• Das Bein tut wieder weh

    17 juli 2022, Tyskland ⋅ ☀️ 23 °C

    Weiter ging es auf den Westerwaldsteig. Und zwar ab in den Geopark Westerwald. Die ersten Kilometer durch die Karstgebiete mit den Schluchten und Höhlen waren ein Traum für mich als Geologen. Aber durch die fiese Blase lief es oder viel mehr ich einfach nicht rund. Daher machte ich in Breitscheid eine frühe Mittagspause.

    Die Hütte befindet sich direkt an einer aktiven Doline. Eine Doline ist eine Geländeform der Karstlandschaft und entsteht wenn eine Karsthöhle einbricht und der so entstehende Krater bis an die Oberfläche reicht. Jetzt war es an dem Tag so, dass zwei Männer des SAH (Spelälogische Arbeitsgemeinschaft Hessen) das gute Wetter nutzten um die Doline von Müll zu befreien. So kamen wir ins Gespräch und mir wurde das zugrundeliegende knapp 2 km lange Höhlensystem unterhalb von Breitscheid erklärt. Kurze Zeit später kamen noch 4 andere Wander:innen an der Hütte an und machten dort ebenfalls Pause, als die beiden Höhlenforscher aufgeregt um meine Hilfe als Geologe baten. Ich sollte mir mal etwas anschauen. Also runter in die Doline. An der tiefsten Stelle hatte sich eine neue Öffnung gebildet, die Zugang zur Höhle erlaubte. Ich sollte dann einschätzen, wie diese Stelle abzusichern sei. Zum einen ist das überhaupt nicht mein Fachgebiet, zum anderen gebe ich keine Abschätzung ab, die versicherungsrelevante Folgen für mich haben könnte. Also sagte ich nur, dass die Doline vermutlich immer weiter einbrechen wird (das haben die so an sich) und dass die Stelle von einem Experten abgesichert werden müsse. Das war aber wohl auch alles, was die beiden wissen wollten. Wieder oben in der Hütte wurde ich dann noch von einer Wanderin und ihrem Mann gefragt, warum deren Brunnenbohrung im Garten noch kein Wasser fördere. Ich sei ja Geologe und könne das einschätzen...Nein, das kann ich natürlich nicht. Für so eine Einschätzung brauchen Geolog:innen eine Vielzahl an Informationen über den genauen Standort. Irgendwann zogen aber alle ab und ich konnte in Ruhe meine Pause machen und dann weiter laufen.

    Durch die Blase schien mein ganzer Bewegungsapparat gestört gewesen zu sein. Ich merkte irgendwann etwas, was ich seit rund 1000 km nicht mehr gespürt hatte. Die Knochenhautentzündung oder zumindest die Vorstufe in Form einer Reizung war wieder da. Da hilft nur direkt Pause machen. Die nächste Hütte war aber noch 10 km entfernt. Der Weg dahin sollte mich noch über eine Umleitung und die Fuchskaute führen. Das war mir eindeutig zu weit. So entschied ich die Fuchskaute auszulassen und direkt zur Hütte zu laufen. Das waren immer noch 6 km. Und dann hatte ich doch tatsächlich etwas Glück. Ich lief an der Grillhütte von Rehe vorbei. Und da blieb ich dann auch. Und auf der Rückseite entdeckte ich sogar eine funktionierende Steckdose. Um diese zu nutzen musste ich zwar ein kleines Podest bauen, aber immerhin Strom.

    Heute laufe ich übrigens wieder fast komplett schmerzfrei. Macht euch also keine Sorgen.
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