Satellite
Show on map
  • Day 4

    Wanderung Valbona nach Theth

    May 24, 2021 in Albania ⋅ ⛅ 13 °C

    Morgen um 07:00 Uhr sind wir bereit und warten auf Eric (Mitarbeiter aus unserem Guesthouse), der uns zum Startpunkt des Wanderwegs hinfahren soll. Er kommt 20 Minuten später und sieht hundemüde aus. Er hatte die letzte Tage und Nächte durchgearbeitet, weil er sich alleine um die Gäste kümmern musste. Er gibt uns noch die letzten Hinweise wo wir den alternativen Weg nehmen müssen und wünscht uns viel Glück.

    Maria und Frankie wandern mit uns. Der erste Teil der Wanderung ist bilderschön und führt uns durch das malerische Valbona Tal. An einer Stelle ist der Fluß zu breit und tief. Wir ziehen unsere Schuhe aus und laufen schnell durch das eiskalte Wasser auf die andere Seite. Nach etwa einer Stunde fangen wir an zu steigen. Der Weg ist gut markiert und bietet atemberaubende Ausblicke.

    Kurz bevor wir Simoni Café (eine verlassene Hütte aus Holz) erreichen, verschwindet der Wanderweg unterm Schnee. Unsere Wanderschuhe sind bald klatsch nass. Ich habe das Gefühl, dass meine Füße schwimmen. An der Hütte machen wir die erste Pause und warten auf Frankie und Marie. Sie sind viel langsamer und machen alle 10 Schritte ein Foto. Frankie trägt einen schweren Rucksack mit seiner Kamera Ausrüstung und muss zusätzlich die zweite Tasche von Maria mitschleppen. Er sieht wie ein Weihnachtsbaum aus.

    Nach halber Stunde Pause gehen wir weiter. Etwa 10Min später sollen wir den alternativen Weg finden. Anweisungen von Eric: junge Bäume und Fußspuren im Schnee. Wir sehen ihn gleich und folgen den Weg. Überall liegt ca 3 Meter Schnee. Der Hang, den wir hochwandern sollen sieht ziemlich steil aus. Marek kommt mit seinen langen Beinen sehr gut voran. Ich versuche mit ihm Schritt zu halten. Marie und Frankie laufen im Schneckentempo. Marek bietet sich an Maries Rucksack mitzunehmen. Frankie sieht sehr dankbar aus und fühlt sich gleich erleichtert.

    Wir befinden sich jetzt in der Mitte des steilen Hangs. Es ist besser nicht nach unten zu schauen. Die Fußspuren im Schnee biegen an einer Stelle links ab. Es sieht ziemlich gefährlich aus. Marek hat Angst vor einer Lavine. Ich vorm Absturz. Ohne Ausrüstung, Stöcke fühle ich mich unsicher und verliere schnell Gleichgewicht. Ich rutsche immer wieder aus. Ich muss eine kurze Etappe auf allen Vieren klettern. Ohne Handschuhe kann ich bald meine Finger nicht mehr spüren. Panik breitet sich aus. Ich fange an zu jammern. Mein Bruder beruhigt mich und hilft mir beim Klettern. Dann erreichen wir Bäume an denen wir uns festhalten können. Es geht weiter. Wir folgen den Fußspuren und plötzlich verkrampft sich mein Knie. Ich kann nur sehr schwer vorankommen. Es tut hölisch weh. Marek nimmt auch meinen Rucksack um mich zu entlasten. Nach 10 Minuten ist der Krampf vorbei und ich kann zum Glück normal weiter laufen. Was für eine Schnapsidee, schimpfe ich mit mir selber. Wir hätten lieber umdrehen sollen. Jetzt geht's leider nicht mehr. Marie und Frankie haben wir längst aus der Sicht verloren. Hoffentlich schaffen sie es auch nach oben.

    Es fühlt sich wie Ewigkeit an, aber der Gipfel ist nicht mehr weit. Da stehen zwei Leute und ein Hund. Der bellt uns an. Sie wandern in die andere Richtung als wir. Ich kann mir gar nicht vorstellen diesen Weg nach unten zu laufen. Um 12:00 sind wir oben. Valbona Pass 1790 m. Erleichtert und glücklich, dass uns nichts passiert ist. Wir genießen die Hammer Aussicht in alle Himmelsrichtungen und essen zu Mittag. Wir sorgen uns um M+F. Wo sind sie denn geblieben. Nach etwa 30 Min können wir Personen unten zwischen den Bäumen erkennen. Es sind die 4 Mädels aus dem Guesthouse und M+F. Gefolgt von einem einheimischer Guide, der ein Pärchen aus Deutschland begleitet. Sie sind gut ausgerüstet. Eins von den Mädchen wurde beim Hochklettern von einem großen Stein in den Arm getroffen. Zum Glück ist es nicht gebrochen. Sie wird von den anderen verarzt und ruht sich aus. Alle sind sich einig, dass diese Wanderung sehr anspruchsvoll und gefährlich sei.

    Nach 45 Min wollen wir zwei weiter laufen. Der Weg auf der anderen Bergseite ist auch voll mit Schnee bedeckt. Wir laufen, oder besser gesagt gleiten wie auf Skier nach unten. Es ist anstrengend. Ab und zu bleiben wir im Schnee stecken. Es ist schwer den Weg zu erkennen, weil alle Markierungen im Schnee verschwunden sind. Wir hoffen, dass der eisige Weg bald aufhört. Davon können wir nur träumen. Mehr als 60% des Wanderwegs ist unterm Schnee. Jetzt am Ende Mai. Wer hätte es gedacht. Es gibt auch Spuren von Lavinen - zerstörte Bäume und Erdrutsch. Drüber müssen wir klettern.

    Gegen 15:00 erreichen wir den Wald und der Weg ist frei vom Schnee. Hurra. Endlich können wir entspannter laufen. Unsere Beine fühlen sich jedoch sehr schwach an. Wir wollen einfach in Theth ankommen und die durchgetränkten Schuhe ausziehen. Immer wieder machen wir eine Pause und warten auf M+F. Sie sind die letzten und machen überall tausende Bilder. Es nervt uns langsam. Gegen 18:00 erreichen wir das verschlafene und das meist abgeschottete Dörfchen Albaniens, Theth.
    Read more