NST Thruhike 2022

April - October 2022
A 186-day adventure by robin the hood
  • 131footprints
  • 3countries
  • 186days
  • 1.0kphotos
  • 19videos
  • 1.8kkilometers
  • Vorstellung

    August 5, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 22 °C

    Moin moin und hallo,
    Ein paar Menschen haben sich ja bereits auf mein Profil verirrt. Da dachte ich, es wird mal Zeit mich und mein Vorhaben entsprechend vorzustellen.

    So ziemlich genau vor einem Jahr bekam ich Wind vom NST und war direkt Feuer und Flamme. Der Weg, die Idee, die Community haben mich einfach begeistert. Und so setzte sich mehr und mehr die Idee durch, den Trail zu Thruhiken. Die Idee war also geboren und ganz plötzlich war auch das perfekte Zeitfenster da. Im April schließe ich nämlich mein Studium ab und eine kleine (oder größere) Auszeit nach der Pandemie haben wir wohl eh alle verdient.

    Studiert habe ich übrigens Geologie. Einmal Deutschland zu Fuß zu durchlaufen und bewusst wahrzunehmen, wie sich die Landschaft, die Gesteine verändern, könnte man also fast schon als berufliche Fortbildung bezeichnen. Worauf ich hinaus aus will, das Draußensein gehört für mich einfach dazu.

    Und so habe ich schon viele Wanderungen (und ein paar Radtouren), ob kurz oder lang, mit oder ohne Übernachtung, mal mit mal ohne Begleitung erlebt. Trotzdem ist der NST eine ganz neue Dimension für mich.

    Am 15.04 soll es nun auf Sylt losgehen. Zunächst werde ich noch von meiner Freundin begleitet, aber spätestens ab Flensburg werde ich solo unterwegs sein. Wobei ich fest davon ausgehe, immer mal wieder eine Begleitung zu haben, ob Freunde, zufällige Begegnungen oder Menschen aus der Community.

    Meine Ausrüstung steht soweit und ist auch entsprechend erprobt. Lighterpack sagt mir mein Baseweight liegt aktuell bei 8,4 kg. In meinem Rucksack trägt sich das hervorragend.

    Und sonst? Keine Ahnung, die Vorfreude, die Aufregung steigen immer mehr. Abhilfe schaffen zwar noch Wochenendtouren, also letzte Trainingstouren, aber ich sehne mich nach meinem Start.

    Ich freue mich euch auf meine Reise mitzunehmen, auf eine regen Austausch und vielleicht auf das ein oder andere Treffen.

    Liebe Grüße,
    Opi (mein 1A Trailname) oder einfach Robin
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  • Day 1

    Und so beginnt es also...

    April 15, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 7 °C

    Heute beginnt also meine Reise auf dem NST. Lange habe ich darauf hingefiebert und jetzt, ganz plötzlich, ist der Tag da. Begriffen habe ich es wohl noch nicht. Das wird bestimmt noch ein paar Tage oder vielleicht auch Wochen dauern...

    Seit gestern bin ich schon auf Sylt. Aber was heißt eigentlich ich? Ich habe nämlich das große Glück, dass mich ein paar meiner besten Freunde auf den ersten Tagen begleiten werden. Zu viert sind wir auf dem Campingplatz Mühlenhof in Morsum untergekommen. Dieser Platz ist dabei nur zu empfehlen! Ein sehr netter Empfang, moderne Sanitäranlagen und ein Schietwetterraum, also die ehemalige Kneipe, in der wir jeden Abend im warmen Karten spielen können.

    Den nördlichsten Punkt erreichen wir gegen 11:30. Meine Freunde überraschten mich noch mit einer Flasche Sekt und dann sollte es eigentlich auch schon losgehen. Naja, zumindest nach unserem Frühstück in den Dünen. Achja, als wir in Richtung Trailhead liefen, entdeckten wir noch einen Schriftzug im Sand. Und tatsächlich, dort stand, dass sich wohl heute noch zwei auf den NST begeben haben. Tobi und Zeni hatten sich im Sand verewigt. Und schon wurde mein Name daneben geschrieben. Ich hoffe, das war okay so. Bald hatten wir die beiden auch eingeholt. Sie laufen eine Woche auf dem NST. Unsere Geschwindigkeit passte nicht ganz und so zogen wir weiter. Ich hoffe ich sehe die beiden aber nochmal wieder!

