strecke und ein Abschiedsessen im Städtchen San Mateo, nur wenige Fahrminuten vor dem Ende unserer Strecke. Dorthin gelangten wir über die sehenswerte Hayward Bridge, allerdings dann auch der ersten gebührenpflichtigen Fahrstrecke während der gesamten Reise. Damit sollte ich mich später noch beschäftigen (18 USD, die von Hertz aber unbürokratisch abgebucht wurden). Ein, soweit wir schon befugt waren dies zu beurteilen, typisches kalifornisches Städtchen mit wuseliger Fußgängerzone in der Strassenbands spielten und sich ein Restaurant an das nächste reihte. Unseres hieß Pacific Catch und hatte ein ok-preisiges Angebot an koreanischen Rippchen, Sushi für FF und Hummer-Sandwich für Miss I. Ein schöner Abschluss und danach dann gleich in Richtung Flughafen. Dort die Trennung! Klingt allerdings dramatischer als es war, lediglich die Familie mit allem Gepäck am internationalen Terminal abgeworfen in der Hoffnung, dass wir bis ich den Wagen zurückgegeben hatte eingecheckt und unser Gepäck schon losgeworden seien.

    War dann nicht ganz so. Die Wagenrückgabe verlief reibungslos (will sagen ohne Kundenkontakt) und die Fahrt mit der Bahn zum Terminal ging auch recht schnell. Auch unsere Bordkarten konnten wir an dem Abend noch bekommen, lediglich unser Gepäck sollten wir nicht mehr loswerden, da unser Flug zwar morgens um 7 aber halt doch am nächsten Tag erst ging. Und das war für United nicht handhabbar. Daher dann mit Sack und Pack auf die Suche nach der Haltestelle für den Hotelbus begeben. Die 50 Minuten Wartezeit dank der freundlichen fehlerhaften Wegbeschreibung mehr laufend als wartend verbracht. Und irgendwann so gegen 10 dann im Hotel angekommen. Als letzte Handlung nochmal runter zur Rezeption, wo der Reiseführer für Central America schon auf uns wartete. Das freundliche Geschenk unserer Reiseveranstalterin für diesen folgenden Teil der Reise war eine schöne Überraschung und Einstimmung auf das, was uns in den nächsten knapp drei Monaten erwarten sollte, denn Zeit uns darauf vorzubereiten hatten wir bis dato nicht gefunden. Aber so viel sei schon mal gesagt: es sollte anders und spannend werden!

    Jetzt aber erstmal den Wecker auf 5:15 gestellt und ab in die Falle, allerdings nur mit wenig Aussicht auf Schlaf, da zu viel hinter uns und noch viel mehr vor uns lag!
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