• Von Couchsurfing zu Couchsurfing

    August 10, 2020 in New Zealand โ‹… โ›… 15 ยฐC

    Nun gehts für uns erstmal an die Küste nach Napier zu unserem ersten richtigen Couchsurfing in Neuseeland ๐Ÿ›‹ Napier liegt an der Ostküste und wir freuen uns schon auf mehrere Couchsurfing-Aufenthalte entlang der Küste.

    Zuerst geht es zu Andrew. Andrew ist gelernter Koch, 46 Jahre alt, hat einen Sohn, der bei seiner Mutter lebt und einen Hund ๐Ÿ™‹๐Ÿผ‍โ™‚๏ธ๐Ÿ™‹๐Ÿป ๐Ÿ• Andrew hat unzählige Male schon Couchsurfer beherbergt, dabei ist er noch gar nicht lange dabei und auch noch nie selber gesurft. Er ist ein sehr liebenswürdiger Gastgeber, der uns am Pizza-Sonntag sogar mit glutenfreier Pizza und selbst gebrautem Bier beköstigt ๐Ÿ• ๐Ÿบ Großartig! Wir schlendern am nächsten Tag durch Napier und entlang der Strandpromenade, gehen später am Fluss laufen und waschen unsere Wäsche. Ein absolut gelungener 2-tägiger Couchsurfing-Aufenthalt ๐Ÿ˜Š

    Die nächste Nacht schlafen wir wieder im Camper, im „Shithole of the East Coast“ (nach unserem vorherigen Host so genannt), Wairoa. Wir finden es gar nicht so schlecht und treffen am nächsten Morgen sogar Gott ๐Ÿ™‹๐Ÿป‍โ™€๏ธ ๐Ÿ˜… Gott ist eine Mittfünfzigerin, die mit ihrem Hund und einem riesigen Wohnmobil durch Neuseeland fährt und den Leuten erklärt, was für giftige gelbe Substanzen an die Strände der Ostküste gespült wird. #Verschwörungstheorie #BallaBalla #DasNenntManPollen ๐Ÿคฆ๐Ÿผ‍โ™€๏ธ๐Ÿคฆ๐Ÿผ‍ Vollends erleuchtet reisen wir weiter Richtung Gisborne. Wir spazieren und frühstücken am Strand, krackseln auf einen Berg und haben tiefgründige Gespräche. Ein richtiger Powertalk mit viel gegenseitigem Bestärken (in dieser/unserer unsicheren Zeit) ๐Ÿ’†๐Ÿผ‍โ™€๏ธ๐Ÿ’†๐Ÿผ‍โ™‚๏ธ Die nächste Bucht „Poverty Bay“ schreiten wir ebenfalls ab. Hier hatten einst die Seefahrer um James Cook ein Missverständnis mit den einheimischen Maoris. Der eine wank dem anderen freundlich zu, der andere hat gedacht er kriegt eine Kampfansage und naja wie es dann halt so läuft… am Ende gab es ein paar Tote und die Seefahrer mussten ohne Proviant wieder lossegeln. Daher der Name ๐Ÿคท๐Ÿผ‍โ™€๏ธ๐Ÿคท๐Ÿผ‍โ™‚๏ธ

    In Gisborne wartet schon Gary auf uns ๐Ÿ™‹๐Ÿผ‍โ™‚๏ธ Wir haben ihm ein gemeinsames Abendessen versprochen, ein urdeutsches veganes Curry. Er lehnt dankend ab, holt sich seine fleischige Curry-Variante und wir essen gemeinsam ๐Ÿ› Gary ist ledig, 47, sehr nett, liebt Deutschland und ist ein absoluter Waffen-/Kriegsfanatiker. Sein alter Kumpel Wolfgang, um den er sich krankheitshalber in Australien gekümmert hatte, vererbte ihm sein 700.000 Euro teures Haus ๐Ÿ˜ฑ ๐Ÿ  Mit diesem Geld ist er ziemlich wohlhabend nach Neuseeland wieder zurückgekehrt, beherbergt seitdem ausschließlich deutsche Couchsurfer und kauft und bastelt an alten Weltkriegswaffen und -autos rum ๐Ÿ”ซ๐Ÿงจ๐Ÿš Er hat ein beeindruckendes Arsenal. Irgendwie ein komisches Hobby, aber vielleicht mit dem neuseeländischen Hintergrund und der Geschichte um Wolfgang (war übrigens in der deutschen Luftwaffe), besser einzuordnen ๐Ÿ˜ฌ Aus dieser bizarren Erfahrung werden wir durch eine Alarm-SMS rausgerissen, geschickt von der neuseeländischen Regierung, mit der Ankündigung, dass die Ausgangsbeschränkungen wieder forciert werden, vor allem in Auckland โ˜น๏ธ Neuseeland hat wieder über 20 Corona-Fälle und droht mit weiteren Lockdown-Maßnahmen wenn die Zahl steigt… ๐Ÿฅบ Uns wird ein wenig Bange. Ein weiteres Boot, bei dem wir spekuliert hatten über Fiji bis nach Hawaii zu segeln, sagt uns darauf ab ๐Ÿคฌ

