Satellite
  • Day 7

    Thingvellir Nationalpark

    January 19, 2020 in Iceland ⋅ 🌧 3 °C

    Weiter gehts nach Thingvellir. Ursprünglich handelt es sich um eine altisländische Thingstätte. Über 900 Jahre (930 bis 1789) war hier der Regierungssitz und die Volksversammlung. Die Gegend ist seit 1928 als Nationalpark deklariert und damit Islands ältester.
    Wir fahren bis es nicht mehr weitergeht, da die Straße am Thingvallavatn, dem großen See des Nationalparks, endet. Das Ufer ist leicht angefroren, die oberste Schicht besteht aus Millionen von kleinen Eisschollen, die bei jeder Welle klimpern und sogar bei größeren Wellen darauf surfen.
    Eigentlich wollen wir von hier zu den fünf weiß getünchten, spitzgiebeligen Häusern fahren, stellen dann aber fest, dass dort nur ein Fußweg hinführt. Auf der Suche nach einer Wendemöglichkeit landen wir an der Sifra-Spalte. Prima, da wollten wir eh auch hin. Die Spalte entstand durch das Auseinanderdriften der nordamerikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte, welche genau hier im Thingvellir Nationalpark aufeinandertreffen. Sie liegt 63m unter dem Meeresspiegel und verbreitert sich jährlich um 7 - 20mm. Gespeist wird sie vom 50km entfernten Langjökull. Für diese Strecke braucht das im Gestein versickerte Wasser 30-100 Jahre. Dabei wird es gereinigt und von allen Schwebstoffen befreit. Das Wasser in der Silfra-Spalte zählt deshalb zum klarsten weltweit und bietet bis zu 100 m Unterwassersicht. Hier kann man ganzjährig Schnorcheln und Tauchen. Doch das Wasser ist mit 2-4 °C eiskalt, daher verzichten wir auf diesen Spaß und sehen heute auch niemand anderes, der dies macht.
    Danach fahren wir zurück auf den Parkplatz, wo wir schon vorher waren und laufen zu besagten Häusern und der kleinen Kirche. Vier der fünf Häuser werden als Sommerresidenz vom isländischen Premierminister genutzt, das fünfte dient als Wohnsitz für den Manager des Parks und für den Pfarrer der Kirche.
    Wir stellen fest, dass man von hier auch alle wichtigen Punkte des Nationalparks erlaufen kann. Auf der Karte sahen die Entfernungen deutlich größer aus. So machen wir uns auf den - teilweise sehr vereisten Weg - zum Öxarárfoss, einen weiteren Wasserfall und dann weiter die Almannagjá hinauf, zu deutsch Allmännerschlucht. Wer sich hier breitbeinig über einen der Risse auf dem Weg stellt, kann behaupten, mit einem Bein auf dem amerikanischen und mit einem Bein auf dem europäischen Kontinent zu stehen. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Geologisch zwar nicht ganz richtig, denn tatsächlich gehört die Almannagjá zu Nordamerika und die 5 km entfernte Hrafnagjá (nagjá bedeutet Schlucht) zu Europa, aber so genau wollen wir es nicht nehmen.
    Auf dem Weg ereilt uns ein ordentlicher Schauer, aber zum Glück sind wir ganz gut angezogen, auch wenn es heute mit 7 Grad deutlich wärmer ist als gestern. Andere, die uns entgegenkommen, sind da mit Turnschuhen und Jogginghose deutlich schlechter dran.
    Am Ende der Schlucht kommen wir am Besucherzentrum an. Hier wimmelt es geradezu von Besuchern, während wir bis dahin nur wenige andere Menschen getroffen haben. Wahrscheinlich laufen die meisten nur die paar Schritte vom Parkplatz zur Aussichtsplattform und wieder zurück. Naja, wir haben auf jeden Fall einen schönen 1,5 stündigen Spaziergang gemacht und machen uns nun auf den kurzen aber durchaus abenteuerlichen weil glatten Abstieg zu unserem Auto.
    Read more