    Für uns ging es am Strand immer weiter bis zum Roten Kliff. Das Rote Kliff ist übrigens ein so genannter Geschiebelehm oder Moräne. Diese Ablagerungen sind Zeugen der Eiszeiten von vor 300.000 bis 126.000 Jahren als Norddeutschland unter einer kilometerdicken Eisdecke lag.

    Und wo wir schon bei Geologie sind. Der NST ist übrigens der einzige Fernwanderweg in Deustchland, der jedes Jahr länger wird. Am Ellenbogen landet nämlich der Sand der jedes Jahr vor Westerland und Kampen aufgespült wird, damit der Strand erhalten bleibt, der sonst schon lange wegerodiert wäre. Tja, die Eingriffe des Menschen in die Natur eben...

    Dann ging es noch über die Uwe-Düne nach Kampen zum Bus und dann zurück nach Morsum. Wir lassen es erstmal langsam angehen.
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  • Day 2

    2. Tag

    April 16, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 9 °C

    Der zweite Tag begann in Kampen bei allerbesten Wetter. Also, ab ins Meer eine Runde schwimmen gehen! Und auch ganz schnell wieder raus, denn das Wasser hatte nur 8 Grad.

    Anschließend sind wir auf die Ost-Seite der Insel gewechselt. Und das kann ich nur jedem NSTler empfehlen. Entlang des Wattenmeeres ging es mal direkt durchs Reed, mal oben auf dem Grünen und Weißen Kliff entlang bis zum Morsumkliff. Kurz: Wunderschön!

    Das Morsumkliff ist übrigens das geologische Highlight auf der Insel. Die rote Farbe kommt übrigens vom Limonit, einem Eisenerz. Die Sedimente des Kliffs sind übrigens die ältesten auf Sylt mit ca. 4-6 Mio. Jahren. Da war hier auch schon ein Meer, nur wahrscheinlich ohne Watt.

    Auf dem Weg zum Campingplatz gab es dann noch ein verdientes Stück Kuchen. Damit ist Sylt geschafft und es geht morgen runter von der Insel.
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  • Day 3

    Ein Tag voller Ereignisse und Begegnunge

    April 17, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 11 °C

    Besser Spät als nie möchte ich von unserem dritten Wandertag berichten. Aber fehlende Netzabdeckung und vielleicht auch etwas Bequemlichkeit hielten mich davon ab hier schon früher zu berichten.

    Früh morgens (für mich ist das 8:30) ging es mit dem Zug nach Klanxbüll. Von dort aus konnten wir dem wirklich toll ausgeschildertem Weg folgen. Aufs Navi musste ich tatsächlich nie gucken! Bei NST-Hütte 1 wollten wir dann eigentlich frühstücken, aber die war schon von einer Vogelmama besetzt. Da wir nicht stören wollten ging es eine Parallelstraße weiter auf eine Bank. Den nächsten Wander:innen würde ich aber empfehlen bis zu Kirche in Rodenäs zu laufen. Dort gibt es eine schöne Picknickbank mit Zugang zu Wasser und dem was einer Hiker-Dropbox wohl am nächstem kommt: die Wunderkiste. Hier können alte, aber noch intakte Sachen deponiert und so verschenkt werden. Ideal für uns Wander:innen, wenn ein Ausrüstungsgegenstand doch nicht passt.

    Kurz nach der dänischen Grenze gegen Mittag in Aventoft breiteten wir uns einmal über den kompletten Parkplatz der Kirche aus um unsere Sachen zu trocknen. Bei den Temperaturen und der Witterung ist Kondeswasser wirklich die Hölle! Tja, so schnell wird aus einem Hikertrash.

    Dann ging es entlang weiter über viel Asphalt in Richtung Süderlügum. An einer unscheinbaren Kurve wurden wir dann von zwei Radfahrern angesprochen ob wir als Pfadfinder (wer sollte sonst wandernd durch die Landschaft ziehen) nicht eine gute Tat vollbringen und einem feststeckenden Kälbchen helfen wollen. Ein Blick über dem Straßengraben offenbarte das Problem. Ein Kälbchen steckte mit den Vorderbeinen bis zum Hals im Schlamm uns sah schon ziemlich fertig aus. Der Bauer war zum Glück schon unterwegs und mit vereinten Kräften konnten wir das Kälbchen aus dem Schlamm ziehen. Nach zwei Tritten des Bauern sprang das Kälbchen zum Glück wieder auf. Die Tritte waren übrigens überhaupt nicht schön anzusehen. Da haben wir wieder gesehen, dass ein Tierleben für manche Menschen doch nur Kapital ist...

