Bai-Dinh-Tempelkomplex
4. december, Vietnam ⋅ ☁️ 24 °C
Als letztes erkunden wir den bedeutendsten spirituellen Orte Vietnams, dem Bai-Dinh-Tempelkomplex bei Ninh Binh – eine Anlage, die auf beeindruckende Weise jahrtausendealte buddhistische Tradition mit moderner Monumentalarchitektur verbindet. Schon bei der Anfahrt wird uns klar, hier war ganz Großes geplant. Eine riesige Parkplatz-Anlage liegt brach, es verirren sich nur ganz wenige Touristen hierher, und dennoch müssen wir an einer mit drei Kontrolleuren besetzten Personenkontrolle vorbeifahren, damit wir unseren Roller kostenfrei parken können. Wir bekommen ein Parkticket mit unserem Kennzeichen und der Ankunfts-Uhrzeit (von Hand ausgefüllt versteht sich), das müssen wir beim Verlassen wieder abgeben. Das war’s dann auch schon. Es gibt verschiedene Eintrittsoptionen und wir entscheiden uns für Option 1 (das günstigste Ticket für umgerechnet 3,30 €) und Option 2 für fünf Euro, das auch zum Eintritt in die große Stupa berechtigt. Die Dame der Kasse meinte, dass wir mit 5-6 Stunden Laufzeit rechnen müssten, wenn wir nicht das teurere Ticket nehmen, bei dem wir zwischendurch immer wieder Shuttle Busse verwenden können. Das war reichlich übertrieben, denn am Ende haben wir fast alles gesehen und brauchen nur eineinviertel Stunden, allerdings ohne Pause und zuzüglich der An- und Rückfahrt mit dem E Shuttle, der jeweils alleine schon eine viertel Stunde dauert. Ob man die Anlage gesehen haben muss? Ich weiß es nicht, aber es sind wunderschöne Fotos und Reise-Erinnerungen entstanden, allerdings wirkt alles recht kühl und nüchtern. Ich glaube es fehlt die Authenzität.
Bai Dinh gilt heute als der größte buddhistische Tempelkomplex Vietnams und sogar als einer der größten Südostasiens. Die spirituelle Bedeutung von Bai Dinh reicht weit zurück. Schon im 11. Jahrhundert, zur Zeit der Ly-Dynastie, befand sich hier ein kleiner Bergtempel, der sogenannte alte Bai-Dinh-Tempel. Diese Dynastie war es auch, die den Buddhismus endgültig zur Staatsreligion erhob. Der Ort wurde bewusst gewählt, denn in der vietnamesischen Vorstellungswelt gelten Berge als Wohnorte der Geister und als Verbindung zwischen Himmel und Erde. In Höhlen und an Felswänden fanden Mönche meditative Rückzugsorte, und über Generationen hinweg entwickelte sich Bai Dinh zu einem wichtigen Zentrum des vietnamesischen Buddhismus.
Der heutige riesige Tempelkomplex ist jedoch weitgehend ein modernes Bauwerk, dessen Errichtung im Jahr 2003 begann. Er wurde bewusst so geplant, dass er an die große spirituelle Vergangenheit anknüpft, zugleich aber den Anspruch Vietnams widerspiegelt, seine religiöse Identität im 21. Jahrhundert sichtbar und selbstbewusst zu präsentieren. Dabei wurden traditionelle Baustile mit monumentalen Dimensionen kombiniert. Die gesamte Anlage erstreckt sich über mehrere hundert Hektar, eingebettet in eine grandiose Karstlandschaft mit Bergen, Seen und weitläufigen Innenhöfen.
Schon beim Betreten fällt die gewaltige Dimension der Anlage auf. Besonders berühmt ist der überdachte Arhat-Gang mit seinen 500 lebensgroßen steinernen Arhat-Statuen. Arhats sind im Buddhismus erleuchtete Schüler Buddhas, die das Nirwana bereits erreicht haben. Jede dieser Figuren besitzt ein individuelles Gesicht, eine eigene Haltung und einen eigenen Ausdruck – sie verkörpern unterschiedliche menschliche Charaktere, Tugenden und Schwächen und symbolisieren so den spirituellen Weg des Menschen.
Ein weiterer Höhepunkt ist die riesige bronzene Buddha-Statue in der Haupthalle, eine der größten Vietnams. Sie wiegt mehrere Tonnen und strahlt in ruhiger, majestätischer Gelassenheit. Auch die gigantische Glocke, die zu den größten des Landes zählt, spielt eine wichtige Rolle bei Zeremonien und erzeugt mit ihrem tiefen Klang eine besondere meditative Atmosphäre.
Der Bai-Dinh-Komplex ist aber nicht nur ein religiöser Ort, sondern auch ein national bedeutsamer Veranstaltungsort. Hier finden große buddhistische Feste statt, unter anderem das Vesakh-Fest, das an Geburt, Erleuchtung und Tod Buddhas erinnert. Zu diesen Anlässen strömen Hunderttausende von Gläubigen aus dem ganzen Land hierher, um zu beten, Opfer darzubringen und spirituellen Beistand zu suchen.Læs mere

























