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  • Day 2

    Etappe 1 - 52 KM von Oviedo nach Salas

    August 19, 2018 in Spain ⋅ 🌙 18 °C

    Heute gehts also los. Meine erste überhaupt-mal-länger-als-3-tage-radtour, Pilgerfahrt, kleine Spanienrundfahrt und außerdem letzte Woche der Ferien. Die Pilger"fahrt" ist übrigens geklärt, ne klar? Pilgern an sich, naja, ich bin nicht direkt gläubig. Christliche Werte, klar, aber jede Woche in die Kirche dann doch eher nicht. So nehmen wir die Pilgerfahrt auch eher als Anlass für eine schöne Radtour im Norden Spaniens, als eine spirituelle Erfahrung.
    Josef, von Beruf übrigens Schreiner, arbeitet in Barcelona und lebt schon seit 27 Jahren in Spanien, hat das Unternehmen perfekt vorbereitet: Er hat die Tour letzlich bei einem Reisebüro von Eroski gebucht: Die Übernachtungen sind komplett gebucht, dazu gerade Luxus: Überführung des Gepäcks zwischen den Hotels/Hostals. Und schließlich Rückfahrt mit dem Bus inkl. Radmitnahme nach Olviedo, da kann eigentlich nichts mehr schief gehen ;-)

    Wir fahren dann bei unerwartet frischen 13 Grad Morgens los. Nur zum Vergleich: In Barcelona sind es um die gleiche Uhrzet bereits 26 Grad, im Süden Spaniens, wo Josefs Mutter wohnt, werden es tagsüber auch schonmal deutlich über 40 Grad. Aber egal, ein paar Minuten in die Pedal getreten und es wird langsam warm. Leider noch starker Bodennebel, so dass wir die ersten KM von der Landschaft nichts mitbekommen. Zu allem Überfluss habe ich nach nur 7 KM bereits den ersten Platten. Ich hatte ein paar Tage vor der Tour eine längere Tour durch die Wälder gemacht, bin auch über ettlich Brombeerranken gerollt und hatte mich gefreut, was die Schläuche doch toll alles aushalten. Pustekuchhen, ich finde zwei Brombeerdornen im Hinterrad, die offenbar etwas Zeit gebraucht hatten, sich durch das Gummi zu arbeiten. Während wir den Schlauch wechseln klart es langsam auf und die Sonne kommt raus. Und gibt nach und nach einen fantastischen Blick auf die Landschaft frei, der mit Kilometer um Kilometer immer schöner wird. Ein eigenartiges Deja-Vu "sieht aus wie Deutschland / Österreich" überkommt uns beide immer wieder. Kühe mit Glocken, saftiges, grünes Gras, überhaupt eine überaus grüne Landschaft und sehr gepflegte Häuse mit teils riesigen, natürlich auch gepflegten Gärten, sind sehr ungewohnt, wenn man schon an Barcelona gewohnt ist. Einzig das Klima und die immer wieder auftauchenden Palmen und Feigen erinnern uns daran, dass wir in Spanien sind. Und die erhebliche Menge von Pilgern, allesamt zu Fuß unterwegs, ebenfalls.
    Josef wollte unebdingt vorab buchen. Ich war eher auf dem "kriegen wir mit booking.com alles während der Tour hin". Auf ihn zu hören, war die richige Entscheidung: August ist für die nördlichen Camino-Routen die Hauptreisezeit und wir können nun ganz entspannt durch die Landschaft reisen. Den Transport des Gepäcks übernimmt übrigens Correos (die Spanische Post), die einen speziellen Transportservice für Gepäck von Hotel zu Hotel hat.
    Wir schrauben uns knapp 25 KM südlich von der Atlantikküste derweil von Berg zu Berg. Die Höhenmeter werden sich am Ende des Tages auf 1400 saldiert haben - da haben wir diese Etappe total unterschätzt! Es geht eigentlich nur rauf oder runter, selten mal einfach ein Stück flach geradeaus. Zudem ist der Camino natürlich auf Wanderer ausgerichtet, verläuft also bspw. teils auf reinen Wanderwegen. Wir gelangen daher ständig an Stellen an denen wir schieben müssen, zu steil bergab, zu steil bergan, zu steinig, zu kurvig, zu matschig.
    Bei El Freisneu (einer der hunderte von Orten, die wir noch durchfahren werden und, die gefühlt zwischen 10 und 100 Einwohner haben) machen wir einen kleinen Abstecher zu einer Bar, 3 KM extra lassen sich angesichts des blauem Himmels, 26 Grad und der Aussicht auf ein kühles Radler verschmerzen.
    Nach knapp 40 KM sehen die Fahrräder aus wie, naja, Dreckferkel eben, diverse Abschnitte durch verschlammte Waldwege haben ihre Spuren hinterlassen. Josef schlägt bei Verdugos vor an eine Tankstelle zu fahren und mit dem Hochdruckreiniger die Räder zu säubern, eine super Idee - wäre da ein paar Kilometer später nicht wieder ein Waldstück mit extra viel Schlamm gekommen... Kurz vorher sind wir an einem klaren Fluss mit Badestellen vorbegekommen - und ich Idiot habe meine Badehose im Transfergepäck dabei! Den Fehler werde ich morgen nicht nochmal begehen.
    Die letzten Kilometer des Tages beschließen wir allerdings, nicht mehr auf dem Camino selbst, sondern der Landstraße nach Salas zu fahren: Ein erneutes Stück Wanderweg mit reichlich Schiebeeinlagen hat uns den letzten Nerv geraubt und so rollen wir schließlich mit 52 KM Tagesetappe ins Hotel ein. Rund 8 Stunden mit viel Pausen, Fotos, einer Bar. Der erste Gang geht zur Dusche, dann Klamotten waschen, Bar, Abendessen, Schlafen, Endlich. Salas ist ein nettes kleines Stätchen, aber das schauen wir uns ein andermal an ,-))
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