    Kurz vor Süderlügum erfolgte dann noch eine Begegnung der besonderen Art. Ein leicht (vielleicht nicht ganz so leicht) alkoholisierter Wanderer überlegte sich uns anzuschließen und mit mir nach Süden zu wandern. Nach ein paar gemeinsamen 100 Metern verließ er uns aber wieder.

    Auch einer meiner Freunde verließ uns für den Abend. Sein Schlafsetup war nicht ausreichend für die angesagten Nachttemperaturen (0 Grad). Er kam recht günstig auf einem Reiterhof unter. Zu dritt zogen wir dann zum Treckingplatz weiter.

    Und zu Dritt sollten wir aber nicht lange bleiben. Denn Zeni und Tobi, die wir schon auf Sylt getroffen hatten, erwarteten uns bereits am Treckingplatz. Der Platz ist übrigens der absolute Hammer! Während wir noch gemeinsam zu Abend aßen, gesellte sich noch Philipp dazu. Er fährt gerade mit dem Rad von Münster bis nach Norwegen und anschließend wieder bis nach Ibiza. Beim benachbarten Jugendwaldheim durften wir noch Wasser nachfüllen und noch viel besser, wir durften deren Feuerstelle benutzen! So hatten wir noch unser kleines privates Osterfeuer und einen wunderschönen Abend, den ich so schnell nicht vergessen werde.

    Die Nacht wurde dann übrigens auch richtig kalt. Das Kondenswasser im Zelt war am nächsten Morgen gefroren, also waren es wohl wirklich 0 Grad. Wir haben aber alle hervorragend geschlafen und auch nicht gefroren. 2-3 Grad kälter sind mit meiner Ausrüstung wohl noch drinnen.

    So genug geschrieben für den Tag, aber es ist eben auch viel passiert.
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  • Day 4

    Verschätzte Kilometer

    April 18, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 13 °C

    Die Kalte Nacht war gut überstanden und der Kumpel der auf dem Pferhof übernachtet hatte war mit Frühstück auf dem Weg zu uns (in Süderlügum hatten alle Geschäfte am Ostersonntag und Ostermontag offen!). Zudem sollte es eigentlich eine entspannte Etappe von nur 15 km bis zum Campingplatz Mitte in Medelby werden. Die Sonne kam auch direkt raus. Also sollte es ein super Tag werden.

    Wir frühstücken alle gemeinsam auf der Insel und packten dann ganz langsam unsere Sachen. Zeni und Tobi beschlossen ebenfalls den nahe gelegen Campinplatz anzusteuern. Wir hatten uns dort einen Wohnwagen gemietet, die beiden eine Ferienwohnung. Um 12:00 ging es dann erst los, nachdem wir uns von Philipp verabschiedeten und ihm noch viel Glück auf seiner Reise.

    Im Wald sind wir dann erstmal direkt abgebogen und steckten ganz kurz im Moor fest...inklusive nasser Socken. Irgendwann waren wir dann aber wieder auf dem dem NST und es ging zügig weiter. Um Westre herum konnte ich noch fleißig Wegsticker verteilen.

    Als wir dann in Ladelund ankamen und auf dem Wegweiser sahen, dass unser Tagesziel jetzt noch 15 km entfernt war, wussten wir, wie hatten irgendwas bei der Etappe durcheinander gebracht. Also mussten wir richtig Gas geben um bis 18:00 auf dem Campingplatz zu sein. Dann schließt hier nämlich die Rezeption.

    Der Weg bedeute vor allem viel Asphalt. Außer in Königsacker. Da fürt der Weg über Wiesen und einen Pferdehof. Zumindest sollte er so verlaufen. Als wir dort ankamen, sagten uns nämlich die sehr freundlichen und interessierten Besitzer, dass es diesen Weg gar nicht gibt - alles Privatbesitz. Der NST muss also umgeleitet werden.

