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  • Day 12

    Mit Kajaks nach Mae Hong Son

    December 10, 2019 in Thailand ⋅ ☀️ 19 °C

    Den Fußmarsch hatte ich also bis hier her gut überstanden. Ich konnte zwar mal wieder kaum noch laufen aber das lag diesmal am Muskelkater in Ober- und Unterschenkeln. Das ist okay. Blasen habe ich, seit ich bei Decathlon in Chiang Mai gute Wandersocken gekauft habe, gar keine mehr bekommen. Auch in den Schuhen nicht, die am Anfang so Probleme gemacht haben. Tatsächlich habe ich die während des Trekkings fast ausschließlich getragen. Das sind so Lederlaufschuhe von Ecco, die ich in Berlin noch extra gekauft hatte. Sie schienen mir ein guter Kompromiss aus stabilem Schuhwerk, dass aber gleichzeitig nicht so heiss ist wie Wanderachuhe zu sein. Gut dass sich die Investition jetzt doch noch gelohnt hat, die waren nämlich nicht billig 😅. B im Kajaken heute würde ich dann die Trekkingsandalen nutzen können. Die habe ich dank der guten Socken bisher doch nicht mehr gebraucht gehabt. Aber zum Kajaken brauche ich sie auf jeden Fall.

    Heute ging es erst recht spät los: Gegen 11:30. Morgens ist es noch immer sehr kalt und es wird erst besser, wenn die Sonne raus kommt. Zwei Neuseeländerinnen, Mutter und Tochter, kamen noch zum Kajaken dazu. Es waren Zweierkajaks. Die beiden Neuseeländerinnen. fuhren jeweils mit einem Guide in einem Boot. Die Amerikaner fuhren zusammen und so hatte ich ein Boot für mich allein.

    Obwohl ich noch nie Kajak gefahren war, war das ganze recht intuitiv. Am Anfang versuchte ich allerdings zu kräftig zu paddeln und so drehte sich das Kajak stark nach links und rechts. Erst mit der Zeit fand ich eine gute Technik und Rhythmus um gut vorwärts zu kommen und gleichzeitig nicht zu starke Schlangenlinien zu fahren.

    Am Anfang war das Wasser auch noch recht ruhig. Aber die Stromschnellen wurden immer schneller und gespickt mit immer mehr Felsen. An manchen Stromschnellen musste man sogar einen Slalom um die Felsen herum bewältigen. Glücklicherweise hat man aber ziemlich viel Kontrolle über das Boot und so ging es in den allermeisten Fällen mit viel Körpereinsatz dann doch problemlos. Das häufigste Problem waren Felsen die knapp unter der Oberfläche lauerten und die man daher in einer Stromschnelle, wo das Wasser überall wild brausend fliesst, nicht sehen konnte. Meistens glitt man einfach darüber hinweg. Diese aufblasbaren Kajaks halten einiges aus. Manchmal blieb man aber auch darauf hängen. Dann musste man durch hin- und herachaukeln versuchen von dem Stein herunter zu kommen. Einmal half mir aber auch das nicht weiter. Hilflos schaukelte ich hin und her aber ich kam einfach nicht vom Stein herunter. Schliesslich kam mir die Idee auf den anderen Sitzplatz zu klettern und von da aus konnte ich das Kajak dann befreien. Dieser Trick sollte mir noch ein oder zweimal nützlich werden.

    Und so paddelten wir stundenlang den Park-Fluss hinab. Umringt von Eindrucksvollem Gebirge und Dschungel. Eine unserer wenigen Pausen verbrachten wir an einer heißen Quelle, die von Ufernähe direkt in den kalten Fluss mündete. An einer anderen Stelle mündete ein anderer Fluss in den Pai. Ein Stückchen verliefen die Flüsse fast Parallel und die Erde dazwischen war mit Mangroven bewachsen. Das Wasser ses anderen Flusses lief an dieser Stelle aus dem Flussbett heraus durch die Bäume direkt in den Pai, was ein fantastisches Bild ergab.

    Insgesamt war die Fahrt sehr anstrengend für mich, da ich alleine mit lauter Zweierbooten mithalten musste. Zu zweit kann man sich abwechseln und so auch mal eine Pause machen. Ich hingegen musste pausenlos Paddeln um nicht komplett den Anschluss zu verlieren.

    Später wandelte sich das Flussbett dann sehr stark. Wo das Ufer vorher seicht in den Dschungel überging säumten nun hohe Felsen das Ufer. Das Wasser wurde noch wilder und wo der Fluss vorher nur ein seichtes, kaum wahrnehmbares Gefälle nahm, sah man nun deutlich, wie der Fluss bergab floss.

    So geschah es dann auch, dass ich zu schnell in eine der Kurven kam und einen der Felsen seitlich rammte, wodurch das Kajak ein Stück den Fels hochgleitete um dann zur Seite umzufallen. Ich fiel ins kalte Wasser, mein Paddel fest umklammert schaffte ich es auch das Boot festzuhalten. Zunächst steckte ich mit dem Boot am Felsen fest und hatte trotz Rettungsweste mühe über Wasser zu bleiben. Irgendwie musste ich das Boot losbekommen oder es loslassen und mich flussabwärts treiben lassen, wo mich jemand am Paddel packen und aus dem Wasser ziehen könnte. Ich schaffte es aber das Boot aus seiner Verklemmung zu befreien. Mit den Füßen leicht angewinkelt vorann glitt ich so den Fluss hinab. Boot in der einen Hand, Paddel in der anderen. Ich schaffte es in einen Bereich in Ufernähe zu treiben, in dem das Wasser fast still Stand. Dort konnte ich gefahrlos aufstehen, das Boot umdrehen und wieder an Bord klettern.

    Klitschnass paddelte ich weiter bis ans Ende der Stromschnelle wo die anderen bereits darauf warteten mich aus dem Wasser zu ziehen. Die Dauer des Abrisses des Blickkontaktes hatte klar gemacht, das irgendwas nicht stimmte.

    Der Rest der Fahrt verging ereignislos. Am Ende der Fahrt kamen wir durchgefroren in einem Naturschutzgebiet in der Nähe von Mae Hong Son an.
    Dort konnten wir kurz (kalt) duschen und uns frische Sachen anziehen, bevor wir der umgebaute Pick-Up uns zurück nach Pai bringen würde. Auf etwa einem Drittel der Strecke sammelten wir dann auch die Leute von der Trekking Gruppe ein. Alle waren sichtbar erschöpft. Der eine Amerikaner hatte noch eine Flasche Thailändischen Rum dabei, den er immer wieder im Wagen rumgehen liess bis diese dann auch leer war. In Pai angekommen war es bereits dunkel. Wir holten alle unsere Sachen im Büro von Pai Adventures ab und tauschten noch Mailadressen aus um ein paar Fotos auszutauschen.

    Eigentlich wollte ich noch etwas essen Aber ich ging dann direkt ins Hostel und schlief sehr bald völlig erschöpft ein. Immerhin gab es eine einigermaßen weiche Matratze aber keine Heizung. Entsprechend war es wieder keine sonderlich warme Nacht aber zumindest war es einigermaßen bequem.
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