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  • Day 4

    Die verbrannte Stadt

    December 2, 2019 in Thailand ⋅ ☀️ 30 °C

    Heute morgen ging es dann mit einem Minivan nach Attuyata. Das ist die alte, im 18. Jahrhundert zerstörte, Hauptstadt von Thailand oder wie es da noch hiess Siam. Mit im Van war auch eine Frau aus Bochum mit Ihrer Mutter als ich offenbarte, dass ich auch deutsch spreche kam die Mutter gar nicht mehr aus dem Plaudern heraus. Als der Van aus Bangkok herausfuhr und langsam wieder Natur zu erblicken war wurde mir langsam klar: Jetzt geht's langsam richtig los. Dieses Mega-City-Feeling ist nicht, wofür ich hergekommen bin.

    Heute leben kaum noch Menschen in Attuyata. Gerade mal 50.000 Menschen, das ist nur ein Drittel von Darmstadt und das, obwohl es direkt neben einer der größten Städte der Welt (15 Millionen Einwohner) liegt. Absurd. Ich glaube die Fläche, die von Ruinen bedeckt ist, ist deutlich größer als die, auf der Menschen leben.

    In Attuyata beziehungsweise schon auf dem Weg dahin begrüßte mich Mary, meine neue Gastgeberin dann auch schon über WhatsApp und erklärte wo ich genau von der Minivanstation aus hin muss. Dort angekommen zeigte sie mir kurz mal alles. Man kommt in so einen Innenhof wo Marys tatöwierter Mann gerade an einem Automotor herumschraubt. Dann führt sie einen nach oben und zeigt die schönen mit Holz vertäfeltenen Gänge und eben die Zimmer (diesmal mit Klimaanlage yeeeh!)

    Generell alles sehr schön und lässig aufgemacht. Die Zimmer sind spartanisch aber sauber und die Matratze bequem: Alles was ich brauche. Während sie mir das Zimmer zeigt bietet sie freundlich und unaufdringlich an, dass sie mir wenn ich mich eingerichtet habe gerne ein paar Sachen empfehlen kann. Das mache ich dann auch und Mary gibt mir für 50 Baht (1,80€) ein altes klappriges Rad, mit dem ich die Ruinenstadt erkunden kann. Außerdem organisiert sie für 200 (6€) eine Bootsfahrt mittels der man die etwas schlechter erreichbaren Ruinen besuchen und den Sonnenuntergang beobachten kann. Abholung am Gasthaus per Tuk Tuk ist auch mit dabei.

    Und so habe ich viel Spaß mit dem Drahtesel durch die Gegend zu düsen: Die perfekte Art sich trotzt der Blasen fortzubewegen. An einem der Tempel treffe ich einen Düsseldorfer, der heute Nacht den Zug nach Chiang Mai nimmt. Da ich da ja auch hin will tauscht man mal Nummern aus mit der Option dann was zusammen zu machen.

    Die Bootstour war ihr Geld echt wert. Nicht nur, dass die Tempel atemberaubend sind und eine Bootstour immer lustig ist, man kommt auch noch mal ein paar Leuten zusammen. In dem Fall ein Holländer der auch aus Marys Gasthaus dabei war. Mit dem konnte ich mich gut über die Ruinen unterhalten und ihm ein paar Sachen erzählen, die ich schon im großen Palast von Bangkok gelernt hatte. So hat er zum Beispiel darüber gerätselt, warum die Ruinen so schwarz verrucht sind.
    Das liegt an der erwähnten Eroberung Attuyatas durch die Birmanesen im 18. Jahrhundert. Nach der Eroberung der Stadt wurde die Schätze, die tragbar waren mitgenommen und der Rest den Flammen übergeben. Selbst Massive Goldstatuen wurden mit solch starkem Feuer behandelt, dass sie schmolzen. Daher kommt auch die heute niedrige Bevölkerungsanzahl: Nach der Eroberung blieben kaum noch Menschen übrig. Und anstatt die Stadt wieder aufzubauen hat man eine neue Hauptstadt errichtet: Krung Thep oder wie wir Europäer sie nennen: Bangkok.

    Nach der ganzen Bootsfahrerei wurde es dann mal Zeit, zu überlegen wie es morgen. weitergeht. Am liebsten würde ich das Gasthaus ja mitnehmen. Mach viel grübeleien und dem studieren von Zugplänen habe ich nun für morgen einen Flug nach Chiang Mai gebucht. Die Anbindungen sind einfach nicht so toll und vor allem muss man einen Schlafplatz im Nachtzug ausreichen früh buchen, ansonsten sind diese vergriffen. Da ich meine Zeit nicht mit einer 12 Stunden Zug oder Vanfahrt verschwenden will ist es nun also der Flug. Er geht morgen um 13:00 ich muss aber ntocb schauen, wie ich zum Flughafen komme. Theoretisch fährt ein Zug direkt dahin aber 2. Klasse Tickets gibt es natürlich wieder keine mehr. Ich werde morgen Mary fragen, die kann mir bestimmt weiterhelfen. Zur Not fahre ich eben 3. Klasse Zug.

    Nach der ganzen Templerei und Planung für morgen wollte ich dann noch etwas essen. Nicht weil ich Kohldampf gehabt hätte sodern einfach weil ich das Gefühl hatte es sollte m wieder Zeit sein. Das Hungergefühl scheint mir hier stark gedrosselt zu sein und das obwohl ich ja auch sehr aktiv bin. In Deutschland würde mein Magen schon lange durchhängen aber hier ist es so komisch warm dass ich nicht wirklich Hunger bekomme. Jedenfalls musste ich dann festsellen, dass hier fast alle Restaurants schon um 21 Uhr schließen und ich wollte meine Suche schon fast abbrechen und in einen 7Eleven Kiosk gehen und irgendeinen Snack einwerfen als ich laute Musik vernahm. Oder zumindest das was rauskommt wenn eine asiatische Band Rockmusik ihren eigenen Touch geben will. Ich dachte mir also: Letzte Chance und rein da. Das Restaurant ist gut gefüllt mit Einheimischen. Hier muss sich wohl die Jugend des Ortes treffen. Der Kellner reicht mir die Karte und sie ist natürlich nur auf Thai. Klar, hier verirrt sich sonst wohl kein Tourist hin. Also zeige ich auf ein Bild und frage, ob das mit Seafood sei (meine größte Sorge ist noch immer irgendwann irgend so eine komische vergärte Fischsuppe oder sowas zu bestellen). Der Kellner sagt mir dann er könne extra für mich etwas mit Chicken machen. Als das Gericht dann kam wurde mir klar, dass der Kellner bei mir wohl überhauptkein Risiko eingehen wollte und mir so einen komischen Nudel-Gemüse-Hähnchenmix mit überzuckerter Süß-Sauer-Soße, die es bei uns in Deutschland so in jedem China-Imbiss gibt hat machen lassen. Ja das wird wohl niemand angeekelt wegstellen aber ein Genuss ist es auch nicht. Trotzdem war ich ganz zufrieden noch etwas gefunden zu haben wo ich sitzen, Musik hören, Tagebuch schreiben und Einhheimische beobachten konnte. Jetzt freue ich mich noch auf mein klimatisiertes Zimmer und morgen wird wieder ein voller Tag. Diesmal will ich kein Zimmer vorab buchen sondern mal sehen, wie es ist von Hostel zu Host zu ziehen und direkt nach einem Zimmer zu fragen. Auch werde ich jetzt vielleicht wirklich mal einen Schlafsaal ausprobieren.
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