    Ob es die Mischung aus zu viel Asphalt, Moorwasser in den Schuhen, Sand von Sylt oder die ungeplanten Kilometer waren, wissen wir nicht, aber zwei von meinen Begleitern liefen sich ordentlich Blasen an den Füßen. Dem Dritten ist das Knie angeschwollen. So entschieden wir uns dafür einen Zero-Day einzulegen. Ich wollte die anderen nicht noch weiter quälen. Wandern soll ja immer noch Spaß machen. Also geht es am Mittwoch weiter nach Flensburg.

    Im Nachhinein hätten wir es wie Zeni und Tobi machen sollen, die ja dank mir die gleiche falsch geplante Etappe liefen. Die beiden hielten nämlich irgendwann einen Traktor an, der sie zum Campingplatz fuhr.

    Tja, nicht jeder Tag verläuft eben perfekt. Ich bin mir aber sicher, dass morgen besser wird! Und ganz ehrlich, heute zu entspannen und die Füße hochzulegen tut auch mir richtig gut. Unser gemieteter Wohnwagen ist pbrigens zum Hikertrash-Paradies geworden, siehe Video.
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  • Day 6

    Flensburg

    April 20, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 13 °C

    Nach einem wunderschön entspannten Zero-Day sollte es ca. 26 km bis Flensburg gehen. Da meine Freunde um 16:15 ihren Zug erwischen mussten, sollte es schon früh um 7:00 losgehen. Aber die Rezeption des Campingplatzes öffnete erst um 8:00. Doch zum Glück helfen Wander:innen einander aus! Zeni und Tobi wollten erst nach 8:00 starten und erklärten sich bereit, auch unsere Übergabe des gemieteten Wohnwagens zu übernehmen. Nochmal vielen Dank!

    Und ein kleiner Nachtrag zum Campingplatz: unsere Nachbarn auf dem Platz, waren tatsächlich die beiden Radfahrer:innen, die uns wegen der Kuh angesprochen hatten. Wir konnten den beiden also noch berichten, dass es dem Kalb gut ging.

    Bis Flensburg flogen die Kilometer nur so dahin. Ich hatte mir eigentlich gewünscht, dass wir länger unterwegs gewesen wären, denn es waren erstmal die letzten Kilometer mit meinen Freunden.

    Und dann haben wir fast einen wichtigen Punkt verpasst: die ersten 100 km auf dem NST. Passen dazu drückten mir meine Freunde einen Klopfer in die Hand. Muss ich jetzt eigentlich alle 100 km einen trinken?

    Kurz danach sahen wir dann wieder ein Kälbchen. Diesmal nicht in Not, aber dafür wohl nur ein paar Minuten alt! Ohne Klopfer hätten wir vielleicht die Geburt gesehen...immer dieser Alkohol.

    In Flensburg hatten wir dann noch fast zwei Stunden, wo wir auch nochmal Zeni und Tobi trafen. Mit der Übergabe war wohl alles gutgegangen. Aber auch die Zeit in Flensburg war viel zu schnell um, und unter Tränen verabschiedeten wir uns am Bahnhof. Und Soulboy hat ganz recht, die Momente, wenn einen die geliebten Menschen wieder verlassen, sind die härtesten. Zusammen können wir aber jetzt auf eine wunderschöne Wanderwoche zurückblicken, in der wir von der Nord- bis zur Ostsee gelaufen sind! Hammer!

    Abends hatte ich dann übrigens die perfekte Ablenkung, dank des perfekten Trailangels Penny. Nicht nur durfte ich beim ihm schlafen, sondern auch Gast bei einer Grill-Geburtsttagparty sein. Und ganz nach dem Motto: Keine Termine und leicht einen sitzen, schlief ich hervorragend in einem richtigem Bett ein.
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  • Day 7

    Der E1...

    April 21, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 12 °C

    ...oder ein Tag voller Wiedersprüchlichkeiten

    Geweckt wurde ich heute morgen gegen 6:00 von Penny. Also nicht von Penny, sondern von der gleichnamigen Katze Penny. Um 6:00 gibt es für Penny nämlich immer Frühstück. Da ich leider kein Frühstück hatte, musste kraulen herhalten. Das schien okay zu sein und so schlief ich nochmal bis 8:00 weiter.