    Wir fahren am nächsten Tag zum östlichsten Punkt Neuseelands, dem East Cape. So einen dollen und peitschenden Wind haben wir noch nicht erlebt, als wir die für Autos gesperrte Straße entlang laufen (im 45 Grad-Winkel nach vorn geneigt) ๐ŸŒฌ๐Ÿ’จ๐Ÿ’ฆ Den Leuchtturm gönnen wir uns trotzdem. Ein paar verrückte Fahrradtouristen schleppen sogar ihre Drahtesel die 300 Stufen hinauf, um oben ein Selfi zu machen ๐Ÿ˜† ๐Ÿšฒ Wir sehen, wie sie ihre Fahrräder auf einen Autoanhänger packen, als wir wieder bei unserem Auto sind. Welch ein Betrug! Empört reisen wir ab und schlängeln uns die nächsten knapp 3 Stunden entlang der Küstenstraße ๐Ÿ›ฃ Die Tanknadel wiegt im Schaukeln der Kurven und Berge bedenklich ins Rote. Es gibt Hunderte Kilometer an der Ostküste keine Tankstelle โ›ฝ๏ธ Kein Wunder, warum die Touris am Leuchtturm ihre Fahrräder mit dem Auto (zum Prahlen und zur Sicherheit) mitnahmen ๐Ÿ˜…

    Wir kommen etwas verspätet bei unserem nächsten Couchsurfing-Gastgeber in Opotiki an: Sian und Leonard mit den Kids Hine-i-pikitia-ki-te-rangi (Piki) und Tairawhiti (Tai) empfangen uns ๐Ÿ‘จ‍๐Ÿ‘ฉ‍๐Ÿ‘ง‍๐Ÿ‘ฆ Wir bekommen ein riesiges Zimmer, unterhalten uns nett und gehen zeitig Richtung Bett. Viel Vertrauen ist auch hier wieder, da wir am nächsten Morgen das komplette Haus für uns haben. Wir nutzen es aus, klauen alles Wertvolle und düsen schnell los ๐Ÿฆน๐Ÿผ‍โ™€๏ธ๐Ÿฆน๐Ÿผ‍โ™‚๏ธ Scherz, wir stehen auf, machen Yoga, freunden uns mit der Nachbarin an und essen in der strahlenden Sonne mit dem unerzogenen Hund Frühstück ๐Ÿฅž Jetzt sind wir bereit für das Stadtzentrum, oder vielleicht auch nicht ๐Ÿ˜ฎ Im Zentrum Opotikis sehen wir einige ähnlich gekleidete Asoziale, bis wir begreifen, dass gerade im Gericht ein Prozess gegen ein Gangmitglied stattfindet. Als dieser vorbei ist, ist der Ort nur noch normal schäbig, wie erschreckend viele ländliche Kleinstädte in Neuseeland ๐Ÿ˜‘ Die Leute sind aber nett und freundlich und das ist das Wichtigste für uns Vagabunden. Wir gehen durch die Stadt und die Felder spazieren ๐Ÿšถ‍โ™‚๏ธ๐Ÿšถ๐Ÿผ‍โ™€๏ธ Als wir zu einem Wanderweg fahren, sehen wir ein frisch geborenes Kalb ๐Ÿ˜ Jessy ist aus dem Häuschen, Philipp jedoch kommt mit seinem entzündeten Finger gegen einen das Lenkrad und krümmt sich vor Schmerzen ๐Ÿ˜– Der Zeigefinger hat schon ein paar Tage Probleme bereitet, ist feuerrot und doppelt so groß wie normal. Endlich genug Schmerz und Grund, um auf Jessys Bitten zu hören, endlich zum Arzt zu gehen! Im örtlichen Ärztehaus ๐Ÿฅ wird eine bakterielle Entzündung wahrscheinlich durch Schimmelpilze diagnostiziert und Antibiotikum verschrieben ๐Ÿฆ  Woher kommen die Schimmelpilze? Von den ach so tollen Deals beim Obsthändler. Die vorher beschrieben Deals haben nämlich auch immer ein paar nicht mehr ganz frische Dinge dabei. Beim täglichen Vorbereiten des Frühstücks von Philipp, wurde wohl eine überreife Orange zu viel gepult. ๐Ÿ˜’ Abgesehen von den Schmerzen, eine ernüchternde Information, aber dafür Gewissheit. Eine Probe wird zur Sicherheit ins Labor geschickt, ob das Antibiotikum zur Behandlung des Bakteriums passt ๐Ÿงซ

