• Berg der Kreuze

    May 20 in Lithuania ⋅ 🌬 20 °C

    Knapp vier Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt ist der Parkplatz vom Info-Center am Berg der Kreuze. Das Gelände selbst ist kostenfrei zugänglich, parken können wir ohne zeitliche Beschränkung für drei Euro.

    Die Bezeichnung "Berg" der Kreuze ist etwas übertrieben, genaugenommen misst der Doppelhügel, der uns erwartet, ganze zehn Meter in der Höhe. Pilger stellen hier heutzutage die Kreuze auf, dabei ist die Wallfahrt individuell und an keine Termine gebunden. 

    Das Ganze hat aber einen politischen Hintergrund. Im 19. Jahrhundert sollen die Bewohner der Umgebung begonnen haben, auf dem Hügel Kreuze für ihre bei den Aufständen getöteten Angehörigen aufzustellen. 1900 standen 150 und 1940 etwa 400 Kreuze auf dem Hügel. Viele zurückgekehrte politische Gefangene errichteten weitere Kreuze. Dadurch wurde der Ort zu einem Symbol gegen die kommunistische Herrschaft der Sowjets in Litauen, was zu mehreren Zerstörungsaktionen durch die  politischen Herrscher führte. Letztlich waren diese erfolglos und die Zahl der Kreuze wuchs.

    Anfang der 1990er Jahre wurde von Studenten der Universität Vilnius ein Versuch unternommen, die Zahl der Kreuze, die sich inzwischen auf einer Fläche von einem Hektar neben dem Hügel ausbreiten, zu bestimmen. Bei 50.000 Kreuzen haben sie zu zählen aufgehört. Nicht mit einbezogen wurden damals die kleinen Kreuzanhänger und Rosenkränze, die an größeren Kreuzen hängen.

    Der Gang über die Kreuzhügel mit den vielen Seitengängen ist unbeschreiblich. Fotos können weder die Masse noch die beklemmende Atmosphäre darstellen. Für uns ein sehr eindrückliches Erlebnis! 

    1993 besuchte Papst Johannes Paul II. den Kreuzhügel und beauftragte den Franziskaner-Orden mit der Betreuung des Wallfahrtsortes und dem Bau eines Klosters, das im Juli 2000 eingeweiht wurde. Es dient als Noviziatshaus für angehende Mönche. Wir als Besucher gelangen nur in den Gebetsraum.

    Schließlich sind wir wieder am Parkplatz und starten in östlicher Richtung nach Biržai. Am Ende der Fahrt - nach gut 100 Kilometern - stehen wir vor einem geschlossenen Campingplatz und in einer Stadt, die uns so gar nicht zusagt. Wir beschließen, nochmal 70 Kilometer weiterzufahren und verlassen Litauen. Die Grenze zu Lettland ist nur an der Beschilderung erkennbar. Die Nacht wollen wir in der Nähe von Bauska verbringen.
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