    Und dann wurde ich von Penny geweckt. Diesmal nicht die Katze. Das Frühstück für mich war angerichtet. Bei Brötchen, Rührei und Kaffee konnte ich noch ordentlich Kraft tanken. Dann musste ich mich auch schon verabschieden, ich wollte ja noch ein bisschen wandern. Auch hier nochmal Penny: Vielen vielen Dank, dass ich bei dir unterkommen durfte! Ich hatte einen klassen Abend und habe hervorragend geschlafen. Spätestens, wenn du in Bonn bei deinem NST-Thruhike durchkommst, werde ich mich revanchieren!

    Der Tag hatte also wunderbar begonnen. Was sind dann die Wiedersprüche? Nun ja, ich möchte mit dem E1 selbst beginnen. Direkt hinter Flensburg warten wunderbare Landschaften auf einen. Aber gelaufen wird durchgehend auf Asphalt. Das Naturschutzgebiet Obere Treenelandschaft gehört zu den bis jetzt besten Abschnitten des NST's. Zum Glück läuft eine asphaltierte Straße hindurch. Zum einem konnte ich mich also kaum satt sehen, zum anderen verfluchte ich den Belag auf dem ich lief. Und das waren teils nagelneue Straßen...

    Das zweite war das Wetter. Ich hatte den ganzen Tag Sonne pur. Und genauso den Wind. Dadurch wechselt es gefühlt alle 5 Minuten zwischen: mir ist zu warm, mir ist zu kalt, ich mach die Jacke auf, ich mach sie zu, ich setzt die Mütze auf, ich setz sie wieder ab, usw.

    Und der dritte Punkt: ich laufe ab jetzt alleine. Ich hatte einen super Tag. Die Kilometer schmolzen nur so dahin, die Landschaft war Klasse, ich bin richtig eingelaufen, auch an der Ausrüstung passt alles, aber ich merke auch, dass es mir fehlt, all dies mit meinen Freunden die mich die letzte Woche begleitet haben zu teilen. Alleine zu wandern bedeutet eine Umstellung für mich, an die ich mich noch gewöhnen muss.

    Oh man, jetzt liest sich der Footprint irgendwie recht negativ. So ist es aber gar nicht gemeint. Es ist jetzt einfach anders und ich weiß, morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!
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  • Day 8

    Trailmagic

    April 22, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 11 °C

    Anders kann und will ich diesen Tag nicht benennen! Aber der Reihe nach.

    Die Nacht auf dem Campingplatz Süderholz war bitter kalt. Dabei war die Nacht mit 5 Grad doch eigentlich gut aushaltbar. Es hieß also auf Spurensuche zu gehen. Was war anders als in den schon deutlich kälteren überstandenen Nächten?

    1. Das Zelt: die letzte Woche hatte ich mit meiner Freundin in einem einwandigen Zwei-Personen-Zelt übernachtet. Ab jetzt schlafe ich in meinem Lanshan 1. Vielleicht hatte ich es zu hoch aufgebaut und der Wind zog rein. Also für die kommenden windigen Nächte, tiefer abspannen.

    2. Und wie so oft, ich selbst: Ich war gegen 16:00 am Campingplatz und hatte schon gegen 17:00 gegessen. Ins Bett bin ich erst gegen 22:00. Eigentlich kein Wunder, dass mir kalt war. Mein Körper hatte nicht genug Treibstoff um mich warmzuhalten. Also für die kommenden kalten Nächte, erst kurz vorm schlafen und vor allem ausreichend essen!

    Und noch zwei Sachen zum Campingplatz. Ich musste eine Duschmarke für eine dauerhaft warme Dusche bezahlen, die ich jetzt immer noch mit mir rumschleppe. Also, die Duschmarke versteht sich. Naja, dann ist sie jetzt eben ein Andenken/Glücksbringer. Und als ich fragte, ob ich mein Handy kurz im Waschraum laden könne, wurde mir nochmal 3€ für einen Stromanschluss berechnet. Für die kommenden Hiker:innen, auf ungefähr gleicher Höhe, direkt auf dem Trail liegt eine Pilgerhütte des Ochsenwegs. Damit seid ihr besser bedient.

