• Kasbahs bei Ouarzazate

    12 mei, Marokko ⋅ 🌙 20 °C

    Als Kasbah werden in Marokko Gebäude bezeichnet, die aus Stein und Lehm gebaut wurden, in der Regel vier Türme haben, mehrstöckig sind und meist von einer reichen Familie bewohnt wurden bzw. Regierungssitze waren. Am ehesten vergleichbar sind diese mit unseren Burgen. Ksars dagegen sind zwar auch Bauten aus Stein und Lehm, beherbergen allerdings eine größere Anzahl von Familien bzw. eine Sippe. Vergleichbar mit Deutschland wäre das ein befestigtes Dorf.
    Durch Witterungseinflüsse und Änderung der Lebensgewohnheiten verfallen heutzutage viele Kasbahs. Nur wenige werden aufwändig restauriert oder sogar von reichen Menschen neu aufgebaut. Oftmals sind diese dann allerdings nicht mehr ganz traditionell nur aus Stein und Lehm gebaut, sondern werden auch unter Verwendung von Beton hergestellt.
    Nach einer flotten Fahrt auf sehr gut ausgebauter Strecke erreichten wir die Kasbah Amridil in Skoura. Wir waren vor dem Touristenansturm da und konnten deshalb die Kasbah zusammen mit einem Führer ungestört erkunden. Dieser nahm uns während der Führung auf einen Ausflug in die Vergangenheit mit und erklärte uns die Bauweise einer Kasbah, die Zweckbestimmung der verschiedenen Räume, die Handhabung der ausgestellten Gerätschaften sowie einiges zum damaligen Leben. Interessanterweise wurden zum Beispiel die vielen kleinen schmalen Löcher in den Wänden nicht, wie von uns vermutet, als Schießscharten verwendet, sondern dienten der Lüftung der Räume. Aber genauso wie bei unseren Burgen befanden sich im Inneren der Kasbah die eigentlichen Wohnräume des Besitzers. Sehr beeindruckt hat uns, dass man nur mit Steinen und Lehm auf bis zu vier Stockwerke hoch bauen konnte.
    Direkt neben dieser Kasbah befindet sich eine gleich alte Kasbah, die allerdings unter staatlicher Aufsicht steht. Diese wurde mit einem anderen Anspruch restauriert. Hier sollte ein bisschen die vergangene Pracht dargestellt werden. So war zum Beispiel der Boden im Erdgeschoss komplett gefliest, während bei der Kasbah nebenan der Boden aus gestampftem Lehm bestand. Auch waren die Türme dieser Kasbah höher als die bei der Nachbarkasbah, weshalb wir von hier einen besseren Blick in die Landschaft hatten. Faszinierend an beiden Bauten war die wunderbare Kühle, die wir in den Räumen spürten, obwohl draußen über 30° Temperatur herrschte.
    Nachdem wir genug gesehen hatten, fuhren wir weiter Richtung Ouarzazate.
    In Ouarzazate angekommen, besichtigten wir die Kasbah Taourirt. Der Parkplatzwächter vermittelte uns gleich einen deutschsprachigen Führer, der uns über eine Stunde lang durch das riesige Gelände der Kasbah führte. Im Gegensatz zur zuletzt besichtigten Kasbah bestand diese aus mehreren Wohngebäuden, um den Händlern von Karawanen, die hier regelmäßig ankamen, Platz zu bieten. Auch gab es hier die Unterschiede zwischen dem arabischen Baustil (die Decken waren aus Holz gefertigt) und dem Berberbaustil (die Decken sind aus Schilf gefertigt) zu sehen. Daneben unterscheiden sich die beiden Baustile in der Form der Türen und Fenster. Auch waren in dieser Kasbah viele der Fußböden mit Fliesen bedeckt, was den Reichtum des Besitzers zur Schau stellen sollte. Des Weiteren wurde eine Kanone ausgestellt, die 1880 ihren Weg von Deutschland hierher gefunden hatte. Von den Terrassen der verschiedenen Gebäude hatten wir einen tollen Überblick über die Stadt und die Umgebung von Ouarzazate.
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