    Abends treffen wir auf unseren nächsten Gastgeber in Opotiki: Grant ๐Ÿ™‹๐Ÿป‍โ™‚๏ธ Er empfängt uns sehr nett, ist gerade beim Renovieren seines Strandhauses ๐Ÿ und wohnt 2 km weiter auf einer Avocado-Farm ๐Ÿฅ‘ Er ist 66, alleinstehend, hat 3 Töchter von 3 verschiedenen Frauen und 3 Enkelkinder, deren Alter er aber nicht so genau weiß ๐Ÿ™†๐Ÿป‍โ™‚๏ธ Sein Hund Buddley leistet ihm Gesellschaft, sowie die unzähligen Spinnen und Kakerlaken in seinem Haus. Wir haben tolle Gespräche, kochen Essen und helfen ihm am nächsten Tag beim Renovieren und entschließen uns noch eine Nacht dranzuhängen ๐Ÿ˜ƒ Die Feuerwehr-/ Pole Dance-Stange in seinem Haus hat es uns angetan. Mit der beiderseitigen Hoffnung/ Bitte sich bald wiederzusehen, reisen wir am nächsten Tag Richtung Ohope Beach ab.

    Wunderschöner, breiter Strand, an dem wir einen neuen Freedom Camping-Spot entdecken, der noch nicht in unserer allwissenden App verzeichnet ist. Das ganze Eastland, ab Opotiki wirkt absolut unterentwickelt, verglichen mit den gentrifizierten Ortschaften der Bay of Plenty, die wir jetzt sehen ๐Ÿš Wir fahren weiter entlang der Küste zum Couchsurfing bei Ant in Tauranga. Wir überlegen uns beim Strandspaziergang, dass uns vielleicht auch ein wenig mehr Abstand mal gut tun würde, also Jessy ins Yoga-Retreat und Philipp zu Grant für 2-3 Wochen gehen sollte ๐Ÿ˜ถ Eine höhere Macht hatte anscheinend etwas dagegen und wir bekamen eine vorläufige Absage vom Yoga-Retreat und fragten nun beide bei Grant für einen Workaway-Platz an. Grant war hellauf begeistert, hatte er es uns doch mehrere Male nahe gelegt.

    Wir fahren aber zunächst über Te Puke, der Kiwi-Hauptstadt Neuseelands und vorbei an tollen Stränden zu Ant nach Tauranga ๐Ÿ™‹๐Ÿผ‍โ™‚๏ธ Wir kommen mal pünktlich an, werden aber über 1 Stunde von Ant versetzt ๐Ÿ˜… Karma! Wir können ihn nicht erreichen. Witzigerweise, hat er einen Service beauftragt, der seine Anrufe entgegen nimmt, uns aber auch nicht weiterhelfen kann. Wir gehen also weiter am Strand spazieren, wie auch Dutzende andere, vorbei an super teuren und eng aneinander stehender Prachtbauten ๐Ÿ› Eine völlig andere Welt, verglichen mit Opotiki. Ant, eigentlich Anthony, kommt dann doch irgendwann und empfängt uns freudig. Er scheint etwas durch den Wind zu sein. Später erzählt er uns, dass er vor 6 Jahren einen Burnout hatte und seitdem auch nicht mehr gearbeitet hat ๐Ÿคฏ Er ist jetzt 39, hat eine Katze, eine Mitbewohnerin aus Litauen und startet ganz langsam wieder mit einem Job. Wir haben für ihn gekocht, Kürbissuppe, und unterhalten uns sehr tiefgründig beim Dinner. Sichtlich ergriffen verschwindet er recht plötzlich vom Tisch und geht ins Bett ๐Ÿ˜• Wir verbringen am nächsten Tag viel Zeit zu Hause, nachdem wir den Strand hoch und runter gejoggt sind ๐Ÿƒ๐Ÿผ‍โ™€๏ธ und machen etwas Büroarbeit ๐Ÿ‘จ‍๐Ÿ’ป Der Mount Maunganui wird uns zur Sonnenaufgangs-Wanderung von Ant empfohlen, was wir uns auch vornehmen. In aller Frühe um 6:15 Uhr โฐ tapern wir also den Berg rauf, wie gefühlt, halb Tauranga, und das an einem leicht verregneten Wochentag. Respekt! Es hat auch Spaß gemacht ๐ŸŒ… Wieder zurück bei Ant, gibt es Frühstück und wir packen unsere Sachen zusammen. Es geht für 2 Wochen zu Grant. Auf dem Weg machen wir nochmal Halt im Ärztehaus ๐Ÿฅ Die nette Krankenschwester von vor einer Woche, meckert über ihren verzögerten Feierabend, zupft dann aber die Hautlappen ab, drückt ein wenig am Finger rum und entlässt Philipp mit einem schmerzenden, aber guten Gefühl Richtung Feierabend und zu Grant ๐Ÿ˜Š
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