    Das Wandern, der Tag heute, der Weg, war einfach wunderschön. Es lief sich hervorragend. Mir war total egal, dass ich wieder auf Asphalt lief. Die Endmoränenlandschaft zwischen Flensburg und Schleswig ist traumhaft. Und dann ganz plötzlich, und ich wollte es erst nicht glauben, lief ich durch den Wald! Auf Waldwegen! Und das immer wieder.

    Und kurz vorm Idstedter See, der übrigens wunderschön ist, erreichte mich eine Nachricht von Tobi und Zeni. Die beiden wollten mich in Schleswig zum Essen einladen! Und natürlich sagte ich zu. In meiner ersten Woche auf dem Trail habe ich die beiden immer wieder getroffen und sie sind schon eine Art Trailfamily geworden. Ich freute mich also wahnsinnig. Und Schleswig passte auch. Ich hatte nämlich Mittags entschieden den Campingplatz Haithabu anzulaufen.

    Als ich dort jedoch anrief um einen Zeltplatz zu reservieren, wurde mir gesagt, dass der Platz keine Tagesgäste mehr annimmt, nur noch Dauercamper. Nein, keine Ausnahme, kein einzelner Wanderer, kein Ein-Personen-Zelt. Als ich dann auf Schleswig zulief überlegte ich wo ich denn schlafen sollte. Kurz vor Schleswig gibt es noch Hütten, aber dann müsste ich nach dem Essen wieder zurücklaufen. Die nächsten Schlafmöglichkeiten liegen erst wieder ein gutes Stück hinter Schleswig. Was also tun?

    Auf einem Sportplatz ganz knapp auf Schleswiger Stadtgebiet traff ich dann auf Tobi und Zeni und bei einem Kaffee beratschlagten wir uns. Dann griff Tobi kurzerhand zum Telefon und organisierte, dass ich hinter der Ferienwohnung, in der die beiden derzeit abgestiegen sind, mein Zelt aufschlagen durfte. Und ich bekam sogar noch den Schlüssel für mein eigenes Klo. Einfach Wahnsinn oder eben Trailmagic.

    Und genau da liege ich jetzt auch. Übrigens pappesatt von dem unglaublich leckeren Essen! Ich hatte hier wieder einen super Abend.

    Tobi und Zeni, danke euch! Ihr habt mir meinen NST-Thruhike schon jetzt extrem versüßt. Ich hoffe wir sehen uns nochmal wieder und wir laufen noch ein paar Kilometer zusammen!
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  • Day 9

    Die Magie Schleswig-Holtsteins

    April 23, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 12 °C

    In Schleswig hatte ich eine wunderbar warme Nacht und dann wurde ich auch noch von Zeni und Tobi mit einem Kaffee geweckt. Ein gelungener Start in den Tag also. Doch kurz darauf hieß es Abschied nehmen von den beiden. Ein letztes Bild und ich trottete wieder allein weiter. Eine gewisse Melancholie machte sich breit.

    Das ganze erreichte dann ihren Höhepunkt als ich am Campingplatz Haithabu ankam, der mir einen Schlafplatz verwehrte. Anscheinend hatte ich mich so aufgeregt, dass ich doch tatsächlich eine Abzweigung verpasste. Der Fehler war zum Glück schnell bemerkt und so ging es zügig zur überlaufenden Wikingersiedlung. Da war mir aber zu viel los und außerdem hatte ich Hunger.

    Und nach der Stärkung sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Der Weg entlang am Selker Noor entschädigte für den wuseligen Vormittag. Und hier musste ich dann auch tatsächlich meine Wanderstöcke auspacken. Die Knie wollen ja geschont werden, immerhin brauche ich die noch ein paar Kilometer.

    Kurz hinter dem Noor ging es dann zur Selker Mühle, wo der E1 durch die Mühle, durch eine Holztreppe führt. Hatte ich so auch noch nie. Dann folgte ich dem ersten Hohlweg des NST. Hohlwege sind immer ein Anzeiger, dass dieser Weg schon seit hunderten von Jahren Menschen benutzen. Diese Wege entstehen schlicht dadurch, dass sie begangen werden, von Mensch und Tier. Und beim Tier vor allem von Pferden und von Pfersen gezogene Kutschen.

    Der Weg spuckt einen dann irgendwann in eine hügelige Graslandschaft (Endmoränenlandschaft) die durchzogen ist von alten Alleen mit noch älteren, korrigiert Eichen. Und hier hat es nich einfach umgehauen. So hatte ich mir Schleswig-Holtstein nicht vorgestellt. Aber ich kam aus dem Staunen einfach nicht mehr raus.

    Als ich dann irgendwann doch weiter kam, erreichte ich die Hüttener Berge. Ein weiteres Kleinod hier oben im Norden. Schon 1904 vom Ackerland in einen Wald umgewandelt. Und hier können soagr Wander:innen und Mountainbiker:innen friedlich auf getrennten Trails koexistieren.

    Mein Tagesziel war dann der Rammsee, mit einer super Hütte zum übernachten. Der Rammsee ist, wie so viele Seen hier oben, ein Toteissee und damit ebenfalls ein Überbleibsel der letzten Kaltzeit. Abgetrennte Eismassen blieben in Hohlformen während des Rückzugs der Gletscher vor Ort und schmolzen erst viel später. In den so präservierten Hohlformen konnten die Seen entstehen.

    Also ich in der Hütte ankam, Zug noch kräftig der Wind direkt rein. Also baute ich mein Zelt auf um entsprechend geschützt zu sein. U d als ich fertig war, war auch der Wind fertig und es war absolut windstill. So spielt das Leben manchmal.
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  • Day 10

    Viel Wind um nichts

    April 24, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 10 °C

    Der Tag begann schon früh, als mich die Wildgänse und Enten auf dem Rammsee weckten. Und das war auch gut so, denn ich hatte mir vorgenommen bis hinter Eckernförde zu einem Campingplatz zu laufen. Und das eigentlich nur wegen der warmen Dusche, die ich auch bitter nötig hatte.

    Als ich dann fast alles zusammengepackt hatte, kamen noch die Besitzer der nahegelegen Försterei vorbei. Dort hatte ich mich gestern Abend still und heimlich vorbei geschlichen, damit ja niemand mitbekommt, dass ich in der Hütte pennen wollte. Die beiden begrüßten mich dann netz und sagten noch: Hätten wir mitbekommen, dass du hier schläfst, dann hätten wir dir Kaffee vorbeigebracht. Auch das gibt es in Deutschland.

    Als ich dann weiterzog, zog auch kräftig der Wind an. So blieb ich nicht lange auf den höchsten Bergen der Gegend, dem Heidberg, wo ich mich zwei Seiten hinter WWW im Gipfelbuch verewigen konnte, und dem Aschberg, wo ich mich zwischen einem viel zu teuren Panorama Hotel und eine viel zu imposanten Statue von Bismarck eh nicht so wohl fühlte. Nur der kalte, drückende Wind sollte mich noch den ganzen Tag begleiten.

    Zu Feiern gab es aber doch noch etwas. 200 km auf dem NST, natürlich wieder mit Klopfer. Übrigens so ziemlich genau auf der 200 km Marke steht ein hölzerner Strommast mit der Nr. 2. Zufall? Ich glaube nicht!

    Der Weg bis nach Eckernförde, war bis auf das Wittenseer Moor nicht sehr schön. Wo war nur die Magie von gestern hin? Die hatte sich wohl einfach ganz auf Eckernförde konzentriert. Mit dem Windebeyer Noor wurde es nämlich wieder wunderschön. Auch Eckernförde selbst hat mir gefallen. Und vor allem, dass hier der Supermarkt auch Sonntags offen hat!

    Mit frischen Vorräten ging es dann an der Eckernförder Bucht entlang. Hier verläuft der E1 übrigens etwas komisch und man läuft steile Pfade in eine Siedlung hoch anstatt weiter an der Promenade entlang. Die Entstehung der Eckernförder und des anliegenden Noor ist übrigens ähnlich abgelaufen, wie bei den skandinavischen Fjorden, nur andersrum. Der ausschürfende Gletscher kam nicht vom Festland sondern über die Ostsee.

    Dann nach 35 km kam ich endlich am Campinplatz an, nur um festzustellen, dass meine warme Dusche höchstens lauwarm wurde. Manchmal steckt man eben einfach nicht drinnen. Abends im Zelt wurde es dann auch richtig kalt und ich musste ein paar Sachen mehr anziehen. Mollig warm eingepackt schlief ich dann über YouTube ein. Das W-Lan hier läuft im Gegensatz zu Dusche nämlich auf Hochtouren.
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